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Die einzige kompakte Dokumentation der Geschichte der deutschen Presse im 20. Jahrhundert, ein unentbehrliches Referenzwerk aus der Feder eines Medienpraktikers und Medienkritikers. Ein Buch für zeitgeschichtlich interessierte Leser, Historiker, Medienforscher, Politik-, Kommunikations- und Sozialwissenschaftler. Am Ende des 20. Jahrhunderts blickt der Publizist und Medienwissenschaftler Harry Pross zurück auf die Geschichte der Presse und schreibt ein engagiertes Kapitel deutscher Kulturgeschichte von 1900 bis zum Jahr 2000. Entstanden ist ein Epochenwerk, das den Wechsel der politischen…mehr

Produktbeschreibung
Die einzige kompakte Dokumentation der Geschichte der deutschen Presse im 20. Jahrhundert, ein unentbehrliches Referenzwerk aus der Feder eines Medienpraktikers und Medienkritikers. Ein Buch für zeitgeschichtlich interessierte Leser, Historiker, Medienforscher, Politik-, Kommunikations- und Sozialwissenschaftler. Am Ende des 20. Jahrhunderts blickt der Publizist und Medienwissenschaftler Harry Pross zurück auf die Geschichte der Presse und schreibt ein engagiertes Kapitel deutscher Kulturgeschichte von 1900 bis zum Jahr 2000. Entstanden ist ein Epochenwerk, das den Wechsel der politischen Strömungen und kulturellen Denkmuster dokumentiert. Die Themen des Buches sind: die Presse am Ende des Kaiserreichs und in der Weimarer Republik, die Propagandamaschinerie im Nationalsozialismus, die Presse im Zweiten Weltkrieg, bei der Teilung Deutschlands in Ost und West, vom Jahr Null" bis zur "Spannungsindustrie", innere Pressefreiheit und Signalökonomie, das Aufkommen der neuen Medien im letzten Viertel des Jahrhunderts, der Einfluss von Film, Rundfunk, Fernsehen, Computervernetzung und Digitaltechnik auf die Zeitungen und Zeitschriften. Der rege Umgang mit Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens hat den Blick von Harry Pross für die Zeitläufte geschärft. Als "Beteiligter" und engagierter Zeitkritiker legt er ein lebendiges Zeugnis erlebter Geschichte ab, das durch seine Authentizität besticht."
Autorenporträt
Der Autor: Harry Pross, geboren 1923; Promotion in Sozialwissenschaften, 1945-49 freier Journalist, 1949-54 Redakteur Ost-Probleme und Deutschland-Korrespondent der Haagse Post, 1955-60 Redakteur der Deutschen Rundschau, 1960-69 Dozent an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, 1962-69 Mitherausgeber der Neuen Rundschau, 1963-68 Chefredakteur von Radio Bremen, 1968-83 ord. Professor für Publizistik an der FU Berlin, Lehrtätigkeit an der Journalistenschule St. Gallen, seit 1959 Mitglied des PEN, lebt heute als Publizist in Weiler im Allgäu.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2000

Was das Internet nicht kann
Die deutsche Presse in den vergangenen hundert Jahren: Auf dem Weg zur Spannungsindustrie

Harry Pross: Zeitungsreport. Deutsche Presse im 20. Jahrhundert. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2000. VIII, 334 Seiten, 21 Abbildungen, 58,- Mark.

Das maßlose, oft nebulöse Gerede von den Neuen Medien trübt den Blick auf die Bedeutung der traditionellen. Außerdem stellt sich die Frage, welche Funktionen Zeitungen und Zeitschriften im 21. Jahrhundert haben können. Bei der Suche nach Antworten hilft der Rückblick von Harry Pross. Er bietet in reicher Fülle Fakten, Daten, Namen zur Pressegeschichte. Zeitungen unterschiedlicher Größe und politischer Ausrichtung, elitäre Kulturzeitschriften wie populäre Illustrierte beachtet Pross genauso wie Organisationsformen von Redaktionen. Wichtiger noch sind seine Urteile über das Verhältnis von Politik und Ökonomie, über Personen und Medien. Pross bringt, in souveräner Beherrschung der gewaltigen Stoffmassen, historische Entwicklungen auf den Punkt. Seine Leitfrage ist: "Wie wurde aus der Großmacht von 1900 die Unterabteilung Presse einer elektronisch gesteuerten Spannungsindustrie des Jahres 2000?" Pross widersteht dennoch der Versuchung, eine simple Verfallsgeschichte oder eine Heldensage der vierten Gewalt zu präsentieren. Er kennt die Medien, die er in den letzten fünfzig Jahren praktisch und wissenschaftlich begleitet hat - vom freien Journalisten bis zum Professor für Publizistik in Berlin. Für ihn steht fest, dass die Politik zu viel von ihrer Gestaltungsfreiheit an die Wirtschaft abgegeben habe. So fanden Politiker kein Mittel gegen den Konzentrationsprozess im Pressewesen, der schon um 1900 einsetzte: 1897 gab es 7245 Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland, 1997 nur noch 3370. Schon bald entstanden die ersten Medienkonzerne wie Scherl, Mosse, Hugenberg, Münzenberg. Um die Jahrhundertwende begann auch die Durchdringung der Presse durch betriebliche und amtliche Public Relations, deren Texte als billiger Füllstoff zunehmend die Recherche und sogar das Schreiben ersetzten. Die starke Abhängigkeit von Anzeigenkunden behinderte die vierte Gewalt schon damals.

Als Leitmotiv durchzieht das Buch das missliche Schicksal der freien Meinungsäußerung. In Deutschland hatte es kritische Berichterstattung, gar investigativer Journalismus immer schon schwer, weil Judikative und Öffentlichkeit oft Werte wie Regierungstreue, Bündnistreue, nationale Einheit und Objektivität höher einschätzten als die harte Konkurrenz der Meinungen. Selbst die Alliierten förderten nach 1945 diese ungute Tradition, als sie versuchten, demokratische Willensbildung im besetzten "Trizonesien" zu etablieren und gleichzeitig jede öffentliche Kritik an den Militärregierungen ahndeten. Die Chance, eine dauerhaft unabhängige Presse durch Stiftungen oder Kollektivbesitz der Redakteure zu sichern, nutzten sie nicht. Im Kalten Krieg galt dann im Osten wie im Westen Loyalität mit dem jeweiligen Bündnispartner als oberste Direktive. Eine weitere Grundtendenz von Zeitungen und Zeitschriften im 20. Jahrhundert diagnostiziert Pross mit Hermann Broch: die Presse passe sich den Erfordernissen der "Spannungsindustrie" an. Die ökonomisch abhängigen Zeitschriften und Zeitungen zielen immer weniger auf Reflexion, sondern auf hohen Marktanteil: "Unterhaltung erspart dem einzelnen Kräfte - Information verbraucht Energie." Sogar renommierte Blätter nehmen Eigenheiten des Privatradios und Privatfernsehens an: Sie verlangen immer kürzere Produktionszeiten und immer kürzere Texte, verwischen die Grenzen zwischen redaktionellen Beiträgen und Werbung, tendieren zu Personalisierungen und entwickeln ein Faible für Buntheit. Dazu stellt Pross fest: "Viel Farbe ist der Zeitung Tod." Angesichts der Rivalität um das knappe Gut Aufmerksamkeit empfiehlt er der Presse, "aus der Not (langsamer zu sein) eine Tugend zu machen, in redaktioneller Genauigkeit und Thematik, im Stil und in der Autorenwahl. Da kann sie vieles, was das Internet nicht kann."

ROLF-BERNHARD ESSIG

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2000

Wie gedruckt?
Harry Pross’ nüchterner Report
zur Presse im 20. Jahrhundert
Ein „Kapitel deutscher Kulturgeschichte” verspricht der Klappentext des neuen Buches von Harry Pross, während Titel und Vorwort den „Report” eines „beobachtenden Teilnehmers” ankündigen. Die Differenz zwischen Report und Geschichte markiert präzise die Leistung des Buchs und ihre Grenzen. Pross liefert keine Kulturgeschichte, sondern ein Dossier – kommentierte Sammlung der wichtigsten Fakten und Zusammenhänge in der Entwicklung der deutschen Presse im vorigen Jahrhundert.
Auch wenn dabei – wohl bedingt durch die Zusammenstellung aus älteren Arbeiten – sich manches wiederholt und vieles unausgeführt bleibt, kann sich der Leser einen Überblick verschaffen: vom rasanten technologisch begründeten Aufstieg der Presse zur wichtigsten Propagandamaschine des Ersten Weltkriegs, über die erste wirkliche Blüte inmitten einer maroden Weimarer Republik, ihre Aufspaltung in Propaganda- und Exiljournalismus während der Nazi-Herrschaft bis zur mühsamen Etablierung einer funktionierenden Öffentlichkeit in den 50er und 60er Jahren – wo dann im Zuge einer anhaltenden „Konzentrationsbewegung” der Spielraum einer freien und kritischen Presse zunehmend enger wird. Der klassischen Studie von Jürgen Habermas zum „Strukturwandel der Öffentlichkeit” nicht unähnlich, beschreibt Pross die Wege dieser freien und kritischen Presse als die Entwicklung von etwas, das es eigentlich und so, wie es sein sollte, nie gegeben hat.
Das gibt ihm Anlass zu manchen sarkastischen Einsichten – wenn er zum Beispiel in der Funktionsweise der NS-Presse ohne Mühe die strategischen Regeln der modernen PR-Firmen wiedererkennt; oder wenn er darauf hinweist, wie nach ’45 die Siegermächte und ihre immer weiter aufgeblähten Propagandamaschinen fast notwendig ehemalige Nazi-Schreiber in die Meinungsbildung zurückholten; wenn er den Sieg der „skandierenden Sprache” über die kritische Reflexion am Ende der 60er Jahre gleichermaßen den protestierenden Studenten wie der Bild-Zeitung zuschreibt; oder wenn er die gegenwärtig so autoritäre Werbung für die EDV-Vernetzung aller Bundesbürger als einen Patriotismus kennzeichnet, den die Deutschen nicht mal 1879 bei Einführung der Glühbirne an den Tag gelegt hätten.
Ansonsten folgt Pross einer strengen Chronologie. Wurde die freie Presse in der ersten Jahrhunderthälfte vor allem von der Politik heimgesucht, so in der zweiten von der Wirtschaft – diesen Sachverhalt stellt Pross unter die Leitmotive der „Spannungsindustrie” (Hermann Brochs Begriff für die Aufgabe der Presse, auch die Freizeit unter das Diktat der industriellen Leistung zu stellen) und der „Signalökonomie”, welche die andauernde Verkürzung der Meinungsbildung zur Nachricht, der Nachricht zur Schlagzeile, und der Schlagzeile zum Maus-Klick bezeichnet.
Je länger man Pross’ Ausführungen zu diesen und anderen Themen folgt, desto mehr fragt man sich allerdings, wer denn eigentlich das handelnde Subjekt in dieser Entwicklung ist. Man erfährt kaum etwas darüber, wie sich die Journalisten und Redakteure selber ihre freie und kritische Presse vorstellten, noch weniger darüber, was sie eigentlich in diesen hundert Jahren – trotz allem – dann doch geschrieben haben. Pross läßt die Presse überwiegend als Funktion von Politik und Wirtschaft auftreten, zugleich aber stets erkennen, daß sie eben das nicht sein sollte. Man könnte das fast eine „pragmatische Ideologiekritik” nennen, die im Nachzeichnen der fast völligen Abhängigkeit einer freien Presse von den Berechnungen der Politik und den Rechnungen der Wirtschaft einen postideologischen Standpunkt erst noch gewinnen will.
CHRISTIAN GEULEN
HARRY PROSS: Zeitungsreport. Deutsche Presse im 20. Jahrhundert. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2000. 333 Seiten, 58 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Den Zeitpunkt für eine gleichermaßen zurückblickende wie vorausschauende Betrachtung der Zeitungslandschaft findet Dietrich Schwarzkopf in Hinblick auf den zunehmenden Einfluss des Internet auf die Medienwelt gut gewählt. Pross gehe es vornehmlich um die Pressefreiheit, und er scheue sich nicht vor "eigenwilligen Wertungen" und polemischen Äußerungen. Pross, Professor für Publizistik, hat sich nicht in den akademischen Elfenbeinturm zurückgezogen, so Schwarzkopf, sondern widmet sich seinem Thema mit Engagement.

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