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Nach rund achtzehn Jahren Arbeit ist dieser monumentale Führer durch 400 Jahre Operngeschichte abgeschlossen. Ulrich Schreiber hat es gewagt, die Gesamtdarstellung einer vielfältigen Gattung in Angriff zu nehmen und Disparates in einen historischen Zusammenhang zu bringen.
Nach Erscheinen des letzten Bandes bieten wir alle fünf Bände dieses Meisterwerkes im Paket zum Sonderpreis an.
Band 1: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution.

Produktbeschreibung
Nach rund achtzehn Jahren Arbeit ist dieser monumentale Führer durch 400 Jahre Operngeschichte abgeschlossen.
Ulrich Schreiber hat es gewagt, die Gesamtdarstellung einer vielfältigen Gattung in Angriff zu nehmen und Disparates in einen historischen Zusammenhang zu bringen.

Nach Erscheinen des letzten Bandes bieten wir alle fünf Bände dieses Meisterwerkes im Paket zum Sonderpreis an.

Band 1: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution.
Autorenporträt
Ulrich Schreiber, geb. 1936 in Essen, war bekannter Musik- und Theaterkritiker, u.a. durch regelmäßige Berichte in der 'Frankfurter Rundschau'. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zur Musik und Literatur und war Mitarbeiter mehrerer Rundfunkanstalten. Ulrich Schreiber starb im Juni 2007 nach längerem Krebsleiden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Orpheus in den Urworten
Oper für Fortgeschrittene / Von Reinhard J. Brembeck
„Aus dem musikalischen Spektakel herkömmlicher Art, das in seinen von Wagner mit recht geschmähten Auswüchsen letztlich Zubrot zu einer anderen Art der Unterhaltung, etwa gastronomischer Art, war, ist durch seine Reform des Musiktheaters ein zwanghaftes Kollektivritual geworden.” Das ist ein typischer Ulrich Schreiber. Ein kompliziert gedrechselter Satz, vollgestopft mit Polemik und Wissen und gänzlich auf die bildstiftende Überredungskraft der deutschen Sprache vertrauend. Deshalb hat der Musikkritiker Schreiber auch seit 1988 sukzessive fünf Bände eines „Opernführers für Fortgeschrittene” ohne jede Abbildung, ohne jedes Notenbeispiel publiziert – 3737 Seiten, voll geschrieben mit Sätzen wie dem eingangs zitierten, und von den ersten Exemplaren der Gattung um 1600 bis zu den neuesten Stücke. Sogar Karlheinz Stockhausens „Sonntag”, der krönende Abschluss zu dessen verzwirbelter Welterklärheptalogie „Licht” kommt vor, obwohl szenisch noch gar nicht erprobt.
Schnörkel- und furchtlos stürzte sich Schreiber vor achtzehn Jahren in das Großunternehmen. Zwei Seiten Vorwort, eine Seite „Hinweise zum Gebrauch”, und schon – „Urworte, Orphisch” – nimmt der Leser teil an der Erstaufführung von Jacopo Peris „Euridice” im florentinischen Palazzo Pitti. Ganz offensichtlich schreibt da, seltsame Kombination, ein Bildungsbürger und Altachtundsechziger, einer, der den höchsten Respekt vor dem Wissen mit hoch kritischem Bewusstsein verbindet. Der im Vorwort den ähnlich eigenwilligen Dirigenten René Leibowitz zitiert: „Ich bin davon überzeugt, dass es unsere Pflicht ist, die Meisterwerke verstehen zu lernen, das heißt, in ihren authentischen Sinn einzudringen, in welcher Epoche und Gesellschaft sie auch entstanden sein mögen.”
Vollkommen ist die Ungerechtigkeit
Das ist Schreibers Motto, an das er sich streng hält. Auf eine alle Epochen und Ansätze umgreifende Definition legt er sich aber nicht fest. Statt dessen stellt er vor, ordnet nach Zeiten und Ländern. Stets ist die Methode identisch. Einleitender Essay, Vorstellung eines Komponisten – und dann werden einzelne Stücke ausführlicher behandelt, die Musik meist eher (zu) knapp. Schreiber handelt in wohltuender Kürze die jeweiligen Inhalte ab. Wohltuend, weil das Nacherzählen von Opernlibretti zu den ermüdenden Ausdünstungen von Musikliteratur gehört. So arbeitet sich der Autor von den Themen, Konflikten und Ideen her in die Opern ein.
Oft ziehen dabei geisteswissenschaftliche Weitungen, Wertungen und Interpretationen in ihren Bann. „So steuert das Stück”, gemeint ist Meyerbeers „Prophet”, „auf den in der Operngeschichte zuvor unbekannten Grad einer vollkommenen Ungerechtigkeit zu: in einer spektakulären Explosion . . . kommen alle um, auch die positiv gezeichneten Frauen Berthe und Fides.” So etwas liest man in gewöhnlichen Opernführern nie, so etwas trauen sich akademisch angekränkelte Schreiber nicht – im Gegensatz zum Feuilletonisten Schreiber mit seinen strengen Grundsätzen.
Dabei ist dieser Opernerkundler zuerst einmal ein grandioser Compilator, wie er seit dem Mittelalter kaum mehr gesehen wurde. Was er alles gelesen hat, was er alles in Nebensätzen an- und aufreißt! Doch die Sammelwut täuscht in keinem Moment darüber hinweg, dass solch ein Mammutwerk nur ein praktisch tätiger Musikkritiker verfassen konnte. Weil es den gefühlsmäßigen Zugang zu so ziemlich allen ästhetischen Erscheinungsformen in 400 Jahren Operngeschichte voraussetzt, weil frühe, monodisch geprägte Oper genauso immanent gewürdigt sein will wie Opera seria, Zarzuela, französische Oper, Minimalismus, und weil trotz der vielen Seiten viel Mut zu einer – letztlich recht persönlichen – Auswahl der genauer besprochenen Stücke gehört. Deshalb muss man manche Auslassung in Kauf nehmen, etwa dass weder Rameaus schrägkomische „Platée” noch die „Boréades”, das überragende Meisterstück der französischen Barockoper, einen Einzeleintrag erhielten. Obwohl das Interesse an Barockopern in den letzten Jahren stark zugenommen hat, bleibt Schreibers erster, die Oper bis zur Französischen Revolution abhandelnder Band genauso konkurrenzlos anregende Material- und Gedankenfundgrube wie seine Einlassungen zum 19. Jahrhundert. Problematisch dagegen, dass das 20. Jahrhundert, bei dem die meisten Leser sowieso recht unsicher sein dürften, auf drei fast schon unüberschaubare Bände verteilt wird – sie beanspruchen mit über 2000 Seiten fast zwei Drittel des Projekts. Hier wäre die Konzentration auf ebenfalls einen Band von Vorteil gewesen, zumal auch kein Gesamtregister vorliegt. Doch die schiere Menge der musikdramatischen Ansätze vor allem nach 1950 und das leidenschaftliche Interesse des Autors an dieser, seiner Epoche haben ihn wohl zur breiten Ausführung ermuntert. Auch scheint er kaum bereit, Musiktheaterkonzepte, die stark von früheren Opernmodellen abweichen, mit Wohlwollen zu betrachten. Das zeigt sich in überflüssigen, weil nichts sagenden Sätzen wie „Werke wie ,Das Mädchen mit den Schwefelhölzern‘ werden nie repertoirefähig werden wie ,Die Zauberflöte‘” (über Helmut Lachenmann), genauso wie in seiner Zurückhaltung Heiner Goebbels oder Georges Aperghis gegenüber. Da spricht dann doch eher der konservative Kunstliebhaber, als der aufs Neue erpichte Kunstvisionär.
Ganz, ganz gelegentlich schleichen sich Irrtümer ein, und dann kommt etwa Luigi Rossi als Rosso daher. Solche Kleinigkeiten machen nichts, so etwas merkt bei solch einer Detailflut natürlich auch kein Lektor und dies ist letztlich unvermeidlich bei einem „Ein-Mann-Unternehmen” (Schreiber über Schreiber), das es darauf anlegt, möglichst die gesamte Bildungsgeschichte in einer solchen Opernerkundung widerzuspiegeln.
Ulrich Schreiber
Opernführer
für Fortgeschrittene
Band 1: Von den Anfängen bis zur französischen Revolution, 572 Seiten, 1988, 41,95 Euro. Bd. 2: Das 19. Jahrhundert, 974 Seiten, 1991, 52 Euro. Bd. 3: Das 20. Jahrhundert I. Von Verdi und Wagner bis zum Faschismus, 772 Seiten, 2000, 47,50 Euro. Bd. 4: Das 20. Jahrhundert II. Deutsche und Italienische Oper nach 1945. Frankreich. Großbritannien, 727 Seiten, 2005, 47,50 Euro. Bd. 5: Das 20. Jahrhundert III. Ost- und Nordeuropa. Nebenstränge am Hauptweg. Interkontinentale Verbreitung, 692 Seiten, 2006, 47,50 Euro. Alle Bände im Bärenreiter Verlag, Kassel (Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg).
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2010

Schreibers Opern

Als die "Gespräche der Karmelitinnen" von Georges Bernanos ihre erste Münchner Aufführung erlebten, soll das Publikum in das Salve Regina der zum Schafott geführten Nonnen eingestimmt haben. Diese Anekdote steht nicht bei Ulrich Schreiber, dessen "Opernführer für Fortgeschrittene" nie verplaudert ist. Francis Poulencs Oper nach Bernanos widmet Schreiber gerade einmal drei Seiten - von ungeheurer Dichte. Er bietet eine als Reflexion der eigenen Hörerfahrung entfaltete Deutung, die das Befremden, mit dem, wie jüngst in der Bayerischen Staatsoper zu beobachten, ein heutiges Publikum auf den katholischen Gehalt reagiert, sozusagen einschließt und transzendiert. Wir können "auch ohne Kenntnis einer katholischen Gnadendefinition" verstehen, was Gnade hier bedeutet. An der Weisheit der Münchner Regieentscheidung, auf die Guillotine zu verzichten, wird man im Licht von Schreibers Ausführungen über den musikdramatischen Sinn des Fallbeilmotivs zweifeln. "Was Poulencs Oper gegen jeden Kitschvorwurf bestehen lässt, erklärt sich vom Schluss her als Ansingen gegen die Sinnlosigkeit des Todes." Das große Werk unseres 2007 verstorbenen Mitarbeiters liegt jetzt als broschierte Sonderausgabe vor. (Ulrich Schreiber: "Opernführer für Fortgeschrittene". Fünf Bände. Bärenreiter Verlag, Kassel 2010. 3738 S., br., 99,- [Euro].)

pba.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Beeindruckt zeigt sich Jürgen Kesting vom letzten und abschließenden Band des "Opernführers für Fortgeschrittene", der sich wie zwei der Vorgängerbände dem 20. Jahrhundert widmet und mit seinem Materialreichtum die These wiederlege, dass das 19. Jahrhundert das zentrale der Oper gewesen sei. Im vorliegenden fünften Band werde eine ganze "Weltumsegelung" unternommen, es geht von Russland nach Ost- und Südosteuropa, von Skandinavien bis nach Portugal und Spanien, von den U.S.A. über Australien, bis nach Afrika. Zudem habe es der kürzlich verstorbene Musikkritiker Ulrich Schreiber bestens verstanden, die "Bezüge oder Vernetzungen" zwischen Oper und Ideen-, Mentalitäts- und Sozialgeschichte sowie der Geschichte der Ideologien deutlich zu machen. "Unfasslich kenntnisreich" sei der Autor und "schlechthin singular" seine Fähigkeit, Querverbindungen zwischen Opernwerk und Literatur sowie einzelnen Motiven zu finden. Nicht "hoch genug zu rühmen" sei zudem die sorgfältige Edierung sowie das akribische Lektorat von Jutta Schmoll-Barthel.

© Perlentaucher Medien GmbH