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Nie zuvor war die Wirtschaft so mächtig wie heute. Sie expandiert, bemächtigt sich der Politik und gefährdet so die Demokratie. Robert Reich, ehemaliger Arbeitsminister unter Bill Clinton, analysiert die Dynamik, die dieser Entwicklung zugrunde liegt und zeigt, wie die Demokratie wieder gestärkt werden kann.
Seit den siebziger Jahren sind wir Zeugen eines fulminanten globalen Siegeszugs des Kapitalismus. Die Konsumenten haben heute mehr Macht als jemals zuvor, der Konkurrenzdruck und Wettbewerb unter den Unternehmen wird immer schärfer, Produkte und Dienstleistungen zunehmend besser und
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Produktbeschreibung
Nie zuvor war die Wirtschaft so mächtig wie heute. Sie expandiert, bemächtigt sich der Politik und gefährdet so die Demokratie. Robert Reich, ehemaliger Arbeitsminister unter Bill Clinton, analysiert die Dynamik, die dieser Entwicklung zugrunde liegt und zeigt, wie die Demokratie wieder gestärkt werden kann.
Seit den siebziger Jahren sind wir Zeugen eines fulminanten globalen Siegeszugs des Kapitalismus. Die Konsumenten haben heute mehr Macht als jemals zuvor, der Konkurrenzdruck und Wettbewerb unter den Unternehmen wird immer schärfer, Produkte und Dienstleistungen zunehmend besser und günstiger, die Erträge höher. Der Erfolg des Kapitalismus geht jedoch mit einer zunehmenden Ungleichverteilung von Einkommen und Wohlstand, wachsender Arbeitsplatzunsicherheit, sozialer Ungerechtigkeit und ökologischen Bedrohungen einher. Traditionellerweise ist es die Aufgabe der Demokratie, diese Probleme zu lösen, doch das gelingt ihr immer weniger. Wir leben in einem System, das unsere individuellen Bedürfnisse als Konsumenten und Investoren besser denn je erfüllt, aber unsere gemeinschaftlichen Bedürfnisse als Bürger zunehmend unberücksichtigt lässt. Robert Reich analysiert den Triumph des Kapitalismus und den Niedergang der Demokratie - eine Entwicklung, die nicht nur die USA, sondern längst auch Europa betrifft. Anschaulich zeigt der Autor, dass freie Marktwirtschaft und Demokratie im heutigen Zeitalter des Superkapitalismus nicht mehr Hand in Hand gehen. Im Gegenteil: Der Kapitalismus schwächt die Demokratie. Die Wirtschaft besetzt immer mehr Bereiche des Politischen, nimmt, zum Beispiel in Form von Lobbyismus, immer mehr Einfluss auf die Politik und untergräbt die Bereitschaft der Regierungen, die Interessen ihrer Bürger wahrzunehmen.
Autorenporträt
Robert B. Reich, geboren 1946 in Buffalo, N.Y., ist Professor an der Brandeis University. Er bekleidete Ämter unter drei US-Präsidenten und war Arbeitsminister unter Bill Clinton. Er ist Mitbegründer und Herausgeber von "The American Prospect" und schreibt regelmäßig für "The New Yorker", die "New York Times" und das "Wall Street Journal".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2008

Das Tier im Konsumenten
Robert Reich schreibt über den Superkapitalismus

"Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust." Dieser Stoßseufzer ist - glaubt man dem amerikanischen Ökonomen Robert Reich - nicht alleine Goethes Faust vorbehalten. In seinem Buch vertritt er die These, dass wir zweigeteilte Wesen sind. In unserer Brust schlagen das Herz eines Konsumenten und das eines Bürgers. Und in unserer globalisierten Gegenwart kann es schon mal zu heftigen Herzrhythmusstörungen kommen.

Dem Konsumenten gefällt sehr gut, was er in der Welt da draußen sieht. Im Supermarkt kann er zwischen gefühlt 300 Sorten Zahnpasta wählen, zu Hause steht ein Computer mit Internetanschluss, und dank des medizinischen Fortschritts kann er sich eines langen Lebens erfreuen. Dem Bürger dagegen graut vor so mancher Entwicklung. "Der Kapitalismus reagiert heute besser auf unsere individuellen Bedürfnisse als Verbraucher, doch die Demokratie reagiert schlechter auf unsere gemeinschaftlichen Bedürfnisse als Bürger", konstatiert Reich. Im Wettstreit der Systeme ging der Kapitalismus zwar zu Recht als Sieger hervor. Die Erfolge des kapitalistischen Systems führten jedoch zu einer wachsenden Ungleichverteilung.

Trotz dieser Diagnose betreibt Reich keine Kapitalismusschelte. Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Arbeitsplatzunsicherheit, Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung - all dies sei nicht auf ein Versagen des Kapitalismus zurückzuführen. Manager täten bloß, was sie nach den geltenden Spielregeln tun müssen. "Die Aufgabe des Kapitalismus besteht darin", schreibt Reich, "den Kuchen zu vergrößern." Wie dieser Kuchen aber verteilt wird, sei Sache der Gesellschaft, Aufgabe der Demokratie.

Hier aber liegt der Hund begraben. Denn Reichs These lautet: Der Kapitalismus ist stärker geworden, die Demokratie schwächer. Die Aufgabe der Demokratie sei es, Spielregeln für das Gemeinwohl aufzustellen, So könnte die Politik durchaus Gesetze erlassen zum besseren Schutz der Umwelt oder der Arbeitnehmer, schreibt Reich, der unter Bill Clinton Arbeitsminister war. Das würde den Wachstumskuchen zwar etwas verschlanken und den Verbraucher und Anleger in uns grollen lassen. Als Bürger aber würden wir uns wohler fühlen.

Kurz zusammengefasst erzählt Reich - flott, unterhaltsam und pointiert - folgende Geschichte: Als in Amerika noch wenige Konzerngiganten das Wirtschaftsgeschehen bestimmten, einigten diese sich mit der Regierung darauf, wie der Wohlstandskuchen verteilt werden solle. Das sorgte für Berechenbarkeit, allerdings um den Preis mangelnder Innovation und eingeschränkter Wahlmöglichkeiten für Anleger und Verbraucher.

Dann aber kamen die siebziger Jahre: Technologien, im Kalten Krieg entwickelt, wurden zivil genutzt. Unternehmen wurden innovativer, internationaler und konkurrierten miteinander. Handelsriesen drückten die Preise, die Kaufkraft der Verbraucher wuchs. Fonds bündelten Kapital und forderten steigende Renditen. Der rauhe Wind des Wettbewerbs begann zu wehen und wehte auch die Lobbyisten nach Washington. "So kam es, dass der Superkapitalismus den demokratischen Kapitalismus verdrängte", schreibt Reich.

Er schreibt über Amerika. Doch Ähnliches ist überall zu beobachten. Auch wir wollen mit billigen Handys telefonieren, sind aber empört, wenn Nokia nach Rumänien umzieht. Wir gehen bei Wal-Mart auf Schnäppchenjagd, trauern aber über den Tante-Emma-Laden, der für immer zusperrt. Reich deckt solche Scheinheiligkeiten auf. Statt populärer Schuldzuweisungen hat er für seine Leser nur eine unbequeme Wahrheit parat: "Wir als Bürger müssen Unternehmen daran hindern, die Spielregeln selbst festzulegen." Und das Konsumenten-Tier in uns zähmen.

HENRIKE ROSSBACH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2008

Wirtschaftsbuch
Firmen untergraben die Demokratie
Es hat zuletzt viele Versuche gegeben, die rasante Entwicklung des Kapitalismus begrifflich zu fassen: Turbo-, Kasino-, Heuschrecken-, Raubtier- oder Karawanenkapitalismus lauten nur einige der vielen Etiketten. War deren analytische Kraft schon nicht sonderlich hoch, so gilt dies erst recht für die jüngste Wortschöpfung, den „Superkapitalismus”. Die Stärke des neuen Buches von Robert Reich liegt auch weniger in der Analyse als vielmehr in der anschaulichen Beschreibung des amerikanischen Kapitalismus seit den siebziger Jahren. Reich weiß, wovon er schreibt: Er gehörte von 1993 bis 1997 der US-Regierung von Präsident Bill Clinton als Arbeitsminister an und lehrt heute als Politikprofessor an der University of California in Berkeley. Bemerkenswerterweise zielt seine Kritik weniger auf die „Superkapitalisten” selbst, sondern auf die Bürger: Sie hätten es schlicht versäumt, Gesetze zu schaffen, welche die Demokratie vor zerstörerischen Einflüssen aus der Wirtschaft schützen.
Reich argumentiert wie folgt: Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die USA, und in ihrem Gefolge die meisten westlichen Staaten, zu einem „erstaunlichen Gleichgewicht zwischen Demokratie und Kapitalismus”. Er nennt diese Phase, die bis Mitte der Siebziger dauerte, das „beinahe Goldene Zeitalter”. Gekennzeichnet war sie von einigen mächtigen Konzernen, „staatsmännischen Unternehmensführern” – und starken Gewerkschaften, die gemeinsam die „gerechteste Einkommensverteilung” seit Einführung der Statistik aushandelten.
Ausgelöst durch den Siegeszug neuer Transport- und Kommunikationstechnologien vollzog sich seit Ende des Jahrzehnts aber ein dramatischer Wandel. Die Einrichtungen, die für die „formelle und informelle Verteilung des Wohlstands”, die Sicherung der Jobs und der Produktionen zuständig waren, verloren an Einfluss. Die Macht verschob sich zu den Verbrauchern und Anlegern.
Und damit beginnt für Reich das große Dilemma. Denn Konsumenten verlangen niedrige Preise und Anleger hohe Gewinne. Doch die Verbraucher und Anleger sind auch Bürger und meist zugleich Arbeitnehmer – und als solche an sozialer Gerechtigkeit, einer funktionierenden Demokratie, hohen Löhnen und sicheren Arbeitsplätzen interessiert. Welcher Ausweg bietet sich an? Nur Spott hat Reich übrig für die Versuche, die Unternehmen an ihre „gesellschaftliche Verantwortung” zu erinnern und auf die Einhaltung entsprechender Verhaltensweisen zu pochen. Größere Wirkung verspricht er sich beispielsweise davon, „den Einfluss der Unternehmensgelder auf die Politik zu verringern”. Und er appelliert an alle, die „Pflichten als Bürger” ernst zu nehmen und die „Demokratie zu schützen”.
Reich hat mit seinem verständlich geschriebenen und mit schlagenden Beispielen gespickten Buch ein Thema aufgegriffen, das für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Zukunft der Demokratie von kaum zu überschätzender Bedeutung ist. Doch seine Erklärung der Veränderungen des Kapitalismus bleibt leider oberflächlich: Er unterschätzt die Rolle der Weltwirtschaftskrise in den frühen siebziger Jahren und den dadurch ausgelösten wirtschaftspolitischen Paradigmenwechsel. Und er überschätzt die Bedeutung neuer Technologien. Reich stellt richtige Fragen, und seine Diagnose vermag in vielen Punkten zu überzeugen. Seine Therapie mutet allerdings ziemlich hilflos an, und seine Weigerung, Unternehmer und Manager mit Nachdruck an ihre soziale und politische Verantwortung zu erinnern, bleibt nach der Lektüre unverständlich. Die Schließung des Bochumer Nokia-Werkes zeigt, wie heftig über Verantwortung künftig noch gestritten werde dürfte. Werner Bührer
Robert Reich: Superkapitalismus. Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2008, 326 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In seinen Analysen ebenso imponierend wie in der Klarheit, mit der sie vorgetragen werden, mit seinen Lösungsvorschlägen dann aber doch zu kurz greifend, findet Rezensent Ludger Heidbrink das Buch des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers über den Sieg des Kapitalismus über die Demokratie. Robert Reich rekonstruiert den Informationen des Rezensenten zufolge zunächst die Entwicklung der letzten sechzig Jahre: von einer Situation, die auf der stabilen Basis aus Wachstum, staatlicher Kontrolle und demokratischer Partizipation beruht habe, bis zum Superkapitalismus von heute, mit seinem radikalen sozialen Gefälle, seinen ökologischen Schäden und sozialen Konflikten. Reich führe das Grundproblem auf die Ambivalenz des Einzelnen zurück, der zwischen seiner Rolle als Bürger und seiner Rolle als Konsument schwanke, und meist den Verführungen des Konsums erliege. Reichs Lösung, stärkere staatliche Rahmenbedingungen nämlich, können den Rezensenten dann aber nicht ganz überzeugen, der hier einen Verweis auf gültige ethische Regeln vermisst, die aus seiner Sicht die Basis aller staatlichen Regulierung sein müssten.

© Perlentaucher Medien GmbH