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Paradies nennen die Einwohner von Welting am Starnberger See das am Ufer gelegene reiche Villenviertel. Dort geht es zu, wie man sich das Leben in Paradiesen dieser Art so vorstellt. Man hat Geld und zeigt es auch. Es wird geprotzt und gefeiert - doch wird man das Gefühl nicht los, dass die Beteiligten ahnen, dass die große Party längst vorüber ist.
Protagonist dieses Romans ist der zwanzigjährige Marcel. Er erzählt die Geschichte seiner letzten großen Ferien: von Pool-Partys, die regelmäßig in Umnachtung enden, von den Nachbarn, wo Mutter und Tochter sich einen Liebhaber teilen - der er
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Produktbeschreibung
Paradies nennen die Einwohner von Welting am Starnberger See das am Ufer gelegene reiche Villenviertel. Dort geht es zu, wie man sich das Leben in Paradiesen dieser Art so vorstellt. Man hat Geld und zeigt es auch. Es wird geprotzt und gefeiert - doch wird man das Gefühl nicht los, dass die Beteiligten ahnen, dass die große Party längst vorüber ist.

Protagonist dieses Romans ist der zwanzigjährige Marcel. Er erzählt die Geschichte seiner letzten großen Ferien: von Pool-Partys, die regelmäßig in Umnachtung enden, von den Nachbarn, wo Mutter und Tochter sich einen Liebhaber teilen - der er selbst so gern wäre -, und von einer merkwürdig arrangiert anmutenden Hochzeit, die ein tödliches Ende nimmt.
Es ist nicht die beste Gesellschaft und nicht die glücklichste Zeit, in die er da hineingeraten ist, aber etwas Besseres ist nicht zu haben ...

Autorenporträt
Georg M. Oswald, geboren 1963, arbeitet seit 1994 als Rechtsanwalt in München. Seine Romane und Erzählungen zeigen ihn als gesellschaftskritischen Schriftsteller.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2003

Die Elenden
Still und starr ruht der See: Georg M. Oswalds „Im Himmel”
Auffällig oft liest man in letzter Zeit von Umfragen, die an den Tag gebracht haben, dass die Mehrheit der Deutschen sich als „glücklich”, wenn nicht gar „sehr glücklich” bezeichnet. Für die Diskrepanz zwischen dieser nationalen Selbsteinschätzung und dem Gesichtsausdruck, mit dem unsere Landsleute in Feld und Flur und Fußgängerzone sowohl einander als auch dem Fremdling zu begegnen pflegen, kann es nur eine Erklärung geben: Der deutsche Glücksbegriff ist von eher genügsamer Art. Daraus folgt mit einer gewissen Logik, dass die Bewohner von Siebziger-Jahre-Villensiedlungen am Starnberger See sich schon zu Lebzeiten im Himmel wähnen müssen, weil sie sich unter dem Paradies ohnehin nichts Beseligenderes vorzustellen wagen als Panoramafenster und holzvertäfelte Dachschrägen, Sauna und Tischtennisraum, scharf rasierte Rasenflächen und Außenpool mit Seeblick.
„Im Himmel” hat der in diesem Milieu bestens bewanderte Münchner Anwalt und Autor Georg M. Oswald seinen neuen Roman genannt, für den die Gattungsbezeichnung „Erzählung” es auch getan hätte. Der Umschlag, hellblau mit weißen Wölkchen und rosa Rosen, trägt das Seine dazu bei, den Titel zu ironisieren: Was aussieht wie eine jener Geschenkverpackungen, welche die Damen der Starnberg-Schickeria aus gegebenem Anlass gern bei entsprechenden Service-Unternehmen ordern, umhüllt die blanke Tristesse. In dem fiktiven oberbayerischen Dorf Welting herrscht Überfluss an Geld und Mangel an Personal, bei den Pool-Partys kommt trotz konstanten Alkoholpegels keine Freude auf, Frau Schmidt teilt sich mit ihrer Tochter den muskulösen Liebhaber, Papa spielt mit seinem Porsche; die Jugend surft, nimmt Drogen und guckt Videos, mal Horror, mal Hip-Hop, und macht gelegentlich Ausflüge in riskante Halbweltzonen. Still und starr ruht der See.
Oswald schildert die komfortable Ödnis aus der Perspektive des zwanzigjährigen, schriftstellerisch ambitionierten, aber schulisch leicht retardierten Marcel, der nach der Ankunft im Nobelinternat aufschreibt, was er während der Sommerferien in seinem Heimatort erlebt hat. Es sind dies eine Hochzeit und ein etwas undurchsichtiger Todesfall; zuvor hat der Sohn des Nachbarn ihn hinter die Fassade eines nur scheinbar gesunden Familienunternehmens blicken lassen. Die Väter, immerhin, haben hier bildungsbürgerlich bestückte Bibliotheken, und Kafkas „Brief an den Vater” scheint in beiden Generationen zum Lesekanon zu gehören. Das verleiht dem Ganzen eine Art psychoanalytischer Patina, so als solle damit die Grenze zur Popliteratur markiert werden, die ansonsten noch wie ein müdes Gespenst in Markennamen und Jargon-Partikeln hängt.
Den jugendlichen Ich-Erzähler hat Oswald offenbar gewählt, um eine Stimmungslage darzustellen, in der diffuses Unbehagen sich mit sozialer und politischer Naivität mischt, in der Momente der Hellsicht von spätpubertärer Lethargie überdeckt werden. Wie aber ließe sich dem edel möblierten Elend der Neureichen noch etwas anderes abgewinnen als Stoff für eine Satire oder eine Krimigroteske? Marcel ist weder ein souveräner Außenseiter noch ein abgebrühter Zyniker, nur ein moderat melancholischer Beobachter, der weiß: „Ich bin einer von ihnen, auch wenn man mich nie gefragt hat, ob ich das sein will.” Dass ihm nicht klar ist, was er mit seiner Geschichte eigentlich sagen möchte, hat er mit seinem Erfinder gemein: „Sie handelt von Verrat, von Geld und Tod, vielleicht auch von Liebe, und doch beschleicht mich, wenn ich es bedenke, der klammheimliche Eindruck, all das sei von ungeheurer Nichtigkeit.”
Das Wort „Nichtigkeit” ist in diesem Fall von Kafka geliehen. Der aber hat, darin besteht der große Unterschied, nichts Nichtiges zu Papier gebracht, während eine Erzählung wie diese ihre Substanz daraus gewinnen will, dass sie mit ihrer eigenen Belanglosigkeit kokettiert, und dabei in gehobener Primanerprosa stecken bleibt. Der Autor tut vermutlich gut daran, im nächsten Buch wieder jemanden sprechen zu lassen, bei dem das Abitur schon eine Weile zurückliegt.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
GEORG M. OSWALD: Im Himmel. Roman. Rowohlt Verlag, Reinbek 2003. 185 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2008

DIE STADT IM ROMAN

München: Wer Romane sucht, in denen München eine tragende Rolle spielt, der kommt an Georg M. Oswald nicht vorbei. In seinem Roman "Im Himmel" schildert Oswald, der als Anwalt in der bayerischen Landeshauptstadt lebt, die besserverdienenden Kreise. Deren Himmel liegt über dem Starnberger See. Oswald zeigt die Welt der Schönen und Neureichen in all ihrer inneren Leere mit ironischer Distanz, aber ohne jede Abscheu.

Georg M. Oswald, Im Himmel, Rowohlt-Verlag, Reinbek, 8,90 Euro.

München: Einen ganz anderen Blick auf die Stadt, die schnell mit Schicki-Micki in Verbindung gebracht wird, hat Max Bronski. In seinem Krimi "München Blues" zeigt er, wie korrupt und rabiat es in München auch zugehen kann. Wilhelm Gossec, Trödelhändler im Schlachthofviertel nahe der Theresienwiese, legt sich mit der Immobilienmafia an. Viel Lokalkolorit und Einblicke in die Denkungsart der Bayern.

Max Bronski, München Blues, Kunstmann, München, 16,90 Euro.

Stuttgart: Schwäbisch-großindustrielle Interessenverflechtungen wuchern nur so durch den Roman "Das Rattenprinzip" von Uta Maria Heim. Heim schildert das Stuttgart der frühen 90er Jahre, in der die Globalisierung auch das Leben in Schwaben ungemütlicher machte. Sie beschreibt die denkbare Wirklichkeit pointiert und überspitzt - und doch wächst beim Leser der Eindruck, hinter der Fassade der Stadt könnte sich doch noch eine ganz andere Welt verbergen.

Uta Maria Heim, Das Rattenprinzip, Meßkirch, Gmeiner, 9,90 Euro.

Frankfurt: Auf einen erzählerischen Marathon über 820 Seiten begibt sich, wer Martin Mosebachs Roman "Westend" liest. Durch zwei Jahrzehnte verfolgt er dabei die Lebenswege seiner Figuren im gleichnamigen Stadtteil von Frankfurt. Die bewegen sich fast ausschließlich auf dem Pflaster der Schubert- oder der Mendelssohnstraße im Westend. Wer den bisweilen recht sperrigen Entwicklungsroman bis zum Ende liest, erfährt viel über diesen Teil Frankfurts und das Leben dort.

Martin Mosebach, Westend, dtv, München,

15 Euro.

Hamburg: Die Literaturkritik hat den Roman "Karlmann" von Michael Kleeberg im vergangenen Jahr geradezu hymnisch gelobt. Ort der Handlung ist Hamburg. Kleeberg schildert fünf Tage im Leben seines Helden Charly Renn, fünf Tage im Hamburg der Jahre 1985 bis 1989, fünf Tage, in denen er alle Betriebsgeheimnisse der Männer in ihrem Umgang mit den Frauen erbarmungslos verrät.

Michael Kleeberg, Karlmann, Deutsche Verlagsanstalt, München, 22,95 Euro.

Hamburg: Doris Gehrcke lenkt in ihrem Krimi "Schlaf, Kindchen, schlaf" den Blick auf die Hafenstadt Hamburg, die wie keine zweite Stadt in Deutschland von der Globalisierung profitiert. Während einer internationalen Konferenz über Kinderarmut tauchen immer mehr verwahrloste Kinder aus aller Welt in Hamburg auf. Dann entdeckt Ermittlerin Bella Block, die mit Hannelore Hoger in der Hauptrolle erfolgreich für das Fernsehen verfilmt wurde, zwei Kinderleichen . . .

Doris Gercke, Schlaf, Kindchen, schlaf, Ullstein, Berlin, 7,95 Euro.

Düsseldorf: Der Krimi-Autor Horst Eckert fährt vor jedem neuen Roman die Straßen und Viertel Düsseldorfs wieder ab - damit die Details stimmen. In seinem jüngsten Krimi verrät schon der Titel "Königsallee", vor welcher Kulisse er seine Geschichte über Raub, Mord und einen allzu investorenfreundlichen Oberbürgermeister angesiedelt hat.

Horst Eckert, Königsallee, Grafit, Dortmund, 18,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensent Christoph Schröder fürchtet, dass dieser Roman, der in besseren Gesellschaftskreisen am Starnberger See spielt, als "Affirmation" oder "Renaissance der Popliteratur" missverstanden wird. In Wahrheit, so der Rezensent nachdrücklich, handelt es sich um ein "subversives" Werk, das einen durchaus "moralischen" Anspruch hat. Schröder fühlt sich aufgerufen, die Beschreibung des Klappentextes zu korrigieren: nicht "'heiter', sondern saulustig" und dabei "bitterböse" sei die Geschichte um den 20-jährigen Marcel, der die "merkwürdigen Gepflogenheiten" der am Starnberger See ansässigen Familien minutiös aus einer gewissen Distanz, aber eben dennoch als einer der Ihren aufzeichnet, also von innen und außen zugleich. Daraus, so der Rezensent angetan, ergeben sich die "Spannung" und die "Pointen" des Romans. Fasziniert weist Schröder auf das "vollständige Fehlen jeglichen Bewusstseins" von sozialen Dimensionen bei den Protagonisten hin. Gerade darin sieht er das Politische des Romans. Dies, so der Rezensent angetan, ist auch die einzig mögliche "unpeinliche" Darstellungsweise des "Unbehagens", das der Autor offenbar bei der Betrachtung der geschilderten Zustände empfindet. Dass er ohne "Klassenkampf"-Parolen und "Fingerzeige auf 'die da oben'" auskommt, sichert ihm die Sympathien des Rezensenten, der dem Buch eine "beunruhigende" Wirkung attestiert.

© Perlentaucher Medien GmbH
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