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Als der amerikanische Polarforscher Robert Peary im August 1897 von einer Expedition nach Nordgrönland zurückkehrt, hat er eine ungewöhnliche Ladung an Bord: Er bringt sechs Eskimos mit in die Vereinigten Staaten, angefordert vom New Yorker American Museum of Natural History als Forschungs- und Präsentationsobjekte. Hier, im Kellergeschoß des Museums, sind die Polareskimos der wissenschaftlichen Neugier der Ethnologen und der sensationshungrigen Schaulust der Museumsbesucher hilflos ausgeliefert. Schon wenige Wochen nach ihrer Ankunft im fremden Land sind alle Eskimos schwer erkrankt. Nur das…mehr

Produktbeschreibung
Als der amerikanische Polarforscher Robert Peary im August 1897 von einer Expedition nach Nordgrönland zurückkehrt, hat er eine ungewöhnliche Ladung an Bord: Er bringt sechs Eskimos mit in die Vereinigten Staaten, angefordert vom New Yorker American Museum of Natural History als Forschungs- und Präsentationsobjekte. Hier, im Kellergeschoß des Museums, sind die Polareskimos der wissenschaftlichen Neugier der Ethnologen und der sensationshungrigen Schaulust der Museumsbesucher hilflos ausgeliefert. Schon wenige Wochen nach ihrer Ankunft im fremden Land sind alle Eskimos schwer erkrankt. Nur das jüngste Familienmitglied überlebt und bleibt als Waisenkind allein in der Großstadt zurück - Minik, der Eskimo von New York. Unter großem Heimweh wächst der Junge bei einer Pflegefamilie auf, die ihn mit der amerikanischen Kultur vertraut macht und ihm eine Schulausbildung ermöglicht. Seine Herkunft aber vergißt er nicht und häufig be sucht Minik die Eskimoabteilung des Museums. Hier macht er eines Tages eine schreckliche Entdeckung: Der Leichnam seines Vaters Qisuk, den man 1898 auf seinen Wunsch hin nach traditionellem Ritus beigesetzt hatte, wurde in Wirklichkeit als Skelett im Museum ausgestellt. Die Wissenschaftler und Museumsmitarbeiter hatten den kleinen Eskimojungen wissentlich betrogen und die Beerdigung nur inszeniert! Zutiefst verstört, hat Minik bald nur noch ein Ziel - er will zu seinem Volk nach Grönland zurück. Doch als ihm dies endlich gelingt, muß er erkennen, daß er auch dort keine Heimat finden kann.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2000

Frühe Reisen

"Minik - Der Eskimo von New York" von Kenn Harper, mit einer Einführung von Jutta Steffen-Schrade. Edition Temmen, Bremen 1999. 250 Seiten. Einige Schwarzweißfotos. Gebunden, 39,90 Mark. ISBN 3-86108-743-X.

Im August 1897 verließ der Arktisforscher Robert Peary Grönland, an Bord hatte er einen riesigen Meteoriten, der den Bewohnern von Nordgrönland als Metalllieferant gedient hatte - sowie ein Gruppe Inuit. Das New Yorker American Museum of Natural History hatte den Forscher gebeten, einen Ureinwohner mitzubringen, Peary brachte gleich sechs. Einer von ihnen war der Junge Minik, der Einzige, der die Folgen dieser Reise überleben sollte. Autor Kenn Harper hat in seiner Wahlheimat Qaanaaq (Thule) immer wieder die Legende von Minik gehört und seine Geschichte recherchiert. Es ist eine traurige Geschichte. Bald nach der Ankunft in New York sterben die Inuit, einer nach dem anderen, so auch Quisuk, Miniks Vater. Vor den Augen des Jungen wird er nach traditioneller Art bestattet - ein Scheinbegräbnis, wie sich herausstellt. Minik muss später zu seinem Entsetzen feststellen, dass das Skelett seines Vaters im Museum ausgestellt wird. Minik wächst zunächst gut behütet in der Familie eines Museumsangestellten auf, später verschlechtert sich seine Lage. Als junger Mann will er sehnlichst zurück nach Grönland, kommt sogar bis nach Nordkanada, wo er mit einem Walfänger mitfahren möchte, doch all diese Pläne zerschlagen sich. Peary weigert sich, ihn auf einer seiner Arktisreisen mitzunehmen. Minik schreibt ihm erbost: "Sie hatten genug Platz, um mich herzubringen. Warum können Sie mich nicht zurückbringen?" Schließlich reist er doch nach Grönland, findet sich dort aber nicht mehr zurecht, kommt zurück in die Vereinigten Staaten und stirbt 1918 bei einer weltweit grassierenden Grippe. Interessant ist diese Biographie zweifelsohne, doch ein straffendes Lektorat hätte dem Werk Not getan. Allzu ausführlich verliert sich Harper in Details, so etwa der windigen Personalgeschichten im Museum. Unverständlicherweise beharrt Harper auf der Bezeichnung Eskimo; gerade in einem Buch, das mit hohem moralischem Anspruch auftritt, wäre "Inuit" angebracht. Auch die stetige Wiederholung, das Schicksal des verschleppten Eskimojungen sei ein trauriges, ermüdet. Das begreift der Leser auch von alleine. An manchen Stellen wäre ein weniger polemischer Tonfall angebracht, zu offensichtlich versucht der Autor, den Leser zur Parteinahme zu beeinflussen. Dabei wäre das nicht nötig, die Fakten sprechen für sich. Nach Erscheinen des Buches in den Vereinigten Staaten gestattete das American Museum of Natural History endlich, worum Minik immer wieder gebeten hatte: die Gebeine seines Vaters würdig zu bestatten. Noch einmal gingen die Überreste der vor mehr als hundert Jahren verschleppten Inuit auf Reisen, sie wurden 1993 in Qaanaaq beerdigt. (bär)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Harpers Buch sei durchdrungen von Sympathie, bemerkt Tobias Gohlis. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein gutes Buch, meint er, und in der Tat wirke "Minik" manchmal "unbeholfen", auch weitschweifig und "unkonzentriert". Doch sei er trotzdem "äußerst lesenswert", zeige er doch deutlich die "Schattenseiten moderner Entdeckungsgeschichte" im der Beschreibung des individuellen Schicksals des Eskimos Minik.

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