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Quellen und Studien zur Sozialgeschichte, IISG Amsterdam
Nach wie vor schlummern in Moskauer Archiven viele unbekannte Dokumente. Eine Reihe von ihnen hat Frank Schauff erstmals systematisch mit dem Ziel ausgewertet, die Rolle der Kommunistischen Internationale und der Sowjetunion im Spanischen Bürgerkrieg zu erfassen. Er schildert die Intervention der Roten Armee, die Entscheidungsprozesse in der Komintern und das Vorgehen der sowjetischen Diplomaten in diesem ganz Europa betreffenden Konflikt. Damit vermittelt er wichtige Einblicke in die Arbeitsweise der Komintern und die…mehr

Produktbeschreibung
Quellen und Studien zur Sozialgeschichte, IISG Amsterdam
Nach wie vor schlummern in Moskauer Archiven viele unbekannte Dokumente. Eine Reihe von ihnen hat Frank Schauff erstmals systematisch mit dem Ziel ausgewertet, die Rolle der Kommunistischen Internationale und der Sowjetunion im Spanischen Bürgerkrieg zu erfassen. Er schildert die Intervention der Roten Armee, die Entscheidungsprozesse in der Komintern und das Vorgehen der sowjetischen Diplomaten in diesem ganz Europa betreffenden Konflikt. Damit vermittelt er wichtige Einblicke in die Arbeitsweise der Komintern und die außenpolitischen Entscheidungsmechanismen der Sowjetunion vor dem Hintergrund des stalinistischen Terrors im eigenen Land, der sich parallel zum Spanischen Bürgerkrieg abspielte.
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Autorenporträt
Frank Schauff, Dr. phil., promovierte an der Universität zu Köln und ist Lehrbeauftragter am Osteuropa-Institut der FU Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Nah- und Fernziele
Die Sowjetunion und der Spanische Bürgerkrieg 1936 bis 1939

Frank Schauff: Der verspielte Sieg. Sowjetunion, Kommunistische Internationale und Spanischer Bürgerkrieg 1936-1939. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004. 405 Seiten, 45,- [Euro].

Mitte Juli 1936 putschten in Spanisch-Marokko Militärs gegen die Madrider Regierung. Ihr Aufstand griff auf das spanische Mutterland über und löste einen Bürgerkrieg aus. Er endete 1939 mit dem Zusammenbruch der Republik, dem Sieg der Putschisten und der Diktatur von General Franco. Wie ein Brennglas bündelte der spanische Krieg das komplexe Beziehungsgeflecht der internationalen Lage der dreißiger Jahre. Die Großmächte hatten sich für "neutral" erklärt, was nicht mehr als ein Formelkompromiß war, um die Blößen der eigenen Politik zu bedecken. Die französische Außenpolitik, die den Vorschlag zur "Neutralitätserklärung" gemacht hatte, vermied damit, daß in Frankreich selbst der Streit zwischen Interventionisten und ihren Gegnern eskalierte und die eigene Volksfrontregierung sprengte. Ein Eingreifen auf seiten der Republik hätte auch das Verhältnis zur britischen Regierung belastet, deren Sympathien eher auf seiten der Putschisten lagen und die keine Störung der Pax Britannica im Mittelmeer wünschte. Ohne ihre Rückendeckung war ein Konflikt mit Italien nicht zu riskieren.

Denn trotz ihrer Neutralitätserklärung unterstützte die italienische Regierung massiv die spanischen Aufständischen; sie lieferte ihnen nicht nur große Mengen Waffen (darunter an die 1000 Flugzeuge, 2000 Kanonen und 1000 Gefechtswagen), sondern schickte auch 80 000 Mann (Luftwaffenangehörige, faschistische Schwarzhemden, reguläre Soldaten), die auf seiten der Franquisten kämpften. Die Putschisten hatten sich im Sommer 1936 auch der Unterstützung Hitlers versichert. Deutsche Flugzeuge transportierten bis zum Herbst die aufständischen Afrikatruppen samt Kriegsgerät auf die Iberische Halbinsel - Beginn eines militärischen Engagements, innerhalb dessen bis zum Ende der Kampfhandlungen 110 000 Tonnen Rüstungsgüter geliefert wurden und 600 bis 700 deutsche Flugzeuge sowie bis zu 19 000 deutsche Soldaten in der "Legion Condor" zum Einsatz kamen.

Nach Verkündung des Waffenembargos hatte Paris noch im Sommer 1936 eine ursprünglich gegebene Hilfszusage widerrufen und die Pyrenäen-Grenze geschlossen. Doch insgeheim tolerierte Frankreich unter dem wachsenden Druck der KPF und des linken Flügels der Sozialistischen Partei die Aufstellung von Freiwilligenverbänden ("Internationalen Brigaden") zugunsten der Republik und ihren Transfer über die spanische Grenze. Ihre Gesamtstärke wird auf 60 000 Mann geschätzt - Franzosen machten unter ihnen die größte Gruppe (etwa 10 000 Mann) aus, der Rest verteilte sich auf über 40 Nationen. Paris deckte in gewisser Weise auch die sowjetischen Waffenlieferungen an die republikanische Regierung, soweit sie ihren Weg über französische Mittelmeerhäfen nahmen, freilich ohne den Standpunkt der Nichteinmischung prinzipiell aufzugeben oder sich im Internationalen Komitee zur Überwachung der Nichteinmischung von Moskau zu einer gemeinsamen Frontbildung gegen die faschistischen Staaten drängen zu lassen.

An einer Ausweitung des Konfliktes, wie sie die Umformung des Nichteinmischungskomitees zum antifaschistischen Bündnis mit sich gebracht hätte, waren die Westmächte nicht interessiert, zumal ihnen die sowjetischen Zielsetzungen in Spanien undurchsichtig, suspekt vorkamen. Ging es wirklich nur um die Unterstützung einer gewählten Regierung gegen Putschisten, wenn Moskau Madrid Hunderte von Flugzeugen, Geschütze und Panzerwagen, Tausende von schweren und leichten Maschinengewehren, Millionen und Abermillionen Schuß Munition und Granaten, zusammen mit Militärberatern, Piloten und Offizieren der Geheimpolizei schickte? Oder wollte man damit auch Einfluß auf die weitere Entwicklung Spaniens, seine inneren Verhältnisse gewinnen? Ging es nur um den "richtigen Kurs", wenn sich das sowjetische Engagement mit heftigen Angriffen auf das eigene, republikanische Lager, auf spanische Linkssozialisten und Anarchosyndikalisten verband? Oder ging es nicht auch um Disziplinierung der Partner in der Koalition und die Durchsetzung der eigenen Führung? War nur "kollektive Sicherheit" das Ziel, wenn Moskau für eine "gemeinsame Front gegen den Faschismus" warb? Oder nicht auch oder zuallererst die große "innerkapitalistische Auseinandersetzung", die man immer wieder vorausgesagt hatte? Waren die defensiven von den offensiven, die Nah- von den Fernzielen zu lösen?

Antworten darauf fielen selbst im Rückblick schwer, zumal bis Anfang der neunziger Jahre jeder Zugang zu sowjetischen Archiven verwehrt blieb. Das begann sich mit dem Fall der Sowjetunion zu ändern, wenn auch nicht so vollständig und nachhaltig, wie es manche im Hochgefühl der Umbruchzeit erhofft und erwartet hatten. Die Untersuchung von Frank Schauff über das sowjetische Engagement im Spanischen Bürgerkrieg belegt beides. Sie stützt sich auf neues Quellenmaterial und weiß zugleich, daß sie viele Antworten schuldig bleiben muß.

Im Mittelpunkt stehen - als die zuständigen Organe der sowjetischen Politik - die Kommunistische Internationale, die Rote Armee und das Volkskommissariat des Äußeren, und zu jedem dieser Bereiche hat der Verfasser wichtige Schriftstücke einsehen können. Sie berichten von den Theoriediskussionen der Komintern, vom Terror im Apparat, von Weisungen an die spanischen Kommunisten und von den Internationalen Brigaden; von den sowjetischen Waffenlieferungen, dem Einsatz der Soldaten und Politoffiziere, ihren Wahrnehmungen der spanischen Verhältnisse; von den Nichteinmischungsdebatten und diplomatischen Bemühungen im Außenkommissariat. So werden dem bekannten Fragen- und Themenkatalog neue Seiten hinzugefügt, manche Optionen klarer, manche Korrekturen und Präzisierungen möglich.

Doch uneingeschränkt war der Zugang zu den Aktenbeständen nicht - weder bei den Kominternbeständen noch im Militärarchiv, noch im Archiv des Außenministeriums, und der Blick in den engsten Zirkel der Macht, die Führungsgruppe um Stalin (und das Präsidentenarchiv) blieb dem Autor versagt. Ob dies letzte Klarheit gebracht, alle Widersprüche der sowjetischen Politik aufgelöst hätte, sei dahingestellt bei einer Politik, die, in sich widersprüchlich, mehrere komplexe, in ihren Konsequenzen sich widersprechende Optionen gleichzeitig verfolgte. Damit war sie Teil und Spiegel der internationalen Beziehungen der Zwischenkriegszeit.

HELMUT ALTRICHTER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Gute Noten vergibt Rezensent Helmut Altrichter an diese Studie über "das sowjetische Engagement im Spanischen Bürgerkrieg", die sich seinen Informationen zufolge auf neues Quellenmaterial aus sowjetischen Archiven stützt und ihm einige Antworten auf bisher offene Fragen geben konnte. Als Qualität der Studie hebt der Rezensent auch hervor, dass sie die Begrenztheit ihrer Erkenntnismöglichkeiten nicht unterschlagen würde, da die Akteneinsicht längst nicht so vollständig ausgefallen sei, wie in der Umbruchzeit nach dem Zusammenbruch des Sowjetunion zunächst erhofft worden war. Im Mittelpunkt der Untersuchung sieht der Rezensent als "zuständige Organe der sowjetischen Politik" die Kommunistische Internationale, die rote Armee und das Volkskommissariat des Äußeren stehen. Für jeden dieser Bereiche habe Autor Frank Schauff wichtige Schriftstücke einsehen können, die für Altrichter dem "bekannten Fragen- und Themenkatalog" neue Seiten hinzufügen, manche "Optionen klarer" und sogar "manche Korrekturen und Präzisierungen" möglich machten.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das Buch basiert auf gründlichen Quellenstudien und gibt hervorragenden Einblick in das Wirken wichtiger Persönlichkeiten. Man wird dieses Buch benutzen müssen, wenn man sich sachgerecht über den spanisch-faschistischen Bürgerkrieg informieren will."
(Marxistische Blätter, 15.06.2005)