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Die unerfüllte Liebe der Henriette Herz. Sinnlichkeit, Verlangen und die Enttäuschung über eine unerfüllte Liebe - Klaas Huizing mit dem beeindruckenden und einfühlsamen Porträt einer Frau aus der Frühromantik, deren Lebensgeschichte bis heute fasziniert: Henriette Herz. »Wer den Gendarmenmarkt und Madame Herz nicht gesehen hat, der hat Berlin nicht gesehen.« So spricht man im ausgehenden 18. Jahrhundert über Henriette Herz. Mehr als 20 Jahre lang führt sie einen Berliner Salon, in dem sich illustre Gäste aus Politik, Kunst und Gelehrtenwelt drängen. Sie ist eine der gebildetsten und schönsten…mehr

Produktbeschreibung
Die unerfüllte Liebe der Henriette Herz. Sinnlichkeit, Verlangen und die Enttäuschung über eine unerfüllte Liebe - Klaas Huizing mit dem beeindruckenden und einfühlsamen Porträt einer Frau aus der Frühromantik, deren Lebensgeschichte bis heute fasziniert: Henriette Herz. »Wer den Gendarmenmarkt und Madame Herz nicht gesehen hat, der hat Berlin nicht gesehen.« So spricht man im ausgehenden 18. Jahrhundert über Henriette Herz. Mehr als 20 Jahre lang führt sie einen Berliner Salon, in dem sich illustre Gäste aus Politik, Kunst und Gelehrtenwelt drängen. Sie ist eine der gebildetsten und schönsten Frauen ihrer Zeit. Doch ihre große Liebe zu dem Philosophen Ernst Friedrich Schleiermacher findet keine Erfüllung. Seit ihrer ersten Begegnung verknüpft beide ein enges Freundschaftsband. Sie sehen sich fast täglich, genießen ihre Seelen- und Geistesverwandtschaft, doch eine gemeinsame Zukunft scheint ihnen verwehrt: Sie, auffallend groß und üppig, und er, klein und leicht verwachsen, ziehen sofort den Spott der Berliner Karikaturisten auf sich. Dem ist Schleiermacher nicht gewachsen. Er heiratet eine andere Frau. Im Laufe der Zeit durchschaut Henriette immer deutlicher seine Schwächen - aber sie bleibt ihm ein Leben lang treu. Sie ist die Einzige, die das Konzept der romantischen Freundschaft konsequent in die Praxis umsetzt, aber nicht nur darin liegt die Tragik ihres Lebens. Klaas Huizing erzählt elegant und mit feinem Humor. Ihm gelingt es meisterhaft, im Lebensschicksal der Henriette Herz die Epoche der Romantik widerzuspiegeln. »Frau Jette Herz« ist ein Roman über eine faszinierende Frau, die ihren Gedanken Flügel wachsen ließ, aber mit ihren Gefühlen in den Grenzen ihrer Zeit gefangen blieb.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.2006

Die Hände des Theologen
Umschlungen: Klaas Huizings Romanporträt der "Frau Jette Herz"

Henriette Herz, geborene de Lemos, 1764 bis 1847. Verheiratet mit dem Arzt und Aufklärer Markus Herz. Für ihre Schönheit bewundert, für Sprachen und Geselligkeit begabt, wird ihr Salon zu einem Mittelpunkt des geistigen Lebens in Berlin. Im Hause dieser jüdischen Frau begegnen sich Menschen verschiedener Stände und Profession, jeder einzelne soll sich, so der Gedanke der Zeit, im Austausch mit den anderen vervollkommnen. Eine schöne Muse zwischen den hervorragenden Geistern der Stadt - dies ist ein dankbarer Stoff für die Gattung des biographischen Romans oder der romanhaften Biographie, die seit ihrer massenhaften Verbreitung im neunzehnten Jahrhundert drei Gefährdungen kennt: die plumpe Vertraulichkeit, den Absturz ins Triviale, das bloß oberflächliche Zeitkolorit.

Klaas Huizing hat sich dieser Gattung bereits in einem Kant- und einem Kierkegaard-Roman verschrieben und erliegt in seiner Lebensbeschreibung "Frau Jette Herz" der ersten Gefahr. Denn über weite Strecken seines Romans spricht kein distanzierter Erzähler, schildert die ein- und ausgehenden Figuren, Wilhelm von Humboldt, Alexander zu Dohna, Friedrich Schlegel, die unruhigen Zeiten der Napoleonischen Ära und der Befreiungskriege, sondern die sensible Salonière läßt sich persönlich vernehmen. Da die Herz ihre Korrespondenz und ihre Tagebücher zum großen Teil vernichtet hat, ist es nicht leicht, ihren Ton aufzugreifen und ihren gedanklichen Horizont nachzuzeichnen. Also erfindet Huizing eine gemütvolle Frau, deren munter durch den Salon schweifender Blick sich weitet, sobald sie einen Mann namens "Schleier" sieht: "Diese Augen! In ihnen wohnte eine Sehnsucht, sich mit der ganzen Welt zu verbrüdern, darin siedelten Sinn und Geschmack, Leidenschaft und, ja, das auch, Leidensfähigkeit. Überdacht wurden diese Augen von einem schmalen Baldachin zart geschwungener Augenbrauen. Sie kannte solche Augen in dieser Reinheit nicht."

1796 stößt der bahnbrechende Denker des modernen Protestantismus, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, zum Kreis der Frühromantiker im Salon der Henriette Herz. In Huizings Roman wird er zum eigentlichen Gegenstand, die Liebe zu ihm der Leitfaden von Henriettes Leben. Der kleine und leicht verwachsene Schleiermacher schildert in seinen Briefen das Verhältnis zur üppigen "Jette" allerdings als Seelenfreundschaft. Sein Biograph Wilhelm Dilthey folgt ihm darin, ebenso die neuere Wissenschaft. Man sieht sich täglich oder schreibt Briefe, bildet einander Charakter und Geist, spricht über die entstehenden Werke wie die berühmten "Reden über die Religion". "Diese Seiten waren so erregend, daß sie häufig die Lektüre unterbrechen mußte, Zuflucht zu ihren Stickereien suchte oder ein albern langweiliges Buch zur Hand nahm, um sich abzukühlen. Diese Reden waren wie seidene Handschuhe, umschmeichelten jeden Finger und die Unterarme hinauf, man glaubte ein ganz neues Gespür zu erlangen, fühlte sich angegangen und umschlungen."

Klaas Huizing, selbst Doktor der Philosophie und Professor der Theologie in Würzburg, meint, seinen Lesern einen Gefallen zu tun, wenn er sie fühlen statt denken läßt. Die Werke des Theologen, Philosophen und Philologen Schleiermacher werden ins Leben herabgezogen und dabei nicht nur veranschaulicht, sondern durch die Vermittlung auch trivialisiert, etwa wenn Henriette sich in der Religionsphilosophie ihres Freundes spiegelt: "Gott war in den Liebenden. Ja. Ja. Und schrieb Schleier nicht, in ihr selbst werde er der Menschheit und damit des ganzen Universums ansichtig? Stand sie also stellvertretend für diesen geheimnisvollen Moment und die höchste Blüte der Religion?" Ähnliches gilt für die Schilderung der politisch-historischen Lage, wenn "Jette" und "Schleier" mit ihren Freunden zusammensitzen und bei Spickgänsen und Béchamelpastete verschwörerisch beratschlagen, wie sich das Volk gegen die Besetzung Preußens durch Napoleon erheben könnte.

Huizing entfaltet den intellektuellen Hintergrund seines Romans, indem er Formulierungen und Zitate aus Werken und Briefen der mit Henriette befreundeten Denker nimmt und diese in seine Dialoge einarbeitet. Das unterscheidet sein Vorgehen von dem einiger Kolleginnen. Carola Stern hat sich vor Jahren biographisch der Herz-Freundin Dorothea Schlegel und ihrer Konkurrentin Rahel Varnhagen angenommen. Wie Sigrid Damm in ihrer "Recherche" über das Leben der Christiane Vulpius kennzeichnet sie die Zitate, letztere verweist en passant sogar auf die Quellen. Zwischen den Fakten bleibt Raum für die Phantasietätigkeit des Lesers. Huizing hingegen versucht, diese fiktional zu befeuern, ohne daß es ihm gelingt, das Material mit dem eigenen Ton zu verschmelzen und - wie im Falle von Christa Wolfs Schilderung der Caroline von Günderrode - ein Kunstwerk zu schaffen.

Vielleicht greift der Autor auch nicht nach solchen Sternen und möchte in der Vergangenheit einfach Anstöße für das Leben der Gegenwart finden. Henriettes "Beruf zur Freundschaft" leuchtet herüber, die Idee, im Miteinander das eigene Selbst auszubilden. Allerdings gibt der sinnliche Verzicht, das ständige Sich-Verzehren nach den schmalen Händen des Theologen zu denken. Der Herz bleibt nichts anderes als die Rolle der tragischen Muse. Und der Romantiker, der die Höhen und Tiefen seiner Biographie mit ihrer Hilfe tapfer durchschritten hat, wird auch nicht recht glücklich: "Minutenlang verharrte er mit geschlossenen Augen, blickte dann noch einmal auf, winkte mit den Augen, umschloß Jette mit aller Kraft, hauchte: Ich habe es sehr lange ausgehalten. Nun ist es genug, mehr als genug."

SANDRA KERSCHBAUMER

Klaas Huizing: "Frau Jette Herz". Roman. Albrecht Knaus Verlag, München 2005. 320 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sandra Kerschbaumer hält das Leben der Henriette Herz, die einen romantischen Salon in Berlin unterhielt, den alle namhaften Köpfe der Zeit besuchten, für einen durchaus "dankbaren Stoff". Allerdings sieht sie schon grundsätzlich im Genre der Romanbiografie drei Gefahren, nämlich Trivialität, allzu "oberflächliches Zeitkolorit" und die "plumpe Vertraulichkeit", und Klaas Huizing ist ihrer Meinung nach in seinem Roman mindestens letzterer erlegen. Statt eines "distanzierten Erzählers" lässt der Autor nämlich Henriette Herz selbst zu Wort kommen und "erfindet", in Ermangelung authentischer Quellen wie Briefe oder Tagebücher, eine "gemütvolle Frau", verliebt in den Theologen und Philosophen Friedrich Schleiermacher. In den Gesprächen der Liebenden, in denen Huizing die Philosophie Schleiermanns zu vermitteln suche, werde sie, anstatt veranschaulicht, eher "trivialisiert", so die Rezensentin unzufrieden. Daneben sollen die in die "Dialoge eingearbeiteten" Zitate aus Werken und Briefen der romantischen "Denker", die den Salon der Herz besuchten, den geistigen Horizont des Romans ausleuchten, was weder hilfreich ist, einen "eigenen Ton" zu kreieren, noch ein "Kunstwerk" entstehen zu lassen, beklagt sich Kerschbaumer.

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