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Buck Smith wächst auf einer Farm in Virginia, an der Ostküste der USA, auf. So oft er kann ist er mit Tunes zusammen, deren Vater von afrikanischen Sklaven abstammt und auf der Smith-Farm arbeitet. Doch Buck spürt Veränderungen. Es fällt den jungen Leuten immer schwerer, sich gegen den aufkeimenden Rassismus zu wehren. Eines Tages wird die Leiche eines schwarzen Arbeiters aus dem Fluss gezogen und Tunes gerät unter Mordverdacht.

Produktbeschreibung
Buck Smith wächst auf einer Farm in Virginia, an der Ostküste der USA, auf. So oft er kann ist er mit Tunes zusammen, deren Vater von afrikanischen Sklaven abstammt und auf der Smith-Farm arbeitet. Doch Buck spürt Veränderungen. Es fällt den jungen Leuten immer schwerer, sich gegen den aufkeimenden Rassismus zu wehren. Eines Tages wird die Leiche eines schwarzen Arbeiters aus dem Fluss gezogen und Tunes gerät unter Mordverdacht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.06.2000

Kinder wie Wasserwesen
Das Drama vom Abschied der Kindheit
Ein Siebzehnjähriger blickt zurück auf die Zeit damals, als er zwölf Jahre alt war. Die Zeit, in der das Idyll seiner Kindheit zwischen Wasser, Schilf, Himmel und Meer zerbrach, in der die wortlos tiefe Freundschaft zwischen dem weißen Jungen und dem schwarzen Mädchen zu Ende ging.
Warum? Weil uns das Paradies nicht gehört. Weil jeder Mensch irgendwann die Unschuld der Kindheit verliert, weil in dieser Geschichte ein Mord geschieht und kein Erwachsener dem Jungen und dem Mädchen ihre Unschuld glaubt.
Das ist die Ur-Situation des Kindes, das zum ersten Mal begreift, dass der allmächtige Vater eben nicht allmächtig und allwissend ist. Dass er in seiner Erwachsenenart die Wahrheit nicht erkennt oder nicht erkennen will: denn nicht das schwarze Kind, sondern der weiße Grundbesitzer, der King der fischreichen Gewässer und Buchten und Flußhäfen an der Ostküste der Vereinigten Staaten ist der Gewalttäter. Der Mann, mächtig durch Stellung und Geld, erpresst und treibt die anderen von ihm Abhängigen, für ihn zu lügen, lügt selber, so dass das Recht auf seiner Seite zu stehen scheint.
Was kann dagegen ein hitzköpfiger Junge von zwölf Jahren ausrichten, der in seiner Treue und aus Freundschaft ein einziges Mal etwas verschwiegen hat, um seiner Freundin aus der Klemme zu helfen? Ohnmächtig steht er zwischen zwei Menschen, zwei moralischen Forderungen, zwei Möglichkeiten. Da ist das Versprechen, das er dem Mädchen gab, es nicht zu verraten, und dagegen steht die Forderung der ganzen anderen Welt: du musst uns Erwachsenen die Wahrheit sagen! Welcher Wert steht höher? Die Treue zur Wahrheit oder die Pflicht des Gesetzes? Und dann die beiden Möglichkeiten: zweifle ich selber an meiner Freundin oder glaube ich ihr, dass der King sich an ihr vergriff, dass sie sich wehrte, dass ihr ein anderer zu helfen versuchte, was dann dessen Tod war?
Suzanne Fisher Staples erzählt mit großer Kunst und Leidenschaft eine dreifache Geschichte. Zunächst die des absoluten Glücks zweier Kinder, die wie Wasserwesen Gezeiten und Winde, Buchten und Fische besser kennen und spüren als selbst die meisten Fischer, und die mit ihrem kleinen Boot und ihrem Angelzeug am liebsten vor Sonnenaufgang unterwegs sind und so eins sind mit der Natur und darum so eins mit sich selbst, wie es die Dichter der Romantik erträumt haben. Die andere Geschichte erzählt vom Drama des Lügens, vom Stolz und von der Demut der Sklavennachfahren und von der verächtlichen Haltung der Weißen, von der Kluft, die seit Generationen nicht geschlossen ist und die im entscheidenden Augenblick auch in unserer Gegenwart die „Weißen” gegen die „Nigger” zusammen halten lässt. Diese Geschichte erzählt von der Aussichtslosigkeit einer Freundschaft zwischen Buck, dem Jungen,und Tunes, seiner Ziehschwester. Eine Ausweglosigkeit, die von Anfang an bestand, auch wenn Buck sie nicht wahrhaben wollte, und die von Anfang an eine herzzerreißende Spannung erzeugt. Tunes verschwindet am Schluss, und das ist die dritte Geschichte, die vom langen Abschied von der Kindheit erzählt: „. . . es kann Jahre dauern”, beginnt der unterdessen siebzehnjährige Buck seinen Bericht, dass er „wieder in Ordnung kommt. . . dass ich alles offenlegen kann”. Aber der Leser begreift, dass es Verletzungen gibt, die man niemals vergessen kann, die man niemals überwindet. Sie geben dem künftigen Leben seine eigene Dimension und diesem Roman seine Qualität. (ab 13 Jahre)
SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
SUZANNE FISHER STAPLES: Still wie der Sturm. Aus dem amerikanischen Englisch von Hans-Georg Noack. Sauerländer Verlag 2000. 229 Seiten, 29,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sybil Gräfin Schönfeldt lobt diese "mit großer Kunst und Leidenschaft" erzählte Geschichte in mehrfacher Hinsicht. Zum einen begeistert sie sich für die Schilderung einer zunächst glücklichen Freundschaft zweier ganz unterschiedlicher Kinder. Zum anderen zeige die Autorin mit aller Deutlichkeit die nach wie vor bestehende Kluft zwischen Weißen und Schwarzen auf. Und nicht zuletzt zeigt sich die Rezensentin beeindruckt von der mit "herzzerreißender Spannung" geschilderten Ausweglosigkeit und dem Konflikt des Jungen, sich zwischen der Wahrheit und einem Versprechen entscheiden zu müssen. Dass die Autorin auch aufzeigt, dass es Verletzungen im Leben gibt, "die man niemals vergessen kann, die man niemals überwindet", gehört für die Rezensentin zu den ausgemachten Stärken dieses Buches.

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