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Liebe und andere Lügenmärchen Lucia Etxebarrias Roman über eine Frau, die sich selbst aus ihrer Depression und vor dem drohenden Selbstmord rettet, war in Spanien ein Skandalerfolg. Mit eruptiver Kraft und in einer vitalen Sprache, die keinen sexuellen und familiären Tabus ausweicht, erzählt die bekannte Autorin die Geschichte einer geglückten Selbstfindung.

Produktbeschreibung
Liebe und andere Lügenmärchen
Lucia Etxebarrias Roman über eine Frau, die sich selbst aus ihrer Depression und vor dem drohenden Selbstmord rettet, war in Spanien ein Skandalerfolg. Mit eruptiver Kraft und in einer vitalen Sprache, die keinen sexuellen und familiären Tabus ausweicht, erzählt die bekannte Autorin die Geschichte einer geglückten Selbstfindung.
Autorenporträt
Lucía Etxebarría wurde 1966 in Bermeo geboren, sie stammt aus einer baskischen Familie. Sie arbeitete als Journalistin, Übersetzerin und Buchhändlerin. Sie schrieb u. a. eine Biographie über die Musikerin Courtney Love ("Aguanto Esto" 1996). 1998 erschien in der FVA Von Liebe, Neugier, Prozac und Zweifeln. Ihr neuer Roman Beatriz und die himmlischen Körper war lange auf Platz 1 der spanischen Bestsellerlisten und wurde mit dem "Premio Nadal" ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Auch in dem neuesten Roman der spanischen Autorin Lucia Etxebarrias ist Kersten Knipp auf eine Heldin gestoßen, in deren Leben der kleine seelische Knacks zum großen Drama wird, weil sie "sonst nichts zu tun" hat. Übellaunig und missmutig ist sie, die Regisseurin Ruth, die schwer an dem nie verhandelten frühen Tod der Mutter trägt. Doch so verheißungsvoll der Roman für den Rezensenten begonnen hat - nämlich mit Ruths fehlgeschlagenem Selbstmordversuch - so schnell hat sich bei Knipp eine gewisse Enttäuschung eingestellt. Der "wunderbar poetische" Anfang, an den Etxebarria den fragilen Zustand zwischen Bewusstlosigkeit und Erwachen" stellt, schlage bald in ein "tristes Potpourri aus psychologischen Allgemeinplätzen" um: Frauengruppen, Lacan'sche Theorie und Selbsterfahrung durchläuft die gebeutelte Ruth allesamt vergeblich, und bei Protagonistin und Rezensent stellt sich die Überzeugung ein, dass manche Neurosen auch einfach zu schön sind, "als dass man sie ernsthaft loswerden wollte".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.09.2004

Ruth, Ruhm & Rothko
Lucía Etxebarrias Roman der Problemzonenerkundung
„Sie konnte die Liebe der Menschen, die ihr Zuneigung entgegenbrachten, nicht erwidern, weil sie sich selbst nicht liebte, und fühlte sich zu jedem hingezogen, der sie quälte und verachtete, denn auf diese Weise fand sie Bestätigung für die Vorstellung, die sie von sich selbst hatte. Leeres Geschwätz? Vielleicht.” Merkwürdig, dass dieser Roman so gut über seine Schwächen Bescheid weiß. Wiederholungen werden mit einem „wie wir bereits erwähnten” deutlich herausgestrichen, und die Hauptfigur Ruth gibt zu, dass ihre intensive Problemzonenbeschau nach Frauenzeitschrift klingt.
Ist Ruth oberflächlich? Sind es die mitfühlenden Berichte über ihre Krisen? Fast fünfhundert Seiten lang bemüht sich die Erzählerstimme, das Gegenteil zu beweisen. Die Geschichte der Regisseurin, gerade dreiunddreißig, aber immer noch nicht erwachsen geworden, beginnt im Krankenhaus. Der Star der spanischen Schickeria hat schon zum zweiten Mal versucht, sich mit einem Tablettencocktail umzubringen. Ihr zerstörtes Selbstwertgefühl geht nicht nur auf das Konto ihres Exliebhabers Juan, sondern wurzelt tief in der Vergangenheit. In weit ausholenden Rückblenden wird das Liebesdrama auf Ruths mutterlose Kindheit appliziert wie die Moral aufs Stickkissen. Das schreit nach Klischee, und tatsächlich klingt Lucía Etxebarrias Roman „Von allem Sichtbaren und Unsichtbaren” streckenweise wie ein rückwärts abgespielter Glockenroman: Anstelle des braven Mädchens gewinnt hier die wilde Lady. Ob dieses Strickmuster als Feminismus durchgehen kann, sei dahingestellt. In Regionen, wo das Kinder-Küche-Kirche-Prinzip noch stärker dominiert, mag der urbane „Sex and the City”-Stil noch echte Empörung hervorrufen.
Ruth ist nicht bloß eine erfolgreiche Regisseurin, sondern rothaarig, rebellisch und - um die Rs zu komplettieren - ein Rasseweib. Mit ihrem besten Freund, dem schwulen Co-Regisseur Pedro, zieht sie durch Madrids Szene-Viertel, bis Juan auftaucht. Der gut aussehende Schriftsteller entpuppt sich zwar als Schmalspurintellektueller, der seine Verlobte in der Provinz zu keinem Zeitpunkt aufgeben wollte, doch Ruth ist ihm bereits verfallen und spielt sogar das Mauerblümchen. Lucía Etxebarria, geboren 1966 im baskischen Bermeo, lässt kein noch so winziges Detail durchs tiefenpsychologische Raster fallen. Ruth sammelt Margeriten, weil ihre Mutter Margaret hieß, und erscheint ganz in Weiß zum Treffen mit Juan, weil sie sich unbewusst als Braut kleidet. Der locker ironische Ton - ständig wird „unser Berater in psychoanalytischen Fragen” eingeschaltet - hat sich allerdings schnell totgelaufen, denn der Roman meint es bitter ernst mit der tiefschürfenden Ergründung Ruths.
Vor allem geht es um die zerstörerische Macht des Ruhms. Dass Ruth in einem Celebrity-Kosmos lebt, in dem Almodóvar, Sting, Gaultier-Jacken und das Sundance-Festival eine wichtige Rolle spielen, stimmt Semiprominente wie Juan nur noch missgünstiger. „Der Neidische muss mit allen Mitteln die Verdienste des Erfolgreichen heruntermachen, damit er sich nicht so minderwertig fühlt, wenn er sich mit ihm vergleicht”, wird im Ratgebertonfall nachgeschoben. Das ist schade, denn Lucía Etxebarria, die in Spanien seit ihrem Roman „Beatriz und die himmlischen Körper” zur jungen, innovativen Autorengeneration gezählt wird, kann durchaus pointenreich formulieren.
Dass am Ende eine autobiographische Schleife ins Spiel kommt - die Regisseurin dreht einen Film mit dem Titel „Von allem Sichtbaren und Unsichtbaren” - hilft ebenso wenig aus der Selbstumkreisung wie der postmoderne Trick, den Kult der Oberfläche überdeutlich auszustellen: Ruth denkt über T-Shirts mit Rothko-Aufdrucken nach, während die Kritiker ihren Filmen fehlende Substanz und Opportunismus vorwerfen. Mit dieser Haltung kommt der Roman zu spät, denn die literarische Partywelle ist überall schon wieder abgeebbt. ‚Dies ist eine Schnulze‘, flüstert die Erzählstimme, und man muss ihr wohl recht geben.
JUTTA PERSON
LUCÍA ETXEBARRIA: Von allem Sichtbaren und Unsichtbaren. Roman. Aus dem Spanischen von Catalina Rojas Hauser. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2003. 480 Seiten, 24,90 Euro.
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