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Als Richter der Wahrheit verschrieben - privat ein notorischer Ehebrecher. Wie entkommt Daniel Savage, der dunkelhäutige Held in Tim Parks neuem Roman, dem Dilemma zwischen Hautfarbe, Doppelmoral und Karriere?
Daniel Savage ist Richter Ihrer Majestät. Spezialität: Vertrackte Strafverfahren vor dem Hintergrund der multikulturell eingefärbten englischen Vorstädte. Ein Teil jener unordentlichen Gegenwart ist Richter Savage selbst: dunkelhäutig, mit einer englischen Klavierlehrerin verheiratet, Vater zweier Kinder und, im Kontrast zu seinem der Wahrheitsfindung verschriebenen Beruf, ein…mehr

Produktbeschreibung
Als Richter der Wahrheit verschrieben - privat ein notorischer Ehebrecher. Wie entkommt Daniel Savage, der dunkelhäutige Held in Tim Parks neuem Roman, dem Dilemma zwischen Hautfarbe, Doppelmoral und Karriere?
Daniel Savage ist Richter Ihrer Majestät. Spezialität: Vertrackte Strafverfahren vor dem Hintergrund der multikulturell eingefärbten englischen Vorstädte. Ein Teil jener unordentlichen Gegenwart ist Richter Savage selbst: dunkelhäutig, mit einer englischen Klavierlehrerin verheiratet, Vater zweier Kinder und, im Kontrast zu seinem der Wahrheitsfindung verschriebenen Beruf, ein notorischer Lügner. Nun aber hat er, nach diversen Seitensprüngen, Frieden mit seiner Frau geschlossen. Den Kennerblick auf andere Frauen allerdings kann er sich nicht mehr abgewöhnen und die Stimmen aus seinem abgelegten Doppelleben wollen auch nicht verstummen.
Wie schon in Tim Parks letztem großen Erfolg Schicksal sind auch in seinem neuen Roman Familie, Ehe und die ihnen innewohnenden Zerstörungskräfte das Hauptthema. Der kluge Moralist unter den britischen Gegenwartsschriftstellern unterzieht diese Institutionen einem sehr unterhaltsamen literarischen Haltbarkeitstest.
Autorenporträt
Tim Parks, geboren 1954 in Manchester, lebt heute mit seiner Familie in Verona und lehrt an der Universität Mailand. Er schreibt regelmäßig für den New Yorker und die New York Times, ist ein profunder Kenner Italiens, hat bisher 14 Bücher veröffentlicht und zuletzt mit dem Roman "Stille" (Kunstmann 2006) einen großen Publikumserfolg erzielt.
Rezensionen
"'Doppelleben' ist nicht nur das Psychodrama über einen Mann, den die Sünden der Vergangenheit mit Gewalt einholen, sondern auch ein Psychothriller vom Feinsten. Alles an diesem Roman zeugt von einem Doppelleben: der Titel sowie die Erzählform, die Psychologie und Physiologie eines Romanhelden, der auch am Anspruch einer multikulturellen englischen Industriestadt scheitert." (Focus)

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Tim Parks Romane stellen für Ursula März ein "Musterbeispiel für die Quadratur des Kreises aus E- und U-Literatur" dar. Das Neben- und Ineinander moderner Erzähltechniken und reißerischer Themen wie Ehebruch, Sex-Skandal, Tod und Selbstmord, das Miteinander von Banalem und Tragischem ist typisch für Parks, meint März und gerät ins Schwärmen: Für sie ist Parks der Autor der Gegenwart, weil seine Bücher der Gegenwart ein Gesicht geben. In dieser Übereinstimmung von Zeit und Werk liegt für März die Stärke sowie "notgedrungen" auch die Schwäche von "Doppelleben", dem jüngsten Roman von Parks, der das skandalöse Liebesleben eines Richters aufrollt, eines "Fließbandarbeiters des Amourösen", wie März ihn nennt. Der Roman ist Parks-typisch aus der Innenperspektive des Richters geschrieben, der im Verlauf des Romans durch den Anruf einer Ex-Geliebten in seltsame Machenschaften gerät und am Ende Haus und Familie verliert. Das klingt nach klassischem Kriminal- oder Unterhaltungsroman, wird aber durch die Technik des inneren Monologs dicht an die Hysteriegrenze getrieben und verdichtet sich zu einer eindringlichen Persönlichkeitsstudie, versichert März, wobei nicht nur der Protagonist, sondern auch die Leser irgendwann den Überblick über die Ereignisse verlören. Klingt da doch ein bisschen Kritik mit?

© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.07.2003

Der einäugige Richter
Wir basteln uns eine Katastrophe: Tim Parks’ Roman „Doppelleben”
So viele Probleme, wie der Held von Tim Parks’ neuem Roman „Doppelleben” hat, bekommt man nicht einfach so. Ein Autor kann dabei helfen. Parks erzählt uns, wie der Richter Daniel Savage wieder und wieder die Menschen seiner unmittelbaren Umgebung angelogen hat: seine Frau Hilary, seine Kinder, seine Freunde und die Geliebten, mit denen er seine Frau betrügt. Seine Tochter hasst ihn, weil sie von seinen Eskapaden weiß. Ein protziges neues Haus hat Savage und seine Familie in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Aber erst, als der Richter auf sein früheres Leben zurückblickt, drückt ihn die Vergangenheit an die Wand.
Die Familie der Koreanerin Minnie Kwan hat von Minnies Affäre mit Savage erfahren und sie dafür verschleppt. Als Savage aus Interesse am Wohlergehen seiner früheren Mätresse ihrem Verbleib nachforscht, wird er zusammengeschlagen, verliert ein Auge und wacht erst nach ein paar Tagen aus dem Koma auf. Die Täter sind nur Savage bekannt. Wenn er Gerechtigkeit will, dann kann er sie nur erwirken, indem er sich zugleich vor seiner Frau und seinen Kindern schuldig bekennt. Es ist also ein klassisches Dilemma, mit dem der spektakuläre Fall des Richters beginnt.
Schwungräder der Komödie
Nicht nur in dieser Ausgangssituation ähnelt Tim Parks „Doppelleben” Philip Roths Roman „Der menschliche Makel”. Die Helden beider Bücher sind schwarz, erscheinen nach außen aber – aufgrund von Amt, Lebenswandel, relativ heller Hautfarbe und glatter Lügen – als Weiße. Beide sagen sie die Unwahrheit, um selbst zu bestimmen, wer sie sind. Während aber Roths Roman seine Kraft aus der Wut auf die „political correctness” zog und den Leser regelrecht mitnahm, fehlt Parks’ Roman diese Wucht. Er scheint von kaum etwas inspiriert, weder von großem sozialem Engagement, noch von Verliebtheit, Bekenntnisdrang, einer fixen Idee oder schierem Ehrgeiz, noch von der Matrone unter den Musen, der schieren Wut. „Doppelleben” liest sich wie das Ergebnis einer sehr ausgetüftelten Arbeitsanstrengung. Die Materialien, die dabei zur Verwendung kamen, sind alle noch einzeln sichtbar: das Ehedrama, das Gerichtsdrama, das Drama um die Rassenzugehörigkeit. Sie sind die Angeln, um die sich alles drehen soll, um eine bittersüße menschliche Komödie in Schwung zu halten.
Die Gerichts- und die Ehegeschichte setzt Parks geschickt miteinander in Beziehung. Sie machen das Doppelleben des Richters aus. Der Roman demonstriert, wie Probleme dadurch unlösbar werden können, dass niemand sie in die öffentliche Sphäre trägt. Der öffentliche Prozess vor Gericht macht den Konflikt (wenn schon nicht das Wissen um die Wahrheit) allen zugänglich, und erst dadurch wird er real im Sinne eines sozialen Ereignisses, und es kann gelingen, dritte Instanzen schlichten oder entscheiden zu lassen. Das Berufsleben des Richters Savage funktioniert nach dieser Logik, und zwar gar nicht schlecht. Im Gerichtssaal sitzt er auf dem richtigen Stuhl.
Zuhause jedoch wird über die Eheprobleme beharrlich geschwiegen. Savage sagt nichts, weil er davon ausgeht, dass seine Frau nichts weiß; sie sagt nichts, weil sie sich nicht dazu aufraffen kann, ihn wissen zu lassen, dass sie es weiß – und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Das beiderseitige Schweigen verspricht, die Probleme gar nicht erst real werden zu lassen. Es ist attraktiver als ein Partner für den anderen.
In diese übersichtliche Konstellation bringen die Themen Rasse – Immigration – Diskriminierung leider allzu wenig Unberechenbarkeit ein. Sie sind in „Doppelleben” präsent, ohne dass Parks ihr Potenzial wirklich nutzt. Es bleibt bei dem allzu simplen Schema, demzufolge diejenigen, die es in die englische Mittelklasse geschafft haben, die anderen auch dann ausbeuten, wenn sie selbst zu einer diskriminierten Gruppe gehören oder gehört haben. Tim Parks hat diese Schwäche seines Romans wohl gespürt und dem Richter Savage einen Freund namens Martin an die Seite gestellt, der als dicklicher Hamlet in eingetsreuten Monologen den Nihilismus predigt. Aber an Abgründigkeit gewinnt der Roman durch diese Passagen nicht viel.
Seine Stärken sind eher die Dialoge zwischen Mann und Frau, die Schilderung der Beziehung zwischen Eltern und Kindern, die Innenansicht einer Familie. Wie beispielsweise Savage mit seiner Tochter spricht und streitet, wie Hand und Gefühle ausgleiten, wenn sich Zuneigung und Aggression mischen, das zeigt die glänzende Beobachtungsgabe, von der Parks als Romanautor zehrt. Dieses Talent wäre womöglich erfolgreicher zum Tragen gekommen, hätte sich Parks in diesem Buch nicht so viel Gepäck aufgeladen. So aber lässt „Doppelleben” allzu viele Wünsche offen, und dazu kommt noch die Übersetzung. Sie ist so nachlässig ausgefallen, dass man fast schon wieder froh sein muss, dass ihr kein besserer Roman von Tim Parks zum Opfer gefallen ist.
KAI MARTIN WIEGANDT
TIM PARKS: Doppelleben. Roman. Aus dem Englischen von Michael Schulte. Carl Hanser Verlag, München 2003. 420 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Tim Parks ist ein glänzender Beobachter des modernen Lebens." (Marcel Reich-Ranicki)
"Dramatisch gewieft wie Javier Marías, rhetorisch brillant wie Philip Roth - und in jedem Detail durchdacht." (Elke Schmitter)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2003

Ehebruch und andere Zerstreuungen
Identitäten, aufgelöst wie Aspirin in Sodawasser: In seinem neuen Roman "Doppelleben" erzählt Tim Parks von der Unüberschaubarkeit der Sünden

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott bekanntlich sofort. Aber was ist mit den großen? Macht es überhaupt einen Unterschied, ob man seine Frau in zwanzig Ehejahren ein einziges Mal, zehnmal oder in Hunderten von Affären und One-night-stands betrügt? Und macht es die Sache besser, wenn man schließlich immerhin einen Teil der Wahrheit preisgibt? Läßt sich Betrug ab einem gewissen Grad überhaupt noch steigern?

In Tim Parks' letztem Roman, "Schicksal" (2001), brach das Verhängnis am Ende eines munter dahinplätschernden, ellenlangen ersten Satzes so unvermittelt über den Leser herein wie sich eine Raubkatze vom Ast fallen läßt. Ein Anruf informiert den Journalisten Christopher Burton vom Selbstmord seines Sohns. Doch damit nicht genug: "Es gibt keinen Grund mehr, sagte ich mir, schockiert von der Klarheit und Schärfe dieser jähen Erkenntnis und unter Umgehung all jener Gefühle, die man bei einem derartigen Verlust im ersten Moment erwarten würde, keinen einzigen Grund, warum du und deine Frau noch zusammenbleiben solltet, jetzt wo euer Sohn tot ist." Auch in "Doppelleben", dem neuen Roman des Briten, steht eine Ehe auf dem Spiel, doch diesmal ist ein Todesfall nicht der Auslöser, sondern das Ende vieler Probleme, und birgt unverhofft neue Perspektiven für den fragwürdigen Helden.

Daniel Savage weiß um die Wirkung von Oberflächen, hat ihm seine dunkle Haut doch bei einer steilen Karriere eher geholfen als geschadet. Schon der Vater zieht das charmante Adoptivkind brasilianischer Herkunft dem schwerfälligen leiblichen Sohn vor. Daniel wird betont englisch: Er besucht das angesehene Internat Rugby, studiert in Oxford, hat einen makellosen Akzent. Sein Ehrgeiz und die für seine Vorgesetzten politisch korrekte Annehmlichkeit, einen Dunkelhäutigen befördern zu können, tun ein übriges. Als wir ihm begegnen, ist Daniel gerade zum Richter am Crown Court einer namenlosen englischen Kleinstadt ernannt worden, wo er selbst in Fällen mit rassistischen Konnotationen unparteiische Strenge beweist. Richter Savage steht im Zenit seiner Laufbahn, besitzt alle Attribute eines erfolgreichen, gefestigten Lebens: Seine Frau Hilary ist Pianistin und Klavierlehrerin, die Kinder Tom und Sarah sind kurz davor, die Schule zu beenden. Just hat Daniel der Familie endlich ein Haus kaufen können, inklusive marmornem Kamin und einem gediegenen Steinway-Konzertflügel. Zwar hat Hilary einmal von seiner Untreue erfahren, die daraus resultierende Ehekrise ist jedoch beigelegt; der Umzug in das neue Domizil besiegelt den Pakt, Vergangenes ruhen zu lassen. Es scheint die Zeit gekommen, reinen Tisch zu machen, sich auf das Alter vorzubereiten, mit den Affären aufzuhören und das gute Gewissen, das bei einem Richter vorausgesetzt wird, nicht mehr nur vorzutäuschen.

Denn Daniel ist ein notorischer Fremdgeher. Während der typische Engländer nachmittags Tee trinkt, schreitet Daniel zur Tat - mit Anwältinnen, Sekretärinnen, weiblichen Geschworenen. Was die Sache kompliziert, ist perverserweise just Daniels Anständigkeit, der Wunsch, fortan den Gentleman zu geben. Nur so ist auch zu erklären, daß er sich bereit erklärt, die Koreanerin Minnie zu treffen, eine ehemalige Geliebte, die ihn am Telefon um Hilfe anfleht. Daniel ist nicht religiös, lebt aber aufgrund seines Berufs in der diffusen Erwartung, daß jeder irgendwann für seine Fehltritte büßen muß - auf Erden. Und so steht er im Geiste selbst dauernd vor Gericht, als sein eigener Angeklagter, der seltsamerweise nicht einmal versucht, sich zu verteidigen. Als er von Minnies Brüdern zusammengeschlagen wird, weil sie ihn für einen Zuhälter oder Schlimmeres halten, gehen alle anderen - seine Frau, die Polizei, die Presse - davon aus, daß es sich um einen Denkzettel für ein besonders hartes Urteil handelt. Doch anstatt sich erleichtert dem Schein zu fügen, sieht Daniel sich immer mehr verfolgt von den Geistern, die er rief. Während er vor Gericht über die Notwendigkeit von Familien philosophiert, findet er zuhause keinen Zugang mehr zu seiner Tochter. Die Frau seines besten Freundes sucht ihn zu verführen, nur um ihn anschließend bei Hilary anzuschwärzen. Seine mühsam errichtete Identität löst sich auf "wie ein Aspirin in Sodawasser". Wie unter Zwang betreibt der zufällige Held nun die eigene Demontage, eine Übersprungshandlung folgt auf die andere. Schließlich gesteht Daniel dem Inspektor die Wahrheit - und muß feststellen, daß der schöne Schein des Status quo selbst für die Polizei bequemer ist als seine Aussage. Der Zynismus hat gesiegt.

Tim Parks hat sich stets für die Prägung der Persönlichkeit durch die Umgebung interessiert. In den vorangegangenen neun Romanen war seine Lieblingskonstellation eindeutig der Brite in Italien - wohl auch, weil diese ihm selbst vertraut ist. Parks, 1954 in Manchester geboren, lebt seit über zwanzig Jahren in Italien, wo er an der Mailänder Universität lehrt, italienische Autoren wie Calvino, Tabucchi und Moravia ins Englische übersetzt und Bücher schreibt. Mit "Doppelleben" ist er thematisch ganz in seine Heimat zurückgekehrt und entwirft als Daniel Savage den Charakter eines Außenseiters, der sich trotz perfekter Integration auf die Robustheit seiner Identität nicht verlassen kann - wobei die Vermutung naheliegt, daß der Name "Savage", was im Englischen soviel wie primitiv, unzivilisiert und wild bedeutet, auch eine Anspielung enthält. Der Roman, eine geschickte und unterhaltsame, doch keineswegs leichtgewichtige Melange aus tiefschwarzer Gesellschaftskomödie, Familienroman und Thriller, beschreibt eine Stadt, wie es sie nicht nur in Großbritannien geben mag, in der das Nebeneinander der Kulturen Unbehagen erzeugt. Und er schildert eine Gesellschaft, in der sich das Private längst nicht mehr vom Öffentlichen trennen läßt.

Für dieses aktuelle Thema hat Parks, ohnehin ein eher prosaischer als poetischer Autor, eine passende Form gefunden, in der Handlung, Reflexion und wörtliche Rede nahtlos ineinanderübergehen. Der elegante Wortfluß des Originals wird im Deutschen allerdings durch Patzer der Übersetzung gestört. Da "besteigt" Daniel dann etwa sein Auto, das mit "Stundenkilometern pro Stunde" fährt. Die geschickte Verflechtung von Geschehen und Bewußtseinsstrom in "Schicksal" hatte Parks bereits den übersteigerten Vergleich mit Thomas Bernhard eingetragen. Auch hier besticht die gezielte Langsamkeit jener Passagen, in denen die Gedanken des Protagonisten kaum mit den Ereignissen Schritt halten können. "Es ist vollbracht, dachte er. Aus und vorbei. Wenn ich erst einmal allein bin, habe ich es nicht länger nötig, mich von den Geheimnissen der Menschen um mich herum quälen zu lassen, von ihren Bedürfnissen und der Art ihrer möglichen Beziehung zu mir. Arbeiten und, wenn es sich ergibt, eine kleine Affäre."

Die Wucht jedoch bezieht der Roman aus dem psychologischen, wenn nicht gar psychopathologischen Porträt seiner Hauptfigur, des Richters, der darauf wartet, selbst gerichtet zu werden, und kein mildes Urteil akzeptieren kann. Es zu fällen, überläßt Parks dem Leser. Zwar "gibt es kein Leben ohne Doppelleben. Und doch hat man irgendwann genug davon." Daniel Savage erfährt, daß nicht jeder damit aufhören kann.

Tim Parks: "Doppelleben". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Schulte. Verlag Antje Kunstmann, München 2003. 440 S., geb., 24,90 [Euro].

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