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Lynchs Filme sind Kult, seine Fotografien hingegen kaum bekannt. Dabei zeigen sie in faszinierender Weise seine unverwechselbare Handschrift: surreal magische Bilderwelten in Schwarz-Weiß, Traumsequenzen gleich in ihren Motiven, Stimmungen und Farbnuancen. Wie in seinen frühen Filmen begegnet man Lynchs Faszination für Fabriken, seiner Obsession für Schornsteine, Schlote, Maschinerien, für Dunkelheit und Geheimnis. Über 30 Jahre fotografierte er verfallende Monumente der Industrialisierung, Überreste einer verschwindenden Welt, in der Fabriken stolze Marksteine des Fortschritts waren, nunmehr…mehr

Produktbeschreibung
Lynchs Filme sind Kult, seine Fotografien hingegen kaum bekannt. Dabei zeigen sie in faszinierender Weise seine unverwechselbare Handschrift: surreal magische Bilderwelten in Schwarz-Weiß, Traumsequenzen gleich in ihren Motiven, Stimmungen und Farbnuancen. Wie in seinen frühen Filmen begegnet man Lynchs Faszination für Fabriken, seiner Obsession für Schornsteine, Schlote, Maschinerien, für Dunkelheit und Geheimnis. Über 30 Jahre fotografierte er verfallende Monumente der Industrialisierung, Überreste einer verschwindenden Welt, in der Fabriken stolze Marksteine des Fortschritts waren, nunmehr Wüsteneien, unbewohnte Schattenreiche, Szenarien für Geschichten, die aufgeladen sind mit der für Lynch charakteristischen emotionalen Aura. They have a mood!
Ein großer Teil dieser Fotografien entstand in Berlin sie zeigen Fabriken in der Stadt und ihrer Umgebung sowie in ód z, Polen, aber auch in England, New York und Los Angeles. Mit wenigen Ausnahmen sind sie unveröffentlicht.
Autorenporträt
Petra Giloy-Hirtz, former associate professor in medieval German literature, is a curator and author based in Munich; recent exhibitions and publications include Julian Schnabel: Polaroids and Dennis Hopper: The Lost Album.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kurz und bündig berichtet Petra Steinberger von ihrem Erlebnis mit David Lynchs Fotoband. Wenn der Meister des Labyrinthischen alte Fabriken in London, Lodz, New York und Berlin ablichtet, geht es nicht um Industrienostalgie, logisch. Steinberger schreibt es sicherheitshalber noch mal hin und erklärt, was stattdessen auf den Schwarzweiß-Bildern aus der Zeit von 1980-2000 berückt: alte Leitungen, halb geöffnete Türen, deren Knarzen die Rezensentin zu vernehmen meint, solche Dinge. Doch vor allem geht es um die Vorstellung, die die Bilder beim Leser anstoßen. Und die sind düster und traurig, meint Steinberger, albtraumhaft und nicht kitschig.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Gefallene Helden
Ein Bildband mit David Lynchs Fabrik-Fotografien
Angefangen hat es wohl in den frühen Achtzigerjahren, kurz nach seinem Film „Elephant Man“. David Lynch hatte gehört, dass die Fabriken im Norden Englands die schönsten seien. Er fuhr von London aus in den Norden – und wurde ziemlich enttäuscht. Er war ein paar Jahre zu spät dran. „Überall hatte man die Fabriken abgerissen. Da waren nur noch Felder, selbst die Schornsteine wurden abgebrochen“, erinnert er sich. Die neuen Werkshallen, die man stattdessen hinstellte, waren seelenlose Metallkörper ohne Persönlichkeit. „Es war eine sehr depressive Reise.“
  David Lynch mag Fabriken, er liebt die Ruinen, die Steine, Pfützen, alte Leitungen. Und er fotografiert sie so, wie er seine Filme macht. Details wie ein rostiger Draht vor einem staubigen Fenster, zerbrochene Glasscheiben, ein öliges Gewinde oder ein rostiges Waschbecken stehen nicht für sich, sondern erzählen eine Geschichte, die keinesfalls fröhlich ausgehen wird. In verfallenen Räumen stehen Türen offen, deren Knarzen man geradezu zu hören glaubt. Und man weiß, wenn man das Labyrinth dahinter betreten könnte, würde man vermutlich seinen eigenen Albträumen begegnen. Oder denen eines Regisseurs, der so rätselhafte, surreale Filme gedreht hat wie „Mulholland Drive“ oder „Blue Velvet“.
  Wenn David Lynch die Wahl hätte, Disneyland zu besuchen oder eine verlassene Fabrik, würde er immer die Fabrik wählen, hat er vor Jahren dem Rolling Stone erzählt; das Bunte, Verkitschte ist nicht seine Sache, zumindest nicht in diesen Aufnahmen. Es sind düstere bedrückende Schwarz-Weiß-Bilder, entstanden zwischen 1980 und 2000, die nun im Band „The Factory Photographs“ versammelt sind. Aber da ist keine Nostalgie zu spüren, eher so etwas wie Respekt vor einer Welt, die noch nicht postindustriell genannt wurde. Es kommen keine Menschen vor auf diesen Bildern, aber sie fehlen auch nicht, denn die Ruinen aus Ziegel, Beton und Stahl sind selbst die gefallenen Helden, Kathedralen aus einer Zeit der schweren Maschinen, des Drecks und der Hitze, die sich die Natur nun langsam wieder zurückholt. Wenn man sie lässt.
  David Lynch hat seine Fabriken nicht nur in England gefunden, sondern auch im polnischen Lodz, in New Jersey, New York oder Berlin. Manche waren noch in Betrieb, als er sie fotografierte; sie stießen weiße Schwaden aus, spuckten Feuer. Den Nebel, den sie verbreiteten – Lynch liebt ihn, obwohl oder gerade weil er weiß, wie giftig, wie zerstörerisch er sein konnte. Viele dieser Bilder könnte er heute nicht mehr machen, sagt er, die Fabrik in Lodz beispielsweise sei längst sandgestrahlt und beherberge inzwischen eine moderne Shopping Mall; auch in London sei alles neu und sauber, und überall verschwänden die Ruinen. Mancher mag sich freuen, dass der Industrieschrott langsam verschwindet. Aber in David Lynchs Bildern ist es gerade diese Traurigkeit, die so verdammt schön ist.
PETRA STEINBERGER
Petra Giloy-Hirtz: David Lynch – The Factory Photographs. Prestel Verlag, München 2014. 220 Seiten, 49,95 Euro.
Von 1980 an dokumentierte Lynch
den Verfall dieser Bauten
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