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Von Speer bis Erhard - die Macher des Wirtschaftswunders
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau - und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser 'Wundertäter', ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik.
'Arbeiten, anpacken, aufbauen' - dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands
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Produktbeschreibung
Von Speer bis Erhard - die Macher des Wirtschaftswunders

Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau - und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser 'Wundertäter', ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik.

'Arbeiten, anpacken, aufbauen' - dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands Wirtschaft auf den Trümmern des 'Dritten Reichs' wieder aufrichteten. Nina Grunenberg hat erstmals ihre Geschichte aufgeschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anfänge der Bundesrepublik erscheinen so in einem neuen Licht.

Die 'Wundertäter' - das waren selbstbewusste, kantige Gestalten, von den Erfahrungen des Krieges geprägt, zum Erfolg entschlossen. Die Tatsache, dass sie allesamt 'Männer mit Vergangenheit' waren, machte sie nach 1945 für den Wiederaufbau so wertvoll - und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, dass sie Karriere machten. Noch im Kaiserreich zur Welt gekommen hatten sie an der 'Heimatfront' für Hitlers Endsieg gekämpft. Nun arbeiteten sie am Wirtschaftswunder. Die Zahl der wirklich Einflussreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen.

Von A wie Abs bis Z wie Zangen - das Lebenswerk der 'Wundertäter' erfährt heute eine späte, unvermutete und unreflektierte Renaissance und wird von Politikern aller Couleur als vorbildlich gerühmt. Höchste Zeit also, sich der Hintergründe und tatsächlichen Gestalter des sogenannten Wirtschaftswunders zu erinnern, ohne die der wirtschaftliche Aufstieg nun einmal nicht zu haben war.

Die erste gut erzählte Geschichte des Wirtschaftswunders.
Autorenporträt
Nina Grunenberg, geboren 1936 in Dresden, zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und renommiertesten deutschen Journalisten. Seit 1961 gehört sie der Redaktion der "Zeit" an.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.11.2006

Wirtschaftsbuch
Die Netzwerke der Internierten
Wenn die Wachstumsraten niedrig und die Arbeitslosenraten hoch ausfallen, wenn das Land von höchster Stelle zum „Sanierungsfall” erklärt wird, dann gedeiht die Sehnsucht nach besseren Zeiten. Zwangsläufig rücken die Wirtschaftswunderjahre in den Blick, als angeblich alle anpackten, keiner jammerte und es auf scheinbar wundersame Weise immer nur bergauf ging. Nina Grunenberg, Hamburger Publizistin und langjährige Redakteurin der Zeit, fragt in ihrem neuen Buch nach den Männern hinter dem Wunder, nach ihren Ansichten, Verhaltensweisen und Motiven.
Als „Wundertäter” identifiziert sie neben Wirtschaftsminister Ludwig Erhard prominente Unternehmer wie Berthold Beitz (Krupp), Friedrich Flick, Josef Neckermann, Heinrich Nordhoff (Volkswagen), Ernst von Siemens, Hans Günter Sohl (Thyssen) sowie den Bankier Hermann Josef Abs – aber auch weniger Bekannte wie den Großindustriellen Willy H. Schlieker oder den Autounternehmer Carl Borgward. Anders als die Autorin glauben machen möchte, hat die neuere Zeit- und Unternehmergeschichte diese Personengruppe aber keineswegs ignoriert. Borgward etwa wurde 1955 das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Was zeichnet diese Wundertäter aus, ganz gleich ob Manager- oder Eigentümer-Unternehmer? Das „Planen in großen Dimensionen”, ein „drakonischer Managementstil”, der Hindernisse „mit Phantasie und Brutalität” überwand, der „unbekümmerte Umgang mit beträchtlichen Risiken” und schließlich die Fähigkeit, tragfähige Beziehungsnetze zu knüpfen, schreibt Grunenberg. So zynisch es klingen mag: Diese Qualifikationen hatten sich nicht wenige der Heroen des Wiederaufbaus bereits während des Dritten Reiches erworben, als junge und dynamische Mitarbeiter im Rüstungsapparat unter der Führung von Hitlers Architekt Albert Speer. Die Stunde null im Mai 1945 empfanden die meisten nicht als Chance zu moralischer Besinnung, sondern als Motivation, die Ärmel hochzukrempeln, einfach „da, wo wir aufgehört hatten, wieder anfangen”, wie Thyssen-Manager Sohl im Rückblick feststellte. Und bei denen, die von den Besatzungsbehörden inhaftiert und teilweise angeklagt wurden, löste die Haftzeit einen „ungemeinen Solidarisierungseffekt” aus. In den Internierungslagern wurden zum Teil jene „Netzwerke des Vertrauens” geknüpft, „auf die später in den Aufbaujahren Verlass war”.
Anfang der fünfziger Jahre begannen dann für die Wundertäter – wie für die meisten Westdeutschen – endlich die „herrlichen Zeiten”, die gegen Ende des Jahrzehnts schon wieder als Normalität empfunden wurden. Doch spätestens mit Beginn der sechziger Jahre, als mit den Unternehmern Borgward und Schlieker zwei Aufsteiger spektakulär scheiterten, kündigte sich das Ende dieser Ära an. Die neuen Männer wurden zwar oft noch von ihren Vorgängern ausgewählt, aber sie standen angesichts des sich ankündigenden Endes des Nachkriegsbooms vor gänzlich anderen Aufgaben: „Den Platz der Wundertäter nahm die Generation der Krisenmanager ein.”
Autorin Grunenberg zeigt sich am Ende beeindruckt von der „enormen Aufbauleistung” und zugleich erschreckt über die „völlige moralische Unempfindlichkeit” der von ihr untersuchten Unternehmergeneration. Spektakuläre Neuigkeiten werden indes nicht präsentiert, und mitunter hätte man sich gewünscht, die Autorin möge weniger von „unbesungenen Helden” und der „Faszination” eines Abs oder Siemens schwärmen und mehr nach den besonderen Verdiensten und Leistungen ihrer Wundertäter forschen, die ja alle vom allgemeinen Boom profitierten. Eine interessante und lehrreiche Lektüre bietet das Buch aber allemal.
Werner Bührer
Nina Grunenberg:
Die Wundertäter. Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942 bis 1966. Siedler Verlag, München 2006, 319 Seiten, 22,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2007

Männer mit Vergangenheit
Eine kritische Personalgeschichte des Wirtschaftswunders

Der rasche Wiederaufbau Westdeutschlands aus den Trümmern des "Dritten Reichs" erschien Zeitgenossen wie ein Wunder. Zu dessen Vater hat man Ludwig Erhard erklärt, der 1948 die Grundlagen für die Marktwirtschaft gelegt hatte. Das noch heute gängige Schlagwort vom "deutschen Wirtschaftswunder" ist jedoch älter. Der Publizist Hans Priester hatte es schon 1936 erfunden. Damals freilich war es auf den Aufschwung unter den Nationalsozialisten gemünzt. (Nur) Auf den ersten Blick wundersam erschien dann auch die kräftige Produktionssteigerung der letzten Kriegsjahre, zu der Albert Speer die Rüstungsindustrie trieb. Der Unterschied zwischen dem nationalsozialistisch gelenkten Wirtschaftsaufschwung der dreißiger Jahre und dem westdeutschen Aufschwung nach 1948 ist freilich entscheidend: Unter den Nazis diktierte die politische Führung, bei Erhard hingegen bestimmten der Markt und die Verbraucher, was produziert und wo investiert werden sollte.

Über den Systemwechsel hinweg gab es freilich Kontinuitäten, vor allem personelle. Etliche große Unternehmer, die sich um das sogenannte westdeutsche Wirtschaftswunder verdient machten, waren schon vorher in herausgehobener Stellung tätig gewesen, dem NS-Regime oft gefährlich nahe. Die Industriellen Friedrich Flick oder Alfried Krupp hatten am Krieg blendend verdient. Nach einer Zeit der Inhaftierung in alliierten Gefängnissen gelang es ihnen erstaunlicherweise, trotz teilweiser Enteignung und Zerschlagung ihrer Vermögen abermals an die Spitze der westdeutschen Reichtumspyramide zurückzukehren. Auf sie trifft die absichtlich schillernde Bezeichnung "Wundertäter" von Nina Grunenberg zweifellos zu. Als pauschalierende Anklage gegen die gesamte Unternehmergeneration der Aufbaujahre jedoch ist sie unhaltbar. Wenngleich Grunenberg um Differenzierung bemüht ist und auch NS-kritische Unternehmer wie Hermann Reusch in ihrer Darstellung nicht unterschlägt, erweckt ihre collageartige Personalgeschichte dennoch streckenweise den verzerrenden Eindruck, das westdeutsche Wirtschaftswunder baue organisch auf braunen Fundamenten auf.

So lautet eine These in dem Buch, die Persönlichkeiten des Wiederaufbaus hätten ihre entscheidenden Führungsqualitäten von 1942 an unter Speers Anleitung erlernt: "das Planen in großen Dimensionen, ein drakonischer Managementstil, der Hindernisse mit Phantasie und Brutalität überwand, und der unbekümmerte Umgang mit Risiken". Tatsächlich entstammten einige der energischsten Jungunternehmer diesem Stall, beispielsweise Willy H. Schlieker, der in den fünfziger Jahren als Stahlhändler in kurzer Zeit ein großes Vermögen machte, dann aber mit seiner Hamburger Werft finanziell Schiffbruch erlitt. Bei Speer hatte Geld keine Rolle gespielt, allein das materielle Produktionsergebnis zählte. Wenngleich wohl die Mehrheit der "Wehrwirtschaftsführer" keineswegs überzeugte Nationalsozialisten waren, sondern eher Opportunisten, wie Grunenberg schreibt, waren sie nach 1945 zunächst politisch diskreditiert. Doch die Entnazifizierung und die Entflechtungsbemühungen der Alliierten brachten vielen Unternehmern, die vom NS-Regime profitiert hatten, nur temporäre Rückschläge. Die alten Netzwerke der Schwerindustrie blieben intakt und festigten sich sogar noch.

Immer stärker blies aber der Wind des Wettbewerbs, den Erhard entfacht hatte. Er durchlüftete die ehemals in Kartellen organisierte Industrielandschaft an Rhein und Ruhr. Auf die Kohlekrise indes, die in den späten fünfziger Jahren begann, als das Erdöl preisgünstige Konkurrenz machte, hatten die Zechenherren jedoch keine Antwort. Die große Zeit der Montanindustrie war damit vorbei. Nicht die Politik, der Markt erzwang hier einen Wandel, der mit Subventionen allenfalls hinausgezögert werden konnte. In anderen Bereichen blühte die Deutschland AG, ein verfilztes Beteiligungsgeflecht zwischen Industrien und Banken. Grunenberg beschreibt höchst anschaulich, wie rastlose Manager vom Schlage eines Berthold Beitz oder Hans-Günther Sohl in der Stahlbranche gigantische Imperien schmiedeten. Sie taten dies mit einem allgemeinen Boom im Rücken, handelten jedoch auch strategisch besonders klug. Die von Grunenberg beschriebenen Netzwerke waren ihnen dabei behilflich. Damit der Leser bei der Vielzahl von Namen und Fakten den Überblick nicht verliert, ist Grunenbergs Buch mit einem lexikalischen Anhang mit Kurzbiographien von A wie Hermann Josef Abs (Deutsche Bank) bis Z wie Wilhelm Zangen (Mannesmann) versehen.

Insgesamt zeichnet Grunenberg ein facettenreiches Bild der etwa zwei Dutzend herausragenden Unternehmer der frühen Bundesrepublik. Das Buch liest sich flüssig und spannend, zuweilen aber wird die Analyse ökonomischer Zusammenhänge durch allzu flotte Formulierungen überdeckt. Obwohl die Autorin die Bedeutung des von Erhard angestoßenen Strukturbruchs erkennt, mag der Fokus auf wenige "Wundertäter" und betriebliche Entscheidungen doch das Verständnis des Aufschwungs nach dem Krieg eher ablenken. Die fundamentale Ursache des angeblichen Wunders war nicht der Tatendrang einzelner markanter Persönlichkeiten, sondern lag im neuen wettbewerblichen System, das wirtschaftliche Energien auf breiter Front freisetzte.

PHILIP PLICKERT

Nina Grunenberg: Die Wundertäter. Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942 bis 1966. Siedler Verlag, München 2006, 319 Seiten, 22,95 Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen skeptischen Blick wirft Werner Abelshauser auf Nina Grunenbergs Buch über die Führungselite der deutschen Wirtschaft, die sich noch im Dritten Reich unter Albert Speer formiert hatte, um nach dem Krieg die westdeutsche Wirtschaft zu leiten. Die Stilisierung jener Ingenieure und Manager als "Wundertäter" scheint ihm recht problematisch. Schon weil das für ihn ein Rückfall in eine Erzählung der Wirtschaftsgeschichte als Leistung großer Männer darstellt. Mehr noch aber, weil das Wirtschaftswunder der fünfziger Jahre nicht auf der Leistung einiger "Wirtschaftsführer" basierte, sondern auf der besonderen historischen Konstellation des Wiederaufbaus. Die von Grunenberg als "Wundertäter" gefeierten Männer waren seines Erachtens "lausige Unternehmer", die vom Wirtschaftswunder profitierten. Immerhin scheint Abelshauser der Interviewteil des Buchs "kurzweilig", auch wenn es nicht immer leicht sei, hier "die Spreu vom Weizen zu trennen".

© Perlentaucher Medien GmbH