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Ein faszinierender Roman über die Wunder des Meeres, über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und über einen Sommer voller Naturereignisse, des das Leben eines Jungen für immer verändert.
Der 13-jährige Miles verlässt in einer Mondscheinnacht das Haus, nimmt seinen Kajak und schippert in den Puget Sound an der Pazifikküste.

Produktbeschreibung
Ein faszinierender Roman über die Wunder des Meeres, über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und über einen Sommer voller Naturereignisse, des das Leben eines Jungen für immer verändert.

Der 13-jährige Miles verlässt in einer Mondscheinnacht das Haus, nimmt seinen Kajak und schippert in den Puget Sound an der Pazifikküste.
Autorenporträt
Jim Lynch arbeitet als Journalist und veröffentlichte Kurzgeschichten in literarischen Zeitschriften. Er lebt mit Frau und Tochter im Staat Washington
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2006

Keine Bücher für die Badewanne
Die Reihe Bloomsbury Berlin setzt auf kultivierte Unterhaltung

Muß, was ein breiteres Publikum ansprechen soll, denn gleich schlecht sein? Bloomsbury Berlin ist angetreten, eine Bresche für den gehobenen Unterhaltungsroman zu schlagen, der in Deutschland immer noch zu den nicht etablierten Größen des literarischen Lebens gehört. Es handelt sich um einen Imprint des Berlin Verlages, der in dem Londoner Unternehmen, das seinen börsennotierten Wert dank "Harry Potter" vervielfachen konnte, einen starken Partner gefunden hat. Man verspricht sich von der Zusammenarbeit eine Ausweitung des Programmspektrums in die Unterhaltung und das populäre Sachbuch und damit auch eine Stärkung des Berliner Taschenbuch Verlages, dem die Bloomsbury-Lizenzen zugute kommen. Es ist ein Fall von separierter Mischkalkulation: Der Berlin Verlag bleibt für literarische Qualität zuständig; mit Bloomsbury Berlin demonstriert man ökonomische Fitness. Im Rückblick auf die ersten drei Programme darf man sagen: Zum Teil sind die Erwartungen glänzend aufgegangen. Mit "Schotts Sammelsurium" konnte ein gutgelaunter Bloomsbury-Titel auch hierzulande die Spitze der Bestsellerlisten erklimmen. Hohe Auflagen erzielte auch Susanna Clarkes voluminöser Schauerroman "Jonathan Strange & Mr. Norrell".

Nicht jeder britische Bestseller läßt sich jedoch umstandslos transplantieren. Joanna Briscoes Psychothriller "Schlaf mit mir" fand weniger deutsche Leser als erhofft, obwohl das Buch mit einer Extraportion erotischer Obsession aufwartet. Im Zentrum steht ein Akademikerpaar, stilbewußte Londoner thirtysomethings an der heiklen Schwelle zum Familienleben; von der mysteriösen Sylvie werden die beiden nach allen Regeln der Kunst bisexuell aufgemischt. Ein Buch für Leserinnen um die Dreißig, hin und her gerissen zwischen urbanem Hedonismus und Kinderwunsch. Sprachlich geht es bewegt zu: "Mich überkam eine Woge der Dankbarkeit." "Ich fühlte eine Woge der Hoffnung in mir aufsteigen." "Als ich ihn beobachtete, traf mich eine Woge aufgewühlter Liebe." Es wogt und wallt und wühlt: das Gefühl. Das gilt auch für einen weiteren Bloomsbury-Spitzentitel, Joanna Trollopes Familien- und Adoptionsdrama "Bruder und Schwester" (F.A.Z. vom 3. Januar).

Auch die in England als Autorin sensibler Kindheitsromane geschätzte Esther Freud, Urenkelin des Psychoanalytikers und Tochter des Malers Lucian Freud, stellt im Roman "Das Haus am Meer" eine Beziehung auf den Prüfstand. Die Liebesmisere der Studentin Lily - ihr Freund hat nie Zeit und unterbricht romantische Telefonate mit Bemerkungen wie "Ich bin gerade in einer Sitzung" - wird kontrastiert mit den Liebesbriefen, die ein emigrierter deutscher Architekt während der NS-Zeit an seine Geliebte schrieb. Angesichts der von ihr selbst im Zuge einer Seminararbeit entdeckten Briefe erscheint Lily die eigene, aktuell erfahrene Lieblosigkeit um so schmerzlicher.

Das Sexualepos "Die siebte Nacht" von Alina Reyes kommt mit 59 spärlich bedruckten Textseiten aus und sagt doch alles: säftefließende Leibeseuphorie, bei der die ornamentale Buchgestaltung der pornographischen Blumigkeit entspricht. Von "Bild" als "erotischster Roman des Jahres" gepriesen, zeigen die Internet-Kritiken indes, daß die Leserschaft erbittert gespalten ist in Empörte und Entzückte, in viele schwer Enttäuschte (wenig Buch fürs Geld) und einige dionysisch Begeisterte (viel Sex bei geringem Lektüreaufwand).

"Leichte Kunst hat die autonome als Schatten begleitet. Sie ist das gesellschaftlich schlechte Gewissen der ersten", schrieb einst Adorno. Inzwischen leidet die leichte Muse längst nicht mehr unter schlechtem Gewissen; auch im Schatten versteckt sie sich nicht. Die Bücher von Bloomsbury wollen gesehen werden. Zur Markenidentität gehört die einheitliche Gestaltung: bunt glänzende, aber geschmackssichere Umschläge, meist gestaltet unter Verwendung von Motiven der Malerei; edel der Leineneinband und das Lesebändchen. Das ist keine Lektüre für die Badewanne.

Zum Programm gehören neben den dominierenden Übersetzungen aus dem Englischen auch Romane wie Eyal Megeds "Sansibar, einfach", eine Übersetzung aus dem Hebräischen, oder Juan Miñanas "Am Strand von Peking" - zwei Titel aus dem letzten Frühjahr und keine schlechten Bücher, obwohl sie kaum Beachtung fanden. Hier erweist sich die reihenartige Aufmachung der Bloomsbury-Belletristik offenbar als Nachteil: Einzelne Titel werden weniger wahrgenommen, da hilft es auch nicht, wenn auf dem Miñana-Umschlag ein Zitat aus der "Revista de Libros" prangt: "Una perfecta historia de amor".

Kaum weniger, nämlich eine "bewegende Liebesgeschichte", verspricht der Klappentext von Elisabeth Hickeys "Der gemalte Kuß". Zu Klimts schönsten Gemälden schöner Frauen gehört das Porträt von Emilie Flöge. Man weiß wenig über die Beziehung zwischen dem Jugendstilmaler und der späteren Geschäftsfrau. So nahm sich die gelernte Kunsthistorikerin Hickey die Lizenz zum Fabulieren eines Musen-Romans. Emilie wird Klimts Zeichenschülerin, Modell, Geliebte und schließlich Lebensfreundin; er unterstützt sie bei der Gründung ihres Modesalons. Das Buch bietet Einblicke in die Welt wohlhabender Wiener Damen und der Haute Couture; die Sprache wirkt allerdings eher näherinnenhaft. Für amerikanische Leser mag sich "Der gemalte Kuß" wie ein stimmiger historischer Roman über Wien um 1900 ausnehmen. Wer etwas mit der subtilen Gefühlskultur Schnitzlers oder Hofmannsthals vertraut ist, hat eher den Eindruck eines etwas blechernen Fleißprodukts.

Liebe, Kunst und Politik verbindet "Verbrannte Verse", der Roman der im Londoner Exil lebenden Kamila Shamsie, die von Bloomsbury als "Pakistans derzeit bedeutendste Autorin" beworben wird. Aasmaani Inqalab, die einunddreißigjährige Ich-Erzählerin, arbeitet für einen Fernsehsender in Karachi; sie recherchiert Fragen für eine Quiz-Show. Ihr eigenes Leben birgt unter der geglätteten Oberfläche manches Rätsel. Vierzehn Jahre ist es her, daß ihre Mutter, die engagierte Frauenrechtlerin Samina Akram, die Familie verließ, um einem Geliebten zu folgen. Seitdem ist sie verschwunden: Hat sie sich das Leben genommen? Aasmaani will nicht an den Tod ihrer Mutter glauben und folgt den Spuren in die Vergangenheit. Das ist nicht ungefährlich, denn auch der Geliebte der Mutter, ein Dichter, den der Klappentext als "brillanten Künstler" und "gefürchteten Untergrundkämpfer" vorstellt, ist offenbar keines natürlichen Todes gestorben. Eine fast so spannende wie verwickelte Handlung kommt in Gang, vor dem Hintergrund pakistanischer Gegenwartsprobleme. Das Buch bietet politische Intrige und Familiendynamik, aber auch eine kräftige Prise Leidenschaft à la Bollywood.

Wer seine soziale Kompetenz schulen will durch Lektüre, kann durchaus zum problembewußten Unterhaltungsroman mit seinem unmittelbareren Wirklichkeitsbezug greifen. Genaue und hilfreiche Beobachtung des oft komplizierten Familienalltags ist das Markenzeichen der Amerikanerin Sue Miller. Im Zentrum von "Der lange Weg nach Haus" steht Eva, Buchhändlerin und Mutter von drei Kindern. Nach den Turbulenzen, die durch Affären ihres Ehemannes und die nachfolgende Scheidung ausgelöst wurden, ist sie nun glücklich zum zweiten Mal verheiratet. Der Roman setzt ein mit einer Katastrophe: John, der zweite Ehemann, ist tödlich verunglückt. Erneut wird Evas mühsam restaurierte Existenz zum Einsturz gebracht. Bei aller Einfühlsamkeit stört ein wenig der familientherapeutische Ton dieser Prosa und mancher Lapsus der Übersetzung.

Auch ein naturwissenschaftlich inspirierter Roman findet sich im Bloomsbury-Themenspektrum: Jim Lynchs "Gefährliche Gezeiten". Der dreizehnjährige Miles O'Mailey ist ein unscheinbarer Bursche, aber ein kluger Kopf. Mehr als für Mädchen, Muskeln und Musik interessiert er sich für das Meer und sein Getier. Er hat alles darüber gelesen, was die örtlichen Bibliotheken nur hergeben. Bald macht Miles Entdeckungen, die sowohl die Fachwelt als auch die Medien aufhorchen lassen: Eines Nachts findet er den größten Riesenkalmar, der je entdeckt wurde, einen Tintenfisch mit Augen "so groß wie Radkappen". Der kleine Jacques Cousteau muß sich vor Kameras äußern und wird zu einer Art Meeres-Messias stilisiert, der Botschaften von Mutter Natur übermittelt. Am Ende des Buches droht eine Monsterflut. Trotzdem setzt Lynch weniger aufs Spektakuläre als auf die stille Faszination der Meeresfauna: die Schönheit pfirsichfarbener Jakobsmuscheln und pulsierender Purpurquallen, die unglaublichen Tricks der sensiblen Seegurke. Die genitale Symbolik der fruchtbaren Unterwasserwelt illustriert zugleich die sexuellen Aspekte der Pubertät. Insofern sind die Motive, die Coming-of-age-Stories kennzeichnen, in ungewöhnlicher Metamorphose auch hier vorhanden. Ein sympathisches Jugendbuch, das im Bloomsbury-Programm ein wenig auf verlorenem Posten zu stehen scheint.

Leider ist die feine Buchgestaltung wieder ein Stück zurückgefahren worden: kein Leineneinband, kein Lesebändchen mehr. Aber auch im neuen Frühjahrsprogramm will Bloomsbury Berlin bei seiner Linie bleiben: unterhaltsam, aber doch kultiviert.

WOLFGANG SCHNEIDER

Joanna Briscoe: "Schlaf mit mir". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Anke und Eberhard Kreutzer. 374 S., geb., 19,90[Euro].

Esther Freud: "Das Haus am Meer". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Anke und Eberhard Kreutzer, 379 S., geb., 19,90 [Euro].

Elisabeth Hickey: "Der gemalte Kuß". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Anke und Eberhard Kreutzer. 377 S., geb., 19,90 [Euro].

Jim Lynch: "Gefährliche Gezeiten". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Anne Spielmann, 317 S., geb., 18,- [Euro].

Sue Miller: "Der lange Weg nach Haus". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gesine Strempel. 333 S., geb., 19,90 [Euro].

Alina Reyes: "Die siebte Nacht". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Gaby Wurster. 84 S., geb., 12,- [Euro].

Kamila Shamsie: "Verbrannte Verse". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Annette Grube. 432 S., geb., 24,- [Euro]. Alle Bücher: Bloomsbury Berlin, Berlin Verlag, Berlin 2005.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "sympathisches" Jugendbuch lobt Rezensent Wolfgang Schneider diesen Roman über einen Dreizehnjährigen, der sich mehr für das Meer als für Mädchen interessiert. Die Entdeckungen des Jungen lassen der Inhaltsskizze des Rezensenten zufolge bald die Fachwelt aufhorchen. Und als er einen "Riesenkalamar" findet, stehen die Medien Kopf. Autor Jim Lynch setzt dabei zu Schneiders Zufriedenheit vor allem auf die "stille Faszination der Meeresfauna".

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