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Jaromír war Marukas große Liebe. Das war vor dem Krieg, bevor er nach Übersee floh und sie zurückließ, bevor er in Brasilien Luiza heiratete, die Tochter deutscher Auswanderer. Doch dann ist der Krieg zu Ende, die Kommunisten halten Einzug in Prag und Maruka erreicht ein Brief aus Brasilien der erste von vielen Briefen von Jaromír. Den letzten erhält sie nach seiner Todesanzeige (der Kommunismus ist bereits Geschichte), als Luiza eines Tages vor ihrer Tür steht. Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein, wo er uns doch beide geliebt hat. Mit zwei jungen Frauen, Rückkehrer in dem Land, aus dem ihre…mehr

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Produktbeschreibung
Jaromír war Marukas große Liebe. Das war vor dem Krieg, bevor er nach Übersee floh und sie zurückließ, bevor er in Brasilien Luiza heiratete, die Tochter deutscher Auswanderer. Doch dann ist der Krieg zu Ende, die Kommunisten halten Einzug in Prag und Maruka erreicht ein Brief aus Brasilien der erste von vielen Briefen von Jaromír. Den letzten erhält sie nach seiner Todesanzeige (der Kommunismus ist bereits Geschichte), als Luiza eines Tages vor ihrer Tür steht. Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein, wo er uns doch beide geliebt hat. Mit zwei jungen Frauen, Rückkehrer in dem Land, aus dem ihre Eltern ausgewandert sind, versuchen sie nun, die Teile ihres Lebens zu einem Ganzen zusammenzufügen.Markéta Pilátová erzählt von Lebenswegen voller Abbrüche und eine große Geschichte in vielen kleinen: von vier Frauen, die sich zurückzuerobern, was ihnen die Geschichte genommen hat: ein eigenes Leben.
Autorenporträt
Michael Stavaric wurde 1972 in Brno (CZ) geboren und lebt in Wien. 1979 Emigration nach Österreich. Studium der Bohemistik/Publizistik an der Universität Wien. Vormals lange Jahre Lehrbeauftragter an der Sportuniversität Wien. Freier Schriftsteller, Übersetzer und Ghost-Writer. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Michael Stavaric erhielt verschiedene Preise. 2008 wurde er mit dem "Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis" geehrt, 2009 mit dem "Literaturpreis Wartholz 2009" und 2012 mit dem "Adelbert-von-Chamisso-Preis".

Markéta Pilátová wurde 1973 in Prag geboren. Nach einem Studium der Romanistik und Geschichte ist sie heute als Autorin, Übersetzerin und Journalistin tätig. Sie lebte lange in Lateinamerika und arbeitet derzeit in der Kulturabteilung des Prager Instituto Cervantes. Markéta Pilátová lebt in Prag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2010

Fakultät für richtiges Leben
Geschichtssatt: Markéta Pilátovas Romandebüt

Von Sabine Berking

Vier Frauen, ein Mann, zwei Kontinente, zwei Generationen, zwei Kulturen, zwei Diktaturen - vereint im Ringen um Schicksale, die gleichsam von der Geschichte verschluckt scheinen. Jaromír war Maruskas erste Liebe, doch nach dem Krieg, den beide im Konzentrationslager und im Versteck überlebten, sucht er sein Glück in Übersee. Maruska bleibt in Prag, will ihm nicht folgen, und er, der schon bald als dubioser Doppelagent arbeitet, beginnt einen Briefwechsel mir ihr, in dem er sie geschickt über Interna des Ministeriums, in dem sie arbeitet, ausfragt. Seinen letzten Brief erhält sie nach seinem Tod, überreicht von seiner brasilianischen Ehefrau, die plötzlich vor ihrer Tür in Prag steht.

Die junge Marta lernt Maruska in der Psychiatrie kennen, wo sie wegen Depressionen in Behandlung ist. Marta hat ein brasilianisches Ich, verrührt mit einem Tröpfchen tschechischer Essenz. Ihre Eltern waren einst vor den Nationalsozialisten nach Brasilien geflohen und wegen der Kommunisten nie in die Heimat zurückgekehrt. Genau wie Lena, die Marta aus dem brasilianisch-tschechischen Folklorezirkel in São Paulo kennt und in Prag wiedertrifft, hat sie sich nach einer Lebenskrise ins mythenumwobene Land ihrer Eltern aufgemacht. Dort verdient sie sich ein paar Kronen mit dem Stricken exotischer Schals für Edelboutiquen. Das Stricken wiederum hatte sie in der deutschen Waldorfschule von São Paulo gelernt, von einer alten deutschen Jüdin, die wenig und wenn überhaupt nur Portugiesisch sprach, weil ihr die Nazis die Muttersprache vergiftet hatten. Lena ist auf der Flucht vor einer unglücklichen Liebe, die mit der Rettung der Farm ihrer Eltern im brasilianischen Dschungel zusammenhängt. Marta wiederum wird sich alsbald auf die Flucht begeben vor einer neuen Liebe - zu einem Prager Psychiater.

Was für ein Romandebüt! Mit Verve, Lebensklugheit und einem seltenen Gespür für die unerträgliche Leichtigkeit der Sprache und des Seins erzählt die 1973 im ostmährischen Kremsier geborene und selbst zwischen zwei Kontinenten lebende Markéta Pilátova von den Irrungen und Wirrungen des Lebens. Nach einem Studium der Romanistik und Geschichte in Olmütz arbeitete sie für zwei Jahre als Slawistik-Lektorin im spanischen Granada und begann, für die tschechische Wochenzeitschrift "Respekt" zu schreiben. Anschließend ging die Weltensammlerin für zwei Jahre nach Brasilien, wo sie den Nachfahren tschechischer Einwanderer die Muttersprache ihrer Eltern und Großeltern näherbrachte. Ihr Romandebüt, das im tschechischen Original "Gelbe Augen weisen den Weg nach Hause" heißt, speist sich auch aus diesen Erfahrungen.

Im vertrackt komplizierten Leben ihrer Helden kommt es immer wieder zu neuen Rissen in einer gerade mühsam errungenen Harmonie, immer wieder dichtet die Autorin neue, unglaubliche Geschichten auf die Seiten, Geschichten aus dem alten und neuen Böhmen und dem brasilianischen Dschungel, Geschichten zwischen Voodoo-Zauber und Vysehrad-Romantik, gepresst durch das tragikomische Sieb der ewigen Unbehaustheit. Erzählt wird mit vielen Stimmen und aus vielen Perspektiven, jede der Frauen kommt zu Wort, und auch Jaromírs sonorer Bass erklingt aus seinen Briefen und Tagebuchaufzeichnungen. Daraus erfährt Maruska nach Jahrzehnten, dass weder sie noch seine Ehefrau seine große Liebe waren, sondern eine schöne Zigeunerin, die er im Konzentrationslager kennengelernt hatte, wo das Mädchen den Nazi-Schergen als Lagerdirne zu dienen hatte.

Zwischen den mal melancholischen, mal dramatischen, mal komischen Zeilen dieses Buches schmunzeln ein Bohumil Hrabal und ein Jaroslav Hasek, aber eben auch die Magie der lateinamerikanischen Literatur und eine gehörige Prise mitteleuropäischer jüdischer Witz. Jede Einzelne aus dem Damenquartett, das um die aus Prag stammende Mutter Martas ergänzt wird, kämpft tapfer ums eigene Glück, mal mit einem Quentchen Opportunismus, mal mit Opposition, mal mit dem Gewehr in der Hand. Am Ende können alle endlich die Vergangenheit in der Hand halten und den "Duft von Erinnerungen" einatmen, die nicht mehr von der obligatorischen Sahnebraten-Nostalgie einer heimwehkranken Exilgemeinde verpestet ist. "Das Leben ist schön. Zum Verrücktwerden schön. Nicht dass es so ist. Aber ich sehe es so", schrieb einst Hrabal. Markéta Pilátova hat aus dieser schriftstellerischen Lebensmaxime einen schönen Roman gemacht.

Markéta Pilátova: "Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein". Roman. Aus dem Tschechischen von Michael Stavaric. Residenz Verlag, Salzburg 2010. 200 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Wer auf der Suche nach einem Meisterstück tschechischer Gegenwartsliteratur ist, wird sich über Andreas Breitenstein Entdeckung freuen: Marketa Pilatovas Prosadebüt "Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein" sei ebenso "hintersinnig-heiter" wie "geschichtsbewusst-melancholisch", schwärmt der faszinierte Rezensent. In kurzen novellistischen Stücken erzähle die junge Autorin die zwischen Prag und Sao Paulo spielende Geschichte von vier Frauen und einem Mann, die alle auf der Suche nach ihrer Identität sind: Luiza, eine Tochter deutscher Auswanderer, sucht nach dem Tod ihres Mannes Jaromir, eines nach dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien geflüchteten, tschechisch-jüdischen Widerstandskämpfers, dessen in Prag lebende Geliebte auf. Dort trifft sie außerdem auf zwei junge brasilianische Töchter tschechischer Emigranten, die auf den Spuren ihrer böhmischen Herkunft sind. Die vier Frauen finden zusammen und lassen so in ihren Erzählungen Bilder der "mythischen Schwere Prags" und der "anarchischen Leichtigkeit Brasiliens" entstehen. In ihren Schilderungen treffen jugendlicher Leichtsinn auf die Weisheit des Alters, verstörende Kriegserinnerungen auf ergreifende Liebesgeschichten und Alltag auf Geschichte. Dabei erzähle Pilatova nie sentimental, sondern mit "poetologischer Klugheit", freut sich Rezensent Breitenstein.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr