Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 34,00 €
  • Buch mit Leder-Einband

Was kann ich über mich herausfinden, um mein Leben bewusster führen zu können? Die Cahiers von Paul Valéry: ein Paradebeispiel lebensphilosophischer Selbsttherapie. Die Protokolle der inneren Bildungsgeschichte des modernen Bewusstseins. Erst nach dem Tod von Paul Valéry im Jahr 1945 wurden die 263 Schulhefte, seine "Denkhefte" - die berühmten Cahiers - herausgegeben. Er füllte sie über ein halbes Jahrhundert nahezu täglich mit Notizen, die später in 31 Rubriken (wie etwa: Ego, Sprache, Gedächtnis, Zeit, Eros) unterteilt wurden; ein Protokoll der Reflexionstätigkeit seines Geistes. Ein…mehr

Produktbeschreibung
Was kann ich über mich herausfinden, um mein Leben bewusster führen zu können? Die Cahiers von Paul Valéry: ein Paradebeispiel lebensphilosophischer Selbsttherapie. Die Protokolle der inneren Bildungsgeschichte des modernen Bewusstseins. Erst nach dem Tod von Paul Valéry im Jahr 1945 wurden die 263 Schulhefte, seine "Denkhefte" - die berühmten Cahiers - herausgegeben. Er füllte sie über ein halbes Jahrhundert nahezu täglich mit Notizen, die später in 31 Rubriken (wie etwa: Ego, Sprache, Gedächtnis, Zeit, Eros) unterteilt wurden; ein Protokoll der Reflexionstätigkeit seines Geistes. Ein Denklaboratorium. Von den Empfindungen, Wahrnehmungen, Wünschen und Träumen über die Bildung des Willens und die Handlungs- vorbereitung bis zum sprachlichen Ausdruck ergründete Paul Valéry minutiös alltägliche Bewusstseinsprozesse - in Beantwortung der vermeintlich einfachen Ausgangsfrage: "Was kann ein Mensch?"
Autorenporträt
Thomas Stölzel, geb.1964 in Nürnberg. Lebt in Freiburg. Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte. Dozent für Philosophie in der Erwachsenenbildung, Ausbildung und Mitarbeit in Systemischer Therapie. Veröffentlichte verschiedene Aufsätze, u.a. über Paul Valery, Dissertation 1998: "Rohe und polierte Gedanken. Studien zur Wirkungsweise aphoristischer Texte."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2011

Robinson an den Ufern des Tages

Ich erkenne klar, dass meine einzige Absicht im Intellektuellen und Vitalen die war, mit der ganzen Vagheit der von so vielen Leuten vorgebrachten Gedanken aufzuräumen - dieser Atmosphäre des Ungefähr, der verbalen Probleme und insbesondere mit der verbreiteten geistigen Unreinheit."

Fast zweiundsiebzig Jahre alt war Paul Valéry, als er diese Zeilen 1943 niederschrieb. In eines jener Hefte, die er von 1894 an über mehr als vierzig Jahre hinweg jeden Morgen füllte: Exerzitien einer Gedankenaufräumarbeit, bevor die Unruhe des Tages einsetzte, Protokolle eines Denkens, das sich selbst in den Blick bekommen, seine eigenen Möglichkeiten und Gesetzmäßigkeiten durchsichtig machen wollte.

Es ging da immer auch darum, wer der Herr im eigenen Haus sein sollte, um eine Idee vom Selbstbesitz und der eigenständigen Macht eines Ich, auch gegenüber den eigenen Gefühlen, diesen "absurden, unerklärlichen, transzendenten, allmächtigen Gebietern", den "schwatzhaften Türsteherinnen auf der Schwelle des Seins. Sie haben stets die größten Worte auf meinen Lippen, aber sie wissen nicht, was sie sagen". Was den erotischen Passionen durchaus keinen Abbruch tat. Selbstbeobachtung war dabei nicht für sich das Ziel, sondern der Weg, um zu Aussagen über die eigentümliche Mechanik des Geistes vorzudringen, ihre Verknüpfung mit dem Körper und dem Ausgreifen auf die Welt. Wofür der "intellektuelle Robinson", der sich in den Morgenstunden "seine Wahrheit neu zurechtmacht und die dazu erforderlichen Werkzeuge", mitunter sogar eigene Notationen entwickelte.

Zu Lebzeiten hatte Valéry nur weniges davon veröffentlicht. 1961 lag die monumentale faksimilierte Ausgabe vor, knapp fünfzehn Jahre später die stattliche Edition in der Bibliothèque de la Pléiade, deren thematische Anordnung sich weitgehend auf die noch von Valéry selbst vorgenommenen Rubrizierungen stützte. Und noch einmal fast zwanzig Jahre später lag die der Pléiade-Edition folgende sechsbändige deutsche Ausgabe der "Cahiers" vor.

Aber abgesehen davon, dass diese Bände heute gar nicht mehr alle lieferbar sind: Ein neues Publikum erreichte man für einen Autor mit einer solchen Ausgabe natürlich nur bedingt. Naheliegend deshalb eigentlich der Gedanke, eine Auswahl vorzulegen. Für seine Verwirklichung brauchte es allerdings noch einmal zwanzig Jahre, denn ein solcher Auszug ist gerade erst erschienen. ("Ich grase meine Gehirnwiese ab". Paul Valéry und seine verborgenen Cahiers. Ausgewählt und mit einem Essay von Thomas Stölzel. Eichborn Verlag, Die andere Bibliothek, Frankfurt am Main 2011. 336 S., geb., 32,- [Euro].)

Der Herausgeber skizziert in seiner Einleitung Valérys Unterfangen, fügt in seine Zusammenstellung der Notate unter neu gewählten Überschriften sogar knappe Zwischentexte zu den einzelnen Abschnitten ein. Das ist zwar vielleicht etwas zu gut gemeint, aber wir wollen gar nicht mäkeln: Man hat nun einen handlichen und schön gestalteten Band vor sich, mit dem man unter den Gedanken schweifen kann, die glücklicherweise nie zu jenem System wurden, dem Valéry manchmal nachhing, sondern zum "Anti-Werk" eines großen und ungemein erfrischenden Autors.

HELMUT MAYER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Dieser Band ist eine ausgezeichnete Einführung in die cahiers. [...] Wer genau hinschaut, findet Gedanken, die später durch die Kybernetik, die Neurowissenschaften oder die Systemtheorie intellektueller Mainstream wurden. Damit ist dieser liebevoll gestaltete Band aus der Reihe Die Andere Bibliothek" ein atemberaubender Beweis dafür, wieviel auch im 20. Jahrhundert noch erdacht werden konnte." -- Pascal Fischer, NDR Kultur, 24. Juni 2011

"Das Buch Ich grase meine Gehirnwiese ab mit ausgewählten Texten aus den Cahiers ist eine großartige Einladung zum eigenen Nach-Denken über das, was Paul Valéry im unglaublichen Gedankenfluss schuf. [...] Wieder einmal eine schöne Ausgrabung und Wiederentdeckung der Anderen Bibliothek aus der Welt des Geistes." -- Waltraut Worthmann-von Rode, HR2 Mikado, 30. Mai 2011

"Herausgeber Thomas Stölzel hat sich mit seiner Auswahl das Verdienst erworben, eines der herausragenden Denklabore des 20. Jahrhunderts in einem Band vorzustellen." -- jl, Journal Frankfurt, 10. Juni 2011

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Allein schon dieser Edition wegen sollte sich ein Käufer für die Andere Bibliothek und den Eichborn Verlag finden, meint Rezensent Otto A. Böhmer. Wo gibt es sonst noch solche Bücher? Paul Valery ist für ihn ein "Meister der philosophisch-literarischen Prosa", in insgesamt 29 Bänden hat er seine täglichen Gedanken, Notizen und Aphorismen festgehalten, allein darum bemüht, sich mit sich selbst vertraut zu machen ("Meine Spezialität, das ist mein Geist"). Seine Wissenschaft vom Menschen erforscht das Ich, das Selbst, das Individuum, das Denken und die Sprache. "So anspruchsvoll und nachhaltig wie unaufdringlich" findet Böhmer das und lobt die "mustergültige" Edition durch Thomas Stözel, dem er allein den etwas blumigen Titel verübelt.

© Perlentaucher Medien GmbH