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Sie sind erfolgreich im Job, kennen sich aus in Sachen Karriere, Lifestyle und Sex. Und Ally McBeal, die neurotische Anwältin aus der gleichnamigen Kult-Fernsehserie, ist ihre Heldin. Denn sie trifft genau das Lebensgefühl der Frauen um die 30. Die Generation Ally weiß vor allem, was sie nicht will: weder Karrieremonster sein, noch eine Backpflaumenexistenz, und schon gar kein Boxenluder. Sie will raus aus der Entweder-Oder-Falle, sich nicht entscheiden müssen zwischen Kind und Karriere, Kopf und Körper, und wartet deshalb in vielen Fragen erst einmal ab - manchmal zu lange. Doch wie kann sie…mehr

Produktbeschreibung
Sie sind erfolgreich im Job, kennen sich aus in Sachen Karriere, Lifestyle und Sex.
Und Ally McBeal, die neurotische Anwältin aus der gleichnamigen Kult-Fernsehserie, ist ihre Heldin. Denn sie trifft genau das Lebensgefühl der Frauen um die 30.
Die Generation Ally weiß vor allem, was sie nicht will: weder Karrieremonster sein, noch eine Backpflaumenexistenz, und schon gar kein Boxenluder. Sie will raus aus der Entweder-Oder-Falle, sich nicht entscheiden müssen zwischen Kind und Karriere, Kopf und Körper, und wartet deshalb in vielen Fragen erst einmal ab - manchmal zu lange.
Doch wie kann sie aussehen, die souveräne, unangestrengte Weiblichkeit? Katja Kullmann zeigt, warum die Rollenbilder in unserer Gesellschaft an ihre Grenzen stoßen - und wie eine ganze Frauengeneration ein neues Selbstverständnis entwickelt. Was Generation Golf für die Männer war, ist Generation Ally für die Frauen, die in den Achtzigern großwurden.
Autorenporträt
Katja Kullmann, geboren 1970, Studium der Gesellschaftswissenschaften, danach Redakteurin für "Prinz", dpa und "Bizz". Sie schreibt für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Financial Times" Deutschland. Sie lebt als freie Autorin in Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2002

Drei Sekunden Sympathie
Katja Kullmann leidet wie Ally McBeal / Von Sandra Kegel

Katja Kullmann ist einunddreißig Jahre alt und in den vergangenen zehn Jahren neun Mal umgezogen. Während des Studiums hat sie sich als Sortiererin von Einkaufswagen über Wasser gehalten, die Zahl ihrer Männerbekanntschaften liegt über dem statistischen Mittel von 4,4. Sie hat Schwangerschaftstreifen, obwohl sie nie schwanger war, Cholesterinwerte leicht über dem Normalwert - und sie legt Wert darauf, noch nie in ihrem Leben eine Frauenzeitschrift gelesen zu haben. Lieber erzählt sie ihre eigene Geschichte. "Generation Ally", ihr Debüt als Autorin, will einmal mehr letztgültig klären, warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein. Vor allem deshalb, wie sie immer wieder klagt, weil "wir überhaupt nichts Eigenes haben". Das zeigt der Titel ihres Buchs gleich in doppelter Hinsicht. Denn wo immer seit Florian Illies von "Generation" die Rede ist, sind offenbar die zwischen 1965 und 1975 Geborenen gemeint, und mit dem Vornamen der Serienheldin soll sich jede Angehörige des anderen Geschlechts identifizieren können.

"Ally McBeal" ist nur eine von vielen Serien, die das metaphysische Leid der emanzipierten Selbstversorgerin Tag für Tag aufs neue durchspielen. Sie gehört, obwohl von einem Mann erdacht, zu den intelligenteren Spiegelungen dieser condition féminine. Indem die junge Anwältin aus Boston den traditionell weiblichen Wunsch nach Nähe und den traditionell männlichen Drang nach Freiheit in sich vereint, gewärtigt sie ein Problem, das Katja Kullmann allzu vertraut ist. Auf zweihundertsiebzehn Seiten verzweifelt die Autorin am Leben, mehr aber noch an der Frage, wie lange man nach Mr. Right suchen muß, der keine Scheu vorm Spülen hat und mit dem man "nach einem erfüllten Leben Händchen haltend auf einer Bank unter einem Obstbaum" sitzen darf.

Es sind die Themen der heute Dreißigjährigen, die so sehr leiden an sich und der Welt ("Ich bin jetzt genau in meinen besten Jahren...das macht mich nervös") und denen es doch so gut geht wie keiner Generation zuvor. Das Leben, klagt die bekennende Vielseherin Kullmann, erscheine immer kläglicher als in der Werbung, "daran krankt die ,Generation Ally', und nirgends wird uns das so bewußt wie im Zusammensein mit einem Mann". Die gemeinsame Erfahrung der heute Dreißigjährigen, daß Männer und Frauen alles voneinander wissen, läßt die recherche sentimentale ein aufs andere Mal scheitern. Es ist bekannt, daß nach drei Sekunden über Sympathie und Antipathie entschieden ist - und trotzdem spielt Sie mit ihren Haaren, um sein Unterbewußtes zu locken, und Er fragt gelegentlich nach, um ihr Vertrauen zu gewinnen. "Sex ist uns enteignet worden", schreibt Kullmann.

Die Dramaturgie ihrer Bekenntnisse weist die Autorin als berechnende Epigonin von "Generation Golf" aus. Das Drama beginnt Mitte der achtziger Jahre in einem Eigenheim am Rande der Großstadt mit Mädchen in Esprit-Sweatshirts, die noch zwischen Pferdeposter und dem "Bravo"-Starschnitt von Rick Astley schwanken. Einem Exkurs über die folgenreiche Sozialpädagogik jener Jahre folgen Erinnerungen an Tschernobyl und Ozonloch, an Aids und den Fall der Mauer. Doch weniger in der mit Hilfe von Archiven erarbeiteten Historie liegt der Reiz, sondern in Kullmanns kleinen privaten Momenten, etwa wenn sie beschreibt, wie sie ihr Schülerleben lang die amerikanischen Jugendlichen um ihre schwarzen Quastenhüte beneidet hat, die am Tag der Abschlußfeier zu Hunderten in den Himmel fliegen. Interrail hat sich bei diesen Frauen, wie Kullmann sie beschreibt, so wenig durchgesetzt wie der Au-pair-Dienst. Lieber fährt man zum Einkaufen nach Paris. Und auch der Zeit an der Universität kann die Autorin im Rückblick kaum etwas abgewinnen. Arbeitslosigkeit und überfüllte Hörsäle, vor allem aber die Begegnung mit den letzten Bastionen der Frauenbewegung drückten die Stimmung.

Warum aber leiden dann Kullmann, McBeal und ihre Schwestern so sehr an ihrer Existenz in der Altbauwohnung mit Fußbodenheizung? Daß ihre staatliche Rente eine quantité négligeable sein wird, ist zwar bitter, wird aber alle treffen, die nach Walter Riester die Pensionsgrenze erreichen. Es ist die Welt, in der sich jeder dem Prinzip des anything goes unterordnet, welche die Argonautinnen am eigenen Glück verzweifeln läßt. Der Markt der Möglichkeiten ist verlockend - und grausam zugleich. "Könnte es sein, daß wir etwas verpaßt haben?" seufzt die Autorin gegen Ende leise. Der Leserin kommt spätestens an dieser Stelle ein ähnlicher Laut über die Lippen. Was Kullmanns Vorbild so leichthin gelungen war - einer diffusen, unpolitischen und konsumfreudigen Altersgruppe, die bis dahin nichts Eigenes vorzuweisen hatte, eine kleine Biographie zu schenken -, hat durch die Nachahmung einen faden Beigeschmack erhalten. Fühlte man sich einst unverhofft erkannt, so wünscht man sich hier angesichts der Flut angeblich gemeinsamer Erinnerungen die verborgene Einzigartigkeit sehnlichst zurück.

Katja Kullmann: "Generation Ally". Warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002. 225 S., geb., 14,90 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Alles im Griff und doch nicht glücklich
Selbstverwirklichung geht ihnen über alles, mit Feminismus haben sie nichts mehr am Hut, die Nöte ihrer Mütter sind ihnen fremd. Dafür haben sie andere Probleme: Sie können nicht schlank genug, nicht erfolgreich genug, nicht sexy genug sein. Sie wollen alles und erreichen manchmal etwas weniger. Ja, so ist das mit den Frauen, die zwischen 1965 und 1975 geboren wurden.
Der diskrete Charme der Hysterie
Und dennoch sind sie zutiefst liebenswert, wie die Einschaltquoten der Fernsehserie Ally Mc Beal zeigen, deren Hauptfigur die Galionsfigur einer ganzen Generation ist. Ihre Kapriolen fesseln Woche für Woche die Zuschauer und sind nicht selten zum Brüllen komisch. Das mühsame Jonglieren zwischen Beruf und einem erfüllten Privatleben ist vielen Frauen bestens bekannt. Wie kriegt man all das unter einen Hut, ohne zur Karrierezicke oder zum Hausmuttchen zu werden? Nicht ganz einfach. Aber es gibt nicht nur schwarz-weiß, nicht nur Entweder-oder. Katja Kullmann wünscht sich ein neues Selbstverständnis der modernen Frau. Ein Einssein mit sich selbst und ein souveränes Gefühl für die eigene Weiblichkeit. Für die nächste Generation, die nach Ally, wird das vielleicht schon selbstverständlich sein. (Henrik Flor, literaturtest.de)

Warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein
Was Generation Golf für die Männer war, ist Generation Ally für die Frauen.
Katja Kullmann schreibt in ihrem Buch Generation Ally über Frauen, die in den Achtzigern aufwuchsen: Teils witzig, teils zynisch und ironisch beschreibt sie die Jahre der Pubertät, die erste Liebe, die Mode, das Studium und den Start ins Berufsleben. Heute sind viele der Frauen, die zwischen 1965 und 1975 geboren wurden, erfolgreich im Job, aber oftmals sehr unglücklich im Privatleben. Diese Frauen um die 30 erkennen sich, nach Meinung der Autorin, in Ally McBeal wieder: Die neurotische Anwältin aus der gleichnamigen Kult-Fernsehserie trifft nämlich genau das Lebensgefühl der Frauen dieser Generation: "Es ist Frauen scheinbar unmöglich, beruflich erfolgreich und privat glücklich zu sein... Und das ist verdammt ungerecht, findet Ally".
Die "Töchter der Emanzipation" - keine Frauengeneration vorher war aufgeklärter und befreiter - stehen ständig in einem inneren Kampf mit sich selbst - zwischen Singletum und Partnersuche, zwischen Emanzipation und neuem Weibchenkult.
Warum ist es heute so kompliziert, eine Frau zu sein? Katja Kullmann unternimmt mit ihrem erfrischend unakademischen, bisweilen auch selbstkritischen Plädoyer für ein neues Selbstbewusstsein der Frauen einen Versuch, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Kein Zweifel - es ist ihr auf jeden Fall gelungen, ihr eigenes Leben zu durchleuchten. (Wibke Garbarukow)

"Killer-Karrieristinnen in der Teilzeit-Falle"
Sie sind um die dreißig, dynamisch und neurotisch. Erfolgreich im Job, einsam daheim, von Sehnsüchten geplagt, aber immer mit dem passenden Lippenstift ausgestattet. Und immer mit dem falschen Mann. Ally McBeal, die Heldin der Fernsehserie, ist ihr Rollenvorbild. Katja Kullmann hat ihre Befindlichkeiten zum Buch gemacht und es "Generation Ally" genannt, was sowohl klug als auch naheliegend war. Alles was nach Florian Illies` "Generation Golf" als Generation irgendwas auf den Markt kam, hat zumindest Aufmerksamkeit erregt. "Generation Ally" ist kein Sprach-Feuerwerk wie "Generation Golf". So witzig ist es auch nicht. Nüchtern konzentriert sich die Autorin auf die Töchter der Mittelschicht. Berichtet von "Makramee-Müttern" und "Killer-Karrieristinnen in der Teilzeit Falle". Zeichnet das Bild einer ratlosen Frauengeneration, die eigentlich nur weiß, was sie nicht will. Karriere ohne Kinder, Kinder ohne Karriere. Kullmann ist ein bisschen zu nah dran für Ironie und Vision; ihre Erkenntnisse bringen nicht wirklich weiter. Vielleicht ist das auch typisch für die "Allys" dieser Jahre. (Hörzu)

Fröhliche Neurosen
Den Erfolg der US-Anwaltsserie Ally McBeal macht vor allem eines aus: Nahezu jede Frau der heute Um-die-30-Jährigen fühlt sich beim Zusehen irgendwie getroffen. Hin- und hergerissen zwischen dem Anspruch, im Job seine Frau zu stehen und gleichzeitig private Erfüllung zu finden, wissen die Frauen von heute vor allem eines, nämlich was sie nicht wollen: weder Karrieremonster sein noch Hausmütterchen, weder Luder noch Mauerblümchen. Insofern ist Ally wohl tatsächlich eine passende Beschreibung für eine neue Generation von Frauen. Das Buch von Katja Kullmann zeigt - und das oft besser und lebendiger als so manch seriöse soziologische Abhandlung - was Frauen zwischen 25 und 35 so "umtreibt". Kullmann legt dar, warum die Rollenbilder in unserer Gesellschaft an ihre Grenzen stoßen - und wie eine ganze Frauengeneration ein neues Selbstverständnis entwickelt. Ob das dann weiterhilft, ist eine andere Frage. Immerhin aber: Witzig und flüssig geschrieben, unterhaltsame "Soziologie light". (www.parship.de)

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Als hätte das gerade noch gefehlt, erzählt Katja Kullmann allen, die es wissen wollen, "warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein". Der Rezensentin Sandra Kegel aber hat das gar nicht gefehlt, und also verreißt sie das Buch, das sich schon im Titel an Florian Illies' Bestseller ranschmeißt. Kullmann, meint sie, ist nichts weiter als eine "berechnende Epigonin". Auch der Aufzählung der Jahre, die wir kennen, von Tschernobyl bis Fall der Mauer, kann Kegel nicht so viel abgewinnen. Etwas interessanter schon die "kleinen privaten Momente" - aber was es so schrecklich rumzujammern gibt, im unoriginellen Rückgriff auf diverse Fernsehserien (in erster Linie eben die titelgebende "Ally McBeal"), das will ihr nicht in den Kopf.

© Perlentaucher Medien GmbH"