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Verstört vom Krieg in der Ukraine erforscht Martin Leidenfrost alle nennenswerten Separatismen Europas, die entfesselten und die schlummernden. Und er begibt sich auf eine exzessive Rundfahrt, auf eine ergebnisoffene Suche nach Ideen, Irrwitzen, Inspirationen, nach einer Seele Europas. Leidenfrost folgt den Spuren euthanasierter belgischer Transsexueller und durch Selbstverbrennung gestorbener Bulgaren. Er stößt auf den letzten Kämpfer für Demokratie in Liechtenstein und auf einen kriegserfahrenen Kosaken in Transnistrien. Wenn Pakistaner in Glasgow slowakische Romni heiraten und wenn…mehr

Produktbeschreibung
Verstört vom Krieg in der Ukraine erforscht Martin Leidenfrost alle nennenswerten Separatismen Europas, die entfesselten und die schlummernden. Und er begibt sich auf eine exzessive Rundfahrt, auf eine ergebnisoffene Suche nach Ideen, Irrwitzen, Inspirationen, nach einer Seele Europas. Leidenfrost folgt den Spuren euthanasierter belgischer Transsexueller und durch Selbstverbrennung gestorbener Bulgaren. Er stößt auf den letzten Kämpfer für Demokratie in Liechtenstein und auf einen kriegserfahrenen Kosaken in Transnistrien. Wenn Pakistaner in Glasgow slowakische Romni heiraten und wenn serbische Hochlandbauern für albanische Bräute brennen, dann merkt er auf und folgt ihren Wegen. Den vollkommensten Europäer findet er in einem Straßengraben bei Marseille. Und zu Hause im Plattenbau findet er die Liebe. Die mehrfach ausgezeichneten Reportagen erschienen in sehr unterschiedlichen Zeitungen, darunter »neues Deutschland«, »Die Presse« und »Südostschweiz«. »Expedition Europa« ist eineerste Auswahl dieser konzentrierten, persönlichen Kurzreportagen. »Die fehlende europäische Öffentlichkeit kann ich nicht herstellen, aber eine gedankliche Brücke zwischen dem einen oder anderen Winkel Europas zu bauen - das könnte gelingen.« Martin Leidenfrost
Autorenporträt
Martin Leidenfrost, geboren 1972 in Niederösterreich, studierte Buch und Dramaturgie an der Wiener Filmhochschule und an der Filmhochschule Babelsberg. Drehbuchautor und freier Autor von Essays, Reportagen, Feuilletons und Kolumnen. Für seine Kolumnen erhielt er 2007 und 2015 den »Writing for CEE«-Preis. Martin Leidenfrost lebt und arbeitet im Burgenland. Im Picus Verlag erschienen die Kolumnenbände »Die Welt hinter Wien. Fünfzig Expeditionen«, »Brüssel zartherb. Fünfzig europäische Expeditionen« sowie »Expedition Europa. Fünfzig exzessive Selbstversuche«. 2018 erschien die Lesereise Graubünden. www.leidenfrost.net
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2016

Von der Liebe im Plattenbau

Martin Leidenfrost bezeichnet sich als "neutral-zerissenen, in Europa vernarrten Russophilen". Er verbindet mit "Expedition Europa", einer Auswahl seiner Kurzreportagen, daher auch einen Auftrag: Er möchte "gedankliche Brücken" bauen in einem auseinanderdriftenden Europa. Dafür streift der österreichische Journalist durch den Kontinent, jeweils dorthin, wo er separatistische Tendenzen beobachten kann. Besonders getroffen hat den Ukraine-Liebhaber der Konflikt dort. Fassungslos fährt er durch das Donbass, mit einem Krieg vor Augen und einer "Neuauflage des Kalten Krieges", die er in den Brüsseler Lobbyistenbüros wahrnimmt. Es ist leicht zu erkennen, für welchen Teil Europas Leidenfrosts Herz schlägt. Er verfasst aus reiner Liebe zum Bessarabischen einen Aufnahmeantrag für den moldawischen Schriftstellerverband und muss im serbischen Sandschak bemerken, dass er einem "uneuropäischen Islam" begegnet, dessen Kinder nahöstliche Gewänder tragen, wodurch sie nicht recht ins Bild des Autors passen. Immer wieder sucht Leidenfrost, der für dieses Projekt zehn Sprachen gelernt hat, Kontakt zu den Roma. Unter ihnen glaubt er den "vollkommensten Europäer" zu erkennen. Er heißt Samit, ist einundzwanzig Jahre alt und hat bereits beinahe jede europäische Tragödie durchlebt. Die Reportagen tragen den Untertitel "Fünfzig exzessive Selbstversuche". Das wirkt, im Hinblick auf den beinahe politischen Auftrag, den sich Leidenfrost gibt, paradox selbstbezogen. Abgesehen davon, kann man bei Gesprächen mit schottischen Prostituierten oder Ausflügen ins Liechtensteiner Parlament weder vom Exzess noch vom Selbstversuch sprechen. Die einzige Geschichte, die den Untertitel verdient, ist Leidenfrosts privateste: Er zog in einen slowakischen Plattenbau. Zunächst nur als Versuch. Nun sind zehn Jahre daraus geworden, sogar die große Liebe hat er dort gefunden. Und wie baut Leidenfrost nun diese Brücken für die Europa-Verständigung? Mit den Sprachen vielleicht und eben mit der Liebe. Doch am Ende gerät seine "Expedition Europa" eher zu einer erschrockenen Bestandsaufnahme, bei der er feststellen muss, dass die Gräben zwischen West und Ost nur immer tiefer werden.

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"Expedition Europa. Fünfzig Exzessive Selbstversuche" von Martin Leidenfrost. Picus Verlag, Wien 2016. 240 Seiten. Gebunden, 20 Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ob man die "Fünfzig exzessiven Selbstversuche", die Martin Leidenfrost bei seiner Expedition durch Europa gemacht hat, nun als Erzählungen oder Reportagen bezeichnen soll, ist Karl-Markus Gauß im Grunde genommen egal. Viel zu brillant sind diese Texte, die dem Kritiker, die ganze "widersprüchliche Geschichte" Europas vor Augen führen. Gebannt liest Gauß, wie sich der Autor einmal mehr auf Spurensuche begibt, von den turkstämmigen christlichen Gagausen in der Republik Moldau über Glasgow, wo die Bewohner mit 54 Jahren die geringste Lebenserwartung der Europäer haben bis nach Bivio in Graubünden reist und dabei detailreich, präzise und intensiv von den Rändern Europas berichtet, lobt der Rezensent.

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