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Die literarische Sensation aus Ungarn: der Roman einer abgründigen Liebe - ausgezeichnet mit dem Sándor-Márai- Preis.
Dieser Roman war in Ungarn eine literarische Sensation und mit weit über 100 000 verkauften Büchern ein Bestseller über viele Monate hinweg. Erzählt wird die Geschichte eines Paares, das sich ein Leben lang nicht findet, aber auch nicht voneinander los kommt. In 'Das Kissen der Jadwiga', das über zwei Generationen vom Ersten Weltkrieg bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts spielt, nimmt Závada eine Liebe und mit ihr eine ganze Epoche in Augenschein. Mit diesem…mehr

Produktbeschreibung
Die literarische Sensation aus Ungarn: der Roman einer abgründigen Liebe - ausgezeichnet mit dem Sándor-Márai- Preis.

Dieser Roman war in Ungarn eine literarische Sensation und mit weit über 100 000 verkauften Büchern ein Bestseller über viele Monate hinweg. Erzählt wird die Geschichte eines Paares, das sich ein Leben lang nicht findet, aber auch nicht voneinander los kommt. In 'Das Kissen der Jadwiga', das über zwei Generationen vom Ersten Weltkrieg bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts spielt, nimmt Závada eine Liebe und mit ihr eine ganze Epoche in Augenschein. Mit diesem vielstimmigen, kunstvollen und kraftvoll geschriebenen Roman zählt Pál Závada neben Imre Kertész und Péter Esterházy zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart.

1915, am Vorabend seiner Heirat, beginnt der Gutsbesitzer Ondris ein Tagebuch zu führen. "Inständig muss ich dem Herrgott danken, dass ich diesen Tag erlebe" - notiert er, doch Dankbarkeit und Freude verfliegen in den ersten Monaten seiner Ehe mit Jadwiga rasch. Denn sie verweigert sich ihm in den Nächten und hüllt sich in Schweigen, in eine Aura des Geheimnisvollen und undurchschaubar Herrischen.

Schon als Ondris Jadwiga kennen lernte, hatte er das Gefühl, er könne ihr niemals genügen. Dennoch warb er um Jadwiga und forderte damit sein Glück heraus. Jadwiga ließ sich zwar auf ihn ein, hatte aber immer einen Liebhaber. Und eigentlich hätte Ondris nicht nur auf seinen Konkurrenten, diesen in Liebesdingen flatterhaften Rechtsanwalt, eifersüchtig sein müssen, sondern auch auf den eigenen Vater ...

Pál Závada hat einen raffiniert komponierten Liebesroman geschrieben. Im Wechsel erzählt er aus der Perspektive des Mannes und der Frau von der leidenschaftlichen und tragisch verlaufenden Liebe zwischen diesem höchst ungleichen Paar. Die Geschichte ihrer abgründigen und unauflösbaren Liebesverstrickungen ist dabei zugleich eine versteckt erzählte Parabel auf die Möglichkeit oder Unmöglichkeit des Zusammenlebens verschiedener Kulturen. Denn Ondris ist slowakischer Herkunft, Jadwiga hat eine ungarische Mutter. Nicht zuletzt aber wird mit diesem Roman, der über zwei Generationen hinweg vom Ersten Weltkrieg bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts spielt, eine ganze Epoche in Augenschein genommen. Das macht 'Das Kissen der Jadwiga' zu großer Literatur und bestem epischem Lesestoff aus dem Herzen Mitteleuropas.
Autorenporträt
Pál Závada wurde 1954 in Tótkomlós im Südwesten Ungarns geboren. Er lebt in Budapest, arbeitete als Wissenschaftler am Soziologischen Institut der Ungarischen Akademie. 1986 erschien sein erstes Buch, das sich mit der Sozialgeschichte seines Heimatdorfes beschäftigte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2007

Madame Bovary auf dem Dorfe
Schweinespeck törnt ab: Ein ungarisches Panorama von Pál Závada

Mit dem Ausruf "Djakovatj pána Bohu" beginnt der Gutsbesitzer András Osztatní am Vorabend seiner Hochzeit sein Tagebuch: Dank sei Gott dem Herrn, dass er nach langem Werben endlich die schöne Jadwiga vor den Traualtar führen darf. Aber der Jubel von Ondris, wie András genannt wird, weicht rasch Verstörung und blankem Entsetzen. Schon in der Hochzeitsnacht verweigert die Braut sich seinem ungestümen Begehren, und auch in den nächsten zweiundzwanzig Jahren kann, trotz gelegentlicher Liebesnächte und zweier Kinder, von ehelicher Vertrautheit und Vertrauen keine Rede sein.

Je leidenschaftlicher Ondris seine Rechte einfordert, desto mehr entzieht sich Jadwiga ihm, körperlich wie seelisch, durch Schweigen oder zornige Blicke, Migräne oder Kuraufenthalte. Nicht, dass sie ihren Gatten nicht aufrichtig liebte. Wenn er in den Krieg ziehen muss, sich vom slowakischen Dorfpfarrer in separatistische Umtriebe verwickeln und vom ungarischen Dorfhauptmann zum Spitzel dingen lässt, zittert sie um ihren armen dummen Ondrisko, und manchmal, wenn er der Verzweiflung nahe ist, bietet sie ihm zärtlich Herz und Leib zur Aussöhnung. Aber der Frieden währt nie lange. Jadwiga bleibt für ihren Ondris ein ewiges Rätsel: Mal soll er ihr wilder Stier, mal ihr "süßes kleines Kissen", mal ihr Held sein. Dabei ist er nur ein gutmütiger Bauer, der nach Schweinespeck und Borstenvieh riecht und aus Gemütlichkeit wie aus Liebeskummer gern über den Durst trinkt.

So geht das, auf Treu und Verderben, von 1913 bis zu Ondris' Tod 1937. Seine Notizen brechen bereits 1922 ab, aber Pál Závadas Roman ist damit noch lange nicht zu Ende. Jadwiga ergänzt das Tagebuch ihres unglücklichen Mannes mit reuigen Anmerkungen, Rechtfertigungen und Richtigstellungen. Nach ihrem Tod 1954 findet ihr Sohn Miso die Aufzeichnungen unterm Kopfkissen, collagiert sie neu und ergänzt sie seinerseits mit kommentierenden Fußnoten und den Erinnerungen eines alternden Hagestolzes, der aus Erfahrung und Überzeugung zum Frauenhasser wurde. Immerhin erfuhr Miso aus Mamas "Merkbüchlein", dass sein Vater der Erz-Casanova und halbjüdische Winkeladvokat Franci Winkler ist.

So ist "Das Kissen der Jadwiga" ein doppelt überschriebenes Palimpsest, das in den Lebenslügen einer Familie die Brüche und Widersprüche ungarischer Geschichte zwischen 1913 und 1987 spiegelt: Kriege und Judenpogrome, nationalistische und soziale Unruhen, Räterepublik und Gulaschkommunismus. Jadwiga ist Ungarin, Ondris gehört, wie die meisten Bewohner seines Dorfs, zur slowakischen Minderheit, und obwohl beide sich wenig um Politik kümmern, darf man ihre schwierige Ehe auch als Chiffre für das Zusammenleben der Volksgruppen lesen. Und manchmal wiederholt sich Geschichte auch: So wie Ondris nach 1918 wird auch sein Stiefsohn nach 1945 aus Naivität und Opportunismus zum Verräter.

So kunstvoll und sprachverliebt Závada Perspektiven und Zeitebenen, private und politische Geschichte verschränkt, Verdrängtes und Verschwiegenes beiläufig aufdeckt: Wenn Vater, Mutter und Kind an einer Familienchronik schreiben, die zugleich noch Zeit-, Sitten- und Gesellschaftsroman sein soll, wird die intime Tagebuchform rasch überfordert. Závada will Weltgeschichte im dörflichen Mikrokosmos abbilden, das Buch gleicht aber mehr einem Bauernschwank im Breitwandformat. In Ungarn war Závadas Debütroman 1997 ein Bestseller, der 100 000-mal verkauft, erfolgreich verfilmt und preisgekrönt wurde. Mit den elegischen, eleganten bürgerlichen Ehebruchsromanen Márais hat diese "Madame Bovary" vom Dorfe freilich wenig gemein. Závada ist gelernter Soziologe; sein erstes Buch war 1986 die Sozialgeschichte seines Heimatdorfes Tótkomlós im Südwesten Ungarns, das bis 1918 hundertprozentig slowakisch war. So ist auch Jadwigas Kopfkissenbuch vor allem eine erschöpfende sitten- und volkskundliche Studie, reich an derbem Humor und slowakischen Redensarten und Wortspielen (deren Anspielungen Ernö Zeltners schöne Übersetzung naturgemäß nur zum Teil ins Deutsche retten kann), aber nicht unbedingt ein Beitrag zum modernen europäischen Roman. Mit dem wohligen Behagen des älteren Realismus berichtet der Chronist von Schlachtplatten und Viehkrankheiten, Bauernregeln, Brauchtum und Aberglauben zwischen Bett und Stall, Gasthaus und Kirche, und er vergisst auch nicht, Hochzeitsausgaben und Ernteeinnahmen, Mitgift- und Aussteuerlisten penibel aufzuführen.

Warum Jadwiga so spröde und störrisch war, bleibt dagegen eher im Dunkeln. Gewiss, ein liebenswerter Bauerntölpel, der sich seiner Blähungen nicht schämt und Frauen als "aus wollüstigem Fleisch geformte Betpulte" betrachtet, ist nicht leicht zu ertragen. Jadwiga stillt ihre Sehnsucht nach Urbanität und Abenteuer bei Franci, aber ihre erste und größte Liebe war Ondris' Vater. Závada stattet seine Heldin nicht nur mit inzestuösen Neigungen, sondern auch mit einem präfeministischen Selbstbewusstsein aus: "Ich weiß, die meisten Frauen sind nicht so wie ich, sondern alles erduldende, fügsame Wesen. Ich bin aber keine Nutzpflanze, sondern eine Wildblume." Jadwiga will keine "Magd im Dienst der Leidenschaft" sein, und vor allem will sie sich nicht roh mit der Sense fällen und widerstandslos in den Heuschober fahren lassen.

Der misogyne Miso behält das letzte Wort. "Verglichen mit ihr ist jedes andere Weibsbild eine Schlampe"; aber verglichen mit ihren Flausen und schön gedrechselten Lügen erscheint ihm die plumpe, erdverbundene Geradlinigkeit seines Stiefvaters doch aufrichtiger und menschlicher: Gegen die kapriziösen Träumerinnen und Ausreißerinnen halten die Versager und Verlierer der Geschichte allemal zusammen.

MARTIN HALTER

Pál Závada: "Das Kissen der Jadwiga. Tagebuch". Roman. Aus dem Ungarischen übersetzt von Ernö Zeltner. Luchterhand Verlag, München 2006. 462 S., geb., 21,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Im Mittelpunkt dieses ehrgeizigen Romans, erklärt Rezensent Uwe Stolzmann, steht ein Gegenstand: ein wanderndes Tagebuch. Ihm vertrauen sich nacheinander drei Menschen an: Ondris, seine unnahbare Frau Jadwiga und schließlich deren unehelicher Sohn Miso. Sie kommentieren, überarbeiten oder korrigieren gar dabei die Einträge der Vorgänger, und lassen das Tagebuch so zu einem regelrechten Palimpsest geraten. Dass Pal Zavadas Roman komplex ist, steht für den Rezensenten außer Frage. Es stecke viel im "Kissen der Jadwiga": eine "tragische Lovestory" im Stile einer Menage-a-trois, die Lebensgeschichte einer mysteriösen Frau, die Geschichte einer slowakisch-ungarischen Siedlung und eine "Familiensaga aus einer Epoche des Niedergangs". Doch letztendlich sei es zuviel, als dass nicht der Eindruck der Konstruiertheit entstehe und die Kunstfertigkeit des Autors heller scheine als die von ihm erzählte Geschichte.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Der Vergleich mit Marai drängt sich auf, und Pál Závada, der zu den bedeutendsten Autoren des Landes zählt, braucht sich nicht zu scheuen." Badischen Neuesten Nachrichten