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Eine der selbständigsten lyrischen Stimmen der letzten Jahre.Der Verlust der Sprache im fremden Sprachraum und das Wiedergewinnen, auch Neuentdecken der eigenen Sprache im Fremden war schon früher das Thema ihrer Lyrik. Mit dem neuen Gedichtband bewegt sich Dorothea Grünzweig nun aber nicht nur formal im Neuland - auch ihre Themen sind drängender und eindringlicher geworden. Ihre Gedichte geben der existentiellen Erfahrung einer Generation, die man die mittlere Generation nennen könnte, den vielleicht gültigsten Ausdruck. Es ist die Erfahrung des Verlusts von Kindheit und Kindheitssprache,…mehr

Produktbeschreibung
Eine der selbständigsten lyrischen Stimmen der letzten Jahre.Der Verlust der Sprache im fremden Sprachraum und das Wiedergewinnen, auch Neuentdecken der eigenen Sprache im Fremden war schon früher das Thema ihrer Lyrik. Mit dem neuen Gedichtband bewegt sich Dorothea Grünzweig nun aber nicht nur formal im Neuland - auch ihre Themen sind drängender und eindringlicher geworden. Ihre Gedichte geben der existentiellen Erfahrung einer Generation, die man die mittlere Generation nennen könnte, den vielleicht gültigsten Ausdruck. Es ist die Erfahrung des Verlusts von Kindheit und Kindheitssprache, Krankheit und Tod der Eltern, der Verlust von Menschen, Tieren, Natur und Dingen. Es ist die Auflösung, die eine Ablösung ist. Und zugleich umschließt dies auch die Suche nach Lösung und Auflösung von Rätselhaftem, von Lebens- und Welträtseln.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Dorothea Grünzweig geb. 1952 in Korntal (Württemberg), studierte Germanistik und Anglistik. Nach einer Tätigkeit an der schottischen Universität Dundee arbeitete sie als Lehrerin in Deutschland und in Helsinki, wohin sie 1989 zog. Seit 1998 lebt sie als freie Schriftstellerin und Lyrik-Übersetzerin in einem Dorf in Südfinnland. Dorothea Grünzweig wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, darunter der Lyrik-Preis der Stiftung Niedersachsen (1997), der Christian-Wagner-Preis (2004) und der Anke-Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis (2010).Auszeichnungen:1997: Lyrikpreis der Stiftung Niedersachsen2000: Heinrich-Heine-Stipendium in Lüneburg2004: Christian-Wagner-Preis2008: Jahresstipendium des Landes Baden-Württemberg2010: Anke-Bennholdt-Thomsen Lyrikpreis2018: Kurt Sigel-Lyrikpreis des deutschen PEN
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2008

Wörter rennen auseinander
Im Klangland: Neue Gedichte von Dorothea Grünzweig
Wenn Dorothea Grünzweig eine Juninacht im Norden beschreibt, lässt sie den Blick wandern und hält noch die feinsten Abstufungen des Lichts fest. Und der Wechsel der Farben wird zum Wechsel der Laute: „nacht und die linde helle des junis / das wandellicht der mitternacht / die felder steigen beginnen sich zu wellen / halme lösen das harmgrau ab”.
Dorothea Grünzweig ist eine Dichterin des Schauens. Schon in ihrem vorangegangenen Gedichtband „Glasstimmen” (2004) war sie auf der Suche nach einem Schreiben, das „frei von der Qual / des Herleitungsdenkens” sein sollte.
Gleichwohl sind die Gedichte meist erzählerisch angelegt, und erst innerhalb dieser kleinen Geschichten breitet sie ihre Bilder und Wortfindungen aus, die eine Gleichzeitigkeit herstellen. Weit hinein in die Erinnerung reichen diese Verse, in Kindheitslandschaften, in die Erzählungen der Eltern und Großeltern.
Oder in die Welt von Pflanzen und Tieren, denen Grünzweig eine eigene Sprache und einen eigenen Rhythmus zu leihen versucht: „wir lassen den wörtern freien lauf / sie rennen auseinander ballen sich zusammen / und wir verwechseln / kater mit vater und durch vater kommen wir auf mutter und auf kind”. Dabei arbeitet Grünzweig immer wieder mit kleinen Brüchen und Verschiebungen und zeigt so neben dem „klangland” auch das Stocken der Sprache.
Vor Jahren hat sich Dorothea Grünzweig, die in dem württembergischen Ort Korntal geboren wurde, in den Süden Finnlands zurückgezogen. So nimmt es nicht Wunder, dass Bilder von Eis und Schnee die Gedichte bestimmen. Von „silberflechten” und „neuschneeeulen” ist hier die Rede, vom „eismeer” und vom „glazigenen gelände”. Auch „verschollene Wörter” finden sich zwischen den Zeilen, die in wechselnden Konstellationen zu tönen beginnen.
Stets tastet Grünzweig nach der sinnlichen Seite der Sprache, das „Sehen der Wörter” will sie schon in Kindheitstagen gelernt haben. Wenn sie die „macht der finsternis” allerdings zu sehr mit „paradiesaugen” ansieht oder allzu ungebrochen von der „muttersprache” träumt, rutschen die Verse nah an Klischees heran. Störend wirkt auch der Versuch, Details der Historie mythologisch anzureichern.
Am überzeugendsten sind jene Stellen, an denen es Dorothea Grünzweig tatsächlich gelingt, eine Verbindung von Leben und Schreiben zu zeigen, die tief in die Erinnerung führt: „wie nah doch Atmen / Singen beieinanderliegen”. NICO BLEUTGE
DOROTHEA GRÜNZWEIG: Die Auflösung. Gedichte. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 126 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nico Bleutge schwelgt in feinsten Abstufungen des Lichts, wie sie in der finnischen Wahlheimat der Dichterin wohl zu bestaunen sind. Keine Frage, meint Bleutge, Dorothea Grünzweig ist eine Dichterin des Schauens und der Gleichzeitigkeit. Gleichwohl erscheinen Bleutge die Texte als "erzählerisch angelegt", reichen sie weit in die Kindheit oder in die Welt der Pflanzen und Tiere. Minimale Brüche und Verschiebungen gelten dem Rezensenten als Momente, wo die Wörter "zu tönen" beginnen und ihre sinnliche Seite entfalten. Auf Bleutge wirkt das allerdings nicht immer überzeugend. Klischees rücken bedrohlich nahe und mythologische Anreicherungen von historischen Details empfindet der Rezensent gar als störend.

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