Frauen haben zu schweigen, wenn es um den Islam geht. Damit will sich Nahed Selim nicht abfinden: Sie will Muslima sein und trotzdem emanzipiert, will selber bestimmen, was sie glauben will. Nahed Selim entreißt den Koran den Mullahs, schrieb das NRC Handelsblad. In keiner Sure steht, da Frauen Schleier tragen müssen, die meisten Regeln zur Unterdrückung der Frauen sind im Lauf der Jahrhunderte von den ausschließlich männlichen islamischen Theologen in den Koran hineingeschmuggelt worden. Die muslimischen Frauen werden durch Fehlinterpretationen, angeblich authentische Texte und falsche Übersetzungen unterdrückt. Selim ruft die Frauen auf, selber den Koran zu lesen und zu interpretieren: der längst überfällige Beginn einer weiblichen islamischen Theologie. Der Blick der Frauen auf den Koran ist aufregend und anders.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Die "fernsehseriengleiche" Aufmachung des Buches schreckt Hilal Sezgin zunächst ab. Zu ihrer Freude stellt sie nach den ersten Seiten aber fest, dass hinter der "unseriösen Anmutung" ein "äußerst nachdenkliches" Buch steckt. Die niederländische Journalistin Nahed Selim sei sprachlich zwar nicht immer sicher, doch diskutiere sie einige Stellen des Koran so erfrischend und pointiert, "dass man entzückt Heureka! rufen möchte". Bei den Maßgaben zum Sexualverhalten etwa gelange Selim mit ihrer durchgängig historischen Lesart des Koran zu "wirklich überraschenden" Schlussfolgerungen. Neben den intellektuellen Vorzügen empfiehlt sich das Buch für Sezgin auch wegen der "Offenherzigkeit" und "Leidenschaftlichkeit", mit der die Autorin die Fragen der Exegese diskutiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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