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Die großen Flügelaltäre sind die aufwendigste und künstlerisch reichste Werkgruppe an der Schwelle von der Gotik zur Renaissance, vom Mittelalter zur Neuzeit. Mit ihrer bis in die Gewölbe reichenden vielteiligen Architektur, vor allem aber in der spirituellen Intensität und expressiven Virtuosität der Skulptur, zuweilen ergänzt durch Malerei, verkörpern sie Pracht und Anspruch spätgotischer Kirchenausstattung./Der Band erschließt dem Betrachter die Bilderwelt von 22 Retabeln an ihren ursprünglichen Standorten in Süddeutschland, Südtirol, Österreich bis ins polnische Krakau, jeweils vom Ganzen…mehr

Produktbeschreibung
Die großen Flügelaltäre sind die aufwendigste und künstlerisch reichste Werkgruppe an der Schwelle von der Gotik zur Renaissance, vom Mittelalter zur Neuzeit. Mit ihrer bis in die Gewölbe reichenden vielteiligen Architektur, vor allem aber in der spirituellen Intensität und expressiven Virtuosität der Skulptur, zuweilen ergänzt durch Malerei, verkörpern sie Pracht und Anspruch spätgotischer Kirchenausstattung./Der Band erschließt dem Betrachter die Bilderwelt von 22 Retabeln an ihren ursprünglichen Standorten in Süddeutschland, Südtirol, Österreich bis ins polnische Krakau, jeweils vom Ganzen ins Einzelne dargeboten in einer großartigen Folge von Farbtafeln nach neugefertigten Aufnahmen. In Form monographischer Kapitel werden zu jedem Altar die erhaltenen historischen Quellen referiert, die architektonische Form, die komplexen Bildprogramme und die künstlerische Qualität der Skulpturen und Gemälde in ihrem kunsthistorischen Kontext kompetent und aufschlussreich erläutert.//RainerKahsnitz, ist Professor für Kunstgeschichte an der Universität Augsburg, renommierter Forscher und Kenner mittelalterlicher Kunst.
Autorenporträt
Rainer Kahsnitz ist Professor für Kunstgeschichte an der Universität Augsburg, renommierter Forscher und Kenner mittelalterlicher Kunst.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2005

Unter der Hand fährt der Geist hinein in das Holz

Allen, die entweder kunstsinnig sind - besser gesagt: allen, die wenigstens kunstsinnig sind -, oder allen, deren Gemüter christlich gestimmt sind, sei dieses opulente Buch über die spätgotischen Schnitzaltäre ans Herz gedrückt. Sie alle können vor diesem Prachtband nun lange nachweihnachtliche Tage mit staunenden Augen und einem Gefühl großer Dankbarkeit und Demut - Dankbarkeit und Demut vor der leider untergegangenen durch und durch beseelten Kunstfertigkeit - verbringen. Sie alle bleiben einfach einmal für lange Tage daheim vor diesem Buch sitzen, statt ins Auto zu springen und in die Berge zu fahren und die Abhänge auf Skiern hinunterzurasen, und sie alle schauen in Gesichter aus Holz, die von einer markanten geistigen Lebendigkeit und erdverlorenen Ergriffenheit durchdrungen sind, wie man sie heutzutage unter den Zeitgenossen sehr selten noch zu sehen bekommt.

Wenn man das Buch durchgeblättert, durchgelesen und durchgesehen hat, ja dann möchte man sofort nichts lieber machen, als sich, am besten noch zu Fuß und in aller Stille, auf die Route der Altäre zu begeben, deren Verlauf am Ende des Buches dankenswerterweise auf einer Karte verzeichnet ist und die von Schleswig in Norddeutschland bis nach Bozen und von Kalkar bis hinüber ins slowakische Leutschau reicht. Diese Route ist gleichsam ein Jakobsweg der christlichen Kunst.

Vor allem in Süddeutschland und in den Alpenländern entstanden in den Jahren zwischen 1460 und 1525 zahlreiche Altaraufsätze, sogenannte Retabeln - allesamt Zeugnisse einer großartigen Kunst, in der ernsthafter christlicher Geist und überragendes Handwerk sich innigst zu Wundern in Holz, zu Wundern an Ausdruckskraft verbanden. An diesen häufig vergoldeten und in Farben gefaßten Retabeln arbeiteten Bildschnitzer, Schreiner und Maler zusammen, darunter waren bedeutende Künstler wie Tilman Riemenschneider, Veit Stoß, Michael Pacher und Hans Leinberger.

Unsere Abbildung zeigt den Mittelschrein des Hochaltars der Spitalkirche Heilig Geist in Latsch im Vintschgau, in Südtirol gelegen. In der Mitte ist die Heilige Dreifaltigkeit in der Form des Gnadenstuhls: Gottvater hält den toten Sohn als Schmerzensmann, der Heilige Geist schwebt als Taube darüber. Links steht Johannes der Täufer mit dem Lamm, rechts der heilige Wolfgang mit dem Modell jener Kirche, die er selbst am Wolfgangsee erbauen ließ und die bald als Wallfahrtskirche im gesamten Alpengebiet verehrt wurde. Der Bildschnitzer war Jörg Lederer aus Kaufbeuren (bekannt ist er seit 1499, er starb 1550). Die Skulpturen und Reliefs sind aus Linden-, der Schrein und die Flügel aus Fichtenholz gemacht. Der Altar ist 6,85 Meter hoch und, bei geöffneten Flügeln, 4,48 Meter breit. Die Skulptur des Gnadenstuhls ist 1,17 Meter hoch, die beiden seitlichen Figuren rund ein Meter. (In den Flügelinnenseiten sind Szenen aus dem Leben Marias zu sehen: die Verkündigung an Maria, die Anbetung des Kindes, die Beschneidung des Kindes und dessen Anbetung durch die drei Könige.)

In dem vorliegenden wunderbaren Buch wird der Leser zu zweiundzwanzig Altären geführt, an der festen Hand von Rainer Kahsnitz, der jeweils die Entstehung, die Altararchitektur, das Bildprogramm, die Skulpturen und die Malerei gründlich erläutert - und dank der hervorragenden Fotografien von Achim Bunz, die eine Nähe zu den Kunstwerken erlauben, in welche Kirchenbesucher mit ihren eigenen Augen nicht gelangen können. (Rainer Kahsnitz: "Die großen Schnitzaltäre". Spätgotik in Süddeutschland, Österreich, Südtirol. Fotos von Achim Bunz. Hirmer Verlag, München und Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2005. 480 S., 260 Farbtafeln, 177 Farb-Abb., geb., 135,- [Euro].)

EBERHARD RATHGEB

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2005

Die großen Altäre
Der Hochaltar der Stadtkirche St. Georg in Nördlingen ist seiner widersprüchlich überkommenen Fassung wegen lange unterschätzt worden. Heute schreibt man die um 1460 entstandenen, wunderbar beseelten Figuren des Schreins einem der größten Bildhauer des Jahrhunderts, Niclas Gerhaerts van Leyden, zu. Sein Johannes unter dem Kreuz bringt seine tiefe Trauer mit Gesten zum Ausdruck, die in den folgenden Jahrzehnten von oberrheinischen Bildschnitzern oft kopiert worden sind. Mit dem Nördlinger Hochaltar eröffnet Rainer Kahsnitz in seiner großformatigen, vom Fotografen Achim Bunz meisterlich ausgestatteten Bildanthologie über „Die großen Schnitzaltäre. Spätgotik in Süddeutschland, Österreich, Südtirol” die Folge der eingehenden Analysen, die von Breisach und Bozen über Blaubeuren und Creglingen bis Kefermarkt und Krakau führt (Hirmer Verlag, München 2005. 480 Seiten, 260 Farbtafeln, 135 Euro). Der Monumentalband „Flügelaltäre” über bemalte Polyptychen (ebenfalls bei Hirmer) hat hiermit sein würdiges Pendant gefunden.
G.K.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Regelrecht ins Schwärmen gerät Eberhard Rathgeb über dieses "wunderbare Buch", in dem Rainer Kahsnitz zweiundzwanzig spätgotische Schnitzaltäre vorstellt. Rathgeb betrachtet die Altäre als "Zeugnisse einer großartigen Kunst, in der ernsthafter christlicher Geist und überragendes Handwerk sich innigst zu Wundern in Holz, zu Wundern an Ausdruckskraft verbanden". Er lobt Kahsnitz' gründliche Erläuterungen zu Entstehung, Architektur, Bildprogramm, Skulpturen und Malerei der Altäre. "Hervorragend" findet er zudem die Fotografien von Achim Bunz, die eine Nähe zu den Kunstwerken erlauben, in welche Kirchenbesucher mit ihren eigenen Augen nicht gelangen könnten.

© Perlentaucher Medien GmbH