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Europas Antlitz formt sich in der Frühen Neuzeit heraus. Literatur und Kultur haben einen entscheidenden Anteil daran. Gefordert sind Instrumentarien, die prozesse der 'longue durée' nachzuzeichnen gestatten. Als solche gelten intertextuelle und motivbezogene, gattungs- und epochenspezifische, ikonographische und semnatische ebenso wie ideengeschichtliche und institutionskundliche. Garbers Buch sucht der Einheit wie der Vielheit Europas zwischen Dante und Goethe gleichermassen gerecht zu werden. Ob es um die Entwicklung der Idee der Nationalsprache und Nationalliteratur oder um den…mehr

Produktbeschreibung
Europas Antlitz formt sich in der Frühen Neuzeit heraus. Literatur und Kultur haben einen entscheidenden Anteil daran. Gefordert sind Instrumentarien, die prozesse der 'longue durée' nachzuzeichnen gestatten. Als solche gelten intertextuelle und motivbezogene, gattungs- und epochenspezifische, ikonographische und semnatische ebenso wie ideengeschichtliche und institutionskundliche. Garbers Buch sucht der Einheit wie der Vielheit Europas zwischen Dante und Goethe gleichermassen gerecht zu werden. Ob es um die Entwicklung der Idee der Nationalsprache und Nationalliteratur oder um den Akademiegedanken im Europa der Frühen Neuzeit geht, um den Friedensgedanken zwischen Erasmus und Kant oder die europäische Arkadien-Utopie von Petrarca bis Gessner - immer gleitet der Blick über die Grenzen der Disziplinen nicht anders als über die von Räumen und Zeiten, um der inneren Einheit des alten Europas gewahr zu werden.
Autorenporträt
Klaus Garber war Professor für Literaturtheorie und Geschichte der Neueren Literatur, seit 1992 Direktor des Interdisziplinären Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Osnabrück.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.04.2009

Brücken nach Arkadien
Raus aus der Enge: Klaus Garbers Studien über europäische Literatur der frühen Neuzeit
Dieser opulente Band, in dem der emeritierte Osnabrücker Germanist Klaus Garber eine Auswahl seiner großen Aufsätze zu Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit zusammengestellt hat, ist nicht nur wegen seines Umfangs ein sehr geräumiges Buch. Es ist ein Dokument intellektueller Weitläufigkeit und ein Beleg für den Ausgang der germanistischen Philologie aus ihrer selbstverschuldeten Enge. In immer neuen Anläufen wird hier die Revision der nationalphilologischen Perspektive zugunsten einer europäisch Philologie unternommen.
Dass dabei auf Schritt und Tritt vom 17. Jahrhundert die Rede ist, aber nur selten und vorsichtig vom „Barock”, hat seine guten Gründe. Durchgängig löst Garber den Begriff wie das Epochenprofil der Aufklärung von der noch immer gängigen Vorstellung, sie sei primär und vor allem aus dem Bruch mit dem barocken „Schwulst” sowie mit Hof und Adel hervorgegangen. Die Perspektive der longue durée, der Dreischritt Renaissance-Humanismus-Aufklärung ist das Rückgrat aller Aufsätze. Die deutsche Lyrik des 17. Jahrhunderts charakterisiert er dabei lieber als „späthumanistisch” denn als barock: „denn dieser Begriff hält den engen Zusammenhang mit den späten Ausprägungen der neulateinischen Poesie fest, aus der diese Dichtungen herauswachsen; er verweist auf das maßgebliche europäische Referenzsystem, und er indiziert zugleich, dass diese Schöpfungen allesamt in eine Spätphase fallen, nachdem die Zeit des schöpferischen Hochhumanismus in Städten und Territorien vorüber ist und die gelehrten Dichter im Angesicht der Krisenerscheinungen des 16. und 17. Jahrhunderts die poetische Formenwelt des Humanismus fortschreiben.”
Drei Untersuchungsfelder sind es vor allem, auf denen die hier versammelten Studien die Brücke von der Frühen Neuzeit bis in die Aufklärung schlagen. Auf dem ersten steht die Herausbildung der europäischen Nationalliteraturen und Nationalsprachen im Zentrum. Ausgangspunkt hierfür ist als Portalfigur des Buches insgesamt Dante, dessen Schriften „Il convivio” und „De vulgari eloquentia” Garber ausführlich als Einsatzpunkt für den Aufschwung der Volkssprachen gegenüber dem Latein interpretiert.
Das zweite Untersuchungsfeld macht, auf den Spuren unter anderem von Garbers Lehrer Richard Alewyn, den Leser mit der Infrastruktur und den Milieus der Gelehrten und Literaten vertraut, mit den Sozietäten und Akademien, den Sprachgesellschaften, mit der Soziologie der Höfe und des Adels, mit den Austauschbeziehungen zwischen Stadt und Land.
Das dritte Untersuchungsfeld schließlich klingt in seinen Titeln, als handele es sich um gute alte Motivgeschichte oder Toposforschung: „Wunschbild Arkadien”. Es steckt aber ein Grundkurs zur politischen Geschichte Europas und seiner scheiternden Friedensutopien seit Jesaja darin. LOTHAR MÜLLER
KLAUS GARBER: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien. Wilhelm Fink Verlag, München 2009. 791 Seiten, 98 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lothar Müller begrüßt erfreut den Schritt aus der "selbstverschuldeten Enge" der früher maßgeblich nationalphilologisch geprägten Germanistik, der den gesammelten Aufsätzen des emeritierte Osnabrücker Germanisten Klaus Garber nicht nur wegen des Umfanges des Bandes Gewicht verleiht. Garbers Blickwinkel, mit dem er in den Aufsätzen den Bogen von der Renaissance bis zur Aufklärung schlägt, sei dezidiert "europäisch" so Müller angetan. So könne der Autor beispielsweise zeigen, dass die deutsche Lyrik des 17. Jahrhunderts eng mit der neulateinischen Poesie verbunden war. Und schließlich weise er auf das "europäische Referenzsystem" dieser Literatur hin, die angesichts der Krise des Hochhumanismus die humanistische Formsprache weiterführt.

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