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Das wie eine Flamme kurz aufflackernde und wieder verlöschende Leben Mozarts wird von dem renommierten italienischen Historiker Piero Melograni auf fesselnde Weise in die politischen und sozialen Umwälzungen seiner Zeit eingebettet. Mozarts Schaffen vollzog sich zwischen Fürsten(miss)gunst, bedrohter Freiheit und den Ansprüchen des Publikums. Die glänzend erzählte Lebensgeschichte eines Genies - rechtzeitig zu Mozarts 250. Geburtstag.
Von den frühen Erfolgen als Wunderkind, das ganz Europa bereiste, bis zu seinem plötzlichen Tod mit nur 35 Jahren - kaum ein Leben ist stärker von Legenden
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Produktbeschreibung
Das wie eine Flamme kurz aufflackernde und wieder verlöschende Leben Mozarts wird von dem renommierten italienischen Historiker Piero Melograni auf fesselnde Weise in die politischen und sozialen Umwälzungen seiner Zeit eingebettet. Mozarts Schaffen vollzog sich zwischen Fürsten(miss)gunst, bedrohter Freiheit und den Ansprüchen des Publikums. Die glänzend erzählte Lebensgeschichte eines Genies - rechtzeitig zu Mozarts 250. Geburtstag.

Von den frühen Erfolgen als Wunderkind, das ganz Europa bereiste, bis zu seinem plötzlichen Tod mit nur 35 Jahren - kaum ein Leben ist stärker von Legenden verstellt als das Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 -1791). Doch die Faszination, die von Mozarts Lebensgeschichte ausgeht, ist so ungebrochen wie die Popularität seiner Musik.

Das reiche kulturelle, politische und gesellschaftliche Leben des 18. Jahrhunderts mit seinen Umbrüchen und Innovationen bildet den höchst lebendigen Hintergrund, vor dem Piero Melograni die persönliche und musikalische Entwicklung Mozarts entfaltet. Der Leser folgt der Chronologie von Mozarts Leben und begreift, wie es dazu kam, dass Mozart - anders als die großen Komponisten vor ihm - für einen sich allmählich herausbildenden Markt komponieren musste. Dabei kommen auch Ambivalenzen von Mozarts Persönlichkeit nicht zu kurz.

Diese Biographie richtet sich an Leserinnen und Leser, die eine frische und unterhaltsam zu lesende Auseinandersetzung mit Mozart im Kontext seiner Zeit suchen.
Autorenporträt
Piero Melograni, 1930 in Rom geboren, lehrte von 1971 bis 1996 als Professor für zeitgenössische Geschichte an der Universität in Perugia. Melograni zählt zu den führenden Intellektuellen Italiens. Zahlreiche zeithistorische Publikationen, darunter Faschismus, Kommunismus und industrielle Revolution" (1984), Der Mythos der Weltrevolution. Lenin zwischen Ideologie und Staatsräson 1917-1920" (1985) und Die Moderne und ihre Feinde" (1996).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.12.2005

Zwischen Ressentiment und Tränen
Grässliches Salzburg, enttäuschter Vater, rachlüsterne Schwester: Der Historiker Piero Melograni hat eine reiche, eindringliche Mozart-Biographie geschrieben
Um das Leben eines Genies so nacherzählen zu können, dass jede Phase interessant, jeder einstige Umstand aufschlussreich wirke, dazu bedarf es einer selbstverständlichen, aus tiefer Zuneigung herrührenden Vertrautheit. Freilich aber offensichtlich auch einer gewissen Distanz, ja Ferne. Kein Wunder, dass Söhne oder Töchter großer Gestalten kaum je mehr darzubieten wussten als Anekdotisches. Man kann sich nicht vorstellen, dass ein Sohn Shakespeares oder Goethes, ja auch der wahrhaft kluge und genialisch musikalische Sohn Bachs, Philipp Emanuel, eine wirklich triftige Beschreibung oder gar Deutung des Vaters hätten zuwege bringen können. Selbst die Kinder Thomas Manns waren offensichtlich zu einer umfänglichen Darstellung des übermächtigen Erzeugers weder fähig noch willens.
Darum ist es keineswegs ein Nachteil, dass Piero Melograni, der eine bemerkenswert eindringliche, ruhig berichtende, an Einsichten und Assoziationen reiche Mozart-Biographie vorgelegt hat, nicht etwa als deutscher Musikologe an seine Aufgabe heranging, sondern als italienischer Historiker schrieb. Melograni verfügt über die alte, uneitle Weltklugkeit der lateinisch-italienischen Kultur.
Was diese 350 Seiten umfassende Biographie so aufregend macht, ist ihre konkrete Welt-Fülle. Wer denkt sich wirklich etwas dabei, wenn er einmal mehr über die zahlreichen Wunderkind-Reisen nach Wien, Paris, London informiert wird, die den jungen Mozart berühmt machen sollten? Vater Leopold Mozart und das Kind beziehungsweise der Knabe Mozart mussten schon deshalb aus Salzburg herausdrängen, weil in ihrem Heimatort kein Theater zur Verfügung stand. Und es lag Leopold daran, in den Zentren der damaligen Musikwelt ein Beziehungsnetz aufzubauen.
Nur, wenn man „Reise” sagt, dann stellt sich der heutige Leser eine vielleicht drei Monate oder womöglich auch ein halbes Jahr dauernde, darum weiß Gott strapaziöse Vorbereitungen nötig machende Unternehmung vor. Doch Mozarts umfangreichste Reise nahm mehrere Jahre in Anspruch! Anderthalb Jahre hielt man sich in London auf. Und als man wieder zurück war, beim einigermaßen verdutzten, ja indignierten Salzburger Brotgeber, da stand eigentlich bereits die nächste Reise an. Dazu bedurfte es einer ausgeklügelten Logistik, die Leopold Mozart clever entwickelte. Er machte 1000 Gulden Schulden, er musste endlose Übernachtungen bei Freunden oder Aristokraten organisieren.
Die Einnahmen, wie sie durch solche Reisen und die mit ihnen verbundenen Auftritte erzielt werden konnten, waren völlig unvorhersehbar. Denn der junge Mozart versagte zwar kaum je als Spieler, Star oder gelegentlich auch als Zirkus-Clown. Er produzierte dann seine Klavierkunst unter einer Decke, so dass er die Tasten nicht erkennen konnte. Doch was er für seine Leistungen als Lohn erhielt, war ungewiss. Die Kinder Wolfgang und Nannerl erkrankten auch manchmal während der anstrengenden Kutschen-Strapazen. So bekam Wolfgang die Pocken in schwerer Form und war neun Tage blind.
Es gibt einige Leitmotive in dieser Biographie. Am vertrautesten: Mozarts Hass auf seine Vaterstadt. Von der großen Welt berauscht und fasziniert, findet er schlechthin alles an Salzburg grässlich: die Einwohner, die Art, wie sie reden, die Derbheit ihres Musizierens. Salzburg, behauptet er, hemme seine Lebenslust und seine Inspiration.
Das zweite Leitmotiv ist weniger selbstverständlich als der Hass eines jungen Genies auf die Enge seines Herkommens. Melograni schildert den Vater Mozarts als einen geizigen, pedantischen und umsichtigen Regisseur seines Sohnes, der es nicht zu ertragen vermag, dass dieser ihm entwächst. Natürlich hat Leopold im einzelnen, wenn er sich über Wolfgangs phantastische Pläne und aberwitzige Hoffnungen väterlich-welterfahren aufregt, durchaus recht. Doch wenn Melograni uns darauf hinweist, dass Leopold seinem Sohn, der nach Wien gleichsam emigriert war, wie zur Strafe für seine Widersetzlichkeit nicht die benötigte Garderobe nachschickt (so dass Mozart in Wien alles neu arbeiten lassen musste), wenn Melograni darüber staunt, dass dieser Raben-Vater nicht zur Premiere der „Entführung” nach Wien gefahren war, ja sogar die ihm vom Sohn zugesandte Partitur keineswegs öffnete, dann kommen wir kaum umhin, ein qualvolles Ressentiment zu ahnen beim enttäuschten Vater, der halt darunter litt, dass Mozart sich bei den schlamperten Weberischen offenbar glücklicher fühlte als unter der Aufsicht eines wohlmeinenden Despoten, dem er zu Hause anscheinend alles verdiente Geld abliefern musste. Denn der Vater hatte riesige Reise-Schulden zu begleichen.
Nur: Wenn dieser wahrlich bedeutende Musiker, Violinspiel-Theoretiker und Komponist Leopold Mozart dann während eines Wien-Besuchs beim langsamen Satz von Wolfgangs B-Dur Klavierkonzert, KV 456, einem namenlos schönen g-Moll-Andante, in Tränen ausbricht, dann werden wir wiederum irre an jener etwas wohlfeilen Ressentiments-These.
Melograni erweist sich als umfassend informierter Historiker. Dass die Salzburger sich mitunter einer derben Fäkalsprache zu befleißigen liebten, weiß alle Welt. Wie realistisch-krud die Menschen damals einander beurteilen konnten, dafür bietet unser Historiker verblüffende Zitate. Joseph II., der aufgeklärte und musikalische Wiener Monarch, der in Mozarts Leben eine wichtige Rolle spielte, musste aus politischen Gründen 1765 in eine Ehe mit Josepha von Bayern einwilligen. Er beschrieb sie folgendermaßen: „Sie ist von niedriger und untersetzter Gestalt und ohne einen Schatten von Schönheit. Ihr Gesicht ist von Flecken und Pusteln übersät. Die Zähne sind fürchterlich.” Immerhin, so Joseph, habe sie einen liebenswürdigen Charakter besessen.
Bei der Schilderung von Mozarts Wiener Opernkarriere erläutert Melograni umsichtig des Komponisten Schwierigkeiten und Erfolge. Wir erfahren auch, dass Mozart beim Treffen mit dem jungen Beethoven zunächst enttäuscht gewesen sei über dessen Spiel: „wirklich sehr graziös, aber zu mechanisch”. Doch der gekränkte Beethoven erheischte noch ein Thema zum Phantasieren. Und damit beeindruckte er Mozart nachhaltig.
Melograni bleibt nicht immer objektiv. Mozarts Schwester dämonisiert er förmlich. Dass die hochbegabte Nannerl, fünf Jahre älter als ihr Bruder, es gewiss nicht leicht verwand, vom Jüngeren rasch eingeholt, überholt und schließlich bis zur Bedeutungslosigkeit überschattet zu werden, können wir schon nachvollziehen. Ob Nannerl sich deshalb wirklich in regelrechte Rachegelüste, in „zunehmend feindselige Gefühle” gegen ihren Bruder hineinsteigerte, bleibt zumindest die Frage. Melograni legt dar, dass Nannerl nach dem Tod des Vaters ihre Rachegelüste befriedigen konnte. Er kommt zur Schlussfolgerung: „Danach beantwortete Mozart nur noch zwei Briefe Nannerls. In seinem letzten Brief vom 2. August 1788 deutete er an, dass er ihr vielleicht nie mehr schreiben würde. Und so geschah es.”
Derart zusammengefasst tönt es schon einleuchtend und schicksalhaft-fatal. Doch wenn man diesen „letzten Brief”, der nun zitiert sei, unmittelbar auf sich wirken lässt, dann fühlt man sich von Melogranis Konstruktion doch in die Irre geführt.
Mozart schrieb: „liebste schwester! Mit recht könntest du böse auf mich seyn! - wirst du es aber auch dann seyn, wenn du mit diesem Postwagen die Neuesten klavierstücke von mir erhaltest? - O nein! - dies wird hofentlich alles wieder ins geleise bringen. - da du überzeuget seyn wirst, daß ich dir gewis täglich alles mögliche gute wünsche, so wirst du auch darüber hinausgehen, daß ich mit meinem glückwunsche zu deinem Nammenstage etwas Späte nachhinke; - liebste Schwester ; - Ich wünsche dir vom ganzen Herzen, von ganzer Seele, alles das, was du dir selbst am ersprieslichsten zu seyn glaubest, und hiermit Punktum. - liebe Schwester! - du kannst nicht zweifeln daß ich viel zu thun habe - du weist auch recht gut daß ich zum briefschreiben etwas faul bin; -nemme es mir also nicht übel wenn ich dir selten schreibe; - dieses soll aber dich nicht abhalten, mir öfters zu schreiben; - so ungerne ich briefe schreibe, so gerne erhalte ich deren. - auch hast du mehr stoff zu schreiben als ich, da mich in Salzburg mehr Sachen intresieren als dich in Wienn. - ”
Steckt in diesem Brief wirklich ein eindeutiges, verbittertes Abschiednehmen-Wollen von der Schwester? Dass wäre Über-Interpretation. Freilich wissen wir sehr wohl, dass Spannungen bestanden. Nannerl hat sich nach Mozarts Tod höchst kritisch über die Schwägerin, aber auch abfällig über ihres Bruders Lebensführung geäußert.
Leider gibt es ein paar ärgerliche Druckfehler, verwechselte Jahreszahlen und Köchelverzeichnis-Nummern. Doch den Rang dieser jeden anteilnehmenden Leser ganz in ihre Welt hineinziehenden Biographie schmälern solche Kleinigkeiten nicht.
Dass Melograni den glanzvollen dramatisch-spekulativen Höhepunkt des ersten „Don Giovanni”-Finales für trübselig halten kann, erscheint freilich absurd. Es geht da um einen herausragenden Maestoso-Moment: „Viva la libertà” singen alle dramatischen Personen, (ausgenommen die an moralischen Deklamationen offenbar desinteressierte Zerlina). Mozarts Hymnus auf die „Freiheit” wird hier nicht weniger als achtmal emphatisch vorgebracht. Glanzvoll zwielichtig erscheint die Sache darum, weil die Singenden eine verschiedene Freiheit meinen! Don Giovanni beschwört seine sinnliche Freiheit, die schrankenlose libertà der Lust. Des Übeltäters Verfolgern und Gegnern, also Donna Anna, Donna Elvira und dem Don Ottavio, schwebt hingegen, wenn sie einstimmen ins „Viva la Libertà”, die sittliche Freiheit von aller Gewalt leuchtend vor der Seele. Und das soll trübselig klingen?
JOACHIM KAISER
PIERO MELOGRANI: Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Biographie. Aus dem Italienischen von Bettina und Sabina Kienlechner. Siedler Verlag, München 2005. 350 Seiten, 22 Euro.
Der junge Mozart versagte kaum je als Spieler, Star oder auch als Zirkus-Clown.
„liebste schwester! Mit recht könntest du böse auf mich seyn!”
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rundum gelungen findet Joachim Kaiser diese Mozart-Biografie des italienischen Historikers Piero Melograni. Er würdigt das Werk als "bemerkenswert eindringlich", "ruhig berichtend", und "an Einsichten und Assoziationen reich". Vor allem lobt Kaiser die "konkrete Weltfülle" dieser Biografie - etwa wenn Melograni anschaulich von den langen Reisen des Wunderkinds durch Europa mit Schwester Nannerl und Vater Leopold erzählt. Kaiser hebt eine Reihe von Leitmotiven hervor, die sich durch das Buch ziehen: der Hass Mozarts auf seine Vaterstadt Salzburg, der pedantische, geizige, aber umsichtige Vater, der es nicht erträgt, dass der Sohn ihm entwächst, und die rachlüsterne Schwester. Im Blick auf letztere hält Kaiser dem Autor allerdings eine Überinterpretation vor. Etwas bedauerlich findet er einige Druckfehler, verwechselte Jahreszahlen und verdrehte Köchelverzeichnis-Nummern. Doch die grundlegende Bedeutung dieser "jeden anteilnehmenden Leser ganz in ihre Welt hineinziehenden Biografie", resümiert Kaiser, "schmälern solche Kleinigkeiten nicht".

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