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Dieses Standardwerk, das bereits in sechs Sprachen überSetzt wurde, führt in die Entstehung und Geschichte des Methodismus in England und Nordamerika ein und beleuchtet den Beitrag der Bewegung zur Geschichte der Frühen Neuzeit, außerdem die vielfältigen internationalen Kontakte der Brüder John Wesley und Charles Wesley - z.B. den prägenden Einfluss des Gedankenguts von August Hermann Francke und den Herrnhutern, aber auch die Abgrenzung der methodistischen Bewegung davon.ÜberSetzt aus dem amerikanischen Englisch von Wolfgang Günther.

Produktbeschreibung
Dieses Standardwerk, das bereits in sechs Sprachen überSetzt wurde, führt in die Entstehung und Geschichte des Methodismus in England und Nordamerika ein und beleuchtet den Beitrag der Bewegung zur Geschichte der Frühen Neuzeit, außerdem die vielfältigen internationalen Kontakte der Brüder John Wesley und Charles Wesley - z.B. den prägenden Einfluss des Gedankenguts von August Hermann Francke und den Herrnhutern, aber auch die Abgrenzung der methodistischen Bewegung davon.ÜberSetzt aus dem amerikanischen Englisch von Wolfgang Günther.
Autorenporträt
Dr. Richard P. Heitzenrater ist Professor für Kirchengeschichte und Wesleystudien an der Duke University in Durham/USA
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.02.2007

Fromm auf die Minute
Die Entstehung des Methodismus in England und den USA
„Am Abend ging ich sehr unwillig zu einer Gesellschaft in der Aldersgate Street, wo jemand aus Luthers Vorrede zum Römerbrief vorlas. Etwa um viertel vor neun, während er die Veränderungen schilderte, die Gott durch den Glauben an Christus im Herzen bewirkt, spürte ich, wie mir seltsam warm ums Herz wurde. Ich spürte, dass ich Christus vertraute, Christus allein, der mich errettet, und mir wurde die Gewissheit geschenkt, dass er meine Sünde hinweggenommen hatte, ja sogar meine, und mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes gerettet hat.” Der anglikanische Geistliche John Wesley hielt am 24. Mai 1738 im Tagebuch fest, wie ihm nach langem Zweifeln endlich wahre Heilsgewissheit zuteil geworden war.
Gottes Vorsehung hatte ihn am Morgen dieses Tages Bibelstellen über die verzehrende Feuerkraft des Heiligen Geistes lesen lassen. Im Nachmittagsgottesdienst in St. Paul’s Cathedral dankte man Gott für die Geburt des königlichen Kindes, das später als Georg III. regieren sollte. Höhepunkt des Tages aber war die abendliche Versammlung einiger besonders Heilseifriger, die sich, ähnlich den deutschen Pietisten, in Zirkeln, Grüppchen, Clubs und Assoziationen zur wechselseitigen Mitteilung ihrer Glaubenserfahrungen vergesellschafteten. „Where shall my wandering soul begin?”, sangen diese Geistergriffenen, die ihre Gottesdienste nicht selten unter freiem Himmel abhielten, nachdem eifersüchtige anglikanische Geistliche sie aus den Kirchengebäuden ausgesperrt hatten.
Richard P. Heitzenrater, Kirchenhistoriker an Duke University in Durham, hat seine Geschichte der „Leute, die man Methodisten nannte”, stark an den religiösen Selbstzeugnissen John Wesleys, des wichtigsten Protagonisten der Reformbewegung, orientiert. Auch in der holprigen deutschen Übersetzung klingt der identifikatorisch affirmative Grundton seiner Glaubensgeschichtsschreibung nach. Einem Kapitel über die englische Reformation, die Entstehung der Church of England und die Einflüsse des kontinentaleuropäischen Pietismus auf diverse Erweckungsgruppen in Großbritannien folgt ein Abschnitt über das „dreifache Aufkommen des Methodismus” in Oxford, London sowie Georgia, USA. Hier kann man Spannendes über den Gelehrtenstreit zwischen konkurrierenden Colleges, die erregte Sinnsuche verzweifelter Jungtheologen und einen Glaubenseifer lesen, der „wahre Heiligung des Herzens und Lebens” auch in intensivem sozialkaritativem Engagement und Moralkampf für die Verbesserung der Sitten bewähren wollte.
Beim Pietisten Jeremy Taylor lernte Wesley die erste Regel eines dem Gottesgesetz verpflichteten Lebens kennen: Gib auf deine Zeit acht! Der Pfarrerssohn begann, im Tagebuch immer neu seine religiösen Erregungs- wie auch Verzweiflungszustände zu protokollieren. Um der Reinheit, Pünktlichkeit und Präzision einer streng methodisierten, an Heiligkeitsevidenz ausgerichteten Lebensführung willen änderte er im Januar 1734 das Format seiner Einträge und hielt nun für jede Stunde des Tages minutengenau fest, welche frommen Vorsätze er durchgehalten oder gebrochen hatte. Auf einer Skala von eins bis neun bewertete er seinen Andachtsernst, sein Maß an „Schlichtheit” und „Sammlung”.
Die obsessive Selbstbeobachtung verband sich bald mit der Praxis, das Los zu werfen, um Gottes konkreten Willen zu erfragen, etwa ob er früher aufstehen oder an Fastentagen aufs Frühstück verzichten müsse. Den Glauben an Gottes spezielle Vorsehung sah Wesley bei der Atlantiküberquerung durch die heitere Glaubensgelassenheit deutscher Herrnhuter bestätigt, die selbst in furchtbarsten Stürmen keine Todesangst zeigten, sondern trotz ringsum schreiender Engländer fröhlich ihre Psalmen sangen. Obgleich der entschiedene Kritiker der Sklaverei bei der Christianisierung von Indianern und Schwarzen auf Widerstände stieß, deutete er Jonathan Edwards emphatische Berichte über die „Bekehrungen in Neuengland” als starkes Zeichen realer Wirksamkeit des Heiligen Geistes.
Mit der Erweckung in Bristol 1739 setzt das dritte Kapitel ein, in dem es um theologische Kontroversen mit glaubensharten Calvinisten und mystisch herzensfrommen Herrnhutern geht. Interne Auseinandersetzungen entzündeten sich an der Frage, ob man eine Reformbewegung innerhalb der etablierten anglikanischen Staatskirche, oder aber eine eigene, freie Kirche der wahrhaft Christgläubigen, analog zu anderen dissenters, sein wolle. In weiteren Kapiteln werden die „Konsolidierung der Bewegung”, ihre „Reifezeit” sowie „Spannungen und Veränderungen” beschrieben.
Mit Tod und Beerdigung Wesleys bricht Heitzenraters auf den Gründungshelden fixierte Darstellung ab. Ganz nach Jeremy Taylors „Rules and Exercises for Holy Dying” wurde Wesleys Sterben mit Choral und Gebet als letzte Pilgerreise ins gelobte Himmelsland gestaltet, in elementarer Glaubensgewissheit, dank asketisch ernstem Streben nach einem gottwohlgefälligen Leben vor seinem gnädigen Richter bestehen zu können. „Ich preise meinen Schöpfer, solange ich Atem habe”, sang der Sterbende. In der dichten Beschreibung solcher Szenen will Heitzenrater konfessorisch einladen, sich von Wesleys Glaubensenergie zu eigener vita activa christiana inspirieren zu lassen: Denn der Geist soll auch durch seine Zeugen wirken. FRIEDRICH WILHELM GRAF
RICHARD P. HEITZENRATER: John Wesley und der frühe Methodismus. Edition Ruprecht, Göttingen 2007. 450 Seiten, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In besonders beseelten Beschreibungspassagen sei auch ein missionarischer Impetus des Kirchenhistorikers Richard P. Heitzenrater spürbar. Rezensent Friedrich Wilhelm Graf notiert dies beiläufig als selbstverständliches Begleitphänomen eines solchen Sujets, schließlich halte sich der Autor streng an den Helden der Bewegung, John Wesley, des wichtigsten Protagonisten der methodistischen Reformbewegung. Religiosität werde bei ihm gewissermaßen messbar, dank minutengenauer Eintragungen im Tagebuch auf einer Skala von eins bis neun. "Spannendes" zu den theologischen Debatten der Zeit, so der Rezensent, erfahre man insbesondere aus einem Kapitel über die Konkurrenz der Colleges in Oxford, London und Georgia, oder wenn es im dritten Kapitel um die "glaubensharten" Calvinisten gehe. So konsequent wie John Wesley bis zum letzten Atemzug gebetet und damit die "Rules of Holy Dying" seines Lehrers befolgt habe, so konsequent ende auch das Buch Heitzenraters mit dem Tod seines Helden. Die Übersetzung sei zwar etwas "holprig" geraten, doch dem "affirmativen Grundton" tue dies keinen Abbruch, versichert der Rezensent.

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