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Was wäre die Erde ohne den Mond, ihren nächsten Trabanten? Seit Jahrhunderten spekulieren Philosophen wie Forscher über den Einfluss des Mondes auf das Leben unserer Erde, schreiben die Menschen dem Mond besondere Kräfte zu. Mondkalender raten dazu, Pflanzrhythmen und die eigene Lebensweise den Mondphasen anzupassen; wissenschaftliche Spekulationen über Helium-3-Reserven nähren die Zukunftshoffnung auf unbegrenzte Energien. Taugt der Mond, 40 Jahre nach der ersten bemannten Mondfahrt, immer noch zur Projektionsfläche unserer Wünsche, Ängste und Hoffnungen? Mit einer Fülle von Material aus…mehr

Produktbeschreibung
Was wäre die Erde ohne den Mond, ihren nächsten Trabanten? Seit Jahrhunderten spekulieren Philosophen wie Forscher über den Einfluss des Mondes auf das Leben unserer Erde, schreiben die Menschen dem Mond besondere Kräfte zu. Mondkalender raten dazu, Pflanzrhythmen und die eigene Lebensweise den Mondphasen anzupassen; wissenschaftliche Spekulationen über Helium-3-Reserven nähren die Zukunftshoffnung auf unbegrenzte Energien. Taugt der Mond, 40 Jahre nach der ersten bemannten Mondfahrt, immer noch zur Projektionsfläche unserer Wünsche, Ängste und Hoffnungen? Mit einer Fülle von Material aus verschiedensten Epochen und Kulturen führt Bernd Brunners originell illustriertes Mondbuch durch die Geschichte unserer Beziehung zu dem unbelebten und doch so geheimnisvollen Trabanten. Er erzählt von den abenteuerlichen Theorien über seine Entstehung, vom Mond der Schriftsteller, Astrologen und Astronauten, von Mondguckern, Mondsüchtigen und esoterischen Praktiken. Ein reich bebildertes, ebenso unterhaltsames wie informatives Mond-Lesebuch.
Autorenporträt
Bernd Brunner studierte in Berlin und Seattle und lebt heute als freier Autor in Istanbul. Sein Buch 'Bears. A brief history' wurde in den USA enthusiastisch gefeiert und schaffte es auf die Buchempfehlungsliste der 'New York Times'. Seit knapp zehn Jahren schreibt er vielbeachtete, höchst unterhaltsame und international erfolgreiche Bücher an der Schnittstelle von Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, u.a. über die Kunst des Liegens, die Erfindung des Weihnachtsbaumes, die Faszination des Mondes und die Beziehung von Mensch und Bär.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2011

Steckrübengrüße an die Seleniten
Der literarischen Phantasie um Längen voraus: Bernd Brunner sichtet Mondmythen

Mit dem Mann im Mond ist nicht zu spaßen. Wer ihn etwa, berichtet der grönländische Geisterbeschwörer Migssuarnianga, in seinem unfassbar dreckigen Haus auf dem Mond besuchen will, muss erst mal an einer Reihe äußerst bissiger Hunde vorbei. Und selbst dann noch bekommt man es mit einem äußerst cholerischen Wesen zu tun, das nur besänftigt werden kann, wenn man ihm anbietet, die Behausung gründlich zu säubern. Dann aber, so Migssuarnianga, werde auch deutlich, was den Mondmann so verstimmt: Durch ein Loch in seinem Fußboden beobachtet er das Treiben der Menschen, und wenn einer von ihnen grob gegen Sitte und Anstand verstößt, dreht sich ein über dem Loch angebrachter Felsen von selbst und quietscht dabei so schrill, dass es nicht zum Aushalten ist.

Der Grönlandforscher Knud Rasmussen zeichnete diese Geschichte bei den Inuit auf, und Vorstellungen, die sich wie diese an den Mond knüpfen, kennt jede Kultur auf Erden. Nur dass sie bei allen Ähnlichkeiten, die sich aus denselben Wahrnehmungsphänomenen speisen, eben auch so große Unterschiede aufweisen, dass es reizvoll wäre, aus den jeweiligen Mondmythen eine vergleichende Völkerkunde zu versuchen: Sage mir, wie du zum Erdtrabanten stehst, und ich sage dir, wer du bist.

Ansätze dazu birgt Bernd Brunners nun auch auf Deutsch erschienenes Buch "Mond. Die Geschichte einer Faszination", das der Autor selbst aus dem englischen Original übertragen hat. Es ist eine Tour de force durch alles, was das Verhältnis zwischen Mensch und Mond ausmacht, lässt Wissenschaft, Dichtung und Mythen gleichberechtigt nebeneinander auftreten und trägt erfreulich viel Disparates herbei. Dass sich die Forschungsgeschichte nicht von der Darstellung populärer Vorstellungen über die Beschaffenheit des Trabanten trennen lässt, wird rasch deutlich, und auch, dass es mitunter die ernsthaftesten Wissenschaftler sind, die besonders kuriose Projektionen entwickeln, die den literarischen Phantasien oft um Längen voraus sind, wenn es um die Beschreibung selenitischer Lebensformen geht. Da werden ganze Städte mit dem Fernrohr beobachtet, aus wechselnden Farbschattierungen wird auf das lunare religiöse Leben geschlossen, und auch die Kontaktaufnahme sollte, folgt man nur den Forschern, kein Problem sein: Wie wäre es mit der Anlage riesiger Bauwerke - zur Not auch Steckrübenfelder -, deren Umriss eine für intelligente Seleniten leicht zu entschlüsselnde Botschaft darstellt?

Was es aus der Sicht heutiger Astrophysiker zum Mond zu sagen gibt, referiert Brunner auch: Wie ist der Trabant entstanden, wann und auf welche Weise nehmen wir sein Licht wahr, welche Wärme strahlt er ab, und wie beeinflussen irdische Beschaffenheiten all dies? Welche Hürden waren auf dem Weg zur ersten Mondlandung zu nehmen, und welche Pläne bestehen gegenwärtig für weitere Expeditionen mit diesem Ziel?

Dass Brunner dabei aus einer reichen Materialsammlung schöpft, ist unübersehbar, allerdings auch, dass er es manchmal dabei belässt und das Gefundene hintereinanderstellt, ohne groß zu gewichten oder zu gestalten. Da folgt ein Forscher auf den anderen, ein Entwurf lunaren Lebens auf den nächsten, so dass man zwar nie an der Fülle des Gebotenen zweifelt, wohl aber mitunter an der Relevanz in diesem speziellen Zusammenhang.

Schwerer wiegt, dass der Autor andererseits überflüssig viel von dem erläutert, was die von ihm zitierten Gewährsleute eigentlich recht klar gesagt haben, oder Dinge breittritt, die man sich so schon gedacht hatte. Muss man denn der immerhin interessanten Beschreibung, wie Philipp IV. von Spanien bei dem Astronomen Langrenus eine aufwendige Mondkarte bestellt und dabei auf die Benennung von topographischen Punkten nach seiner Familie besteht, noch hinterherschicken, dass der König damit "offenbar die Hoffnung" verknüpfte, "dass sie seine Wichtigkeit unterstreichen und ihm sogar Unsterblichkeit verleihen würde"? Dass der bekannte Naturfreund Thoreau oft "ganz bewusst vor der Zivilisation" floh oder dass die von Jägern benutzten Nachtsichtlinsen eine "Technik" darstellen, "die die Sicht stark verbessert" - welcher Leser braucht dieses Insistieren?

Solche Stilmerkmale wären kaum erwähnenswert, wenn sie sich nicht durch das gesamte Buch zögen. Wer sich daran aber nicht stört, wird immerhin fortwährend zur vertiefenden Lektüre der Quellentexte angeregt werden. Und dies ist nicht das Schlechteste, was man über eine populärwissenschaftliche Darstellung sagen kann.

TILMAN SPRECKELSEN

Bernd Brunner: "Mond". Die Geschichte einer Faszination.

Verlag Antje Kunstmann, München 2011. 280 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sehr zufrieden ist Tilman Spreckelsen mit Bernd Brunners Buch über den Mond. Er lobt das Werk als einen wahren Parforceritt durch die Thematik, bei dem Wissenschaft, Dichtung und Mythen kommen gleichberechtigt zu Wort kommen. Spreckelsen schätzt den Materialreichtum des Buchs und das breite thematische Spektrum: neben Mondmythen verschiedener Völker und der Anbetung des Mondes in der Dichtung findet er darin die Geschichte großer Astronomen und Forscher. Nicht zuletzt wird auch das Wissen heutiger Astrophysiker referiert. Bisweilen kann sich Spreckelsen nicht des Eindrucks erwehren, es mit einer Aneinanderreihung von Forschern, Ideen etcetera zu tun zu haben. Ein wenig vermisst er die Gewichtung und Gestaltung des ausgebreiteten Materials. Alles in allem hat das Werk jedoch einen positiven Eindruck bei ihm hinterlassen, zumal es Lust auf eine eingehendere Lektüre der Quellentexte macht.

© Perlentaucher Medien GmbH