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Eine Dokumentation der Geschichte der slowenischen Minderheit in Kärnten im 20. Jahrhundert mit den Schwerpunkten Verfolgung, Deportation und Widerstand.Am 25. April 1945, 14 Tage vor Kriegsende, wurde auf einem abgelegenen Bergbauernhof bei Eisenkappel/Zelezna Kapla in Kärnten, ein Verbrechen verübt: Im Zuge eines Angriffs auf die beim Persman lagernden Partisanen-einheiten töteten Angehörige eines SS- und Polizeiregiments elf Zivilisten, fast die gesamte Familie Sadovnik, darunter sieben Kinder unter 14 Jahren.Seit 1982 Museum und Gedenkstätte, ist der Persmanhof der einzige Ort in…mehr

Produktbeschreibung
Eine Dokumentation der Geschichte der slowenischen Minderheit in Kärnten im 20. Jahrhundert mit den Schwerpunkten Verfolgung, Deportation und Widerstand.Am 25. April 1945, 14 Tage vor Kriegsende, wurde auf einem abgelegenen Bergbauernhof bei Eisenkappel/Zelezna Kapla in Kärnten, ein Verbrechen verübt: Im Zuge eines Angriffs auf die beim Persman lagernden Partisanen-einheiten töteten Angehörige eines SS- und Polizeiregiments elf Zivilisten, fast die gesamte Familie Sadovnik, darunter sieben Kinder unter 14 Jahren.Seit 1982 Museum und Gedenkstätte, ist der Persmanhof der einzige Ort in Österreich, an dem die Geschichte der slowenischen Minderheit - eine Geschichte von Verfolgung und Widerstand - in einer musealen Dauerausstellung dokumentiert wird.Der durchgehend zweisprachige (dt./slow.) und reich illustrierte Band enthält sowohl zeitgeschichtliche Beiträge über das Verbrechen und seine Justizgeschichte als auch einen Museumsdokumentarteil, der mit fotografischen Ausstellungsimpressionen von Zdravko Haderlap und vermittlungspädagogisch orientierten Texten von Gudrun Blohberger eingeleitet wird.
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Autorenporträt
Gudrun Blohberger, geb. 1971, arbeitet als Gedenkstätten- und Museumspädagogin und ist Lehrbeauftragte der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt. Sie leitet die Abteilung für Museumspädagogik am Landesmuseum Kärnten sowie die Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte Museum Persmanhof. 2013 erhielt sie das Bundesehrenzeichen der Republik Österreich für ihre ehrenamtliche Arbeit am Museum Persmanhof.

Lisa Rettl, geb. 1972, arbeitet als freischaffende Historikerin, Ausstellungskuratorin und Biografin in Wien und leitet das vierjährige FWF-Forschungsprojekt »Die Wiener Tierärztliche Hochschule im Nationalsozialismus«. Für ihre Arbeiten wurde sie in Österreich u. a. ausgezeichnet mit dem Würdigungspreis der Universität Klagenfurt, dem Theodor-Körner-Preis, dem Preis für Geistes- und Sozialwissenschaften des Landes Kärnten und 2015 mit dem Hans-Marsalek-Preis für ihre umfassenden Arbeiten zum Persmanhof.Veröffentlichungen u. a.: »Und da habe ich gesprochen als Deserteur«. Richard Wadani. Eine politische Biografie (zus. mit Magnus Koch, 2015); Pers-man (zus. mit Gudrun Blohberger, 2014); »Ich war mit Freuden dabei«. Der KZ-Arzt Sigbert Ramsauer. Eine österreichische Geschichte (zus. mit Peter Pirker, 2010); Partisan-Innendenkmäler. Antifaschistische Erinnerungskultur in Kärnten (2006).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2015

Ignorierte Mordgeschichte
Slowenische Partisanen in Kärnten und der Persmanhof

Wer die Geschichte der Slowenen im österreichischen Bundesland Kärnten nicht kennt, macht wohl beim Titel dieses Buches erst einmal ein Fragezeichen. Ähnlich beim Begriff OF. Im Abkürzungsverzeichnis steht: Osvobodilna Fronta - was auch nicht weiterhilft. Erst auf Seite 377 wird der Begriff aufgelöst: Befreiungsfront. OF war die slowenische Widerstandsbewegung. Bei Kriegsbeginn 1939 flüchteten Kärntner Slowenen aus oder vor der Wehrmacht; etliche von ihnen schlossen sich nach der Besetzung Jugoslawiens der in Ljubljana gegründeten slowenischen Widerstandsbewegung an und kehrten 1942 nach Kärnten zurück, um den bewaffneten Kampf zu beginnen.

Die Slowenen hatten sich im Jahre 1929 bei der Abstimmung mit 59 zu 41 Prozent für Österreich entschieden, blieben aber in der Folgezeit Bürger zweiter Klasse und wurden im Zweiten Weltkrieg als fünfte Kolonne betrachtet. Folgerichtig wurden 1075 von ihnen im Jahr 1942 ins "Altreich" zwangsdeportiert. Sie verloren über Nacht Hab und Gut; Höfe und Besitztümer wurden eingezogen. Am 8. August 1944 erklärte SS-Reichsführer Heinrich Himmler das südliche Kärnten zum "Bandenkampfgebiet". Gleichzeitig wurde das I. Bataillon des SS- und Polizeiregiments 13 zur "Bandenbekämpfung" dorthin verlegt. Und da beginnt die Geschichte.

Persman ist der Name eines Bauernhofs in Kärnten. Dort befanden sich Ende April 1945 etwa 100 bis 150 Partisanen. Am 20. April griff das Regiment den Hof an. Es kam zu einem Feuergefecht, die Partisanen flüchteten. In einer zweiten Aktion wurden dann fünf Mitglieder der Besitzerfamilie im Hof erschossen, sechs weitere Personen verbrannten nach der Erschießung im Bereich des Wohnhauses. Was folgte, ist die typische Geschichte der Slowenen im Nachkriegsösterreich. Das Verbrechen wurde nämlich gerichtlich nie geahndet. Ermittlungen wurden zwar eingeleitet, aber 1949 eingestellt. Die Schuldigen konnten angeblich nicht ermittelt werden. Inzwischen gestaltete sich auch die Rückkehr der zwangsdeportierten Slowenen schwierig. Bei der Rückgabe des Besitzes verfolgte die Kärntner Landesregierung eine Hinhaltetaktik. Es kam zu neuerlicher Ausgrenzung mit dem Ergebnis, dass viele Slowenen die jugoslawischen Gebietsforderungen unterstützten.

Das offizielle Österreich ignorierte die Geschichte der Kärntner Partisanen, die von sich aus im Nachkriegsösterreich als "Verband der Kärntner Partisanen" aktiv waren. Sie errichteten 1947 ein Denkmal zur Erinnerung an den Widerstandskampf, das im September 1954 gesprengt wurde: Täter unbekannt. 1965 wurde eine Gedenktafel enthüllt, 1983 das zerstörte Denkmal am Persmanhof wieder aufgestellt und dort auch ein Museum eingerichtet. Seit 2001 gibt es den "Verein Persman". Im Jahre 2012 wurde das Museum - erstmals mit staatlicher Unterstützung - von Grund auf erneuert. In der vorliegenden zweisprachigen - deutsch und slowenisch - Publikation wird die Mordgeschichte vom Persmanhof nachgezeichnet und die einzelnen Abteilungen des Museums in Fotos und Texten vorgestellt, insbesondere die leidvolle Geschichte der Kärntner Partisanen.

Inzwischen erhalten die Slowenen in Kärnten langsam mehr Rechte. Dabei darf man nicht verschweigen, dass es immer wieder Probleme gegeben hat. In der Zeit der Regierung von Jörg Haider wurden beispielsweise zweisprachige Ortsschilder entweder zerstört oder die slowenische Ortsbezeichnung durchgestrichen. Erst langsam ändert sich das Klima in den Beziehungen, und der Artikel 7 im Staatsvertrag von 1955 wird umgesetzt. Damals verpflichtete sich die Republik, den Slowenen dieselben Rechte zuzugestehen wie allen anderen österreichischen Staatsangehörigen und unter anderem Elementarunterricht in slowenischer Sprache einzuführen und Slowenisch zusätzlich zum Deutschen als Amtssprache zu akzeptieren.

ROLF STEININGER

Lisa Rettl/Gudrun Blohberger (Herausgeberinnen): Persman. Wallstein Verlag, Göttingen 2014. 480 S., 29,- [Euro].

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