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Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren - 826 Millionen Menschen sind permanent schwer unterernährt: Und dies auf einem Planeten, der vor Reichtum überquillt. Die neuen Herrscher der Welt - die Beutejäger des globalisierten Finanzkapitals, die Barone der transkontinentalen Konzerne, die Börsenspekulanten - häufen ungeheure Vermögen an. Mit ihrem Tun zerstören sie den Staat, verwüsten die Natur und entscheiden jeden Tag darüber, wer sterben muss und wer überleben darf. Willfährige, effiziente Verbündete stehen ihnen zu Diensten, allen voran die Funktionäre der…mehr

Produktbeschreibung
Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren - 826 Millionen Menschen sind permanent schwer unterernährt: Und dies auf einem Planeten, der vor Reichtum überquillt.
Die neuen Herrscher der Welt - die Beutejäger des globalisierten Finanzkapitals, die Barone der transkontinentalen Konzerne, die Börsenspekulanten - häufen ungeheure Vermögen an. Mit ihrem Tun zerstören sie den Staat, verwüsten die Natur und entscheiden jeden Tag darüber, wer sterben muss und wer überleben darf. Willfährige, effiziente Verbündete stehen ihnen zu Diensten, allen voran die Funktionäre der Welthandelsorganisation, der Weltbank und des Weltwährungsfonds. Gegen die mörderische Ordnung dieser Herrscher und ihre absurde Doktrin von der Selbstregulierung der Märkte regt sich Widerstand. Überall, auch in Deutschland. Neue, bislang völlig unbekannte Sozialbewegungen schießen aus dem Boden. Sie kämpfen gegen die Herrscher für eine menschenwürdige Welt - die neue planetarische Zivilgesellschaft ist Hoffnung der Völker.
Autorenporträt
Jean Ziegler, geb. 1934 im schweizerischen Thun, lehrte bis zu seiner 2002 erfolgten Emeritierung Soziologie an der Universität Genf und als ständiger Gastprofessor an der Sorbonne/Paris und ist UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Jean Ziegler wurde in jungen Jahren geprägt von seiner Freundschaft zu Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir sowie durch einen zweijährigen Afrika-Aufenthalt als UN-Experte nach der Ermordung Patrice Lumumbas ('Ich habe mir geschworen, nie wieder, auch nicht zufällig, auf der Seite der Henker zu stehen.'). Bis 1999 war Jean Ziegler Nationalrat im Parlament der Schweizer Eidgenossenschaft. Seine Publikationen haben erbitterte Kontroversen ausgelöst und ihm internationales Ansehen, in der Schweiz jedoch den Ruf des Nestbeschmutzers eingetragen.
Rezensionen
Privatisierter Globus
Die militärische Macht der USA, die einst aufgebaut wurde, um der Sowjetunion Paroli zu bieten, dient gegenwärtig dazu, die Ordnung des globalisierten Finanzkapitals zu schützen. Diese Hinterlassenschaft des Kalten Krieges fügt ihrer eigenen Gewalt die Gewalt des Kapitals hinzu. Seine These unterlegt Jean Ziegler mit einer Vielzahl von Fakten in seinem Ausflug in die neue Welt.
Expansion ohne Gegenwehr
Mit dem Fall der Mauer in Berlin, der Implosion der UdSSR und dem "partiellen Abgleiten der chinesischen Bürokratie in die Kriminalität" breitete sich die kapitalistische Produktionsweise über die ganze Erde aus, ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen. Der Autor spitzt zu, um verstanden zu werden: Der Globus wird privatisiert und schwächt die Kraft der Nationalstaaten. Die Macht wird zunehmend von den Apparaten des Finanzkapitals ausgeübt.
Leben und Tod
Nach dieser Logik könne es auch weltweit keine "öffentlichen Güter" geben, um den mehr als zwei Milliarden Menschen zu helfen, die in äußerster Armut leben. Denn allein der Markt entscheide über Zuteilung, Preis, Nahrungsmittel, Schulbildung und Medikamente. Nach Angaben von Sonderkommissionen der UNO starben allein 2001 in 122 Ländern über 58 Millionen Menschen an den Folgen wirtschaftlicher Unterentwicklung und extremer Armut. Doch in weniger als einem Jahrzehnt hat sich das Weltsozialprodukt verdoppelt, das Welthandelsvolumen verdreifacht. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte genießt die Menschheit einen Überfluss an Gütern, doch jeden Tag sterben 100.000 Menschen an Hunger. Zieglers bitteres Fazit: "Das Recht über Leben und Tod üben die Herren des globalisierten Kapitals aus."
(Mathias Voigt, literaturtest.de)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2003

Nur ein Täuschungsmanöver
Jean Ziegler übt Pauschalkritik an der Globalisierung

Jean Ziegler: Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher. Verlag C. Bertelsmann, München 2003, 317 Seiten, 22,90 Euro.

Persönliche Integrität geht nicht notwendigerweise mit intellektueller Respektabilität einher. Jean Ziegler ist ein Beispiel dafür. In seinem jüngsten Buch setzt er sich mit den Akteuren der Globalisierung auseinander, mit den Befürwortern wie den Gegnern. "Die Naturalisierung der Wirtschaft" - wonach in das freie Spiel der Kräfte nicht eingegriffen werden darf - hält der Verfasser für den eigentlichen "Trick der neoliberalen Ideologie". Dabei handle es sich um ein einziges Täuschungsmanöver. Alle positiven Punkte, die mit der Globalisierung in Verbindung gebracht würden, hätten sich als Trugschluß erwiesen. Die "kapitalistischen Oligarchien" gehörten zu den Profiteuren, während die große Masse darbe. Da ist von der "Akkumulation des Mehrwerts" und vom "monopolistischen Finanzkapital" die Rede - als gelte es, den sorgsam einbalsamierten Leichnam des Marxismus zum Leben zu erwecken.

Die "Beutejäger" haben Ziegler zufolge ihr Vermögen größtenteils durch "blood-money" angehäuft, durch Blutgeld als Resultat jahrelanger Ausbeutung; sie charakterisiere Zynismus und Amoral. Solche Schwarzweißbilder durchziehen das ganze Buch. Manche Kritik des Autors ist nachvollziehbar, zum Beispiel das Unbehagen gegenüber den exorbitanten Abfindungen für Manager, die für schlechte Arbeit geradezu belohnt würden. Aber Ziegler schüttet das Kind mit dem Bade aus. Es gelingt ihm nicht, einzelne Beispiele zur Gesamtheit in Beziehung zu setzen. Statt dessen greift er auf die übliche Pauschalkritik an Neoliberalismus, Deregulierung und Privatisierung zurück. Argumente? Fehlanzeige.

Zu den "Söldlingen" rechnet der Verfasser die Welthandelsorganisation - "eine furchtbare Kriegsmaschine im Dienste der Piraten", ein "Mörder der Freiheit" - sowie den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank, beides "Fundamentalisten des monetaristischen Dogmas, Gefangene eines Weltbildes". Die Politik des IWF gegenüber unterentwickelten Ländern kommentiert er folgendermaßen: "Die Geier verordnen immer dieselben Reformen: ,Steuerdisziplin', ,Haushaltstransparenz', Privatisierung der nationalen Industrien und Ressourcen, Liquidierung der öffentlichen Dienste (namentlich Krankenhäuser und Schulen müssen rentabel werden)." Was wäre wohl beispielsweise mit fehlender Haushaltstransparenz gewonnen, fragt sich der Leser. Aber Ziegler bleibt die Antwort schuldig.

Der Autor glaubt nicht an eine Renaissance des "republikanischen Nationalstaates". Die Militanz des Kapitals habe die Normsetzungskraft des Staates gewissermaßen paralysiert. Doch Ziegler, derzeit Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission für das Recht auf Nahrung, stellt auch die Problemlösungskapazität der Vereinten Nationen in Frage. Hoffnung vermittle einzig die neue planetarische Zivilgesellschaft. "Die Autonomie des Individuums ist ein globales Produkt der Zivilgesellschaft, daher hören die Individuen in der neuen, planetarischen Zivilgesellschaft auf, Feinde oder potentielle Konkurrenten zu sein: Sie erkennen einander als Mitglieder ein und derselben Weltgemeinschaft an. Sie stärken einander durch ihre Kooperation, wobei jedoch jeder seine eigene Individualität bekräftigt."

Die Methode der Globalisierungskritiker sei es, Fronten aufzubauen. Als eine der wichtigsten Bewegungen, die diesen Weg beschreiten, nennt der Verfasser "Attac". Ziegler stellt darüber hinaus zahlreiche andere Gruppierungen vor, von der "South Group Network" bis zur Bewegung der Landarbeiter ohne Land in Brasilien. Der global reisende Globalisierungskritiker läßt den Leser - ob in Afrika, Asien oder Südamerika - an seinen Unternehmungen teilhaben. Dieser letzte Teil des Buches über den "Widerstand" ist besonders enttäuschend: Neues sucht man vergebens.

Max Gallo kritisierte einmal an Ziegler, wie dieser einräumt, "die Arroganz des lutherischen Predigers, die Naivität des verbohrten Dritte-Welt-Apostels". Treffender - und wohlwollender zugleich - kann man es nicht sagen.

RALF ALTENHOF

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Früher war seine Schweizer Heimat Zielscheibe für Kritik, nun legt sich Jean Ziegler "mit den Mächtigen der Welt an, mit geldgierigen Kapitalgebern und machtgierigen Managern", resümiert Fredy Gsteiger. Ziegler vergleiche die jährlichen Hunger-, Seuchen- und Kriegstoten mit dem "Naziwahn" und befinde, mit 100.000 Hungertoten pro Tag sei "der Dritte Weltkrieg in vollem Gange". "Markige Worte und gewagte Vergleiche", befindet Gsteiger, aber ohne die Ziegler "nicht er selbst wäre". Immerhin sei sein neuestes Werk merklich fundierter als frühere Bücher, in denen er es mit den Fakten nie so genau nahm und sich "angesichts der Dramatik" der jeweiligen Situation auch nicht mit solch "Petitessen" wie beispielsweise Quellennachweise aufhalten wollte, erklärt Gsteiger. In seinem neuesten Werk zeichne Ziegler das "apokalyptische Bild einer Welt", in der "Egoismus" und "Dschungelkapitalismus" regiert. Hoffnung sehe der Autor allenfalls in der "keimenden, planetaren Zivilgesellschaft", bescheinige dieser aber bestenfalls einen "hinkenden Aufbruch in eine neue Zeit". Der Rezensent rät abschließend, Zieglers Werk zwar zur Kenntnis, aber "nicht in allen Punkten ernst zu nehmen".

© Perlentaucher Medien GmbH