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Claudia Brinker-von der Heyde beschreibt sachkundig und lebendig das allmähliche Entstehen einer literarischen Welt im deutschsprachigen Mittelalter. Angefangen bei der Beschaffung des Pergaments über die Arbeit der Schreiber und Illuminatoren und den Erwerb der kostbaren Handschriften bis zum letztendlichen Akt des Lesens bzw. Vorlesenlassens beschreibt die Autorin das Entstehen einer Buchkultur. Dabei wird deutlich, wie sehr die Literaturproduktion schon in dieser frühen Zeit in gesellschaftliche, politische, ökonomische und mentale Prozesse eingebunden war. Mit attraktiven Dichterporträts,…mehr

Produktbeschreibung
Claudia Brinker-von der Heyde beschreibt sachkundig und lebendig das allmähliche Entstehen einer literarischen Welt im deutschsprachigen Mittelalter. Angefangen bei der Beschaffung des Pergaments über die Arbeit der Schreiber und Illuminatoren und den Erwerb der kostbaren Handschriften bis zum letztendlichen Akt des Lesens bzw. Vorlesenlassens beschreibt die Autorin das Entstehen einer Buchkultur. Dabei wird deutlich, wie sehr die Literaturproduktion schon in dieser frühen Zeit in gesellschaftliche, politische, ökonomische und mentale Prozesse eingebunden war. Mit attraktiven Dichterporträts, Textbeispielen und Abbildungen aus mittelalterlichen Handschriften!
Autorenporträt
Claudia Brinker-von der Heyde, geb. 1950, ist Professorin für germanistische Mediävistik an der Universität Kassel.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.01.2008

Zwischen Buch und Bart
Leicht verführt von Marshall McLuhan: Claudia Brinker-von der Heyde über die literarische Welt des Mittelalters
Das Vordringen elektronisch dargebotener Texte in den Bibliotheken und in der allgemeinen Publizistik wirkt seit geraumer Zeit als Anstoß, sich mit dem Medium Buch und seiner weit über tausendjährigen Geschichte intensiver zu beschäftigen. Claudia Brinker-von der Heyde, Professorin für ältere deutsche Literatur an der Universität Kassel, hat nun eine Synthese versucht, die es noch nicht gibt: das Buch im deutschen Mittelalter, von den Anfängen bis zur Erfindung des Buchdrucks. Diese Synthese ist selber ein Buch – aber es ragt in unser neues Zeitalter hinein und verweist auf elektronische Quellen, insbesondere auf den schnell wachsenden Fundus digitalisierter mittelalterlicher Handschriften.
Ist es nicht wie ein Wunder, dass die Manessische Handschrift, kostbarstes Zeugnis der mittelalterlichen deutschen Poesie im 12. und 13. Jahrhundert, für einen einzigen Mäzen geschrieben, heute in aller Welt schneller und leichter zugänglich ist als, sagen wir, Durs Grünbeins aktuelles Buch „Strophen für übermorgen”?
Der Titel „Die literarische Welt des Mittelalters” ist allerdings eine Nummer zu groß, denn hier geht es nur um das deutsche Mittelalter und darin fast nur um den gegenüber dem Lateinischen rein mengenmäßig winzigen deutschsprachigen Literaturbetrieb. Aber dieser Stoff ist so reich und vielfältig, dass jeder an Kulturgeschichte Interessierte es als eine Art Vorschule lesen kann, insbesondere die ersten hundert der knapp 150 Seiten. Da geht es um das konkrete Buch, sein Material Pergament und Papier, Werkzeuge, seine Herstellung, die Schreiborte, Schreiber und Schreiberinnen, Einbände, Kosten, Aufbewahrung, Auftraggeber und die Funktionen der Bücher im geistlichen und intellektuellen wie im praktischen Leben.
Die Autorin zeigt überall ihr pädagogisches Talent und ihr Engagement, wählt einleuchtende Illustrationen, verweist auf ihre Quellen und erleichtert dem Leser die Übersicht mit einem erklärenden Glossar sowie einem Personen- und Sachregister. Es ist ein anregendes und nützliches und noch dazu schönes Buch. Manche stilistische oder gedankliche Ungeschicklichkeit freilich hätte leicht vermieden werden können. Wichtiger ist dies: Während die beiden ersten großen Kapitel („Ein Buch entsteht”, „Bücher auf Bestellung”) viel Information liefern und konkret bleiben dürfen, neigen die beiden letzten („Das Buch und seine Rezipienten”, „Autoren und Texte”) zu problematischen Verallgemeinerungen.
Das führt manchmal zu schiefen Behauptungen wie dieser über „den” Minnesang: „prinzipiell aber sind alle Formen des Hörens, Singens und Lesens gleichermaßen möglich und wohl von den Dichtern intendiert”. Wenn es einen Forschungskonsens zu „dem Minnesang” gibt, dann wohl den, dass Sätze über „den Minnesang” keine Chance mehr haben. Die Ausweitung der Skizze zur Buch-Geschichte auf die gesamte Literaturwissenschaft der Älteren Abteilung kann den Ansprüchen auf Sachlichkeit nicht immer genügen, die der erste Teil stellt und meist auch erfüllt. Marshall McLuhans Halbwahrheit „the medium is the message” ist hier die gefährlichste Versuchung, weil sie die Tendenz hat, von der Mühe des Verstehens der konkreten Texte zu dispensieren.
Ums Verstehen soll es übrigens schon in den Kasseler Glossen im 9. Jh. gegangen sein, „um die Bewältigung des Alltags . . . ,skir minan part‘, schere meinen Bart – und um die gegenseitige Beteuerung, sich verstanden zu haben – ,ih auar capiutu‘, ich habe verstanden.” Wie bitte? Ist das ein Witz? ,Ih capiutu‘ hat doch nichts mit „kapieren” zu tun, es ist die altbairische Form von ,ich gebiete‘. HANS-HERBERT RÄKEL
CLAUDIA BRINKER-VON DER HEYDE: Die literarische Welt des Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. 191 S., 29, 90Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hans-Herbert Räkel freut sich. Abgesehen von einigen stilistischen Schludrigkeiten, von "problematischen Verallgemeinerungen" in der zweiten Hälfte des Bandes und einem etwas zu groß geratenen Titel (schließlich, meint er, geht es um den "winzigen deutschsprachigen Literaturbetrieb" des Mittelalters), ist er Claudia Brinker-von der Heyde äußerst dankbar. Die Lektüre empfiehlt er kulturgeschichtlich Interessierten als "Vorschule", weil die Autorin pädagogisch talentiert und engagiert genug ist, um den "reichen Stoff", das Thema Buch, mittels Illustrationen, Quellenverweisen, Glossar und Register selbst zu einem reichen Quell der Information und zu einem "schönen Buch" zu machen.

© Perlentaucher Medien GmbH