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1887 auf dem Hudson River. Der Kapitän Sailor Twain hat eine verwundete Meerjungfrau bei sich aufgenommen. Während er ihr zunehmend verfällt, versucht ein französischer Edelmann seinen Fluch, der ihn auf dem Schiff gefangen hält, loszuwerden. Als ein Autor, der ein Buch über die Mythologie von Flussgeistern verfasst hat, das Schiff betritt, und die Meerjungfrau verschwindet, spitzen sich die Ereignisse zu. Sailor Twain kommt dem dunklen und gefährlichen Geheimnis der Meerjungfrau im Hudson auf die Spur ...

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Produktbeschreibung
1887 auf dem Hudson River. Der Kapitän Sailor Twain hat eine verwundete Meerjungfrau bei sich aufgenommen. Während er ihr zunehmend verfällt, versucht ein französischer Edelmann seinen Fluch, der ihn auf dem Schiff gefangen hält, loszuwerden. Als ein Autor, der ein Buch über die Mythologie von Flussgeistern verfasst hat, das Schiff betritt, und die Meerjungfrau verschwindet, spitzen sich die Ereignisse zu. Sailor Twain kommt dem dunklen und gefährlichen Geheimnis der Meerjungfrau im Hudson auf die Spur ...
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Elijah Twain, ausgerechnet Kapitän des Dampfschiffs "Lorelei", fischt eines Tages eine verwundete Nixe aus dem Hudson, päppelt sie mit reichlich Fisch auf und wird mit einer waschechten Muse belohnt, und das alles am Ende des fortschrittshörigen neunzehnten Jahrhunderts, fasst Christoph Haas das Grundszenario von Mark Siegels Comic "Sailor Twain" zusammen. Die Idee gefällt dem Rezensenten, Siegels Umsetzung weniger, dem Autor steht sein eigener Erfindungsreichtum im Weg, so Haas, weil er oft nicht der eigentlichen Geschichte diene. Und auch die Zeichnungen haben den Rezensenten nicht durchgehend überzeugt: vor allem die Actionszenen haben etwas "Naives, Schülerhaftes", findet Haas, der aber auch Siegels Potential erkannt hat und hofft, dass der sich in seiner nächsten Arbeit mehr auf die Geschichte und seine zeichnerischen Stärken besinnt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.01.2014

Die Sirene
vom Hudson
Schauerliches Helldunkel: Mark
Siegels Comic „Sailor Twain“
Schwer ist sie. Und unerwartet glitschig. Nur mit Mühe hat Elijah Twain die blutende, von einer Harpune schwer verletzte Meerjungfrau aus dem Wasser gezogen. Als er sie hochheben will, rutscht ihm der feuchte Körper erst einmal aus den Händen und kracht mit Schwung auf die Planken. Dann aber schleppt Twain die dem Tode nahe Schönheit in sein Kajütenbett und bringt sie – ohne dass Besatzung und Passagiere etwas von ihr ahnen – langsam wieder ins Leben zurück. Er füttert sie mit Fisch, und sie dankt es ihm mit Inspiration: Dank des leidenschaftlichen Kusses, den sie ihm eines Tages gibt, blüht Twains verschüttetes Schriftstellertalent auf und er ist endlich wieder in der Lage, Gedichte zu schreiben.
  Die Meerjungfrau und der in sie verliebte Kapitän sind nur zwei der diversen exzentrischen Gestalten, die auf dem Dampfer Lorelei über den Hudson schippern. Da sind auch noch zwei freche, geisterhafte Kinder, die an die Lausbuben der frühen amerikanischen Comic-Strips erinnern. Da ist ein afroamerikanischer Maschinist, der sich nach einem furchtbaren Explosionsunglück, das er auf einem anderen Schiff erlebte, zu einem technischen Genie entwickelt hat. Und da ist vor allem Dieudonné Lafayette, der Schiffseigner, ein von Melancholie umschatteter Casanova, der allen attraktiven Damen an Bord unablässig an die Wäsche geht.
  Das Auftauchen eines Fabelwesens in den USA des Jahres 1887, in einer Welt also, die schon von Ratio und Fortschritt bestimmt ist – das ist ein Kontrast, der dieser Graphic Novel grundsätzlich einen gewissen Reiz verleiht. Allerdings ist es Mark Siegel nicht gelungen, in durchweg überzeugender Weise eine Geschichte zu erzählen. Sein Erfindungsreichtum ist größer als seine Fähigkeit, das Erfundene schlüssig zu gestalten. So bleibt etwa das Wesen der Sirene unscharf: Mal erscheint sie als bemitleidenswertes, erlösungsbedürftiges Wesen, dann wieder als so kalt und bedrohlich wie ihre Verwandte in Goethes „Der Fischer“. Überzogen ist der Aufwand, mit dem Twain zum gebrochenen Helden stilisiert wird; nicht alle seiner Probleme und Traumata sind für den Gang des Geschehens erheblich.
  In zeichnerischer Hinsicht ist „Sailor Twain“ ebenfalls von sehr unterschiedlicher Qualität. Gar kein Talent zeigt Siegel in den wenigen Actionsequenzen, die etwas ausgesprochen Naives, Schülerhaftes an sich haben. Oder soll sich hier eine ironische Distanz zum Gezeigten ausdrücken, ein Einspruch gegen den Hochglanzkrawall, der in Superhelden-Comics dauernd inszeniert wird? Und warum nur verleiht Siegel den Köpfen seiner Figuren immer wieder dieses marionettenhafte Aussehen, das sie ausgesprochen steif und unsympathisch wirken lässt? Dies gilt besonders für Twain, der mit Glubschaugen, holzscheitartiger Nase und Strichmund oft wie ein evil twin Pinocchios durch die Gegend stakst.
  Und dennoch: Es gibt in diesem Comic einige Panels und Seiten, die man immer wieder aufschlägt, um sich in sie hineinzuträumen. Wenn er keine Figuren zeichnen und keine Handlung vorantreiben muss, zeigt Siegel eine erstaunliche Begabung. Seine Bilder von Städten und Landschaften, von der Lorelei, die sich durch Regen und Sturm einsam über den Fluss kämpft, sind von einer großen poetischen Kraft. Mit Bleistift und Kohle zaubert Siegel hier eine leicht schauerliche Hell-dunkel-Atmosphäre, in der sich Einflüsse von Turner, Doré und Lorenzo Mattotti amalgamieren. So ist „Sailor Twain“ beides zugleich: eine verpasste Chance und ein großes Versprechen – vielleicht schafft Siegel es in Zukunft ja, disziplinierter zu erzählen und sich auf seine zeichnerischen Stärken zu besinnen.
CHRISTOPH HAAS
Mark Siegel: Sailor Twain oder Die Meerjungfrau im Hudson. Aus dem Englischen von Volker Zimmermann. Egmont, Köln 2013. 400 S., 24,99 Euro.
Poetische Kraft beweist Mark Siegel bei Landschaften, Flüssen, Dampfern.
Egmont
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