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Moderne Wolkenbilder sind mehr als Darstellungen meteorologischer Phänomene. Sie bieten Interpretationen komplexer Wirklichkeit. Das Buch diskutiert anhand ausgewählter Wolkenbilder von der Romantik bis Gerhard Richter, mit einem Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert, wie moderne Künstler den Himmel unterschiedlich wahrnehmen und deuten: als große, alles umfassende Einheit, als Spiegel menschlicher Verfassung und Imagination, als Ereignis und Überwältigungserlebnis, als Chaos und Zufall. Als Wolkenbilder werden sowohl Darstellungen des bewölkten Himmels (Malerei und Fotografie) als auch…mehr

Produktbeschreibung
Moderne Wolkenbilder sind mehr als Darstellungen meteorologischer Phänomene. Sie bieten Interpretationen komplexer Wirklichkeit. Das Buch diskutiert anhand ausgewählter Wolkenbilder von der Romantik bis Gerhard Richter, mit einem Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert, wie moderne Künstler den Himmel unterschiedlich wahrnehmen und deuten: als große, alles umfassende Einheit, als Spiegel menschlicher Verfassung und Imagination, als Ereignis und Überwältigungserlebnis, als Chaos und Zufall. Als Wolkenbilder werden sowohl Darstellungen des bewölkten Himmels (Malerei und Fotografie) als auch abstrakte Bilder, denen Wolkenstrukturen zugrunde liegen, analysiert. Wie Naturbild und abstraktes Bild in dieser Gattung einander nahekommen, ist ein eigener Argumentationsstrang. Wolken, so die These, interessieren die modernen Künstler als Metaphern einer diesseitigen Unendlichkeit.
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Autorenporträt
Johannes Stückelberger, Dr. phil., ist Privatdozent für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Basel.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Da ziehen
sie hin
Johannes Stückelberger
deutet moderne Wolken
Mehrmals malte Ferdinand Hodler Seelandschaften, die so konsequent in horizontalen Streifen angelegt sind, dass sie erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen sind. Selbst die darüber liegenden Wolken, die in der Natur nie in derart rhythmischen Formen auftreten, sind in ein sich wiederholendes Muster gezwängt. Diese einfache, streifenförmige Darstellung lässt sich durch ihre Gleichförmigkeit problemlos nach rechts und links weiterdenken, als sähe man nur einen kleinen Ausschnitt einer unendlich einheitlichen Landschaft.
Aus der reinen Bildbetrachtung eröffnet sich dem Museumsbesucher, der Hodlers Werk betrachtet, bereits die vage Ahnung, dass die Unendlichkeit und die Einheit der Natur eine nicht unbeträchtliche Rolle in diesem Bild spielen muss. Hier knüpft der Schweizer Kunsthistoriker Johannes Stückelberger in seinem Buch „Wolkenbilder“ an, in dem er, als aufmerksamer Betrachter von Bildwerken, nach der Repräsentation des Unendlichen im Diesseits sucht. Und hatte nicht Hodler selber, in einem Vortrag von1897, erklärt, es reize ihn vor allem die „Einheit“, und diese sei in erster Linie durch den Parallelismus, also die stetige Wiederholung, darzustellen? Die Wolken, das Veränderlichste in der Landschaft schlechthin, werden also von Hodler sehr bewusst stark rhythmisiert, in einem Akt der metaphysischen Überhöhung.
Das Buch „Wolkenbilder“ beschränkt sich nicht auf Werke von Hodler. Daneben beschäftigt sich der Autor mit Werken Alfred Stieglitz, Sam Francis und Gerhard Richter. Zwar ist die Darstellung von Wolken bei Hodler noch in die Landschaft eingebettet. Aber es deuten sich schon abstraktere Luftgebilde an, die losgelöst von der Landschaft oder gar dem Himmel funktionieren. Bei Alfred Stieglitz sind die Wolken, weiter ins Abstrakte getrieben, fotografierte Spiegel der von Bewusstseinszuständen, reines Ziehen oder Streben, Konzentrationen und Verflüchtigungen von Seelenstoff. Ganz anders Sam Francis, der mit seinen großflächigen Bildern den Betrachter mit einer gleichsam geballten Unendlichkeit konfrontiert. Sein Interesse liegt im Dualismus zwischen Sehen und Nicht-Sehen. Zuletzt setzt sich Stückelberger mit Gerhard Richters Darstellungen von Wolken auseinander, die in ihrer Unbestimmtheit und (suggerierten) Veränderlichkeit darauf zu zielen scheinen, den Betrachter vor dem Bild zum Verschwinden zu bringen: Unendlich ist das Diesseits, aber es ist keiner da, um es wahrzunehmen.
Was in der Geschichte der abendländischen Malerei die Landschaft war, der Zugriff auf einen Ausschnitt von Natur, der Dokument und Medium der betrachtenden Subjektivität sein sollte, geht, je inniger die Wolke zum Sujet wird, in höchst fragwürdige, diffuse Reflexionen über. Johannes Stückelbergers umfangreiches, detailreiches Werk kündet, eben in seiner streng wissenschaftlichen Anlage, von der Faszination, die von dieser Verflüchtigung ausgeht – einer Faszination, die es ohne die programmatische Unsicherheit des Wolkenbetrachters nicht gäbe: „Das Geschriebene ist aus dem Sehen gewonnen, es will wieder Sehen werden. Der Gewinn der winkt, wird sein: Erkenntnis nicht nur aus dem Lesen, Erkenntnis auch aus dem Sehen“, schreibt Stückelberger. Doch so schön und einleuchtend dieser Wunsch ist – der Verlag macht es dem Leser durch billige Schwarz-Weiß-Reproduktionen nicht ganz leicht, diesen Gewinn auch zu sehen. NATHALIE WIDMER
JOHANNES STÜCKELBERGER: Wolkenbilder. Deutungen des Himmels in der Moderne. Wilhelm Fink Verlag, München 2010. 429 Seiten, 49,90 Euro.
Unendlichkeit im Diesseits: Ferdinand Hodler, „Sonnenuntergang am Genfer See von Vevey aus“ (1915). Foto: AKG
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ob es, wie bei Ferdinand Hodler, um die Repräsentation des Unendlichen im Diesseits geht oder um die Unbestimmtheit wie bei Gerhard Richter - Johannes Stückelbergers detaillierte, wissenschaftliche Beschäftigung mit Werken Hodlers, Richters, Alfred Stieglitz' und Sam Francis unter Berücksichtigung ihrer Darstellung von Wolken zeigt der Rezensentin Nathalie Widmer, wie sich das Verschriftlichte wieder ins Sehen wenden will. Traurig bloß, dass ihr der Verlag es so schwer macht. Mit "billigen" Schwarz-Weiß-Reproduktionen der Werke im Buch nämlich.

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