Produktdetails
- Edition moderne koreanische Autoren
- Verlag: Pendragon Verlag
- Seitenzahl: 124
- Deutsch
- Abmessung: 215mm
- Gewicht: 294g
- ISBN-13: 9783865320063
- ISBN-10: 3865320066
- Artikelnr.: 13332752
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2005Lob der Neonlampe
Einsamkeitskraft: Kim Hyon-Seungs protestantische Poesie
Kim Hyon-Seung (1913 bis 1975) ist ein literarischer Vertreter eines koreanischen Protestantismus, der Parallelen zieht zwischen religiöser Suche und der "reinen Einsamkeit" des Schreibenden. Eine Phase der Glaubenskrise bildet nun die Grundlage einer Gedichtsammlung, die auf den Originalgedichtbänden "Die feste Einsamkeit" (1968) und "Die absolute Einsamkeit" (1970) beruht.
Die Einsamkeit des Schriftstellers ist dabei eher Existenzweise als ein nihilistisches Nichts. Gedichte wie "Nichtdasein", die eine Einheit von Dichtung, Idee und Leben implizieren, zelebrieren das Selbstverlorensein: "Wo bin ich. Weder bin ich in meinen harten Knochen, noch war ich in dem Augenblick, als der Regen auf die Straße fiel, unter meinem Regenschirm."
Seine protestantische Poesie ist eine Lyrik der Begrenzung, der Pflege und Sammlung der Wörter. Nach dem Tod Gottes möchte der Dichter, der einst "Lieder des Himmelreichs" sang, Verwalter und "Witwe meiner Sprache werden, die das ganze Vermögen der Sprache verkauft und mein letztes Schweigen beschützt". In den sechziger Jahren vollzog Kim eine Kehrtwende von göttlichen Konzepten hin zu einer Dichtung der dinglichen Manifestationen, die Moderne und Tradition luzide vereint. So beschwört er in "Die Neonlampe" jene "Farbe in der Röhre, gefüllt mit Milch, gemischt mit ein wenig Mondlicht der alten Zeit".
Im leitmotivischen Spiel der Verschleierung und Enthüllung von Hoffnung und Verzweiflung erweist sich der Autor als ein Chronist der Krise. Virtuos verwebt er innere und äußere Welt zu einem Universum aus Leere, Kälte, Schönheit und Illusion. Zwischen den Zeilen tritt der Konflikt zwischen Glauben und Wissen, Aktivität und Passivität, Freiheit und Gottesentfremdung zutage. Während die Zivilisationskritik von Lyriktexten wie "Das Lied Abels" oder "An das Zeitalter der Weltraumfahrt" etwas kulturpessimistisch klingt, überzeugt aber gerade seine scheinbar unpolitische und trugbilderreiche Jahreszeitenpoesie.
Im Spätwerk, das wieder um die Gottesdimension bereichert ist, kreisen seine Gedanken um Herz und Horizont, Meer und Melancholie. Reisephilosophische Texte handeln von Aufbruch, Abschied und Tod. In Gedichten wie "Am Ende auf der Erde" findet der Schriftsteller zu einer nunmehr jenseitsgerichteten Ästhetik der Stille zurück. So wird bei Kim die Einsamkeit zur Triebfeder und stilbildenden Kraft.
STEFFEN GNAM
Kim Hyon-Seung: "Der Mai Koreas". Gedichte. Aus dem Koreanischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Hyungok Bae, Michael Schnirel und Hadayatullah Hübsch. Pendragon Verlag, Bielefeld 2004. 128 S., geb., 12,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einsamkeitskraft: Kim Hyon-Seungs protestantische Poesie
Kim Hyon-Seung (1913 bis 1975) ist ein literarischer Vertreter eines koreanischen Protestantismus, der Parallelen zieht zwischen religiöser Suche und der "reinen Einsamkeit" des Schreibenden. Eine Phase der Glaubenskrise bildet nun die Grundlage einer Gedichtsammlung, die auf den Originalgedichtbänden "Die feste Einsamkeit" (1968) und "Die absolute Einsamkeit" (1970) beruht.
Die Einsamkeit des Schriftstellers ist dabei eher Existenzweise als ein nihilistisches Nichts. Gedichte wie "Nichtdasein", die eine Einheit von Dichtung, Idee und Leben implizieren, zelebrieren das Selbstverlorensein: "Wo bin ich. Weder bin ich in meinen harten Knochen, noch war ich in dem Augenblick, als der Regen auf die Straße fiel, unter meinem Regenschirm."
Seine protestantische Poesie ist eine Lyrik der Begrenzung, der Pflege und Sammlung der Wörter. Nach dem Tod Gottes möchte der Dichter, der einst "Lieder des Himmelreichs" sang, Verwalter und "Witwe meiner Sprache werden, die das ganze Vermögen der Sprache verkauft und mein letztes Schweigen beschützt". In den sechziger Jahren vollzog Kim eine Kehrtwende von göttlichen Konzepten hin zu einer Dichtung der dinglichen Manifestationen, die Moderne und Tradition luzide vereint. So beschwört er in "Die Neonlampe" jene "Farbe in der Röhre, gefüllt mit Milch, gemischt mit ein wenig Mondlicht der alten Zeit".
Im leitmotivischen Spiel der Verschleierung und Enthüllung von Hoffnung und Verzweiflung erweist sich der Autor als ein Chronist der Krise. Virtuos verwebt er innere und äußere Welt zu einem Universum aus Leere, Kälte, Schönheit und Illusion. Zwischen den Zeilen tritt der Konflikt zwischen Glauben und Wissen, Aktivität und Passivität, Freiheit und Gottesentfremdung zutage. Während die Zivilisationskritik von Lyriktexten wie "Das Lied Abels" oder "An das Zeitalter der Weltraumfahrt" etwas kulturpessimistisch klingt, überzeugt aber gerade seine scheinbar unpolitische und trugbilderreiche Jahreszeitenpoesie.
Im Spätwerk, das wieder um die Gottesdimension bereichert ist, kreisen seine Gedanken um Herz und Horizont, Meer und Melancholie. Reisephilosophische Texte handeln von Aufbruch, Abschied und Tod. In Gedichten wie "Am Ende auf der Erde" findet der Schriftsteller zu einer nunmehr jenseitsgerichteten Ästhetik der Stille zurück. So wird bei Kim die Einsamkeit zur Triebfeder und stilbildenden Kraft.
STEFFEN GNAM
Kim Hyon-Seung: "Der Mai Koreas". Gedichte. Aus dem Koreanischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Hyungok Bae, Michael Schnirel und Hadayatullah Hübsch. Pendragon Verlag, Bielefeld 2004. 128 S., geb., 12,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
" Rezensent Steffen Gnams feiert die späte Lyrik des koreanischen Dichters Kim Hyon-Seung als "leitmotivisches Spiel der Verschleierung und Enthüllung von Hoffnung und Verzweiflung". Virtuos verwebe Hyon-Seung in seinen Gedichten innere und äußere Welt zu einem Universum aus Leere, Kälte, Schönheit und Illusion. Die vorliegende Edition beruht den Informationen des Rezensenten zufolge auf zwei Originalbänden, die in den Jahren1968 und 1970 zuerst erschienen sind. Die darin enthaltenen Gedichte sieht der Rezensent im Wesentlichen um die "Gottesdimension" kreisen, um Meer, Melancholie, Aufbruch, Abschied und Tod. Gnam versteht die Gedichte deshalb auch als "Lyrik der Begrenzung" und "protestantische Poesie". Denn Kim Hyon-Seung zieht darin aus seiner Sicht Parallelen zwischen der religiösen Suche und der "reinen Einsamkeit des Schreibens". Auch Tradition und Moderne sieht der Rezensent in dieser Dichtung luzide vereint.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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