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Der weltberühmte Geiger erzählt hier von seinem Leben als junger Musiker in Moskau, vom großen Lehrer David Oistrach, von ideologischen Zwängen und dem Drang nach Freiheit.
Gidon Kremer, einer der großen und aufregenden Geiger unserer Zeit, blickt zurück auf einen wichtigen Abschnitt seiner künstlerischen Entwicklung und seiner Karriere. Die Erfahrungen mit der Sowjetunion, einem Weltreich vor dem Zusammenbruch, mit den Widersprüchen eines totalitären Regimes, schließlich seine Erlebnisse als gefeierter Geiger im Westen zeichnen das klare Bild einer turbulenten Epoche. Wie wurde ein…mehr

Produktbeschreibung
Der weltberühmte Geiger erzählt hier von seinem Leben als junger Musiker in Moskau, vom großen Lehrer David Oistrach, von ideologischen Zwängen und dem Drang nach Freiheit.

Gidon Kremer, einer der großen und aufregenden Geiger unserer Zeit, blickt zurück auf einen wichtigen Abschnitt seiner künstlerischen Entwicklung und seiner Karriere. Die Erfahrungen mit der Sowjetunion, einem Weltreich vor dem Zusammenbruch, mit den Widersprüchen eines totalitären Regimes, schließlich seine Erlebnisse als gefeierter Geiger im Westen zeichnen das klare Bild einer turbulenten Epoche. Wie wurde ein Tschaikowsky-Preisträger im eigenen Land behandelt? Wie konnte er seine Musik und sich von ideologischen Zwängen freihalten? Wie als »sowjetischer Künstler« im Westen leben und spielen? Kremer erzählt auch von seiner Kunst, seinem immensen Repertoire und von den großen Musikern seiner Zeit wie seinem Lehrer David Oistrach, wie Mstislaw Rostropowitsch, Swjatoslaw Richter oder Dmitri Schostakowitsch.

Autorenporträt
Gidon Kremer ist einer der bedeutendsten Violinisten unserer Zeit. 1947 in Riga (Lettland) geboren, erhielt er bereits mit vier Jahren ersten Unterricht. Nach seiner Ausbildung an den Konservatorien Riga und Moskau stieg er binnen weniger Jahre in den Zenit des Klassikhimmels auf. Kremer spielte mit allen großen Orchestern und Dirigenten der vergangenen Jahrzehnte und begründete das Kammermusikfestival Lockenhaus sowie das Orchester Kremerata Baltica. Seit 1980 lebt der mit unzähligen Ehrungen und Preisen ausgezeichnete Violinist in der Schweiz. Er hat vier Bücher veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

Sowjetisch geprüft
Gidon Kremer erzählt
Dies ist kein Buch über Musikherrlichkeiten, einmalige Konzerterfolge und berauschende Nachfeiern, obwohl das alles vorkommt. Es ist auch nicht einfach die Fortsetzung der Erinnerungen, die Gidon Kremer, der große lettische Violinist, mit „Kindheitssplittern” begann. Der Vorkämpfer für die Anerkennung der Musik von Arvo Pärt, Alfred Schnittke oder Sofija Gubaidulina, erzählt nicht simpel-kokett vom Aufstieg zu einem der wichtigsten Musiker unserer Zeit. Vielmehr schildert er nachdenklich und voll S elbstzweifel die Bedingungen, unter denen er und andere in der einstigen Sowjetunion Musik machen konnten oder durften. So entstand ein Dokument zur Mentalitätsgeschichte des Verhältnisses zwischen Künstlern und Funktionären der ehemaligen UDSSR.
Kremer klagt nicht, wie furchtbar alles gewesen sei. Ebenso fehlt jegliches Triumphieren, wie toll es dagegen im Westen sei. Vielmehr verdeutlicht er seine Liebe zu Russland, seine Wertschätzung der Künstlerpersönlichkeiten, die Qualität der Ausbildung, die Intensität des Zuhörens, die Notwendigkeit von Musik als Elixier im unbarmherzigen Alltag. Doch dagegen stehen jene Erfahrungen, die aus Künstlern korrumpierbare Individuen machten, zu Missgunst und auch Verrat fähig, um sich selbst besser zu verkaufen oder gar zu retten.
Es ist mehr als bitter, welche Demütigungen ein Oistrach, ein Gilels oder ein Kogan klaglos hinnahmen oder sich sogar an ihnen beteiligten. Wie etwa Kogan, der vielleicht mit in der Intrige steckte, die verhinderte, dass Kremers erste Frau, Tatjana Grindenko, eine hervorragende Geigerin, nach monatelangen Vorbereitungen zum Brüsseler Wettbewerb durfte, ohne Angabe von Gründen. Kremers Lehrer Oistrach, dessen Herzenswärme, künstlerische Integrität und Menschlichkeit Kremer bewegend darstellt, konnte auch nicht helfen, er duckte sich eher weg.
Am Ende dieses wenig erheiternden, aber erhellenden Buches entwirft Gidon Kremer eine Porträtgalerie des „Musicus sowjeticus” anhand einiger der großen Musikerpersönlichkeiten. So beschreibt er die Dirigenten Kirill Kondraschin, Gennadi Roschdestwenski und Jewgeni Swetlanow aus ihrem Verhalten gegenüber den Widersprüchen der sowjetischen Gesellschaft: Der erste setzte sich nach lebenslanger Einfügung ins System überraschend in den Westen ab; der zweite zog sich in die Kälte des Professionellen zurück; der dritte konnte sich jäh vom trinkfreudigen Sowjetschwärmer in einen wüsten Zornickel verwandeln, der auch Apparatschiks einschüchterte.
Kremer schildert die Tragik des Leonid Kogan, der vergeblich in die Freiheit des Westens wollte, und deutet an, wie sich der Pianistentitan Swjatoslaw Richter durch Unnahbarkeit schützte. Er berichtete ebenso vom impulsiven Cellisten Mstislaw Rostropowitsch, der sein überbordendes Temperament im System durchaus auch zu seinen Gunsten nutzte bis zu seiner Ausbürgerung. Kremer nimmt sich selber nicht aus und unterzieht sein schwankendes Verhalten, seine Unentschlossenheiten, sein Misstrauen, auch seinen Ehrgeiz einer zuteilen schonungslosen Bestandsaufnahme. Seine erotischen Verwirrungen und privaten Verwicklungen, sein Unbehagen im westlichen Musikbetrieb und seine Ernüchterungen vor allem im Plattengeschäft führt er vor. Er spricht von seiner Verehrung für Musiker wie Schnittke und Gubaidulina, für die er sich intensiv eingesetzt hat. Gidon Kremer erweist sich endlich als im Politischen zwischen Mut und Kleinmut wankender, im Privaten unsicher taumelnder, im Musikalischen aber souverän dahinschreitender Grenzgänger.
HARALD EGGEBRECHT
GIDON KREMER: Zwischen Welten. Piper Verlag, München, Zürich 2003. 386 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dieses Buch des großen Geigers Gidon Kremer ist nicht einfach die Fortsetzung seiner Autobiografie, sondern Auseinandersetzung mit einem sehr spezifischen Teil seiner Vergangenheit, nämlich den Jahren in der Sowjetunion. Beschrieben werden die Umstände, unter denen er, aber auch andere Musiker, dort ihren Beruf ausüben konnten - oder auch nicht. Kremer schildert, nicht ohne "Selbstzweifel", so Harald Eggebrecht, wie das politische System "Missgunst und auch Verrat" begünstigte und entwickelt so etwas wie eine "Porträtgalerie des 'Musicus sowjeticus'", die nicht sehr "erheiternd", dafür aber sehr "erhellend" ist. Erwähnung finden die Dirigenten Kondraschin, Roschdestwenski oder Swetlanow, die sich in unterschiedlicher Weise zwischen Anpassung, Widerstand und Exil bewegten. Sich selbst beschreibt Kremer als "zwischen Mut und Kleinmut" schwankenden "Grenzgänger" und verschweigt auch sein "Unbehagen im westlichen Musikbetrieb" nicht.

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