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Ein abenteuerlicher Roman, der Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in einem mysteriösen New Yorker Hotel beginnt und im Jahr 1899 in Odessa endet. Die phantastische Geschichte einer Spurensuche: die Suche nach T.L., dem Baumeister geheimnisvoller Labyrinthe. Ein fesselnder Roman, großartig erzählt und so labyrinthisch wie die Suche nach dem Gral oder einem verlorenen Schatz. 1899 kommt in der Moldavanka, einem Armenviertel der damals aufblühenden Hafenstadt Odessa, ein Kind zur Welt - und das unter rätselhaften Umständen: ein heruntergekommenes Haus, ein erbärmliches Zimmer. Und so vermutet die…mehr

Produktbeschreibung
Ein abenteuerlicher Roman, der Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in einem mysteriösen New Yorker Hotel beginnt und im Jahr 1899 in Odessa endet. Die phantastische Geschichte einer Spurensuche: die Suche nach T.L., dem Baumeister geheimnisvoller Labyrinthe. Ein fesselnder Roman, großartig erzählt und so labyrinthisch wie die Suche nach dem Gral oder einem verlorenen Schatz.
1899 kommt in der Moldavanka, einem Armenviertel der damals aufblühenden Hafenstadt Odessa, ein Kind zur Welt - und das unter rätselhaften Umständen: ein heruntergekommenes Haus, ein erbärmliches Zimmer. Und so vermutet die eilig von einem Straßenjungen herbeigerufene Hebamme angesichts der Schönheit der jungen Mutter zu Recht, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Geburt handeln kann. So die Vorgeschichte des abenteuerlichen Romans, der in unserer Zeit in einem New Yorker Hotel beginnt und nach einer hundertjährigen Reise in die Vergangenheit in Odessa endet; ein Roman, grandios erzählt, spannend und pral
Autorenporträt
Marc Höpfner wurde 1964 in Kiel geboren. Er studierte Philosophie in München und widmet sich seit 11 Jahren der Suche nach einem 7. Kontinent, von dem er glaubt, daß er in der Welt der Käfer und Larven oder in der Tiefsee liegt.
Höpfner lebt heute in München als freier Schriftsteller. Pumpgun ist seine erste Buchveröffentlichung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Kein Glück im Osten
Treppensteigen in Odessa: Marc Höpfner baut ein Romanlabyrinth

Vor vier Jahren erschien Marc Höpfners Debüt "Pumpgun". Der in Kiel geborene Schriftsteller erzählte darin die Geschichte einer weitgehend ereignislosen westdeutschen Jugend, die schließlich in einem blutigen Amoklauf endet: "Ich will, daß es knallt. Bang. Bang." Beim Lesen hatte man damals die schockierenden Fernsehbilder aus Littleton, San Diego und Bad Reichenhall vor den Augen, und zwischen den Zeilen dieses auffallend spröde geschriebenen Erstlings blitzte die Hoffnung auf eine neue deutsche Literatur auf, die sich direkt in die Schußlinie der Wirklichkeit stellt.

Was die literarischen Mittel angeht, hat Marc Höpfner sich für seinen zweiten Roman nun allerdings zunächst einmal großzügig in der verstaubten Rüstkammer der Romantik bedient. "Trojaspiel" beginnt wie eines von Hoffmanns "Nachtstücken", auch wenn die Handlung am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts einsetzt: Ein junger Mann mit dem altertümlichen Namen Tonio Ludwig entdeckt auf dem Dachboden der "von Efeu und Kletterrosen umrankten" Villa seiner verstorbenen Großeltern eine "wuchtige Truhe", und als er das "schwere Vorhängeschloß" aufbricht, sieht er sich einem Stapel architektonischer Zeichnungen mit Entwürfen für ein dreidimensionales Labyrinth gegenüber.

Auf einer der Skizzen, die mit den Initialen "T. L." signiert sind, ist die Anschrift eines Hotels in New York vermerkt. "Es gibt keinen Telefonbucheintrag und keine Richtlinien für die Aufnahme der Gäste", stellt Tonio fest, als er kurz entschlossen nach Amerika reist. Vor allem aber befindet sich in den oberen "verbotenen" Stockwerken des "Palace of Troy" eines der Labyrinthe, wofür er die Pläne besitzt. Der Besitzer des heruntergekommenen Gebäudes, ein alter armenischer Einwanderer namens Mahgourian, ist bereits seit Jahren auf der Suche nach dem geheimnisvollen Architekten, der in dem Hotel seine "urbane Vision von einem Schloß mit einem labyrinthischen Lustgarten" verwirklicht hat. Jetzt überredet er seinen deutschen Besucher, sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach jenem T. L. zu machen, "der mit Akribie Häuser plant, in denen ein wirres Gangsystem zu einem immer bestimmten Ziel führt".

Ihre an Umwegen reiche Reise führt sie unter anderem in die Katakomben von Rom und nach Kreta, an den "Ursprung aller Irrgärten". Das "Labyrinth", das begreift man schnell, ist nicht nur die Obsession einer Romanfigur, sondern ein Symbol für den Irrgarten des Lebens - und für die Literatur, in der man sich wohl ebenfalls verlieren kann. So versucht der 1964 geborene Marc Höpfner sich noch einmal im trauten Einklang mit der Romantik an der einst von Friedrich Schlegel propagierten Idee des Romans als Arabeske und läßt aus den eigentlich recht dürren Handlungszweigen des "Trojaspiels" immer wieder neues narratives Blattwerk ranken. Ob es die traurige Lebensgeschichte eines "anorektischen Hippiemädchens" ist, in das Tonio sich verliebt, oder ein längst vergessener Mordfall in einer "kleinen deutschen Garnisonsstadt", in den möglicherweise auch T. L. verwickelt war: Insbesondere Mahgourian, dem "als Armenier das Geschichtenerzählen" selbstverständlich "im Blut liegt", verbindet "lose Fäden, widersprüchliche Ideen oder ganz unerhörte Lebenszeugnisse" zu einer "organischen Fabel".

Man darf nach der Lektüre des sich immer mehr zerfasernden "Trojaspiels" bezweifeln, daß auch Marc Höpfner selbst dieses Talent besitzt. Sehr viel interessanter als das allmähliche Scheitern des Autors an seinen eigenen, recht hohen konzeptionellen Ansprüchen sind jedoch die Sehnsucht, die sich hinter dem neoromantischen Idealbild des Romans als eines sich endlos verzweigenden Labyrinths von Geschichten verbirgt - und der Ort, an dem diese Sehnsucht befriedigt wird. Es stellt sich nämlich heraus, daß der geheimnisvolle T. L. im Jahre 1899 als uneheliches Kind in der damals blühenden Hafenstadt Odessa zur Welt kam.

Der gesamte zweite Teil des Romans ist nun den ersten Lebensjahren des zukünftigen Architekten gewidmet. Während sein Roman sich zunächst kaum durch atmosphärische Qualitäten ausgezeichnet hatte und das Rom und New York der Gegenwart genauso leblos wirken wie Tonios verschlafene deutsche Heimatstadt, dreht Marc Höpfner in der historischen Rückschau plötzlich richtig auf. "Der Geruch der Straßen war nicht weniger betäubend als ein Schlag auf den Kopf", erfahren wir bei einem der zahlreichen synästhetischen Rundgänge durch die Moldavanka, das Elendsviertel Odessas. Wir sehen in die "gelblichen Augen" schmutziger Kindergesichter, hören die "Unzüchtigkeiten" in der Rasumoskistraße und das "betrunkene Kreischen eines Mädchens".

Spätestens wenn Rabbi Birnbaum den kleinen Theo "Jingele" nennt und draußen auf der Straße "Schrul Spiro" mit seinem Handwagen vorbeispaziert, gefolgt von dem "einäugigen Zelig Katzenbauch, der getrocknete Makrelen an einer Schnur um seinen Körper trug", verwandelt sich Marc Höpfners expressionistische Armutsliteratur in eine nostalgisch gefärbte Ghetto-Lyrik, die vor keinem Klischee zurückschreckt. Mit Hilfe des Korsettbinders Jontel Leizermann und der Perückenmacherin Perla Galiskaia, aber auch der "schönen und unbezwingbaren" Kosakin Manka und des ewig betrunkenen Russen Kotusov zeichnet Marc Höpfner in erster Linie das Bild einer multikulturellen Elendsutopie. Seine folkloristisch überfrachtete Fabulierlust paßt damit ganz wunderbar zu den wehmütigen Blicken, die man vor allem in Deutschland derzeit gerne in die Vergangenheit Osteuropas wirft, um dort zwischen Galizien und dem Schwarzen Meer von einem anderen, unschuldigen Europa zu träumen.

Zuletzt schließt sich darum auch der weitgespannte Bogen des Romans, und man erfährt, daß die Besessenheit des späteren Baumeisters Theodor Lanaiev ihren Ursprung in einem unübersichtlichen System von Tunnels, Gängen und Galerien hat, die einst in den Muschelkalk unter der Stadt Odessa getrieben worden sind. Zusammen mit dem Gassengewirr der alten Stadt und den ungeraden Lebensläufen ihrer Bewohner entführt Marc Höpfner seine Leser so in eine romantische Traumwelt. "Ein Labyrinth ist nicht der düstere Kerker. Nicht für jeden. Es kann auch schützen", erklärt der Autor, als er auf das antike Ritual der ludi troiae zu sprechen kommt, die dem Roman seinen Titel gegeben haben: Römische Adlige ritten die Bahnen eines Irrgartens ab, um eine "symbolische Mauer" um ihre Stadt zu ziehen.

Und genau darum geht es. Mit seinen verschlungenen Wegen durch die osteuropäische Vergangenheit, seinen geistreichen Winkelzügen, umständlichen Satzkonstruktionen und gelehrten Verweisen in die Gattungsgeschichte ist "Trojaspiel" nämlich zuletzt vor allem eins: ein Schutzwall rund um die gähnende Leere der jüngeren deutschen Literatur, die sich in diesem Fall lieber in den engen Straßen einer versunkenen Epoche verliert, als einen Blick aus dem Fenster in das Hier und Jetzt zu werfen. Wer sich tatsächlich durch die mehr als fünfhundert Seiten hindurcharbeitet, wird enttäuscht sein. Im Innern dieses Romans, der unbedingt ein Labyrinth sein will, wartet nichts. Wirklichkeit ist woanders.

KOLJA MENSING

Marc Höpfner: "Trojaspiel". Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2005. 536 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Minotaurus in der Kathedrale
Marc Höpfners labyrinthischer Roman „Trojaspiel”
Kann es sein, dass einem die Zeit nichts mehr anhaben kann, wenn man erzählt? Und stimmt es, dass sich sogar der Wahnsinn ertragen lässt, wenn er in die Form einer Geschichte eingeht? Und wie war die List der Scheherazade? Hatte sie nicht Stunden um Stunden und all die Nächte lang erzählt und sich auf diese Weise vor dem Tod gerettet? In Marc Höpfners Roman „Trojaspiel” wird sehr viel erzählt, zwar nicht tausend und eine Nacht lang, aber doch immerhin 538 Seiten lang. Und der, der hier erzählt, gleicht „einem der Kobolde aus den Märchen”. Er ist ein verdächtiger Geschichtenerzähler, der ohne Mühe lose Fäden und Widersprüche zu einer organischen Fabel zu verweben weiß.
Die Fabel geht hier möglicherweise so: Am Ende des 19. Jahrhunderts wird in Odessa ein Kind geboren, die Umstände sind voller Zeichen und Wunder, so dass selbst die freudlose Hebamme zu tanzen beginnt. Es ist offensichtlich ein ganz besonderes Geschöpf, welches hier das Licht der Welt erblickt. Es ist das Kind T.L., dessen Initialen ihre Spur in der Zeit hinterlassen werden. Von nun an geistern sie gespenstisch durch den gesamten Roman - als Thorvald Lenz, Thelonius Lund, Tibor Lennartz oder Timon Lubinski. Und zuletzt stehen sie für „Troie Ludus”, das Trojaspiel, das dem Roman seinen Namen und seine Struktur gibt. Bei diesem Trojaspiel handelt es sich um das in Vergils „Aeneis” geschilderte Reiterspiel, in dem wie in einer kultischen Handlung die Form eines Labyrinths abgeschritten und um die Stadt eine symbolische Mauer gezogen wird. Dieses Labyrinth ist hier nicht nur Zeichen von Gefangenschaft, sondern auch Schutzraum und Grenze zur Welt.
Im New Yorker Schneckenhaus
T.L., dessen Biografie im Roman rekonstruiert werden soll, hat dieses Labyrinth zur „Metapher seines Lebens” gemacht. Seine Obsession sind dreidimensionale Gebilde. Er zeichnet und plant sie und will sie bauen, „als wäre er ein Tier, das in diesen Labyrinthen Zuflucht sucht”. Der Leser, der ihm folgt, gerät in einen veritablen Schmöker, einen Abenteuerroman, eine Rätselreise und literarische Schnitzeljagd. T.L. ist ein obsessiver Baumeister. Die ersten Spuren, die wir von ihm finden, hat er in einem als Hotel bezeichneten Gebäude in New York hinterlassen, das jedoch mehr einem phantastischen architektonischen Traumgebilde gleicht. Das Haus verbirgt in seinem Inneren ein riesenhaftes Labyrinth, „so etwas wie eine urbane Version von einem Schloss mit einem labyrinthischen Lustgarten.” Oder eher ein „Schneckenhaus”? T.L. phantasiert imaginäre Landschaften und architektonische Ungetüme, wie besessen von der Idee, in berühmte Bauwerke wie die Kathedrale von Chartres verschachtelte dreidimensionale Labyrinthe einzufügen. Und all das, um am Ende hinter seinen Schattenkonstruktionen zu verschwinden: „Um ein Rätsel zu werden oder zu bleiben”.
Oder auch, um eine ganze Romanhandlung in Schach zu halten. Marc Höpfner hat ein kleines Schicksalsgrüppchen mitten in unserer Gegenwart sich zusammenfinden lassen, um dieses Rätsel zu lösen. Jeder ist auf irgendeine unausweichliche Weise mit T.L. verbunden. Und jedem von ihnen ist eine Frage aufgegeben, die er zu beantworten sucht, indem er dem Phantom nachjagt. So wie Tonio Ludwig, von dem wir als Leser angeleitet werden, detektivisch der Fährte von T.L. zu folgen. Er hat dieselben Initialen wie derjenige, den er sucht und manchmal verwechselt er sich mit dem, den er doch finden soll. Wie ein archäologischer Suchtrupp begibt man sich in Archive und Bibliotheken: „Finden wir jene Schattenwesen, die sich unserer Sehnsucht entziehen wollen”.
Informationen werden ausgetauscht, Reiserouten abgegangen und Möglichkeiten ausgeschlossen. Man wählt die eine oder die andere Weggabelung - um doch schließlich auf nichts anderes zu stoßen als auf ein paar historische Bruchstücke. Zum Beispiel darauf, dass T.L. schon als Halbwüchsiger zum ruhmreichen Höhlenforscher wurde, indem er - im Auftrag eines russischen Großverbrechers - mit seinem Maulwurfstalent und einer genialen Gedächtnisleistung das Tunnelreich der Unterwelt seiner Heimatstadt Odessa durchwanderte und innerhalb von fünf Jahren und fünf Monaten eine Generalkarte des zweitausendeinhundertundzwei Kilometer umfassenden unterirdischen Labyrinths der Stadt erstellte.
Zuletzt bleiben dem geduldigen Leser, der sich immer wieder an geometrischen Wundern, Zahlenkunststücken oder Höhlenausgängen erfreuen darf, vor allem Mutmaßungen - ein paar Spuren, Skizzen und Konstruktionen und das schöne Geräusch, das zu hören ist, wenn man eine Muschel ans Ohr hält und dem Meeresrauschen lauscht.
YVONNE GEBAUER
MARC HÖPFNER: Trojaspiel. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2005. 538 Seiten, 24 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Gut, dass Marc Höpfner sich mit seinem zweiten, "facettenreichen" Roman so lange Zeit gelassen hat, findet Rezensent Sebastian Domsch. Doch hätte es auch noch ein bisschen mehr Zeit sein dürfen, wie sich schnell herausstellt. Denn Höpfner gehe es darum, in Borges-Manier ein Labyrinth zu konstruieren, und Labyrinthe seien naturgemäß arbeitsintensiv. Im Zentrum von Höpfners Geschichte, so der Rezensent, steht der geniale - und verschwundene - Baumeister T. L., dessen Spezialität darin besteht, dreidimensionale Labyrinthe zu entwerfen. Nur ein einziger seiner Entwürfe sei jedoch tatsächlich umgesetzt worden, auf einer Etage eines Hotels. Der Besitzer dieses Hotels, erliegt laut Rezensent mehr und mehr der Faszination, die der Baumeister auf ihn ausübt, und macht sich daran, dessen Leben zu rekonstruieren. Die Figurenkonstellationen des Romans findet Domsch nicht völlig zufriedenstellend. Anders verhalte es sich jedoch bei dem, was den Recherchen des Hoteliers zum Vorschein kommt. Die in Odessa angesiedelten Geschichten aus T. L.s Leben findet der Rezensent "sehr reizvoll" gezimmert und besonders faszinierend, da die Erzählerstimme dieser Episoden nicht eindeutig zuordenbar ist und ein ums andere Mal wieder die Stimme des alten T. L. selbst erscheinen will. Bis zuletzt, so das lobende Fazit des Rezensenten, halte Höpfner die Erzählspannung mit der Frage, "ob sich im Zentrum des Labyrinths nun ein Monster oder ein Mensch verbirgt".

© Perlentaucher Medien GmbH
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