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Einfühlsam und poetisch erzählt Jeoen van Haele die Geschichte des kleinen gehörlosen Emilio, der mit Hilfe seines Freundes Javier lernt, die Welt zu 'verstehen'

Produktbeschreibung
Einfühlsam und poetisch erzählt Jeoen van Haele die Geschichte des kleinen gehörlosen Emilio, der mit Hilfe seines Freundes Javier lernt, die Welt zu 'verstehen'
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2007

Ich bin also geboren worden
Ein besonderes Kinderbuch aus Spanien
Bunt und glitzerig, dickleibig und siegessicher kommen sie daher, die meisten Kinderbuch-Neuerscheinungen des letzten Jahres. Da könnte ein schmales Bändchen mit meerblauem Einband und zarter Zeichnung leicht untergehen. Oder genau das Gegenteil tritt ein: Das kleine Buch fällt auf, gerade weil es so anders aussieht als die anderen.
Beim Durchblättern bleibt der Blick an den wunderschönen, poetischen Zeichnungen von Sabien Clement hängen, die den sparsamen Text, mit dem der Belgier Jeroen van Haele sein Debüt als Jugendbuchautor feiert, durchgängig begleiten. Voller Neugierde beginnt man zu lesen, um schon bald festzustellen, dass hier eine seltene Symbiose von Text und Bild gelungen ist.
„Ich bin also geboren worden. Morgens früh. Mehr gibt es darüber eigentlich nicht zu sagen. Es wurde kein Aufhebens darum gemacht.” Emilio ist eine Enttäuschung, vor allem für seinen Vater, denn er ist gehörlos geboren und kann sich nur in Gebärdensprache verständigen. Als seine Schwester Lolo zehn Jahre später zur Welt kommt, herrscht große Aufregung im Haus der Fischerfamilie an der katalanischen Küste. „Ich fragte, ob Lolo hören und sprechen könne, und Mamá nickte. Da war mir klar, warum alle geweint hatten.” Den Vater hält es trotzdem nicht zu Hause, und er macht sich kurz nach Lolos Geburt davon. Emilio ist darüber nicht traurig, denn „der Alte” war ihm kein guter Vater und hatte ihn oft genug wegen seiner Behinderung ausgelacht. Zum Glück für Emilio liebt ihn der Nachbar Javier Vasquez wie einen eigenen Sohn und ist ihm Freund und Vaterersatz zugleich.
Diesem warmherzigen, liebevollen Javier, der einst sein Leben als Fischer aufgegeben und einen Tante-Emma-Laden im Dorf eröffnet hatte, nur um mehr bei seiner geliebten Frau Theresa sein zu können, setzt Jeroen van Haele mit dieser zärtlichen und zugleich humorvollen Novelle ein Denkmal. Ob es ihn wirklich gegeben hat oder ob er der Phantasie des Autors entsprungen ist, spielt dabei keine Rolle. Javier ist der einzige, der sich die Mühe macht, Emilios undeutliche Worte zu verstehen und ihn zu trösten, wenn er einsam und traurig ist, weil die Kinder ihm aus dem Weg gehen, oder weil er „die stille See” nicht hören kann. „Das Meer war großartig. Ich wusste, dass es auch Lärm machte. Rauschen hatte Javier einmal gesagt, und dabei schob er seine Lippen nach vorn, als wollte er jemanden küssen.”
Als sich Emilio aus Verzweiflung darüber, dass er das Rauschen des Meeres nicht hören kann, selbst verletzt, lernt er im Krankenhaus die Therapeutin Anna kennen, die ihn auffängt, als Javier überraschend stirbt. Allmählich nimmt sie die Stelle seines Freundes ein und erinnert ihn daran, dass es Javiers größter Wunsch gewesen war, Emilio sprechen zu hören. „Seitdem habe ich Schritt für Schritt Sprechen gelernt.”
Ein gehörloser Junge, der seinen geliebten, väterlichen Freund und kurz darauf auch die Mutter verliert, eine großartige Therapeutin, die ihn mit liebevoller Geduld aufs wirkliche Leben vorbereitet; es hätte ein Rührstück werden können, wären da nicht die schlichte, ungebrochen kindliche Sprache von Emilio und die humorvollen, stimmigen Illustrationen, die der Geschichte alle Schwere nehmen. (ab 8 und zum Vorlesen)
HILDE ELISABETH MENZEL
JEROEN VAN HAELE: Die stille See. Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik. Mit Illustrationen von Sabien Clement. Bloomsbury 2006. 78 Seiten, 9,90 Euro.
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"Ein wunderschönes Debüt." - - De Morgen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Beeindruckt empfiehlt Rezensent Konrad Heidkamp diese Geschichte eines taubstummen Jungen jugendlichen Lesern. Es könnte, schreibt er, auch ein trauriges Buch sein. Doch der belgische Autor verstehe, die Geschichte seines Protagonisten und dessen Kampf um ein normales Leben erstens sehr behutsam zu erzählen und zweitens die Sprache der Hände mit einer großen und tröstlichen Poesie auszustatten. Auch Sabien Clements "beschwingt-leichte" Zeichnungen tragen zum insgesamt eher "luftigen" Eindruck des Buches bei.

© Perlentaucher Medien GmbH