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Das Bild der italienischen Renaissance in der französischen LiteraturgeschichteDie Genese des Epochenkonzepts "Renaissance", das in den kulturgeschichtlichen Arbeiten Michelets, Burckhardts, Taines und Nietzsches seine Vollendung und terminologische FestSetzung erfährt, vollzieht sich in weiten Teilen bereits in der französischen Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Zuge der postrevolutionären Geschichtsbegeisterung gewinnt das Bild der italienischen Renaissance in AuseinanderSetzung mit den politischen, sozialen und ästhetischen Umwälzungen der Gegenwart insbesondere in Texten…mehr

Produktbeschreibung
Das Bild der italienischen Renaissance in der französischen LiteraturgeschichteDie Genese des Epochenkonzepts "Renaissance", das in den kulturgeschichtlichen Arbeiten Michelets, Burckhardts, Taines und Nietzsches seine Vollendung und terminologische FestSetzung erfährt, vollzieht sich in weiten Teilen bereits in der französischen Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Zuge der postrevolutionären Geschichtsbegeisterung gewinnt das Bild der italienischen Renaissance in AuseinanderSetzung mit den politischen, sozialen und ästhetischen Umwälzungen der Gegenwart insbesondere in Texten der zweiten romantischen Generation an Kontur. Ausgehend von methodischen Überlegungen zur kulturellen Repräsentation von Geschichte und zum italo-französischen Kulturtransfer widmet sich die Studie diesem bisher wenig beachteten Kapitel der französischen Literaturgeschichte. Interpretative Schwerpunkte bilden dabei die passion italienne, die ästhetisierte Darstellung von Gewalt und Grausamkeit sowie die Vorstellung künstlerischer Perfektion, die als zentrale Topoi des literarischen Renaissancemythos auszumachen sind.
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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.08.2003

Italienische Passion
Mignon Wiele findet die Renaissance in der Romantik
Die These ist spannend, dass unser Bild von einer heroisch-immoralischen und hochästhetischen Renaissance eine Ausgeburt der Literatur der französischen Romantik sei. Damit will die Romanistin Mignon Wiele über die bekannten Zweifel an Jacob Burckhardts Kulturgeschichte der italienischen Renaissance hinausgehen, etwa an seiner Vorstellung eines sich im 14. Jahrhundert bildenden Individualitätsbewusstseins. Wenn Wiele recht hat, dann erweist sich auch das Bild, das Burckhardt und vor ihm Jules Michelet von der Renaissance zeichneten, als Ausgeburt der literarischen Phantasie.
Eine Schlüsselfunktion in der Erfindung der Epoche der Renaissance weist Wiele Stendhal zu, genauer seinen „Chroniques italiennes”. Mit seinen Renaissanceheroinen, die von Leidenschaft durchglüht waren und vor keiner Gewalttat zurückschreckten, trug Stendhal – so Wiele – wesentlich zu jener Renaissanceseeligkeit der französischen Romantik bei, die noch bis Ende des 19. Jahrhunderts in Literatur, Kunst und Oper grassierte. Was Wiele dann allerdings im Einzelnen zu Stendhals „passion italienne” sagt, ist nicht neu; auch ihre Ausführungen zu den nicht immer anspruchsvolleren Romanen und Dramen unter anderen von Victor Hugo oder Alfred de Musset entbehren der Originalität. Neu ist nur ihre These von der Erfindung der Epoche, aber die lässt sich eben nicht mit der Wiedergabe von Renaissance-Erzählungen und Romanen des 19. Jahrhunderts belegen, sondern allein anhand der Werke der beiden Historiker Michelet und Burckhardt, denen sich unser Renaissance-Bild verdankt. An ihnen hätte Wiele herausarbeiten müssen, ob, wann und wie sie die Werke der französischen Romantik rezipierten und wie sie in deren Geschichte der Renaissance als Inspirationsquellen einflossen.
Ihre positivistische Herangehensweise hindert Wiele jedoch daran, der eigenen These gerecht zu werden. Denn mit Vorbemerkungen zum Verhältnis von Geschichte und Literatur im allgemeinen oder auch mit dem knappen Hinweis auf das Selbstbewusstsein des Großbürgertums im 19. Jahrhundert, das sich mit den Patriziern der Renaissance-Kommunen identifiziert habe, ist es nicht getan. Auch bleiben die aus dem Poststrukturalismus stammenden Formeln vom „Diskursraum” oder vom „Mythos” im Sinne Roland Barthes’ hohl, die am Schluss überraschend dazu herhalten müssen, die Geburt des Renaissance-Bildes aus dem Geiste des 19. Jahrhunderts – also aus den Denkweisen und geheimen Hoffnungen des Bürgertums – zu begründen. Abgesehen davon, dass sie Wieles These in Frage stellen.
FRANZISKA MEIER
MIGNON WIELE: Die Erfindung einer Epoche. Zur Darstellung der italienischen Renaissance in der Literatur der französischen Romantik. Gunter Narr Verlag, Tübingen 2003. 229 S., 54 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ziemlich spannend findet Rezensentin Franziska Meier die These der Romanistin Mignon Wiele, nach der unser Bild von der immoralischen, hochästhetisierten Renaissance und ihren leidenschaftlichen Heroinen eine Ausgeburt literarischer Fantasie sei, die wir neben Jacob Burckhardt vor allem den französischen Romantikern Stendhal, Victor Hugo und Alfred de Musset zu verdanken hätten. Nur findet Meier diese These nicht besonders überzeugend ausgeführt. Die Rezensentin vermisst besonders die Analyse der kulturgeschichtlichen Werke von Jacob Burckhardt und Jules Michelet, die unser Renaissancebild maßgeblich geprägt haben. Hier hätte sich die Rezensentin gewünscht zu erfahren, wie denn in deren Untersuchungen die Werke der Romantik eingeflossen sind. Unzufrieden ist Meier auch mit der "positivistischen Herangehensweise" der Autorin, die es oftmals bei knappen Hinweisen zum Verhältnis von Geschichte und Literatur im allgemeinen und poststrukturalistischen Formeln belasse.

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