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Rudolf Hilferding war einer der wichtigsten theoretischen und politischen Führer der deutschen Sozialdemokratie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. William Smaldone untersucht Hilferdings zentrale Rolle in der sozialistischen Bewegung vom Höhepunkt ihres Einflusses am Vorabend des Ersten Weltkrieges bis zu ihrer Niederlage - und bis zu Hilferdings Tod in nationalsozialistischer Haft.

Produktbeschreibung
Rudolf Hilferding war einer der wichtigsten theoretischen und politischen Führer der deutschen Sozialdemokratie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. William Smaldone untersucht Hilferdings zentrale Rolle in der sozialistischen Bewegung vom Höhepunkt ihres Einflusses am Vorabend des Ersten Weltkrieges bis zu ihrer Niederlage - und bis zu Hilferdings Tod in nationalsozialistischer Haft.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2001

Weit vorausschauend

RUDOLF HILFERDING wurde zu seinen Lebzeiten zu den bedeutendsten Repräsentanten der Sozialistischen Internationale gezählt. Als Sohn einer aus Polen nach Wien ausgewanderten jüdischen Mittelschichtfamilie hatte er Medizin studiert und einige Jahre als Arzt praktiziert. Doch sein besonderes Interesse galt der politischen Ökonomie. Bereits in verhältnismäßig jungen Jahren entwickelte er sich zu einem der führenden Theoretiker des Austromarxismus. Wie seinen Lehrer Karl Kautsky zog es ihn nach Berlin, dem damaligen Zentrum der internationalen Sozialdemokratie. Sein 1910 erschienenes Opus magnum "Finanzkapital", in dem er den wachsenden wirtschaftlichen Einfluß der Banken diagnostizierte und ihre Verstaatlichung forderte, erreichte die Dignität eines marxistischen Klassikers. Als entschiedener Kriegsgegner geriet er zu Beginn des Ersten Weltkrieges in Konflikt mit der Parteiführung. 1917 trat er der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei. Doch im Oktober 1920 sprach er sich auf dem Parteitag in Halle - abweichend von der Mehrheit der Delegierten - gegen den Anschluß an die Kommunistische Internationale aus. Bei der im September 1922 vollzogenen Vereinigung der SPD mit den nicht zur KPD abgewanderten Unabhängigen wurde Hilferding in den neuen Parteivorstand gewählt. Er avancierte zum "Chefideologen" wie zum "Chefökonomen". Mit der Theorie vom staatlich beeinflußten "organisierten Kapitalismus" warb er für einen dezidiert evolutionären Weg zum Sozialismus. Die Verteidigung der Republik trat für ihn immer stärker in den Vordergrund. 1923, 1928 und 1929 gehörte er als Finanzminister der Reichsregierung an. Später unterstützte er den Tolerierungskurs gegenüber der Regierung des katholisch-konservativen Kanzlers Brüning, mit dem ihn auch persönliche Freundschaft verband. Brüning verhalf Hilferding im März 1933 zur Flucht aus NS-Deutschland. Im Februar 1941 wurde er vom Vichy-Regime an die Gestapo ausgeliefert. Seinen Verfolgern entzog er sich im Gefängnis durch Suizid. Mit der vorliegenden Biographie, die sich fast völlig auf die politische und publizistische Laufbahn beschränkt, gelingt es dem Autor ganz gewiß, Hilferding - der etwa in den zwanziger Jahren bereits die "Vereinigten Staaten von Europa" konzipierte - als eine weit vorausschauende Persönlichkeit zu würdigen. (William Smaldone: Rudolf Hilferding. Tragödie eines deutschen Sozialdemokraten. Aus dem Amerikanischen von Christel Steinberg. Reihe Politik- und Gesellschaftsgeschichte, Band 55. Verlag J. H. W. Dietz, Bonn 2000. 291 Seiten, 48,- Mark.)

GISELHER SCHMIDT

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Wenn auch diese Werkbiografie nach Meinung des Rezensenten Urs Hafner "ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte" erhellt, so scheint sie dennoch nicht unbedingt viel Licht ins Dunkel dieser Zeit zu bringen. Der Rezensent nimmt die Besprechung der Biografie über Rudolf Hilferdings zum Anlass, um die bei vielen Sozialdemokraten in dieser Zeit gängige deterministische Auffassung des Geschichtsverlaufs hervorzuheben. Somit bietet für ihn die Biografie keine neuen Erkenntnisse, zumal ihn neben unzulänglichen Bezugnahmen des Autors auf die Gegenwart die "stellenweise" auftretenden Wiederholungen stören. Nach Lektüre der Rezension ist jedenfalls anzunehmen, dass auch die vorliegende Biografie nichts daran ändern wird, dass Rudolf Hilferding "aus dem historischen Bewusstsein verschwunden" bleibt.

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