Marktplatzangebote
9 Angebote ab € 1,69 €
  • Gebundenes Buch

Auswandererschicksal. Familiensaga. Oder der Traum vom besseren Leben. Vita ist die ergreifende Geschichte zweier Kinder, die 1903 in das Elend der New Yorker Arbeiterviertel auswandern, und zugleich eine literarische Suche der Autorin nach ihren eigenen Wurzeln. Der 2003 mit dem Premio Strega ausgezeichnete Roman stand monatelang auf den italienischen Bestsellerlisten.
In ihrer Heimat wird Melania Mazzucco als Nachfolgerin von Elsa Morante und Dacia Maraini gefeiert. New York, 1903: Jeden Tag gehen in Ellis Island zwölftausend Einwanderer an Land. Auch die neunjährige Vita und der
…mehr

Produktbeschreibung
Auswandererschicksal. Familiensaga. Oder der Traum vom besseren Leben.
Vita ist die ergreifende Geschichte zweier Kinder, die 1903 in das Elend der New Yorker Arbeiterviertel auswandern, und zugleich eine literarische Suche der Autorin nach ihren eigenen Wurzeln. Der 2003 mit dem Premio Strega ausgezeichnete Roman stand monatelang auf den italienischen Bestsellerlisten.

In ihrer Heimat wird Melania Mazzucco als Nachfolgerin von Elsa Morante und Dacia Maraini gefeiert. New York, 1903: Jeden Tag gehen in Ellis Island zwölftausend Einwanderer an Land. Auch die neunjährige Vita und der zwölfjährige Diamante sollen dem Elend ihres süditalienischen Heimatdorfs entkommen und bei Vitas Vater in Little Italy ein neues Leben anfangen. Doch die Verhältnisse in der neuen Heimat sind noch schlimmer als zu Hause: In der winzigen Pension von Vitas Vater, einem Patriarchen, sind Dutzende von Tagelöhnern zusammengedrängt. Seine amerikanische Frau Lena muss wie eine Sklavin schuften, und auch Vita und Diamante werden gezwungen, jede erdenkliche Arbeit anzunehmen - Tellerwäscherin, Kussverkäuferin, Zeitungsjunge, Wasserträger, Lumpensammler. Gemeinsam schlagen sich die beiden Kinder durch und lernen mit der Zeit nicht nur die neue Sprache, sondern auch die Liebe kennen. Doch eine gemeinsame Zukunft gibt es für sie nicht - Vita bleibt in Amerika, Diamante geht zehn Jahre später zurück. Als Vitas Sohn 1944 mit den Alliierten in Süditalien landet, macht er sich auf die Suche nach dem Mann, der sein Vater hätte sein können. Noch einmal fünfzig Jahre später erweckt Diamantes Enkeltochter Melania mit Hilfe ihrer Fantasie und Intuition eine Geschichte über Vita und Diamante zum Leben, die realistisch und magisch zugleich ist - die Geschichte einer Kinderliebe, die kein Ende haben durfte, die Geschichte des Traums vom besseren Leben, der sich als Seifenblase entpuppt.
Autorenporträt
Melania Mazzucco, geboren 1966 in Rom, wurde schon mit ihrem ersten Roman "Il bacio della Medusa" berühmt (dt. "Der Kuss der Medusa"). Alle ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.10.2004

Der Dirigent des Todes
Melania Mazzucco erzählt von italienischen Auswanderern
Als das Tor zu Europa, als die Insel der Hoffnung und der Enttäuschung wird dieser Tage Lampedusa beschrieben. Denn hier stranden fast täglich Hunderte von Flüchtlingen aus Nordafrika. Hier hoffen sie auf ihre Chance, und hier wird entschieden, ob sie das italienische Festland betreten dürfen oder zurück in ihre Heimat verfrachtet werden.
In diesen Tagen ist ein Roman erschienen, der hundert Jahre in der Geschichte zurückgeht in eine Zeit, als die Italiener selbst auf der Flucht vor der Hungersnot waren. Damals hieß das Tor der Hoffnung Ellis Island und befand sich jenseits des Atlantiks. Das erstrebte Festland war Amerika. Auf dieser winzigen Insel vor der New Yorker Küste spuckten die Übersehdampfer Tag für Tag Tausende von italienischen Einwanderern aus - darunter viele Kinder. Diamante, der Protagonist dieses Romans, ist einer von ihnen. Ein schmächtiger Zwölfjähriger, an dem ein noch schmächtigeres Mädchen hängt, die so heißt wie das Buch: „Vita” von der italienischen Autorin Melania Mazzucco.
Späte Wiedervereinigung
Die zwei Kinder sind fest entschlossen, sich in Nova Iorke ein besseres Leben aufzubauen. Zusammen und für immer. Doch ihre Liebe zerbricht an der Unbarmherzigkeit der Stadt, in der italienische Emigranten noch schlechter behandelt werden als andere Einwanderer. Diamante und Vita müssen wie Sklaven schuften. Sie in der Pension ihres despotischen Vaters Agnello, er als Zeitungsjunge, Wasserträger und Lumpensammler. Nach zehn Jahren Überlebenskampf gibt Diamante auf und kehrt nach Italien zurück. Vita bleibt, sie schafft es. Nach 38 Jahren reist sie als wohlhabende Amerikanerin nach Italien zurück, um mit Diamante alt zu werden. Doch für ihn ist es zu spät. Kurz nach der Wiederbegegnung mit seiner alten Liebe stirbt er.
Was auf den ersten Blick vielleicht allzu süßlich klingt, ist tatsächlich eine anrührende Liebesgeschichte, der Haupterzählstrang eines faszinierenden, komplex strukturierten Emigranten-Epos. Dieser wehmütige Roman ist vielleicht das Beste, was Mazzucco bisher geschrieben hat. Im letzten Jahr hat sie für „Vita” den La-Strega-Preis bekommen.
Groß waren die Erwartungen der Kritik an das vierte Buch der sechsunddreißigjährigen Römerin, die seit ihrem ersten Erfolg „Il bacio della Medusa” (1996) - „Der Kuss der Medusa” - als Nachfolgerin von Elsa Morante und Dacia Maraini gehandelt wird. Schade nur, dass ihr literarischer Ehrgeiz sie manchmal zu einem etwas pathetischen, schwülstigen Stil verleitet, der besonders in dem biografischen Roman um Annemarie Schwarzenbach, „Die so Geliebte”, unangenehm auffiel.
Doch das ist vorbei, Melania Mazzucco ist gereift. Sie erzählt mit epischer Kraft und großer Leichtigkeit. Sie skizziert Ereignisse und Charaktere mit Präzision, Ironie und subtiler Einfühlsamkeit. Mazzuccos Milieubeschreibungen sind komische Miniaturen italo-amerikanischer Alltagsfolklore. Wie die Passage über die pompösen Begräbnisse, die Bongiorno Bros ausrichtet - der mächtigste Bestatter und Mafioso in Little Italy: „Der schwarze Leichenwagen mit den großen, glänzenden Fenstern und den mit weißen Rosen und Maiglöckchen übersäten Kissen wird von einem Gespann weißer Pferde gezogen, die mit karmesinroten Satteldecken und schwarzen Federbuschen ausstaffiert sind. Der Kutscher trägt eine violette Livree und einen schwarzen Zylinder. Die Geschwindigkeit der Kutschen, das feierliche Voranschreiten des Trauerzugs, die Farben der Dekoration, die Choreografie der Tränen und die Gesänge - das alles wird vom Chef arrangiert, der die Begräbnisse dirigiert wie ein Orchesterleiter.”
Am Beispiel meines Großvaters
„Vita” ist der intimste Roman von Melania Mazzucco. Ein Erinnerungsstück an ihre Familie, besonders an ihren Großvater: Diamante. Er verließ 1903 sein Dorf in Süditalien, landete voller Hoffnung in Ellis Island, wo er bald an seinem amerikanischen Traum vom Glück zerbrach. Von diesem stillen Großvater, der über die Jahre in Amerika nie reden wollte, wusste Melania Mazzucco wenig. Er starb noch vor ihrer Geburt in Rom. So ging sie auf Spurensuche. An ihrer Recherchearbeit lässt Mazzucco den Leser teilnehmen. Sie hat sie in den Roman eingebaut, ohne jedoch die zwei Ebenen - Fiktion und Realität - zu vermischen. Eher verschränkt sie sie miteinander, hält beide Erzählstränge geschickt in der Schwebe, indem sie mit Antizipationen und Rückblenden arbeitet. Die Neugier des Lesers gilt dann gleicherweise dem Schicksal der Romanfiguren wie dem, was die Autorin tatsächlich über ihren Großvater herausfindet.
Aus den Bruchstücken dieser vergessenen Schicksale hat Melania Mazzucco ein historisches Epos geschrieben. Dabei lässt sie ein Stück italienischer Geschichte wieder lebendig werden in einer Zeit, in der das Migrationsproblem in Italien nicht aktueller und dramatischer sein könnte. Das Bel Paese ist zum Auffangbecken von mittellosen Flüchtlingen geworden. Doch nur die Fronten haben gewechselt - die Hoffnungen und Träume sind immer noch die von vor hundert Jahren.
FRANCESCA GIUDICE
MELANIA MAZZUCCO: Vita. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Knaus Verlag, München 2004. 548 Seiten, 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr
"Melania Mazzuco schreibt farbenprächtig und detailreich. Sie erzählt mit ebenso großer epischer Kraft wie mit eleganter Leichtigkeit."
(La Repubblica)

"Melania Mazzucco geht den Spuren ihrer Familie nach und beschreibt dabei eindrucksvoll ein wichtiges, wenig bekanntes Kapitel der italienischen Geschichte."
(Corriere della Sera)

"Ein psychologisches und zeitgeschichtliches Epos, das Dickens'sche Züge trägt."
(Il Sole-24 Ore)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Dieser wehmütige Roman ist vielleicht das Beste, was Melania Mazzucco bisher geschrieben hat." Warum vielleicht? Eigentlich ist sich Francesca Guidice nämlich sicher, dass die Geschichte von Diamante und Vita, den beiden Kindern, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts als mittellose Emigranten nach New York kommen, im Werk der Autorin ein großer Schritt nach vorne ist. In ihren bisherigen Büchern erlag sie immer mal wieder der Versuchung des Pathos, jetzt nicht mehr: "Melania Mazzucco ist gereift. Sie erzählt mit epischer Kraft und großer Leichtigkeit. Sie skizziert Ereignisse und Charaktere mit Präzision, Ironie und subtiler Einfühlsamkeit." Ein Einwandererepos von einem, der scheitert, und einer, die sich durchsetzt, und von der Liebe, die dadurch zerbricht; komplex strukturiert und voller "komischer Miniaturen italo-amerikanischer Alltagsfolklore" - die Rezensentin hat nichts auszusetzen und berichtet noch, dass es auch eine persönliche Geschichte ist, denn einem Großvater der Autorin erging es wie Diamante: Er ging nach New York und scheiterte. Mazzucco hat seine Geschichte recherchiert und verschränkt die Dokumentation mit der Fiktion - kunstvoll und anrührend.

© Perlentaucher Medien GmbH