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Vorsicht Kurve Ein Mädchen, das von einem Jungen träumt, dessen Name mit B anfangen sollte. Ein Vater, der tagein, tagaus auf einem Sofa sitzt. Eine Mutter, die nicht mehr weiß, warum sie den Mann auf dem Sofa geheiratet hat. Eine Oma, die seit Opas Tod kein Wort mehr spricht. Und ein Haus in einer Kurve, an einer Straße, die zu einer halb fertigen Brücke führt. Stell dir vor, du wohnst in diesem Haus. Ein Haus in einer Kurve, die so scharf ist, dass regelmäßig Autos in das Haus knallen. Die Fahrer, die in diesen Autos sitzen, darfst du dann auf eurem Sofa gesund pflegen. Und vielleicht wird…mehr

Produktbeschreibung
Vorsicht Kurve
Ein Mädchen, das von einem Jungen träumt, dessen Name mit B anfangen sollte. Ein Vater, der tagein, tagaus auf einem Sofa sitzt. Eine Mutter, die nicht mehr weiß, warum sie den Mann auf dem Sofa geheiratet hat. Eine Oma, die seit Opas Tod kein Wort mehr spricht. Und ein Haus in einer Kurve, an einer Straße, die zu einer halb fertigen Brücke führt. Stell dir vor, du wohnst in diesem Haus. Ein Haus in einer Kurve, die so scharf ist, dass regelmäßig Autos in das Haus knallen. Die Fahrer, die in diesen Autos sitzen, darfst du dann auf eurem Sofa gesund pflegen. Und vielleicht wird eines Tages ein Junge dabei sein, ein richtig netter Junge, der Benjamin, Bernie oder Brad heißt. Willkommen in meinem Leben!
Autorenporträt
Do van Ranst, geboren 1974 im belgischen Dendermonde, schreibt Kinder- und Jugendbücher und arbeitet als Visual Merchandiser bei einem bekannten Modelabel. Für seine Bücher hat er schon viele Preise bekommen, unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis für "Wir retten Leben, sagt mein Vater". Van Ranst macht außerdem Musik und ist aktiv beteiligt an einer Kindertheatergruppe in seinem Wohnort Hamme, für die er mehrere Stücke schrieb. Er hat zwei Söhne, einen Hund und eine Katze.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2006

Im Wartesaal
Jugend in der Pufferzone: Do van Ranst baut Brücken ins Leere

Es gibt sicher schönere Orte zum Großwerden als ausgerechnet ein Häuschen dicht am Straßenrand, das man nicht einmal ganz bewohnen darf. Denn die Familie, die der junge belgische Jugendbuchautor Do van Ranst porträtiert, drängt sich in einem kleinen Teil des Gebäudes zusammen, der Rest dient als Pufferzone für Autofahrer, die die Kurve nicht kriegen. Sieben haben das Haus schon erwischt, doch nur die Nummer eins blieb hängen: der wenig geliebte Vater der fünfzehn Jahre alten Ich-Erzählerin.

Lakonisch und mit viel Humor erzählt Do van Ranst eine tragikomische Geschichte vom Erwachsenwerden. Dafür benötigt er kaum mehr als 140 Seiten, die in sehr kurze Kapitel unterteilt sind. Durch diese knappe, passagenhafte Form erscheint die Story wie skizziert. In überwiegend dialogischer Form und in kurzen Gesprächen, die einzelne Szenen oft nur anreißen oder in sie hineinblenden, zoomt man sich also durch die Handlung. Und die wirkt zwar ungewöhnlich und auch ein bißchen hingehuscht, ein atmosphärisch klar konturiertes Bild stellt sich trotzdem ein. Das liegt nicht zuletzt am Schauplatz dieser Geschichte: Das Kurvenhäuschen erscheint als Wartesaal, und alle sitzen hier mit ihren unerfüllten Sehnsüchten fest. Die Mutter, die den Vater nicht mehr liebt, die Großmutter, die seit dem Tod ihres Mannes verstummt ist, der schweigsame Vater, von dem man am wenigsten erfährt, die Tochter, die auf den Mädchen-Märchenprinzen wartet, der sie erlösen und entjungfern soll.

Die abstrusen und heiteren Details, die diese Erzählung begleiten, bestimmen den Ton und prägen den Stil, der mit seinen opulenten und skurrilen Ideen fast schon in den magischen Realismus reicht. Und Do van Ranst verspielt sich keineswegs. Ihm gelingt es auch, große Gefühle darzustellen, ohne ins Kitschige abzurutschen. Die Liebesbeziehung der lesbischen Sue zu der Ich-Erzählerin wird zwar recht großmäulig angelegt, doch hinter der ruppigen Teenagerkommunikation läßt sich Sues schmerzliche Sehnsucht deutlich spüren.

Hinter der ganzen seltsamen Bagage steht als wundersame Kulisse die halbe Brücke, zu der man kommt, wenn man um das Kurvenhäuschen herumfährt. Der verstorbene Großvater soll an ihrem Bau beteiligt gewesen sein, doch das Vorhaben wurde abgebrochen - angeblich hat sich der Großvater aus Gram über diese Entscheidung genau an dieser Stelle das Leben genommen. Ob diese Geschichte um die halbe Brücke eine der vielen Familienlügen ist, bleibt offen. Doch dieses seltsame Bauwerk ist ein glücklich gewähltes Symbol für die Ansammlung von Träumen, die allesamt ins Leere reichen.

"Wir retten Leben, sagt mein Vater" ist ein schneller, klug konstruierter und warmherzig in Worte gepackter Jugendroman. Der lakonische Ton, der ungewöhnliche Humor, der dialogische Stil, die Unbekümmertheit, mit der die erotischen Versuche beschrieben sind - all dies macht die Einsamkeit und das Begehren, von denen jeder auf eigene Weise umgetrieben ist, mit Leichtigkeit erfahrbar.

CAROLINE ROEDER

Do van Ranst: "Wir retten Leben, sagt mein Vater". Aus dem Niederländischen übersetzt von Andrea Kluitmann. Carlsen Verlag, Hamburg 2006. 142 S., br., 12,- [Euro]. Ab 13 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Auch wenn einiges an diesem lakonischen Jugendbuch von Do van Ranst nach Meinung der Rezensentin Caroline Roeder etwas flüchtig und "hingehuscht" wirkt - letztlich stellt sich ein "atmosphärisch klar konturiertes Bild" ein. Das liegt daran, dass van Ranst mit stimmungsvollen Szenen arbeitet, die in ihrer Skurrilität schon fast magisch-realistisch wirken und einen starken Eindruck hinterlassen. Der Rezensentin gefüllt auch die Leichtigkeit, mit der Ranst selbst die komplizierten Gefühlswelten der pubertierenden Protagonistin darstellt, ob nun "Einsamkeit" oder "Begehren".

© Perlentaucher Medien GmbH