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Der Autor hat in diesem Titel erstmals sämtliche "Einzelskizzen" des Komponisten zum ersten Aufzug der Meistersinger von Nürnberg übertragen und katalogisiert. Anhand einer umfassenden analytischen Studie dieser sowie weiterer Quellen, wie etwa Teilen der sogenannten "Kompositions- und Orchesterskizze", wird der Frage nach der Schaffensweise des Komponisten nachgegangen.Leben und Werk sind jedoch im Falle Wagners zu eng miteinander verwoben, als dass man beidem mit einer rein analytischen Studie gerecht werden könnte. Den zweiten Schwerpunkt der Studie legt Jörg Linnenbrügger daher auf die…mehr

Produktbeschreibung
Der Autor hat in diesem Titel erstmals sämtliche "Einzelskizzen" des Komponisten zum ersten Aufzug der Meistersinger von Nürnberg übertragen und katalogisiert. Anhand einer umfassenden analytischen Studie dieser sowie weiterer Quellen, wie etwa Teilen der sogenannten "Kompositions- und Orchesterskizze", wird der Frage nach der Schaffensweise des Komponisten nachgegangen.Leben und Werk sind jedoch im Falle Wagners zu eng miteinander verwoben, als dass man beidem mit einer rein analytischen Studie gerecht werden könnte. Den zweiten Schwerpunkt der Studie legt Jörg Linnenbrügger daher auf die Betrachtung und Darstellung des Lebens und der Lebensumstände Wagners in den für die Entstehung der Meistersinger entscheidenden Jahren von 1861 bis 1866.Diese Arbeit versucht, die beiden Aspekte von Leben und Werk Wagners zu vereinen und damit eine Lücke in der in dieser Hinsicht nur wenig ertragreichen Forschung zu schließen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Dr. Jörg Linnenbrügger wurde mit dieser Arbeit 1999 in Göttingen promoviert. Er ist zur Zeit tätig als Softwareberater und Produktspezialist im Bereich Musiksoftware.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Tücken des ersten Akts
Lektüre für die Festspiele: Jörg Linnenbrügger sichtet Wagners Entwürfe zu den "Meistersingern"

Daß Leben und Werk bei Wagner besonders eng miteinander verbunden sind, darf als Gemeinplatz gelten. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, daß es in der fast unübersehbaren Wagner-Literatur bislang nur wenige Ansätze gab, den Entstehungsprozeß der Werke detailliert zu untersuchen, um die biographischen Umstände und die kompositorischen Sachverhalte konkret aufeinander beziehen zu können. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat sich Jörg Linnenbrügger den ersten Akt der "Meistersinger von Nürnberg" vorgenommen, dessen Komposition in eine Lebenskrise Wagners fiel, aus der ihm 1864 erst das Eingreifen des Bayernkönigs Ludwig II. heraushelfen konnte. In diese Zeit fiel auch die fast zweijährige Unterbrechung der Arbeit am ersten Akt, die dann am 12. Januar 1866 erfolgreich wiederaufgenommen wurde.

Daß sich Linnenbrügger auf die Entstehung des ersten Aktes beschränkt, lag also aus biographischen Gründen durchaus nahe, doch war der eigentliche Grund die Menge der überlieferten Materialien zum Gesamtwerk, die eine vollständige Überprüfung der Arbeitsweise Wagners unmöglich gemacht hätte. Der Autor hat sämtliche Entwürfe zum ersten Akt erstmals gesichtet, übertragen und katalogisiert. Das sieht zunächst nach bloßer Fleißarbeit aus, fördert bei näherer Betrachtung der Dissertation hingegen aufschlußreiche Ergebnisse zutage, die erst das Ausmaß und die Funktion der musikalischen Entwürfe begreifbar machen.

Dabei handelt es sich um zwei Gesamtentwürfe, die in der Terminologie der Wagner-Forschung als "Kompositions-" und als "Orchesterskizze" bezeichnet werden, ferner um ein Konvolut von "Einzelskizzen", deren Zuordnung zu den beiden Gesamtentwürfen nicht immer eindeutig ist. Jedenfalls dienen alle diese Primärquellen dazu, die Schaffensfreude Wagners zu erhellen, über die sich der Komponist selbst weitgehend in Schweigen gehüllt hat. Besonders die "Einzelskizzen" erlauben einen tiefen Blick in die kompositorischen Probleme, mit denen Wagner zu tun hatte; teilweise bilden sie das Experimentierfeld später verworfener Detailversuche oder sogar Abwege, die seine endgültigen Entscheidungen verständlicher machen.

Analytisch vertieft werden die Beobachtungen an den Skizzen in dieser rein philologisch orientierten Arbeit indes nicht - gerade dies aber wäre für das Verständnis des von Wagner Intendierten von größtem Interesse gewesen. So versäumt es Linnenbrügger, trotz aller Sorgfalt im Detail, die nicht unmittelbar einsehbare Form der Szene mit Stolzings "Probelied" genauer zu beschreiben, und begnügt sich statt dessen mit dem fragwürdigen, ja unzutreffenden Hinweis: "Wenngleich nicht ganz formlos, so ist doch Walthers Probelied im großen und ganzen frei gestaltet." Das ist es mitnichten, denn durch Carl Dahlhaus wissen wir, welche Formidee der Szene zugrunde liegt: eine sich über Hunderte von Takten erstreckende Barform mit alternierenden Stollen und Gegenstrophen, die erst am Schluß der Szene in den Abgesang münden, nachdem längst der "Merker" Beckmesser den ersten Teil der Form mißverstanden hat. Die Hintergründigkeit des formalen Ablaufs gehört also direkt zur Sache und hätte in die Überlegungen zur Entstehung miteinbezogen werden müssen.

Dafür entschädigt Linnenbrügger mit detaillierten Untersuchungen zum Zusammenspiel zwischen den "Einzelskizzen", die auch Vorstufen für die beiden Gesamtentwürfe sind, und Wagners endgültigen kompositorischen Entscheidungen. Oft stehen sie genau zwischen den beiden Gesamtentwürfen, an denen Wagner übrigens fast gleichzeitig gearbeitet hat. Anhand der Schlußstrophe des "Probelieds" wird dieses Zusammenspiel konkret nachgewiesen. Wegen ihres großen Umfangs erklärt Linnenbrügger schließlich die beiden Einzelentwürfe zum Ensemble-Satz des Schlusses der dritten Szene zu "einzigartigen Dokumenten" innerhalb der Entstehungsgeschichte des ersten Aktes, weil sie auch zusätzlich eine signifikante Zwischenstufe der kompositorischen Arbeit bilden, die Wagners Schwierigkeiten mit komplexen Strukturen verdeutlichen: Wie so oft bei schwierigeren Passagen schaltete Wagner zwischen der "Kompositions-" und der "Orchesterskizze" eine Zwischenstufe ein, die das Stadium des Experimentierens aufweist. Und es gibt auch immer wieder Hinweise darauf, daß Wagners kompositorische Probleme bei der Verfertigung von Überleitungspartien zwischen in sich geschlossenen Passagen in geradezu erstaunlicher Weise anwuchsen; dies läßt sich bereits bei der Gestaltung des Vorspiels beobachten. Die höhere Anzahl an "Einzelskizzen" ist also jedesmal ein "Indiz für die Intensität des Schaffensprozesses". In der ersten Szene dagegen, die Wagner zunächst mit Takt 290 begann, das heißt nach dem Choral, kam er sogar ohne solche Einzelentwürfe aus und schuf bereits im ersten Gesamtentwurf eine "problemlose Niederschrift", die fast ohne Korrekturen, nur mit der Orchesterbegleitung angereichert, in die "Orchesterskizze" übertragen werden konnte. Ob das mit dem durchgängigen Rezitativton des Gesprächs zwischen Stolzing, Magdalena und Eva zu tun hat, wie Linnenbrügger meint, sei dahingestellt. Die Eingangsszene mit dem Choral und dem Gebärdenspiel zwischen Stolzing und Eva jedenfalls wurde erst während der Arbeit an der "Orchesterskizze" entworfen und greift bekanntlich, abgesehen von der Choralmelodie, auf Motive des Vorspiels ausdrücklich zurück.

Die Studien werden optisch übersichtlich und durchaus lesefreundlich präsentiert. Sie bieten eine Fülle von sonst nur schwer zugänglichen Materialien, darunter auch das Faksimile jener Auszüge (nebst Übertragung), die Wagner zu Beginn seiner Arbeit aus Johann Christoph Wagenseils "Buch von der Meister-Singer holdseligen Kunst" von 1697 angefertigt und in der Szene, in der David dem verblüfften Stolzing die Namen der Meistertöne aufzählt - es sind insgesamt nicht weniger als 36 -, ausdrücklich verwendet hat, desgleichen die von Beckmesser später vermerkten "Fehler" Stolzings. Warum allerdings im zweiten Band Wagners Freundin Malwida von Meysenbug beharrlich als Meysenburg erscheint, ist völlig unverständlich.

DIETMAR HOLLAND

Jörg Linnenbrügger: "Richard Wagners ,Die Meistersinger von Nürnberg'". Studien und Materialien zur Entstehungsgeschichte des ersten Aufzugs (1861-1866). Band I: Studien. Band II: Skizzenkataloge und Dokumente. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001. 408 u. 148 S., br., 84,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Dietmar Holland schließt dieser Band eine Lücke, insofern als es nur wenige Arbeiten gibt, die den Entsehungsprozess der Wagnerschen Werke detailliert untersuchen, "um die biographischen Umstände und die kompositorischen Sachverhalte konkret aufeinander beziehen zu können". Linneberger nun nimmt sich mit dem ersten Akt der "Meistersinger" zwar nur einen Ausschnitt vor, fokussiert damit allerdings eine Werkphase, die in eine Lebenskrise Wagners fällt. Mit Respekt konstatiert Holland die erstmalige Sichtung, Übertragung und Katalogisierung sämtlicher Entwürfe zu Akt I, anerkennt über die bloße Fleißarbeit hinaus aber vor allem den "tiefen Blick in die kompositorischen Probleme" vor die sich der Meister gestellt sah. Allzu tief indessen kann der Blick nicht sein, moniert Holland doch den Mangel an analytischer Verifizierung im Fall "der nicht unmittelbar einsehbaren Form der Szene mit Stolzings "Probelied". Doch entschädigt der Autor mit "detaillierten Untersuchungen zum Zusammenspiel zwischen den Einzelskizzen" und durch eine auch "optisch übersichtliche und leserfreundliche" Präsentation.

© Perlentaucher Medien GmbH