Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 3,00 €
  • Gebundenes Buch

Biographie und politische Ereignisgeschichte vor dem Hintergrund familiärer Verbindungen Schon bevor sie geboren wurden, waren sie durch familiäre Beziehungen aufs engste miteinander verbunden: Kaiser Wilhelm II., Zar Nikolaus II. und König Georg V. Drei königliche Vettern, die auf der Schwelle des 20. Jahrhunderts am Rad der Geschichte drehen und sich schließlich als Feinde in einem Weltkrieg gegenüberstehen. Catrine Clay betrachtet die historische Entwicklung aus der Perspektive dreier Männer, die zerrissen waren zwischen persönlichen Bindungen und politischen Zwängen. Sie verfolgt ihr…mehr

Produktbeschreibung
Biographie und politische Ereignisgeschichte vor dem Hintergrund familiärer Verbindungen
Schon bevor sie geboren wurden, waren sie durch familiäre Beziehungen aufs engste miteinander verbunden: Kaiser Wilhelm II., Zar Nikolaus II. und König Georg V. Drei königliche Vettern, die auf der Schwelle des 20. Jahrhunderts am Rad der Geschichte drehen und sich schließlich als Feinde in einem Weltkrieg gegenüberstehen. Catrine Clay betrachtet die historische Entwicklung aus der Perspektive dreier Männer, die zerrissen waren zwischen persönlichen Bindungen und politischen Zwängen. Sie verfolgt ihr Schicksal, zeigt ihre letztlich gescheiterten Versuche, eigenes Glück mit den Interessen ihrer Länder in Einklang zu bringen und aus ihren persönlichen Bindungen heraus den Frieden für ihre Völker zu erhalten.
Mit Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und überlieferten Gesprächen.
Autorenporträt
Catrine Clay ist Historikerin und hat mehr als 20 Jahre als Journalistin und Dokumentaristin bei der BBC gearbeitet. Als Sachbuchautorin befasst sie sich mit Themen im Umfeld britischer und deutscher Geschichte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.08.2008

Speisekarten fehlen
Catrine Clay erzählt von Nikolaus, Wilhelm und George
Auf 495 Seiten erzählt Catrine Clay das bewegte Leben von Nicki, Willi und Georgie, also des russischen Zaren Nikolaus, des deutschen Kaisers Wilhelm II. und des englischen Königs George V. Man kann deren höfisches Leben von Kindesbeinen an in aller Ausführlichkeit verfolgen. Viele Seiten werden auch der schwierigen Geburt, dem verkrüppelten Arm und der homoerotischen Umgebung Wilhelms II. gewidmet. Mit Hilfe von Briefen und Tagebüchern erfährt man so ziemlich alles über hochwohlgeborene Reisen und Jagden, was insgesamt einen interessanten und quellennahen Einblick in die „Großfamilie” des europäischen Hochadels erlaubt, für den diese drei königlichen Vettern exemplarisch sein sollen. Wen das interessiert, der wird reich bedient, auch wenn bedauerlicherweise die Speisekarten der unzähligen Festmähler nicht im Einzelnen aufgelistet werden.
Was die politische Macht, Wirksamkeit, Abhängigkeit der Monarchen angeht, so ist die Darstellung allerdings fast provozierend nichtssagend, weil extrem personalistisch. Reflexionen über die Positionen der königlichen und kaiserlichen Vettern in ihren jeweiligen Gesellschaften finden sich nur vereinzelt und bleiben beliebig. So sind die „Entente cordiale” zwischen England und Frankreich und die Annäherung Englands an Russland in der Vorkriegszeit fast allein mit den kessen Sprüchen und Reden Wilhelms II. zu erklären. Und die Empörung der englischen Öffentlichkeit über Steuererhöhungen im Zusammenhang mit dem Schlachtflottenbau wird vor allem dadurch beruhigt, dass das „Pferd des Königs, Minoru, im Mai … das Derby von Epsom” gewann.
Und der Anteil der Kaiser und Könige an der Entstehung des Weltkrieges? Wer den reißerischen Untertitel des Buches ernst nimmt, wird bitter enttäuscht. Die drei Vettern haben mit dem Ausbruch des Weltkriegs so gut wie nichts zu tun, sie schreiben sich entsetzte und anklagende Briefe, und dann ist Krieg. Wie soll man auch etwas zum Kriegsausbruch lernen in einer Geschichte, in der die entscheidenden Politiker (Bethmann-Hollweg, Poincaré, Sasonov, Lloyd George) überhaupt nicht oder nur marginal erwähnt werden und wo die Julikrise eigentlich nicht stattfindet? Aber die Familiengeschichten sind hübsch und quellennah erzählt, es fehlen nur die Speisekarten. GERD KRUMEICH
CATRINE CLAY: König, Kaiser, Zar. Drei königliche Cousins, die die Welt in den Krieg trieben. Aus dem Englischen von Michael Müller. Bertelsmann-Verlag, München 2008, 495 S., 22,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2008

Georgie, Nicky und Willy
Das königlich-kaiserliche Vettern-Dreigespann und der Erste Weltkrieg / Von Lothar Kettenacker

Spätestens seit dem Tod von Prinzessin Diana, "Queen of Hearts", muss man den beiden bekannten Modellen der Monarchie, der absoluten und der konstitutionellen, ein weiteres hinzufügen: die moderne Medienmonarchie. Die Faszination, die von Royalty ausgeht, kennt keine Grenzen, wie das Lektüresortiment eines jeden deutschen Damenfriseurs erkennen lässt. Catrine Clay, von Hause aus Fernseh-Journalistin, versteht sich vorzüglich auf das Handwerk der historischen Hofberichterstattung. Nicht nur ist sie mit der deutschen Sprache vertraut, so dass sie alle Quellen zu Wilhelm II. auswerten kann; sie hatte auch Zugang zu den Royal Archives in Windsor Castle, was nicht jedem Sterblichen vergönnt ist. Ausgiebig Gebrauch macht sie von John C. G. Röhls Kaiserbiographie.

Offenbar war der Ausgangspunkt eine Fernsehdokumentation über Georg V., die den Verleger John Murray davon überzeugte, dass hier der Stoff für eine Erfolgsstory vorlag: das familiäre und zugleich höchst problematische Verhältnis dreier königlicher Cousins am Vorabend des Ersten Weltkrieges, nämlich zwischen "Georgie", dem zweitältesten Sohn und Thronfolger Edwards VII., "Willy", Kaiser Wilhelm II., und "Nicky", dem letzten russischen Zaren. Taufen, Geburtstage, Hochzeiten und Staatsbegräbnisse füllten die Terminkalender der Royals, Gelegenheiten, bei denen sie sich wiedersahen und sich nicht selten auf die Nerven gingen. Dem Leser wird dabei suggeriert: Monarchen machen noch Geschichte, wie auch immer neunmalkluge Historiker die Sache heute sehen. Doch wird hier die Shakespeare-Bühne zum Boulevard-Theater. Frau Clays bevorzugte Quellen sind tratschträchtige Briefe und Tagebücher; und diese zitiert sie inklusive aller Nebensächlichkeiten, denen zwar partout keine historische Bedeutung zukommt, die aber gleichwohl dem authentischen Charakter der Darstellung zustattenkommen. Der Leser darf Anteil nehmen am Menschlichen, allzu Menschlichen der sozial und zeitlich entrückten Persönlichkeiten, und zugleich bekommt er, ganz im Sinne des modernen Marketings, "three for the price of one". Briefe haben es der Autorin vor allem angetan, nicht zuletzt die abschließenden Versicherungen größten Vertrauens beziehungsweise intimster Zuneigung; da wird viel geküsst und viel geweint. So Zarin Alexandra ("Alicky") an ihren Ehemann, den sie in seinem so fatalen autokratischen Selbstverständnis immer wieder bestärkte: "Lebe wohl, Süßer, mein Nicky, mein Einziger, mein Junge, an den ich mich mit jeder Faser klammere. Ich küsse dich, küsse dich, für immer, Dein altes Frauchen".

Im Mittelpunkt des Dreigespanns steht Willy, der deutscher Kaiser, der am längsten am Ruder ist und sich für den alleinigen Kapitän des deutschen Staatsschiffes hält. Diese durchaus fragwürdige Selbsteinschätzung nimmt ihm die Autorin allzu leichtfertig ab. Aber natürlich ist er für seine vielen Fauxpas, die beim Leser nur Kopfschütteln hervorrufen, selbst verantwortlich; auch für seine Garderobe übrigens, die nicht weniger als 400 Uniformen enthielt. Das Buch erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, ungeachtet seiner gewissenhaften Quellennachweise. Die große Politik vor 1914 - Diplomatie, Handelsrivalität, Wettrüsten zur See, öffentliche Meinung (zuletzt von Dominik Geppert glänzend analysiert) - führt ein Schattendasein. Umso eingehender wird die Psychologie der drei Cousins beschrieben, ihre Erziehung, ihr Charakter, vor allem aber ihr spannungsreiches Verhältnis zueinander. Der Unterhaltungswert dieser Betrachtungsweise übersteigt bei weitem ihren Erkenntnisgewinn. Aber warum soll Geschichte nicht auch unterhaltsam sein? Dass Wilhelm II. in diesem Kreis das Enfant terrible ist, das sich und sein Land in Misskredit bringt, versteht sich dabei von selbst. Bei den anderen beiden Cousins, Georgie und Nicky, die sich auch äußerlich sehr ähnlich sind, ist es mehr die geistige Beschränktheit, die ins Auge fällt, was freilich beim letzten Zaren ganz andere Konsequenzen zeitigen sollte als bei Georg V.

Natürlich "trieben" die drei Vettern die Welt nicht "in den Krieg", wie der Untertitel etwas reißerisch behauptet. In ihrem Schlusskapitel spricht Catrine Clay denn auch nur von einer "Mitschuld" der beiden kaiserlichen Cousins, da sie den Krieg trotz ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen nicht verhindert haben. Georg V., der zu Hause am wenigsten zu sagen hatte, sollte am Ende als Einziger seinen Thron behalten. Aber er war um diesen so besorgt, dass er es nicht einmal wagte, seinem Cousin Nicky in England Asyl zu gewähren - keine charakterliche Glanzleistung. Das scheint darauf hinzudeuten, dass diese Monarchen nicht viel zu bestellen hatten.

Doch macht die Autorin auf einen Zusammenhang aufmerksam, der bisher bei der Historikerzunft vielleicht doch zu wenig Beachtung gefunden hat: Georgie und Nicky hatten beide dänische Prinzessinnen zur Mutter, deren Hass auf Preußen-Deutschland als Folge des Verlustes von Schleswig-Holstein sich jetzt auf Wilhelm II. erstreckte und zur Triebfeder innerfamiliärer Intrigen und Zwistigkeiten werden sollte; bei dem Charakter des deutschen Kaisers gab es natürlich dafür genügend Anlässe. Dass auch solche Misshelligkeiten - abgesehen von dem Verteidigungsbündnis Zar Alexanders III. mit Frankreich im Jahre 1894 und der Frankophilie Edwards VII. - in nicht unerheblichem Maße zur Entente cordiale beigetragen haben und somit zur Isolierung des Reiches, mag auch der Historiker unter den Lesern nicht ganz beiseiteschieben wollen.

Catrine Clay: König, Kaiser, Zar. Drei königliche Cousins, die die Welt in den Krieg trieben. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Müller. C. Bertelsmann Verlag, München 2008. 495 S., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Brillant erzählt sie davon, wie drei Männer allein ihre Nationen in den Krieg führten." Publishers Weekly (Starred Review)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als Familiengeschichtschronik über den russischen Zaren Nikolaus, den deutschen Kaiser Wilhelm II. und den englischen König George V. funktioniert das Buch ganz gut, meint Rezensent Gerd Krumeich. Das höfische Leben, Reisen und Jagden findet er mittels Briefen und Tagebüchern quellennah und ausführlich erzählt. Diesbezüglich vermisst er nur die Speisekarten der beschriebenen Festmähler. Wozu das Buch seiner Meinung aber ganz und gar nicht taugt, verrät Krumeich auch. Betreffend politische Fragen, Fragen der Macht oder der Rolle der Monarchen in ihren Gesellschaften nämlich, kann ihn die Autorin Catrine Clay nicht überzeugen. Zu personalistisch die Darstellung, zu beliebig die Reflexionen. Die kessen Sprüche Wilhelms II. hin oder her, die "Entente cordiale" oder den Kriegsausbruch, so gibt der Rezensent zu verstehen, erklärt das noch nicht. Zumal die entscheidenden Figuren der Geschichte nicht oder nur am Rande erwähnt werden, wie er einigermaßen enttäuscht feststellt.

© Perlentaucher Medien GmbH