Michael Elmgreen ( 1961) und Ingar Dragset ( 1969) haben seit ihrer ersten Zusammenarbeit im Jahr 1995 ein viel beachtetes Werk und eine ganz eigene Welt geschaffen. Ihre verblüffenden architektonischen Skulpturen und Installationen haben sie international bekannt gemacht etwa die facettenreiche Werkserie Powerless Structures mit mittlerweile über 100 Arbeiten, ihre witzige permanente Installation Prada Marfa mitten in der texanischen Wüste oder die sozialkritische Wanderausstellung The Welfare Show.
This Is the First Day of My Life stellt die wichtigsten Werke des Künstlerduos vor sowie Arbeiten, die bisher noch nie publiziert worden sind. Drei fiktionale Texte ausgewählter Schriftsteller erweitern das Elmgreen-Dragset-Universum in neue, verwandte Bereiche hinein. Ein vollständiges Werkverzeichmis ist angehängt.
Ausstellung: Malmö Konsthall 10.3. 6.5.2007 · Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, Berlin, Fertigstellung Frühjahr 2008
This Is the First Day of My Life stellt die wichtigsten Werke des Künstlerduos vor sowie Arbeiten, die bisher noch nie publiziert worden sind. Drei fiktionale Texte ausgewählter Schriftsteller erweitern das Elmgreen-Dragset-Universum in neue, verwandte Bereiche hinein. Ein vollständiges Werkverzeichmis ist angehängt.
Ausstellung: Malmö Konsthall 10.3. 6.5.2007 · Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, Berlin, Fertigstellung Frühjahr 2008
Die meisten Gefängniszellen sind weiß, Krankenhauszimmer auch, Meldeämter oder Toiletten ebenfalls. Und natürlich Kunsthallen, Galerien oder Museen. Weiß ist die Farbe der Hygiene, der Anonymität, der Bürokratie oder der Kontrolle – ihre Eigenschaftslosigkeit, ihre Unschuld sind meist nur vorgetäuscht. Wenn Michael Elmgreen und Ingar Dragset die white cubes der Kunstwelt in Kerker, öffentliche Bedürfnisanstalten, in kafkaeske Endlos-Wartehallen, in Orte sexueller Aktivität oder gar U-Bahn-Stationen verwandeln, schließen sie jeweils zwei Raumtypen kurz – wodurch die verborgenen Machtstrukturen in beiden offenbar werden. Kein Zufall, dass das Künstlerduo so viele Korridore und Tunnel, Spiegel und peep holes in ihre Ausstellungen einbaut; kein Zufall auch, dass es seine Interventionen oft scheinheilig mit „powerless structures” überschreibt – natürlich ist das Gegenteil der Fall.
Deshalb sind die Werke von Elmgreen & Dragset oft Affronts, welche ihre Adressaten nur schwer verdauen. Der Fake eines Prada-Shops in der texanischen Wüste – das mochten die Cowboys gar nicht und vandalisierten die Glaskiste. Ausgerechnet in der Drehtür der Frankfurter Schirn kündigte das Duo, als Kommentar zum Kunstmarkt, die Eröffnung eines Auktionshauses an. Auch der Entwurf für das Homosexuellen-Mahnmal in Berlin sorgte für Irritationen. Und der Fiat Uno mit Wohnwagen, der in Mailand und Chicago aus dem Boden sprang (unsere Abb.), ist ein freches Sinnbild des Massentourismus, der die ganze Welt kolonisiert, wie auch des Nomadentums der Künstler, der experimentellen Vorhut der Camper.
Betritt man die Installationen von Elmgreen & Dragset, wird man am Ende selbst zum Voyeur, fühlt sich in die geheimen Zonen schwulen „Cruisings” versetzt oder in die beklemmende Atmosphäre eines Arbeitsamtes. All das zeigt jetzt ein hervorragend gestalteter Band, eine Retrospektive in Buchform, die das brillant-sinistre Werk des Duos vorstellt (Elmgreen & Dragset, „This Is the First Day of My Life”. Texte von Tony Benn, Massimiliano Gioni, Amelia Saul. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2008. 320 Seiten, 49,80 Euro). HOLGER LIEBS
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"Ein hervorragend gestalteter Band, eine Retrospektive in Buchform, die das brillant-sinistre Werk des Duos vorstellt." -- Süddeutsche Zeitung