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Ein Buch über die Begegnung mit den ganz großen Erfahrungen: Ehrgeiz, Angst, Mut, Erfolg, Scheitern, Tod - und ein exzellentes Buch über den Stierkampf.
Ein Buch über die ganz großen Erfahrungen: Ehrgeiz, Angst, Mut, Erfolg, Scheitern, Tod und ein exzellentes Buch über den Stierkampf. A. L. Kennedy geht auf die Reise nach Spanien - und zu sich selbst. Die Begegnung mit dem Tod ist das Herzstück dieses Buchs. Warum setzen sich Menschen vor Augen eines sachkundigen Riesenpublikums der Möglichkeit eines blutigen Todes oder aber der Gefahr schwerster Verletzungen aus? Die Autorin erzählt von…mehr

Produktbeschreibung
Ein Buch über die Begegnung mit den ganz großen Erfahrungen: Ehrgeiz, Angst, Mut, Erfolg, Scheitern, Tod - und ein exzellentes Buch über den Stierkampf.
Ein Buch über die ganz großen Erfahrungen: Ehrgeiz, Angst, Mut, Erfolg, Scheitern, Tod und ein exzellentes Buch über den Stierkampf.
A. L. Kennedy geht auf die Reise nach Spanien - und zu sich selbst.
Die Begegnung mit dem Tod ist das Herzstück dieses Buchs. Warum setzen sich Menschen vor Augen eines sachkundigen Riesenpublikums der Möglichkeit eines blutigen Todes oder aber der Gefahr schwerster Verletzungen aus?
Die Autorin erzählt von Stieren und Züchtern, Toreros und ihrem Publikum, von Regeln, Tricks, und Risiken, von der Faszination, dem Schrecken und sexuellen Sog eines mörderischen Schauspiels.
Sie porträtiert den Dichter Federico García Lorca, der die Stiere liebt, den berühmten Juan Belmonte, der seine Kämpfe überlebte und sich selbst tötete, und Domingo López Ortega, den einzigen Torero, dessen Arbeit in der Arena sie als "schön" empfand.
Autorenporträt
A. L. Kennedy, geb. am 22. Oktober 1965 im schottischen Dundee, gehört seit ihrer ersten Aufnahme in die legendäre Granta-Anthologie Best of Young British Writers (1993) zu den meistbeachteten Autorinnen Großbritanniens und gewann zahlreiche Preise. A. L. Kennedy wurde u.a. mit dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet. Die Autorin, Dramatikerin und Filmemacherin lebt in Glasgow und meldet sich mit Beiträgen im Guardian auch politisch zu Wort, u.a. als engagierte Gegnerin des Irak-Krieges. Sie erhielt 2008 den Internationale Eifel-Literatur-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2001

Schuld und Bühne des Stierkämpfers
A. L. Kennedy, die Meisterin der verbalen Ökonomie, steigt hinab in die Arena / Von Felicitas von Lovenberg

Original bliss" meint im Englischen das Gegenteil von "original sin", der Erbsünde: ein Ur-Glücksgefühl, das sich unter dem Solar plexus als potente Mischung aus erfüllter Sehnsucht, Geborgenheit und einer vorübergehenden, absoluten Wunschlosigkeit zusammenbraut. "Original bliss" zu empfinden bedeutet so viel wie den Sinn des Lebens gefunden zu haben - jedenfalls einen Moment lang. Wer dieses Glücksgefühl einmal gekannt hat, will sich mit weniger nicht mehr zufriedengeben.

Für das glückliche Ende ihres Romans "Original Bliss", der im letzten Herbst unter dem Titel "Gleißendes Glück" bei uns erschien, hat die schottische Schriftstellerin A. L. (eigentlich Alison Louise) Kennedy sich mehrmals fast entschuldigt; es sei ihr erster - und letzter - Versuch eines Happy-End. Aber sogar dieses vorsichtige, zweischneidige Happy-End erstaunt im Werk einer Autorin, die ihren düsteren Themen zugleich mit herber Ironie und höflichdistanzierter Anteilnahme begegnet. Sie verfolge in ihren Geschichten und Romanen keinerlei Absichten, sagte A. L. Kennedy einmal. Die Themen kämen einfach zu ihr; Schreiben sei für sie eine Notwendigkeit - "eine Art psychologisches Niesen". Diese Art zu schreiben entsteht im Bauch, nicht im Kopf - und hat trotzdem mit Gefühlsduselei nichts im Sinn.

Was der Stierkampf, die corrida, mit "original bliss" zu tun hat? Natürlich sind beide Sinnbilder für Sexualität, doch darum geht es A. L. Kennedy diesmal nicht. "Stierkampf" handelt nicht von der wiederentdeckten körperlichen und seelischen Liebesfähigkeit einer Glasgower Hausfrau, sondern von der Sinnsuche der Schriftstellerin. Ähnlich wie Mrs. Brindle in "Gleißendes Glück" hat A. L. Kennedy an Kraft und Glauben eingebüßt, doch sie findet keinen Guru der Selbsthilfe-Bücher, niemanden, der ihr aus der Trostlosigkeit hilft.

Nach dem Erfolg ihres letzten Romans "Everything You Need" in Großbritannien fiel es A. L. Kennedy nach eigenem Bekunden schwer, Prosa zu schreiben. Ihre miserable körperliche Verfassung und die Tatsache, daß sie "sich selbst sozusagen zu Tode" langweilt, kommen hinzu: "Stierkampf" setzt unmittelbar vor ihrem Selbstmord ein. Sie hat beschlossen, sich aus dem Fenster zu stürzen. Da erklingt von irgendwoher das Lied "Mhairis Wedding", ein "besonders mißlungenes Beispiel pseudokeltischer Kitschkunst". Die Stimmung ist dahin. "Ich kann hier nicht sitzen, Mhairis Wedding anhören und mich in angemessener, glaubwürdiger Weise auf den Tod vorbereiten."

A. L. Kennedy fährt nach Spanien, um einen Auftrag zu erfüllen: über den Stierkampf zu schreiben, bei dem es um Menschen geht, die "ihr Leben riskieren, um davon zu leben". Eben wie jemand, der schreibt, um zu überleben. Die Analogien zwischen Matador und Schriftsteller treiben die Autorin an. Beide gehen das Risiko ein, coram publico zu versagen, schlimm zugerichtet zu werden, zu sterben - oder über den Tod zu triumphieren. Wie beim Schreiben liegen in der corrida herausragende Leistung und tödliche Tragödie eng beieinander. Kennedy beschreibt den Stierkampf als ein religiöses Ritual im Übergangsstadium, als Mischung aus Unterhaltung, Skandal und Sakrament. In einem katholischen Land wie Spanien ist die corrida bis heute eine Art moderner Prüfung, ein Gottesurteil. Kennedy, katholische Schottin oder schottische Katholikin, zeigt die Verletzlichkeit des Menschen in der Arena und seinen Glauben an eine Kraft, die ihn beschützt.

Ähnlich wie Ernest Hemingway in seinem 1932 erschienenen Essay "Tod am Nachmittag" beschreibt Kennedy Aufzucht und Verhalten der Stiere, Techniken und Tricks der Matadore. Sie erzählt Anekdoten von legendären Stierkämpfern, erschafft auf diese Weise ganz beiläufig eine dichte Atmosphäre der corrida und seiner Bedeutung im Spanien der neunziger Jahre, so wie es Hemingway für die Dreißiger gelang. Zwar begegnet Kennedy dem Stierkampf mit Mißtrauen, doch erkennt sie darin mehr als einen Nationalsport, mehr als ein ritualisiertes Massenspektakel. Aficionados, denen Hemingways "Death in the Afternoon" als gelungenste Darstellung der corrida galt, können an Kennedys "Stierkampf" nicht vorbei.

Dabei ist die Autorin alles andere als eine Bewunderin jenes männlichen Machismo, den Hemingway idealisierte. Ihr Vorbild heißt Federico García Lorca. Ihm fühlt sie sich verwandt. Lorca verehrte Kunstwerke mit duende, mit jenen dunklen Untertönen, die nur aus schmerzhafter Inspiration geboren werden, aus einem Verlust oder Opfer entstehen können.

Wer dem Tod einmal ganz nah war, braucht sich und anderen nichts mehr vorzumachen. A. L. Kennedy übt sich in zynischem Pragmatismus. "Als ehemalige Autorin und ehemalige Selbstmörderin ist mir außer Ehrlichkeit nicht viel geblieben." Die Aufgabe, ein Buch zu schreiben, hat sie keineswegs uneigennützig übernommen: "Ich wollte sehen, ob ich überhaupt noch etwas schreiben kann." Diese Sorge muß der Leser nicht einen Satz lang teilen. Der - von Ingo Herzke sehr gut ins Deutsche übertragene - unverwechselbare Ton, mit dem Kennedy Abgründe auslotet, ihr wacher Sinn für schwarze Komik und der tiefe Ernst, mit dem sie ihre Protagonisten schildert, bestimmen auch in "Stierkampf" ihre Auseinandersetzung mit menschlichen Urängsten und Bedürfnissen. Nie erhebt sie sich über sensationslüsterne Zuschauer, über die feige Grausamkeit der Matadore, über die hilflose Aggression der toros. Denn wie ist der Mensch, wenn nicht tierisch - als "bewegliches Fleisch" von der Tierwelt abhängig und mit ihr verbunden.

Sie sitzt im Zug und nimmt Schmerztabletten (ein uneingestandener Bandscheibenvorfall); sie weint im Haus Lorcas über dessen Tod (eine Sünde ohne Sünder) - und ist von sich selbst angewidert. "Ich habe meine Berufung nicht verteidigt, ich habe nicht einmal der kleinsten Bedrohung standgehalten. Wie kann also ausgerechnet ich behaupten, ich sei Schriftstellerin?" Nur einmal gibt es einen Hinweis darauf, weshalb es der Berichterstatterin so schlechtgeht. Der Mann, den sie liebt, schläft mit einen anderen Frau - nicht aus Liebe, aber mehr ist nicht zu erfahren. "Alles, was ich herausfand, war, daß es für manche Dinge keine Worte gibt; warum also soll man sich mit Worten aufhalten."

Die Beschäftigung mit der corrida schützt sie vor ihren Erinnerungen - auch daran, daß sie mit ihrem Gott und ihrer Bestimmung hadert. "Ich denke heute sehr viel an Glauben, obwohl ich selbst weit weg davon bin - von jener Art Glauben, die einen Menschen hinaus ins Leben führen kann, zu seiner eigenen Stimme, seiner Berufung, die einen begleitet, wenn der Tod näher kommt, hin zu dem Augenblick, der einen erhebt, der auf Gott wartet." Der Stierkampf wird für sie zum Gleichnis für Opfer und Sühne, Willen und Schicksal, Können und Versagen - für die Narben, die eine Berufung mit sich bringen muß, und ihren möglicherweise fatalen Folgen: "Der Tod wiegt den Tod auf, absoluter Verlust gegen absoluten Verlust: in der corrida bedeutet das Wahrheit." Doch die Schriftstellerin hat ihre eigene Wahrheit, ihr Credo noch nicht gefunden. Der Matador steht keineswegs als Stierbezwinger im Mittelpunkt des Geschehens. Er betritt die Arena vielmehr als Märtyrer, als Gezeichneter, ist nicht mehr als ein Werkzeug, ein Gläubiger, ein Geliebter bei der Geliebten. Und die Liebe ist bei A. L. Kennedy stets gnadenlos.

Man muß kein Schriftsteller mit einer Schreibblockade sein, kein Gläubiger, dem der Glaube abhanden gekommen ist, um diese verzweifelt hoffnungsvolle Sprache zu verstehen. "Und damit bin ich wieder in den Gefilden jenseits des gesunden Menschenverstands angelangt, bei den Fragen der Liebe und des Glaubens - beides durchsetzt mit vergossenem Blut."

A. L. Kennedy: "Stierkampf". Aus dem Englischen übersetzt von Ingo Herzke. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2001. 157 S., geb., 32,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Reinhard Baumgart stellt uns die junge schottische Erzählerin A. L. Kennedy vor, die seiner Meinung nach über das gewisse Etwas verfügt, das den meisten jungen Autoren fehlt. Zwei Bücher der Autorin hat er sich genauer angesehen: den Roman "Einladung zum Tanz", erschienen im Steidl Verlag, und "Stierkampf", erschienen bei Wagenbach.
1) A. L. Kennedy: "Einladung zum Tanz"
Was also ist es, was Kennedy den anderen voraushat und was jenseits von Talent, Stil, Thematik liegt? Baumgart konstatiert bei diesem Roman eine "intensive Empfindlichkeit für Schmerz und Gewalt", dazu ein "religiöses Glücksverlangen - eine eher archaische als postmoderne Mischung". Voilà. Und dann kann sie erzählen, Kennedy, dass Baumgart nur so staunt. Über ein "Kaleidoskop der Bilder, Dialoge, Gedanken, bald jäh und knapp, dann wieder aus- und scheinbar abschweifend, mit harten Schnitten, weichen Blenden, aber immer traumwandlerisch sicher." Entsteht eine Lebensreise, Liebesgeschichte und ein Panorama der britischen Achtziger, deren Handlungsverlauf nachzubuchstabieren, dem Rezensenten Pein verursacht, denn nicht vermitteln lasse sich, "wie nüchtern und doch fassungslos" hier wahrgenommen und erzählt werde, wie sich Pathos und Komik aneinander reiben.
2) A. L. Kennedy: "Stierkampf"
Ist das erlaubt, fragt der Rezensent, den Leser so peinlich nah an sich heranzuziehen? Der Leser auf Tuchfühlung mit der Autorin als einem schaffens- (lebens-?) müden Menschen also, und vor dem Hintergrund einer kleinen Kulturgeschichte des Stierkampfs. Aber ja doch, meint Baumgart, weil er nämlich daran nicht zu glauben wagt, an die gescheiterte Autorin Kennedy. Eine Autorin, "die immer zum Äußersten geht, um ihrer Kunst den unvergleichlichen Stempel ihrer eigenen Erfahrung aufzuprägen."

© Perlentaucher Medien GmbH
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