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Produktdetails
  • Verlag: Athesia Buch / Tyrolia
  • Seitenzahl: 544
  • Erscheinungstermin: 17. Juni 2008
  • Deutsch
  • Abmessung: 240mm
  • Gewicht: 1208g
  • ISBN-13: 9783702228811
  • ISBN-10: 3702228810
  • Artikelnr.: 22808888
Autorenporträt
Univ.-Prof. Mag. Dr. MICHAEL GEHLER, geb. 1962, war von 1999-2006 a.o. Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck. 2006 erfolgte die Berufung an die Universität Hildesheim als Professor und Leiter des Instituts für Geschichte. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur Tiroler, österreichischen, deutschen und europäischen Zeitgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2009

Kernsuche
Tirol im 20. Jahrhundert

Die Geschichte Tirols im 20. Jahrhundert - 1919/20 mit der Abtretung Südtirols im Frieden von Saint Germain faktisch in Nord-, Ost- und Südtirol mit den Hauptorten Innsbruck, Lienz und Bozen geteilt - ist Gegenstand dieser ambitionierten, wissenschaftlich fundierten Darstellung. Bis zu Andreas Hofers Aufstand 1809 zurückgreifend, gibt Michael Gehler (aus Innsbruck kommend, nun in Hildesheim lehrend) in über hundert Abschnitten gegliedert einen bildhaften Überblick auf die Entwicklung des "Landes im Gebirge", den prägnante Zitate aus zeittypischen Dokumenten und reiches Bildmaterial auflockern und ergänzen. Die historischen Grundlagen Tirols sieht Gehler in Wehrhaftigkeit, Religiosität, Freiheitswillen, Heimatverbundenheit und politisch-administrativer Eigenständigkeit; dies wird wohl auch anderen Bergvölkern zu attestieren sein. Prägnant schildert Gehler den italienischen Irredentismus, der schon im 19. Jahrhundert die Übernahme des Trentino in das werdende Königreich Italien forderte und die Furcht vor dem Pangermanismus, der noch 1984 Ministerpräsident Andreotti bewog, die deutsche Wiedervereinigung vehement abzulehnen.

Zwei Denkmale stehen für die wechselseitigen Ängste und Forderungen: seit 1889 in Bozen das nach Süden blickende Standbild Walters von der Vogelweide und das als Antwort 1896 in Trient erbaute, nach Norden gerichtete Dante-Denkmal. Gehler dringt detailfreudig bis in die Kommunalpolitik der drei Landesteile vor, schildert minutiös die wirtschaftlichen und kulturellen Ereignisse sowie die komplexen politischen Stränge der Bünde, Parteien und Vereinigungen in der Zeit vor und zwischen den Weltkriegen, des Faschismus, der NS-Zeit und der Nachkriegszeit. Die führenden Persönlichkeiten, insbesondere die Landeshauptleute in Nord- und Südtirol, werden anschaulich vorgestellt. Die immer wieder überlagernde Südtirolfrage ist Leitmotiv der Darstellung. Bestechend analysiert Gehler die außenpolitische Behandlung der Südtirolfrage, vom Gruber-De-Gasperi-Abkommen von 1946 bis zur einvernehmlichen "Streitbeilegung" dieser Frage durch Österreich und Italien vor den Vereinten Nationen 1992. Letztlich ist die Südtirolproblematik entschärft und gelöst worden durch das Zusammenwachsen der Europäischen Union. Der EU-Binnenmarkt und seine "Vier Freiheiten" (Freier Verkehr von Personen, Dienstleistungen, Waren und Kapital), die Einheitswährung "Euro" und der Wegfall der Grenzkontrollen haben - darin ist Gehler zuzustimmen - Tirol seiner "Landeseinheit" weit näher gebracht, als man es vorher je zu hoffen wagte. Mit der Lösung der Südtirolfrage, wachsendem Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit der Südtiroler ist für Gehler ein wichtiger Identitätskern für Nordtirol entfallen, doch das historische und regionalpolitische Sonderbewusstsein sieht er nach wie vor stark und ungebrochen.

HANS JOCHEN PRETSCH

Michael Gehler: Tirol im 20. Jahrhundert. Vom Kronland zur Europaregion. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2008. 527 S., 29,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Michael Gehlers Geschichte Tirols im 20. Jahrhundert hat Rezensent Hans Jochen Pretsch rundum überzeugt. Er schätzt die "ambitionierte, wissenschaftlich fundierte" und gleichwohl anschauliche Darstellung, die zudem von einer Fülle von Bildmaterial und Zitaten aus zeittypischen Dokumenten aufgelockert werde. Deutlich werden für ihn nicht nur die Hauptlinien der großen Politik, sondern auch die Kommunalpolitik der verschiedenen Landesteile. Wirtschaftliche und kulturelle Ereignisse sowie die komplexen politischen Verstrickungen vor und zwischen den Weltkriegen, des Faschismus, der NS-Zeit und der Nachkriegszeit werden seines Erachtens "minutiös" geschildert. Außerdem werden die wichtigsten Persönlichkeiten, vor allem die Landeshauptleute in Nord- und Südtirol prägnant vorgestellt. Das Leitmotiv des Werks sieht der Rezensent in der Südtirolfrage, deren außenpolitische Behandlung Gehler "bestechend" analysiere.

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