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Ein Mann, eine Insel, das All: Wenn der Kosmopolit Cees Nooteboom auf Menorca ist - längst nicht mehr nur seine »Sommerinsel« -, dann steht er mit beiden Beinen fest auf dem fruchtbaren Boden, umgeben von Palmen, störrischen Schildkröten und den geliebten Büchern im Gartenstudio. Sein Blick reicht jedoch weit über die Horizontlinie hinaus, wach und neugierig. Mit Skepsis blickt Nooteboom auf ein Europa, das auseinanderzubrechen droht; mit Staunen betrachtet er das Gesamtkunstwerk David Bowie. Seine Begeisterung aber gilt dem Weltall, von seinem Schutzheiligen, dem Sternbild Orion, bis zu den…mehr

Produktbeschreibung
Ein Mann, eine Insel, das All: Wenn der Kosmopolit Cees Nooteboom auf Menorca ist - längst nicht mehr nur seine »Sommerinsel« -, dann steht er mit beiden Beinen fest auf dem fruchtbaren Boden, umgeben von Palmen, störrischen Schildkröten und den geliebten Büchern im Gartenstudio. Sein Blick reicht jedoch weit über die Horizontlinie hinaus, wach und neugierig. Mit Skepsis blickt Nooteboom auf ein Europa, das auseinanderzubrechen droht; mit Staunen betrachtet er das Gesamtkunstwerk David Bowie. Seine Begeisterung aber gilt dem Weltall, von seinem Schutzheiligen, dem Sternbild Orion, bis zu den beiden Voyager-Raumsonden mit ihren Grußbotschaften an fremde Zivilisationen im Gepäck, seit fast 40 Jahren im All unterwegs und von allen vergessen (»außer von der NASA und mir«). Nur eine Handvoll betagter Techniker weiß die veraltete Software noch zu bedienen - die Rentner der Raumfahrt.533 Tage im Leben eines großen Autors, der die Sorge um seinen Garten und den leidenden Hibiskus darin elegant und meisterlich zu vereinen weiß mit dem Griff nach den Sternen: ein berückender Band, garantiert nicht nur für Inselliebhaber.»Cees Nooteboom ist ein Menschenfänger.« Der Spiegel
Autorenporträt
Cees Nooteboom wurde am 31. Juli 1933 in Den Haag geboren. 1955 erschien sein erster Roman Philip en de anderen, der drei Jahre später auch in Deutschland unter dem Titel Das Paradies ist nebenan veröffentlicht wurde (und 2003 in der Neuübersetzung von Helga van Beuningen unter dem Titel Philip und die anderen erneut eine große Lesergemeinde fand). Nooteboom berichtete 1956 als junger Autor über den Ungarn-Aufstand, 1963 über den SED-Parteitag, und fünf Jahre später über die Studentenunruhen in Paris (gesammelt in dem Band Paris, Mai 1968). Seine inzwischen in mehreren Bänden gesammelten Reiseberichte, die weniger Reportagen als vielmehr von genauer Beobachtung getragene, reflektierende Betrachtungen sind, festigten Nootebooms Ruf als Reiseschriftsteller. 1980 fand Nooteboom zurück zur fiktionalen Prosa und erzielte mit dem inzwischen auch verfilmten Roman Rituale (Rituelen) große Erfolge. Sein umfangreiches Werk, das in viele Sprachen übersetzt ist, umfasst Erzählungen, Berichte, Gedichte und vor allem große Romane wie Allerseelen (Allerzielen). Die elf Bände seiner Gesammelten Werke enthalten neben den bereits publizierten Büchern zahlreiche erstmals auf deutsch vorliegende Texte. Der Quarto-Band Romane und Erzählungen versammelt die gesamte fiktionale Prosa des Autors.
Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In einer kurzen Kritik misstraut Rezensent Harald Eggebrecht der Bescheidenheit und scheinbaren Leichtfüßigkeit, mit der Cees Nooteboom durch Gärten und Romane streift. Gelegentlich ist ihm das zu manieriert, das Absichtslose zu gewollt. Doch imponiert ihm die "Weltoffenheit", mit der Nooteboom von der ungarischen Literatur zu Europa und dann zu Spinnen springt. Der Rezensent bleibt bei der Stange und springt mit.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2016

Kosmos und Kakteen
„533 Tage“: Cees Nootebooms Streifzüge über die Insel Menorca
Im ersten Eindruck könnte man bei Cees Nootebooms Art, seine Beobachtungen und Nachdenkereien aufzuschreiben, auf die Idee kommen, eine fast nonchalante Absichtslosigkeit zu unterstellen. Denn auch dort, wo es in diesen Aufzeichnungen aus „533 Tagen“ tiefsinniger zugeht, wirkt das Notierte entspannt, abschweifungsfreudig und assoziationsfreundlich.
  Nooteboom hat diese ziemlich leichtfüßige Technik über eine Fülle von Büchern hin entwickelt, und es gibt Momente, in denen man den Stolz auf die scheinbare Lässigkeit dann doch merkt und als Prätention empfindet. Dennoch vermögen die „533 Tage“ in ihrer unverstellten Weltoffenheit zu fesseln. Manchmal fühlt man sich wie in einer Art imaginärer Unterhaltung oder wie eingeladen, Nooteboom auf seinen Streifzügen über die Insel Menorca, auf der er zeitweilig wohnt, zu begleiten. Das betrachtende Streunen durch Blumengärten, durch Lektüren oder anderes, was auffallenswert erscheint, hat er zu einer etwas manierierten Kunst erhoben, die der Gefahr, beliebig zu werden, nicht immer ausweichen kann.
  Also beugt er sich über Kakteen, sinniert Spinnen und Schildkröten nach, riskiert den Sprung zum großen Thema Europa oder blättert in Büchern ungarischer Autoren wie Miklós Banffy und Péter Esterházy, beide Nachkommen großer Adelsgeschlechter. Zunächst wundert er sich über das Solitäre der ungarischen Sprache, ihr Klang und Rhythmus erinnern ihn „noch am meisten an ein Maschinengewehr, das Geräusche von sich gibt, aber keinen tödlichen Schuss abfeuert, rekketekketek“. Dann folgt ein scheinbar improvisierter kleiner Essay über Banffy und dessen Siebenbürgen-Trilogie, erschienen zwischen 1935 und 1940, die wiederum Esterházy in seinem Hauptwerk „Harmonia Cælestis“ lobt.
  Nooteboom charakterisiert die Unterschiedlichkeit der beiden Großromane, in denen der eine, Banffy, mit Wehmut das Verschwinden ungarischer Herrlichkeit und Macht schildert, während der andere, Esterházy, alle seine Ahnen zu seinem Vater erklärt, wodurch der erste Teil seiner „Harmonia Cælestis“ die Form einer „historischen Wahnsinnsarie“ annimmt. Nooteboom staunt: „Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass dieses Buch nirgendwo sonst hätte geschrieben werden können als in Ungarn, als habe der ungarische Geist einen Hang zu einem seiltänzerischen Absurdismus, den es nirgendwo sonst gibt.“
  Natürlich denkt er auch über Idee, Form und Ertrag seiner „533 Tage“-Notate nach. Das wirkt dann wieder gerade im Bescheidenheitsgestus allzu selbstbezogen: „Seelenregungen und Gewissensforschung kommen in diesem Diario Novo nicht zur Sprache, das war nie meine Absicht, allein schon weil Scham und / oder Berechnung die Echtheit unmöglich machen würden.“ Nun, der Witz von zur Veröffentlichung bestimmten Tagebüchern liegt darin, das der Autor sich selbst und seine Gedankenwelt für so interessant hält, dass er davon Mitteilung machen muss. In der Tat liest sich dergleichen oft wesentlich anregender als die Anstrengungen, die der gleiche Schriftsteller in einem Roman unternimmt. In diesem Sinne nimmt man auch Nootebooms Größenvergleiche gelassen hin: „Ich beschließe für mich, dass der Kosmos eine Illusion ist, und verspüre die Anwandlung, wie ein polnischer Papst die Erde meines Gartens zu küssen.“
HARALD EGGEBRECHT
            
Cees Noteboom: 533 Tage. Berichte von einer Insel. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016. 256 Seiten, 22 Euro. E-Book 18,99 Euro.
„Ich beschließe für
mich, dass der Kosmos
eine Illusion ist . . .“
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»Ein Tagebuch des Beobachtens und des Nachdenkens, voller Gedankentiefe und heller sprachlicher Prägnanz.« Ulrich Greiner DIE ZEIT 20161124