44,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

Dieser Band der Korrespondenz von Adorno und Horkheimer umspannt den Zeitraum von 1938 bis 1944 und setzt mit den letzten Wochen Adornos in England ein, die von der Arbeit an seinem 'Wagner' und der Vorbereitung auf seine Mitarbeit an dem von Paul Lazarsfeld geleiteten 'Princeton Radio Research Project' bestimmt sind. Er endet, als die Forschungsprojekte des Instituts für Sozialforschung über den Antisemitismus abschließend gebündelt sind. Horkheimer ist in New York als Berater des 'American Jewish Comittee' tätig, Adorno entwirft in Los Angeles zahlreiche Projekte und koordiniert die…mehr

Produktbeschreibung
Dieser Band der Korrespondenz von Adorno und Horkheimer umspannt den Zeitraum von 1938 bis 1944 und setzt mit den letzten Wochen Adornos in England ein, die von der Arbeit an seinem 'Wagner' und der Vorbereitung auf seine Mitarbeit an dem von Paul Lazarsfeld geleiteten 'Princeton Radio Research Project' bestimmt sind. Er endet, als die Forschungsprojekte des Instituts für Sozialforschung über den Antisemitismus abschließend gebündelt sind. Horkheimer ist in New York als Berater des 'American Jewish Comittee' tätig, Adorno entwirft in Los Angeles zahlreiche Projekte und koordiniert die empirischen Untersuchungen, die gemeinsam mit der 'Public Opinion Study' Group der Berkeley-Universität unternommen werden. In die Zwischenzeit aber fallen das Ende der zuletzt in englischer Sprache erscheinenden Zeitschrift des Instituts und die Bemühungen um Forschungsstipendien für die Mitarbeiter des Instituts, die nicht mehr aus eigenen Mitteln finanziert werden können. Adornos und Horkheimers Hauptsorge ist jedoch, Zeit für die gemeinsame Arbeit zu finden. Deren erster Niederschlag sind die 'Philosophischen Fragmente', die später den Titel »Dialektik der Aufklärung« erhielten. Zahlreiche, zumeist unveröffentlichte Dokumente, die im Anhang wiedergegeben werden, ergänzen diesen zweiten Band des Briefwechsels zwischen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, der einen faszinierenden Einblick in die Werkstatt der soziologischen Aufklärer zu Zeiten des Exils gewährt.
Autorenporträt
Adorno, Theodor W.Theodor W. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren und starb am 06. August 1969 während eines Ferienaufenthalts in Visp/Wallis an den Folgen eines Herzinfarkts. Von 1921 bis 1923 studierte er in Frankfurt Philosophie, Soziologie, Psychologie und Musikwissenschaft und promovierte 1924 über Die Transzendenz des Dinglichen und Noematischen in Husserls Phänomenologie. Bereits während seiner Schulzeit schloss er Freundschaft mit Siegfried Kracauer und während seines Studiums mit Max Horkheimer und Walter Benjamin. Mit ihnen zählt Adorno zu den wichtigsten Vertretern der »Frankfurter Schule«, die aus dem Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt hervorging. Sämtliche Werke Adornos sind im Suhrkamp Verlag erschienen.

Gödde, ChristophChristoph Gödde ist Mitarbeiter am Theodor W. Adorno Archiv in Frankfurt am Main und gibt im Suhrkamp Verlag die Nachgelassenen Schriften sowie den Briefwechsel zwischen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer heraus (zusammen mit Henri Lonitz). Im August erscheinen im Suhrkamp Verlag: Theodor W. Adorno, Briefe an die Eltern 1939-1951, herausgegeben von Christoph Gödde und Henri Lonitz, sowie Adorno. Eine Bildmonographie, herausgegeben vom Theodor W. Adorno Archiv.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2002

So wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie das Geheimnis wahren wollen
Ein Liebhaberbuch: Theodor W. Adornos Briefwechsel mit Elisabeth Lenk in den Jahren 1962 bis 1969
Jeder Briefwechsel verführt den Leser zu der Annahme, es hätte kein Außen der Korrespondenz gegeben. In der gleichförmigen Rhythmik der Antworten (deren Abstand im Druckbild stets derselbe bleibt, egal ob Stunden oder Jahre zwischen ihnen liegen) verschwindet langsam das Bewusstsein für die Sprunghaftigkeit des schriftlichen Austauschs; zunehmend schwer fällt es, den Fluss der Briefe nicht mit dem des Lebens selbst zu identifizieren. Das kontinuierliche Tempo der Lektüre schwächt die Aufmerksamkeit für die Diskontinuitäten dieser Zweierbeziehung, so als würde man die aufeinander aufbauenden Kapitel eines Romans durchlaufen – bis plötzlich ein rätselhafter Bruch des Tonfalls, ein Wechsel der Anrede in Erinnerung ruft, dass diese Dokumente keinesfalls der eigentliche Schauplatz der Ereignisse sind; dass sich die Geschichte zweier Menschen nie in, sondern nur zwischen ihren Briefen abspielt.
Der etablierte Philosoph und Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, Theodor W. Adorno, führte zwischen 1962 und seinem Todesjahr 1969 eine umfangreiche Korrespondenz mit seiner vorwiegend in Paris lebenden Schülerin Elisabeth Lenk, die er „für so genial begabt” hielt wie keine andere. Was diesen Briefwechsel, über seinen zeit- und geistesgeschichtlichen Hintergrund im Frankfurt und Paris der sechziger Jahre hinaus, so interessant macht, sind genau jene Lücken zwischen den Briefen: die ungeschriebene Geschichte einer Annäherung (und Distanzierung), die sich, mit Rücksicht auf Adornos akademischen wie auf seinen Familienstand, überaus diskret vollziehen musste. Vor allem im ersten Drittel dieser insgesamt 101 Briefe ist unter der Oberfläche der sachlichen Auseinandersetzung über Lenks Dissertationsprojekt zu André Breton eine wachsende Unruhe spürbar; der Jargon der Wissenschaft wird langsam von einer anderen Sprache überlagert, aus Gutachten werden angedeutete Liebesbriefe.
Vom Sie zum Du und zurück
Zwischen zwei Schreiben im Herbst 1964 muss es in Frankfurt zu einer Annäherung gekommen sein, die zwar an keiner Stelle angesprochen wird (Lenk bedankt sich nur für die „beiden Nachmittage”), die jedoch in der Veränderung der Anreden Niederschlag findet: von „Liebe Frau Lenk” über „Liebe Elisabeth” zu „Meine Elisabeth”; von „Ihr Adorno” und „Ihr Teddie Adorno” zu „Ganz Dein Teddie” im Sommer des darauffolgenden Jahres. Dieser Brief vom 4. September 1965, während des Urlaubs in Sils Maria geschrieben, ist der einzige offene Liebesbrief der Korrespondez und einer von zweien, in denen Adorno Elisabeth Lenk mit „Du” anspricht. Kurz nach seiner Ankunft im Frankfurter Institut jedoch kehrt er unvermittelt und ohne Aufschluss für den Leser zum distanzierten Sie zurück und sagt die im Urlaub versprochene gemeinsame Reise mit holprigen Ausreden ab.
Dieser Briefwechsel erzählt also zwei Geschichten: die andeutende, beinahe verschlüsselte der Korrespondenz selbst und die ihrer Leerstellen. Doch wie immer das Verhältnis von Adorno und Elisabeth Lenk in Wirklichkeit ausgesehen haben mag: Was sich den Bruchstücken des Briefwechsels auf anschauliche Weise entnehmen lässt, ist etwa das Verhältnis von Kunst und Theorie für die beginnende Liebesaffäre zweier Wissenschaftler.
Am Anfang der Korrespondenz, als sich das Verhältnis noch ganz auf Ratschläge des Philosophen an seine Schülerin beschränkt, lässt Adorno keinen Zweifel daran, dass jeder anständige Theoretiker für die künstlerische Produktion verloren gehen muss. Trotz seiner Ambitionen als Komponist macht er Elisabeth Lenk, wie sie es in ihrem dankbaren Antwortbrief formuliert, auf die „Zerrissenheit zwischen Kunst und Wissenschaft” aufmerksam: „Mit Recht haben Sie mich vor den Gefahren einer solchen Doppelexistenz gewarnt. Ich glaube, daß die, die Erkennen und Dichten (...) für miteinander vereinbar oder gar identisch halten (...), im Irrtum sind.”
Schön mitanzusehen ist es dann im Laufe des Briefwechsels, wie die persönliche Annäherung zu einer Aufweichung dieser orthodoxen Grenzziehung führt; je intimer ihr Verhältnis wird, desto stärker bekennen sich die beiden Wissenschaftler zur eigenen lyrischen Produktion. Als müsse dem Übergang von der akademischen zur erotischen Beziehung einer von Theorie zu Poesie folgen, schreibt Adorno in einem der ersten persönlicheren Briefe: „Ich lege Ihnen eine kleine literarische Arbeit bei, die ich vor 1933 gemeinsam mit einem Freund verfaßte (...) Da kaum ein Mensch weiß, daß ich der Autor bin, so wäre ich Ihnen dankbar, wenn auch Sie das Geheimnis wahren wollen.”
Die Scham vor der Literatur
Elisabeth Lenk nutzt diese Geste, ihrerseits mit selbstverfasster Lyrik zu reagieren: „Ich lege Ihnen, ermutigt durch das , Geheimnis’ ein Gedicht bei.” Aufschlussreich ist in diesen Passagen, welchen Stellenwert die eigene literarische Produktion in der Affektökonomie von Wissenschaftlern hat: scharf zurückgewiesen, so lange man im akademischen Diskurs miteinander kommuniziert; diskret zugestecktes „Geheimnis” in der aufkeimenden Liebesbeziehung.
Diese Briefe, in denen eine gewisse „Scham vor der Literatur” sichtbar wird, gehören zu den schönsten Stellen einer Korresondenz, die nach dem Sommer 1964 auf merkwürdige Weise abkühlt. Plötzlich kommt sogar Adornos Ehefrau Gretel ins Spiel, die in der ersten Zeit von beiden Seiten vollkommen ausgeblendet wurde, nun aber an den Enden der Briefe Glückwünsche sendet oder erhält und zuweilen sogar selbst an die talentierte Studentin schreibt. Je stärker sich die Ereignisse an den Pariser Universitäten zuspitzen, desto loser wird ohnehin der Kontakt zu Deutschland, und umittelbar vor dem Mai 68 gibt es Briefe von Elisabeth Lenk, deren Berichte über die Auflösung noch der unumstößlichsten Gewissheiten in ihrer utopischen Emphase heute tatsächlich nicht mehr vorstellbar sind. Alles in allem beschränkt sich der Briefwechsel in seiner zweiten Hälfte weitgehend auf Adornos Bemühungen, seiner Lieblingsschülerin eine reibungslose akademische Karriere zu gewährleisten, wobei sich sein Ruf bestätigt, machtpolitisch durchaus begabt gewesen zu sein.
Diese Korrespondenz, der am Ende einige Schriften Elisabeth Lenks beigefügt sind, ist ein lesenswertes Zeugnis aus dem letzten Lebensjahrzehnt Adornos. Nur eine editorische Eigenheit stört auffallend: die Anmerkungen Lenks am Ende jedes Briefes, die in allzu persönlichem Tonfall gehalten sind und aus Dokumenten der Zeit- oft genug solche einer Privatgeschichte machen („Erika Lorenz jobbt damals im Institut für Sozialforschung und war meine beste Freundin”; „Im übrigen ist die Elisabeth Lenk, die in diesen Briefen auftritt, mir heute ziemlich fremd”). Diese unpassenden Kommentare lassen den Band wie ein nur für einen privaten Umkreis gedachtes „Liebhaberbuch” wirken – das es doch, in relevanterem Zusammenhang, ohnehin ist.
ANDREAS BERNARD
THEODOR W. ADORNO, ELISABETH LENK: Briefwechsel 1962 - 1969. Edition Text und Kritik, München 2001. 200 Seiten, 27 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "Dokument des Emigrantenschicksals" würdigt Tim B. Müller den zweiten Band des Briefwechsel zwischen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, der die Jahre 1938-1944 umfasst. Beeindruckt zeigt sich der Rezensent von Adornos hellsichtigem Urteil über die Lage der Juden in Europa. Spätestens im Januar 1938, als er in die USA emigrieren musste, habe Adorno seine letzten Illusionen über Deutschland verloren. Müller findet Passagen, die Adornos und Horkheimers gemeinsame Arbeit über den Antisemitismus und ihre Theorieentwicklung erhellen. Im Vordergrund sieht er allerdings das Persönliche - Geldsorgen, Projektanträge, Umzugspläne, Wohnungssuche. Dem Leser biete sich ein "Panorama miteinander verschlungenen Emigrantenlebens". Wer nach dem ersten Band diskreten Sex-Talk der beiden Herren erhoffe, werde enttäuschst. Dafür verspricht Müller Klatsch über Kollegen, wobei er hinzufügt, dass die Grundsolidarität unter den Emigranten immer gewahrt bleibe. Ein wenig unangenehm berührt zeigt sich Müller von Adornos devoter Haltung gegenüber Horkheimer. Etwas banal findet er oft die Urteile der beiden über die USA. Er hebt aber auch ihr Interesse für den Film und ihre Unterstützung des emigrierten Regisseurs William Dieterle bei dessen Hollywood-Produktionen hervor. Mit "Entzücken" hat Müller von den Kontakten zu Dwight MacDonald und dem Kreis der "Partisan Review" gelesen, aus denen sich zu seinem Bedauern trotz gegenseitiger Hochschätzung nichts entwickelte. "Ein wenig angelsächsische Lockerheit", bemerkt Müller trocken, "hätte Adorno und Horkheimer gut getan."

© Perlentaucher Medien GmbH
…mehr