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Nach Jahren des rapiden, teilweise chaotischen und kriegerischen Wandels der Staatenwelt und der Weltwirtschaft seit dem politischen Umbruch von 1989 / 1990 ist die unter dem Etikett der global governance wiederentdeckte Ordnungspolitik zu einem der zentralen Themen der internationalen Beziehungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts geworden. Alte und neue Risiken, die Neuordnung der transatlantischen Beziehungen, der Aus- und Umbau der Europäischen Union und anderer Institutionen und Regime, werden nun umfassend diskutiert.
Die Beiträge des Bandes aus der laufenden Arbeit des
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Produktbeschreibung
Nach Jahren des rapiden, teilweise chaotischen und kriegerischen Wandels der Staatenwelt und der Weltwirtschaft seit dem politischen Umbruch von 1989 / 1990 ist die unter dem Etikett der global governance wiederentdeckte Ordnungspolitik zu einem der zentralen Themen der internationalen Beziehungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts geworden. Alte und neue Risiken, die Neuordnung der transatlantischen Beziehungen, der Aus- und Umbau der Europäischen Union und anderer Institutionen und Regime, werden nun umfassend diskutiert.

Die Beiträge des Bandes aus der laufenden Arbeit des Forschungsinstituts für Internationale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) sowie des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien (BIOst) vermitteln einen weiten und zugleich detaillierten Blick auf wesentliche globale wie regionale ordnungspolitische Herausforderungen und Lösungsansätze.

Zielgruppe/Target groups: Politikwissenschaftler; Politiker

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2001

Die Suche nach einem Rahmen
Ein Sammelband über internationale Ordnungspolitik

Jens van Scherpenberg, Peter Schmidt (Herausgeber): Stabilität und Kooperation: Aufgaben internationaler Ordnungspolitik. Nomos-Verlag, Baden-Baden 2000. 479 Seiten, 58,- Mark.

Seit 1989/90 ist die internationale Politik sozusagen ruckartig unübersichtlicher geworden. Die Parteien vieler Konflikte auf der Welt ließen sich nicht mehr so einfach in ein klares Freund-Feind-Schema einordnen. Zudem stellte sich heraus, daß die handlungsbestimmende Kraft des Ost-West-Konflikts schon einige Zeit vor seinem definitiven Ende erheblich abgenommen hatte. Unter dem interpretatorischen Deckmantel dieses Kernkonflikts des 20. Jahrhunderts hatte sich schon längst eine Reihe anderer Entwicklungen zu vollziehen begonnen. Dafür reichten die herkömmlichen Erklärungsmuster politisch-militärischer Konflikte, ihrer Ursachen, Dynamik und Konsequenzen nicht annähernd aus.

Für die professionellen Beobachter der internationalen Politik war so eine ungemütliche Situation entstanden. Denn sie standen und stehen immer noch vor der Notwendigkeit, die vielschichtigen und sich wechselseitig beeinflussenden Vorgänge lokaler, makro-regionaler und globaler Politik ohne einen klar erkennbaren Gesamtrahmen analysieren und erklären zu müssen. Ebenso ist es für die Regierungen der Staaten komplizierter geworden, außenpolitische Prioritäten zu setzen, entsprechende Strategien zu entwickeln und vor allem, wenn es sich um Demokratien handelt, diese in ihren Gesellschaften auch mit dem nötigen Maß dauerhafter Legitimation auszustatten.

Zu den besonders wirkungsmächtigen Entwicklungen internationaler Politik, die seit dem weltpolitischen Umbruch von 1989/90 immer stärker in den Vordergrund gerückt sind, gehören die Internationalisierung von Märkten und der rasante Aufstieg grenzüberschreitend handelnder Wirtschaftsakteure, die zunehmende mediale Vernetzung der Länder und Kontinente, Sezessionen und Staatszerfall und das Aufkommen neuer Formen organisierter Gewalt, wobei modernste Technologien mit altertümlichsten Kriegsmitteln kombiniert werden. Die lockere begriffliche Klammer für all diese Vorgänge heißt Globalisierung.

Für die einen ein Zauberwort mit optimistischem Klang, bedeutet Globalisierung für andere eine Art Gott-sei-bei-uns des 21. Jahrhunderts. Wie auch immer: Globalisierung passiert. Die Frage lautet, wie darauf sinnvoll zu reagieren ist. Der seit ein paar Jahren in der politischen Fachdiskussion verwendete Terminus, der sozusagen als Sammeltasche für ein sinnvolles Reagieren benutzt wird, stammt aus dem Englischen und heißt "global governance". Christoph Bertram übersetzt das in seinem Vorwort als internationale Ordnungspolitik. Diese darf man sich allerdings nicht mehr einfach als Politik von Regierung zu Regierung vorstellen. Vielmehr gehören inzwischen auch internationale Organisationen und Institutionen, nichtstaatliche Akteure (Wirtschaftsakteure, humanitäre Nichtregierungsorganisationen, transnational operierende Medien und andere) in den Handlungskreis internationaler Ordnungspolitik.

Wegen der durch die Globalisierung erheblich angestiegenen Verletzbarkeit von hochkomplexen Gesellschaften ist eine auf Stabilität, Sicherheit und Konflikteindämmung - besser noch: Konfliktprävention - ausgerichtete internationale Ordnungspolitik zu einer Hauptaufgabe der (gerne mit einem gewissen pathetischen Überschuß so genannten) internationalen Gemeinschaft geworden. Hier überschneiden sich, im Grundsätzlichen jedenfalls, moralisch-humanitäre Ansprüche und staatliche Interessenpolitik. Der Teufel steckt allerdings wie immer im Detail.

Zur Vorbereitung nicht nur rhetorischer, sondern produktiver Beiträge zur internationalen Ordnungspolitik, die ein Land wie Deutschland erbringen kann und will, sind eine genaue Analyse einzelner Politikfelder internationaler Politik und das behutsame Abwägen von Handlungsoptionen die unabdingbare Voraussetzung. Genau dies leisten die 26 Aufsätze dieses Sammelbandes. Jeder einzelne bietet eine sorgfältige, quellengesättigte und ebenso informationsreiche wie gut lesbare Studie über ein Teilproblem der internationalen Politik. In ihrer Gesamtheit stellen sie ein zwar nicht vollständiges, aber auf entscheidende Grundzüge konzentriertes Panorama des internationalen Systems der Gegenwart dar, dessen Zukunft mehr als je in der Geschichte von gemeinsam erarbeiteten und akzeptierten Lösungen für eine wachsende Zahl globaler Probleme abhängt. Besonderes Interesse erwecken die Aufsätze über Institutionen und Regime internationaler Zusammenarbeit, unter denen die Ausführungen von Stefan A. Schirm über "Globalisierung, Staat und die Prävention weltwirtschaftlicher Krisen" besonders herausragen.

WILFRIED VON BREDOW

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Nach Anette Bingemer sollte der Leser wissen, dass die Herausgeber und Autoren dieses Buchs mehrheitlich beratend für das Parlament und die Regierung tätig sind, und dass die Texte zum großen Teil "überarbeitete Fassungen von Gutachten" sind. Der Qualität der Beiträge scheint dies ihrer Meinung nach jedoch keinen Abbruch zu tun, im Gegenteil: Bingemer lobt die Präzision in diesen Texten, die Kompetenz der Autoren und den hohen Informationsgehalt des Buchs. Darüber hinaus ermögliche die Struktur des Bandes auch eiligen Lesern, sich "gezielt" zu informieren. Inhaltlich sieht die Rezensentin vor allem das Ziel vorherrschend, "westlicher Politikprojektion einen sicheren Boden zu bereiten", wobei Demokratisierungsmaßnahmen und Marktwirtschaft im Vordergrund stehen. Selbstverständlich, so die Rezensentin, sind die Voraussetzungen in den verschiedenen Ländern äußerst unterschiedlich. Eine der Stärken des Buchs liegt ihrer Meinung nach besonders darin, diese Bandbreite der verschiedenartigen Anforderungen darzustellen und die - nach Ansicht der Autoren - angemessenen Strategien aufzuzeigen, die den Besonderheiten der einzelnen Länder Rechnung tragen.

© Perlentaucher Medien GmbH