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Erzählungen über Lebenssituationen, die den Menschen an seine Grenzen bringen, die Vergangenheit und Zukunft verweben und die Frage nach Schuld oder Unschuld aufwerfen. Mit seiner assoziativen Sprache zieht Berndt Seite den Leser in seinen Bann.

Produktbeschreibung
Erzählungen über Lebenssituationen, die den Menschen an seine Grenzen bringen, die Vergangenheit und Zukunft verweben und die Frage nach Schuld oder Unschuld aufwerfen.
Mit seiner assoziativen Sprache zieht Berndt Seite den Leser in seinen Bann.
Autorenporträt
Berndt Seite, geboren 1940 in Schlesien, nach der Vertreibung und Flucht aufgewachsen in der DDR, wurde nach 1989 zum Seiteneinsteiger in die Politik. Von 1990 bis 1991 Landrat des Landkreises Röbel, 1991 bis 1992 Generalsekretär der CDU Mecklenburg-Vorpommern und von 1992 bis 1998 Ministerpräsident des Landes. Er lebt mit seiner Familie in Mecklenburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit Recht darf man den Ex-Politiker Berndt Seite inzwischen Schriftsteller nennen, findet Rezensent Frank Pergande, der auch in dem neuen, schön gestalteten Erzählband "N wie Ninive" viel Gutes entdeckt. Immer wieder stellt der Kritiker Seites politischen Hintergrund fest, den er etwa in der Geschichte "Auf dem Fluss", die in gewaltigen Bildern von Schuld ohne Selbstverschulden erzählt, registriert. Als literarisch wertvoll erachtet der Rezensent insbesondere die biblische Geschichte um Jona, die Seite als politischen Vorgang erzählt und dafür immer wieder Wörter und Wendungen aus dem Bereich der Politik nutzt. Nicht zuletzt lobt Pergande den ganz eigenen Ton des Autors, der ihm als gelungene Mischung aus "mecklenburgischer Erdenschwere" und luftiger Poesie erscheint.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2014

Jona geht ins Parlament
Berndt Seites neuer Erzählband "N wie Ninive"

Spätestens seit seiner Autobiographie "Schneeengel frieren nicht" wissen wir, dass Berndt Seite seinen Abschied aus der Politik als Befreiung wahrgenommen hat. Seite, Jahrgang 1940 und von Beruf Tierarzt, war Ministerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern, davor CDU-Generalsekretär in Schwerin und nach der Bildung der rot-roten Koalition 1998 noch ein paar Jahre lang einfacher Landtagsabgeordneter. Folgt man Max Webers Unterscheidung, so gehört Seite zu den Gesinnungsethikern. Mit der PDS etwa, wie sie damals noch hieß, konnte und wollte er keine Kompromisse machen. Er litt darunter, dass die SED-Erben immer mächtiger wurden. Etwas Entscheidendes aber hat der Dulder Seite der Politik doch zu verdanken: seine schriftstellerische Laufbahn. Denn die Erfahrungen in der Politik sind immer wieder Thema seiner Texte.

Der neue Band mit dem Titel "N wie Ninive" enthält drei Erzählungen, wobei "Weißer Rauch", in der die Besetzung einer Dienststelle der DDR-Staatssicherheit geschildert wird, schon früher veröffentlicht wurde. In "Auf dem Fluss" geht es in drastischen Bildern um Schuld ohne eigenes Verschulden. "N wie Ninive" jedoch, die Erzählung, die dem schön gestalteten Band den Namen gab, ist auch die, derentwegen das Buch überhaupt entstand. Es ist die biblische Jona-Geschichte. Aber Seite erzählt sie als politischen Vorgang und verwendet dabei Wörter und Wendungen, die uns aus der Politik nur allzu vertraut sind. Jona wird Prophet, gibt aber "keine Kommentare für die Öffentlichkeit".

Jona soll nach Ninive gehen als "erster Prophet im Auslandseinsatz". Für die Lagebeschreibung in Ninive liegen Gott, dem Herrn, verschiedene Gutachten vor, es gebe aber auch eine "konträre Diskussion". "Opportunist", "Illoyalität", "Bodenhaftung", "Menschenfischer" - all die Phrasen aus der Politik kommen bei Seite vor. Vermutlich steckt auch viel Seite in Jona. Zuerst der Auftrag, dem die Flucht folgt, die wiederum im Walfischbauch endet. Die Annahme des Auftrags, Ninive den Untergang zu predigen, trotz vieler eigener Zweifel. Gottes Rückzug schließlich, der Jona bloßstellt.

Die ganze Zeit über wird Jona von einem Engel begleitet, dem er am Schluss zum Abschied die Hand reicht: "Als die Kälte aus des Engels Hand wie ein eisiger Strahl in Jonas Körper dringt, weiß er, dass er seine Zeit nicht länger mit einer Illusion verbringen darf, sondern zu den Lebenden zurückkehren muss."Längst ist Seite Pensionär. Aber mit Recht nennt man ihn jetzt auch Schriftsteller. Er hat einen eigenen Ton, ein bisschen mecklenburgisch erdenschwer, aber dann auch wieder sehr poetisch. Man kann fühlen, wie erleichtert über seine Freiheit er Sätze schreibt wie: "Die Mächtigen beharren auf ihrer Macht. Darin sind sie sich alle einig." Und dann wieder schreibt er einen so luftigen Satz wie: "Der Tag schüttet einen großen Korb Vögel aus."

FRANK PERGANDE

Berndt Seite: "N wie Ninive". Erzählungen. Bertuch Verlag, Weimar 2014. 144 S., geb., 14,50 [Euro].

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