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Historische Darstellung des Kampfs um Freiheit und Menschenrechte als Kern der westlichen Demokratien
Freiheit und Menschenrechte sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf dem Rückzug. In den westlichen Demokratien werden unter dem Eindruck terroristischer Bedrohung Bürgerrechte eingeschränkt und damit das kostbarste Erbe der Menschheitsgeschichte aufs Spiel gesetzt. Dieses Fazit steht am Ende der Erkenntnisreise von A.C. Grayling durch fünf Jahrhunderte auf den Spuren des Freiheitswillens. Grayling erzählt die Geschichte des Westens als Folge von Kämpfen, die den Samen der Freiheit als…mehr

Produktbeschreibung
Historische Darstellung des Kampfs um Freiheit und Menschenrechte als Kern der westlichen Demokratien

Freiheit und Menschenrechte sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf dem Rückzug. In den westlichen Demokratien werden unter dem Eindruck terroristischer Bedrohung Bürgerrechte eingeschränkt und damit das kostbarste Erbe der Menschheitsgeschichte aufs Spiel gesetzt. Dieses Fazit steht am Ende der Erkenntnisreise von A.C. Grayling durch fünf Jahrhunderte auf den Spuren des Freiheitswillens. Grayling erzählt die Geschichte des Westens als Folge von Kämpfen, die den Samen der Freiheit als Sehnsucht nach Selbstbestimmung ins Herz der Menschen pflanzten. Wie hoch der Preis für das uns heute Selbstverständliche war, seit jenen ersten Rissen im Packeis der Unfreiheit des 16. Jahrhunderts, daran muss heute wieder erinnert werden.

Das Buch zur aktuellen Antiterror- und Menschenrechtsdebatte.
Autorenporträt
A.C. Grayling lehrt Philosophie in London, ist ein weltweit geschätzter Experte für historisch-philosophische Themen und arbeitet für die großen britischen Zeitungen, für Radio und Fernsehen. Seine Bücher sind international erfolgreich, zuletzt erschien bei C. Bertelsmann "Die toten Städte" (2007).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2009

Der Freiheit eine ganz gerade Gasse
A. C. Grayling marschiert unbeirrt durch die Neuzeit

Bloß nicht stehenbleiben. Immer schön dem Fortschritt auf den Fersen bleiben, sonst wird einem bei dieser Lektüre ganz schwindlig. Wer glaubte, dass wir nach Richard Dawkins und Christopher Hitchens den Durchmarsch fundamentalistischer Freiheitsfreunde schon hinter uns hätten, reibt sich ungläubig die Augen. Mit Siebenmeilenstiefeln eilt der britische Philosoph und Vielschreiber Anthony Grayling in seinem inzwischen schon wieder nicht mehr jüngsten Buch durch die Geschichte der Neuzeit.

Oder genauer: durch die Geschichten, denn in diesem Buch wird nicht nur von der Geschichte des modernen Westens erzählt, der Autor hat sich gleich noch die Geschichte der Freiheit vorgenommen. Und der Demokratie. Und der Menschenrechte. Die Anfänge freiheitlichen Denkens verortet Grayling im Zeitalter der Reformation mit seiner neuen Vielfalt der Bekenntnisse.

Das ist kein unkonventionelles Narrativ, schon bei dem von Grayling (in polemischer Absicht) vielzitierten Lord Acton kann man lesen, dass die Religionsfreiheit der Quell aller modernen Freiheiten war. Und die These von der Religionsfreiheit als "Urgrundrecht" im Reigen der Menschenrechte kennt der interessierte Leser schließlich auch von Georg Jellinek, aus dessen Schrift "Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" von 1895, einem in seiner konzisen Gedankenführung und literarischen Eleganz noch immer lesenswerten Klassiker zur Geschichte der Menschenrechte.

Wissen gegen Dunkelmännerei

Grayling erscheint die religiöse Gewissensfreiheit am Ende "nur als ein Deckmantel im Kampf um die allgemeine Gedankenfreiheit, die Freiheit der Forschung und die politische Freiheit" - nicht als Freiheit zur Religion, sondern vor allem als Freiheit von der Religion. In der Binnenlogik des Graylingschen Weltbildes ist das nur konsequent, da stehen sich Glaube und Wissen, kirchliche Dunkelmännerei und aufgeklärter Geist in einer scharf konturierten Schwarzweißkonstellation gegenüber. Jedes halbwegs anspruchsvolle Säkularisierungskonzept wird ignoriert und durch einen holzschnittartigen Säkularismusbegriff ersetzt.

Für den Philosophen Grayling, der am Birkbeck College der University of London lehrt, ist die strikte Trennung von Religion und Staat Bedingung der Freiheit, weil "freie religiöse Organisationen in einem bürgerlichen Gemeinwesen immer potentielle Störfaktoren sind". Schließlich sei der Gläubige immer zuerst zur Loyalität gegenüber der Organisation verpflichtet, die sich mit seinem Seelenheil befasse. Der Ultramontanismusverdacht lässt grüßen.

Aber bei der Lektüre dieses Buches findet man sich ohnehin immer wieder tief im neunzehnten Jahrhundert, wegen des durchgängigen "Dialogs", den Grayling mit Lord Acton anzuzetteln versucht. Der liberale Katholik, der als vehementer Gegner des 1871 vom Ersten Vatikanischen Konzil verkündeten Dogmas von der päpstlichen Unfehlbarkeit mit seiner Kirche über Kreuz geriet, war ein leidenschaftlicher Freund der Freiheit, die für ihn indes stets eine Freiheit zum und durch den Glauben war. Statt auf eine statische Trennung (separation) setzte er im Verhältnis von Staat und Religion auf eine Unterscheidung (distinction), die Freiräume, Kooperationen und flexible Konfliktlösungen erlaubt.

Schräger ahistorischer Furor

Grayling hat für dieses anspruchsvolle Modell nur mitleidige Verachtung übrig. Kein Wunder, konstatiert er, dass Lord Acton mit seinem Projekt einer großen Geschichte der Freiheit nicht zu Ende kam - und vermutet, dass es dem Historiker "schlicht unmöglich war, die Version von der Freiheitsgeschichte zu erzählen, die er so gern erzählt hätte".

Der Autor ist da weniger skrupulös und verschont den Leser auch nicht mit einem schrägen ahistorischen Furor, der sich an der Vorstellung delektiert, welche Figur der spanische Großinquisitor Torquemada heute vor dem Internationalen Strafgerichtshof machen würde.

Auf den letzten zwanzig Seiten geht es dann noch, wie im Vorwort angekündigt, um aktuelle Bedrohungen der Freiheit durch den Terrorismus und den "Krieg", der seit dem 11. September 2001 gegen selbigen geführt wird. Da gibt es außer dick aufgetragenem Freiheitspathos allerdings nicht viel Neues. Natürlich hat auch die Rezensentin wenig übrig für den Patriot Act und die amerikanischen Militärtribunale und wartet täglich darauf, dass in Guantánamo die Lichter ausgehen und sich lauterer Widerstand gegen die Bündelung personenbezogener Daten in neuen europäischen Grenzschutzregimen regt. Aber gerade weil die große Erzählung der Freiheit und des Rechts so wichtig ist, muss man es ganz offen sagen: Freiheit und Menschenrechte haben bessere Geschichten verdient als ein solches schnell zusammengeschustertes Konvolut.

ALEXANDRA KEMMERER

A. C. Grayling: "Freiheit, die wir meinen". Wie die Menschenrechte erkämpft wurden und warum der Westen heute seine Grundwerte gefährdet. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. C. Bertelsmann Verlag, München 2008. 463 S., geb., 24,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Sehr beeindruckt ist Rezensent Thomas Speckmann von diesem Buch des britischen Philosophen A.C. Grayling, dem er in jedem Punkt zustimmen kann. Grayling warne davor, im Kampf gegen den Terror die bürgerlichen Rechte abzuschaffen und somit den vernichtenden Schlag gegen die freie Gesellschaft selbst zu führen, statt diese gegen den Terrorismus zu verteidigen. Nach Speckmanns Informationen hat Grayling bei seiner Abrechnung mit der amerikanischen Politik vor allem Guantanamo im Auge, die Militärtribunale, den Patriot Act und die Verkürzung des Instanzenwegs. Hierin sieht der Rezensent quasi einen Aufgabenkatalog für den künftigen Präsidenten Barack Obama.

© Perlentaucher Medien GmbH