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»Er sieht genau hin, er hört genau hin und findet das ungehörte, unerhörte Wort, das Sprache und innerste Erfahrung zur Übereinstimmung bringt. Oliver klopft die Worte ab, um ihnen einen Laut wiederzuschenken, den sie irgendwann verloren haben.« Joachim Sartorius

Produktbeschreibung
»Er sieht genau hin, er hört genau hin und findet das ungehörte, unerhörte Wort, das Sprache und innerste Erfahrung zur Übereinstimmung bringt. Oliver klopft die Worte ab, um ihnen einen Laut wiederzuschenken, den sie irgendwann verloren haben.« Joachim Sartorius
Autorenporträt
Oliver, José F. A.José F.A. Oliver, andalusischer Herkunft, wurde 1961 in Hausach im Schwarzwald geboren und lebt dort als freier Schriftsteller. Seine Gedichte sind in mehrere Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.11.2005

Das schlanke Brustweiß einer Möwendame
Lichtblattschatten zwischen Schwarzwald und Andalusien: José F.A. Oliver und sein Gedichtband „finnischer wintervorrat”
José F.A.Oliver ist eine singuläre Erscheinung unter den heutigen deutschsprachigen Dichtern. Seine Poesie lebt aus der Spannung lokaler Verortung im Schwarzwald und Dialog mit Traditionen und Dichterkollegen der ganzen Welt, aber auch aus dem produktiven Nebeneinander mehrerer sprachlicher Heimaten - Deutsch, Alemannisch, Kastilisch, Andalusisch. Lesen wir uns in seinen neuen Gedichtband „finnischer wintervorrat” ein, so lassen manche Stellen unwillkürlich an jene frühmittelalterliche Zeit denken, als sich in Andalusien - in Sevilla, Cordoba und Malaga(dem Geburtsort von Olivers Eltern) - jüdische, arabische, spanische und indische Einflüsse zu einer der großen Epochen der Dichtkunst zusammenfügten.
Fragt man José F.A.Oliver, was das geheime Zentrum seiner Dichtung sei, so wird er aber nicht Malaga nennen, auch nicht eine andere Stadt in Spanien oder Lateinamerika, sondern Hausach, wo er 1961 geboren wurde, ein kleines Städtchen im Schwarzwald, in dem er auch heute noch lebt. Viele Gedichte nennen preisend und feiernd das grüne Tal, Wälder, Licht und Wolken dieser Landschaft: eines, über die Rückkehr nach Hausach, spricht von lichtblattschatten / schienen & atem & tannenschwere.
Von Hausach in die Welt
Von Hausach aus ist José F.A. Oliver oft in die Welt aufgebrochen, als Stadtschreiber nach Kairo, als Gastprofessor in Boston, als Goethe-Vortragender in Lateinamerika und Europa. Splitter dieser Welterkundungen finden sich in mehreren Gedichten dieses neuen Bandes wieder, so einige berückende Gedichte über Alexandria auf den Spuren von Konstantin Kafavis, eine finnische Sequenz und scharf geschnittene Vignetten aus Boston. Als One-Man-Organisator des Literaturfestivals „Lese-Lenz” holt Oliver umgekehrt die Welt nach Hausach. Das Schriftbild seiner Gedichte ist ungewöhnlich: Großbuchstaben und Kleinschreibung, überraschende Zeilenbrüche, Ziffern statt Zahlwörter, häufiger Gebrauch von Klammern und so fort.
Oliver will den Prozess der Wahrnehmung, das Nennen der Dinge, die dabei entstehenden Töne so präzise wie möglich auf der weißen Seite abbilden. So wird das Gedicht zum Instrument, zum schnaufenden Tier, zum zitternden Kompass. So tauchen auch die Werkzeuge für diese Sprachreisen immer wieder im Gedicht selbst auf: Auge / Aug - oftmals beschworen -, das Ohr, die Gehörgänge, die Porosität des Körpers beim Reisen. Das Auge geht sezierend, fast mikroskopisch vor, wie in dem Gedicht „morgenhabitus einer möve”: querschwimmend 1 damenkopf / mövendame: sich mit dem aufgerauhten wasser frisierend schlankes brustweiß silbert & aug- gepuderter haubenstolz 1 eleganz & flüchtig.
In dem langen Gedicht „citysog” über New York wird diese Lust am Nennen - am Finden beschwörender Formeln für dieses Nennen - besonders evident. Die Sprache reißt eine Vielzahl wahrgenommer Dinge und Töne mit sich, stellt einen ganz eigenen Sog und Sound her und rennt diesem Sog schließlich fast atemlos hinterher.
Wer im heutigen Gedicht nach Musik, nach Lust am sprachlichen und formalen Experiment, nach Übereinstimmung von Atem und Bild, nach Lautkristallen sucht, wird hier reichlich belohnt. Dabei überwiegt bei der Lektüre die Anstrengung zu entschlüsseln, zu verstehen, nie die unmittelbare sinnliche Anschauung. Deshalb sind diese Gedichte sehr gute Gedichte. JOACHIM SARTORIUS
JOSÉ F.A. OLIVER: finnischer wintervorrat. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 105 Seiten, 7,50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Joachim Sartorius preist Jose F. A. Oliver als "singuläre Erscheinung" unter den zeitgenössischen deutschsprachigen Lyrikern. Besonders die "Spannung", die durch die "lokale Verortung im Schwarzwald" einerseits und die Einflüsse von Ländern, Lyriktraditionen und Dichtern aus aller Welt andererseits entsteht, prägen diese Gedichte, findet der Rezensent. So lobt er Verse, die von Alexandria, Finnland und Boston handeln, als besonders "berückend" und stellt fest, dass ihnen eine "Lust" am "Nennen" und "Finden beschwörender Formeln" eigen ist. Wer in der Lyrik nach "Musik" und der "Lust am sprachlichen und formalen Experiment" sucht, wird von diesem Band, dessen Gedichte auch vom Schriftbild her "ungewöhnlich" sind, "reichlich belohnt", verspricht der Rezensent. Und weil die Entschlüsselungsanstrengungen, die man bei diesen Gedichten zu leisten hat, niemals größer sind als die "unmittelbare sinnliche Anschauung", sind es "gute Gedichte", so Sartorius schlicht.

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