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Liebe, Eifersucht und andere unklare Verhältnisse Flora verflucht die Liebe. Jeder, den sie nicht lieben muß, ist ihr willkommen. Und doch gibt es da einen neuen Mann. Glaubt David. Und soll für seinen Vater die Wahrheit über seine attraktive Stiefmutter Flora ans Licht bringen.
Flora verflucht die Liebe. Jeder, den sie nicht lieben muß, ist ihr willkommen. Und doch gibt es da einen neuen Mann. Glaubt David. Und soll für seinen Vater die Wahrheit über seine attraktive Stiefmutter Flora ans Licht bringen. "Flora ist keine Schönheit im Allerweltssinn. Sie ist was für Kenner, sie lächelt mit…mehr

Produktbeschreibung
Liebe, Eifersucht und andere unklare Verhältnisse
Flora verflucht die Liebe. Jeder, den sie nicht lieben muß, ist ihr willkommen. Und doch gibt es da einen neuen Mann. Glaubt David. Und soll für seinen Vater die Wahrheit über seine attraktive Stiefmutter Flora ans Licht bringen.
Flora verflucht die Liebe. Jeder, den sie nicht lieben muß, ist ihr willkommen. Und doch gibt es da einen neuen Mann. Glaubt David. Und soll für seinen Vater die Wahrheit über seine attraktive Stiefmutter Flora ans Licht bringen.
"Flora ist keine Schönheit im Allerweltssinn. Sie ist was für Kenner, sie lächelt mit den Augen" – David beobachtet die Frauen und ganz besonders seine Stiefmutter Flora. Er mag sie, weil sie rebellisch ist und so wundervolle geschwungene Wangenknochen hat. Er mag sie mehr, als er sie vielleicht mögen dürfte. Das ist auch Muriel, seiner Cousine, nicht entgangen. Aber wahrscheinlich ist die einfach nur eifersüchtig, denn eigentlich hatte bis jetzt immer sie geglaubt, Floras intimste Vertraute zu sein. Es scheint aber Geheimnisse zu geben, in die die extrovertierte Flora keinen von beiden einweiht – Geheimnisse wie diesen "dritten Mann", über den auch Davids Vater gerne mehr erfahren würde. Die attraktive, eigenwillige Flora ist der Fixstern in Davids und Muriels jungem Universum. Über die Nähe zu ihr lernen sie die Liebe kennen, die Liebe, ihre seltsamen Masken, den Schmerz und das erste Begehren.
Autorenporträt
Gabriele Wohmann, 1932 in Darmstadt geboren, gehörte zu den wichtigsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihr umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Bremer Literaturpreis und dem Hessischen Kulturpreis, und, sie erhielt das Große Bundesverdienstkreuz. Die Schriftstellerin verstarb im Juni 2015.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.07.2002

Wen man liebt, den sollte man am besten gar nicht kennen
In ihrem Roman „Schön und gut” lässt Gabriele Wohmann zwei Sechzehnjährige ziemlich naseweis über die Welt räsonieren
Flora verkörpert die Unbedingtheit und das Arrangieren zugleich. Darum fasziniert sie die Jugendlichen. Wenn Flora Bihunsuppe kocht, stellt sie die Platte auf drei, bis alles brodelt. Sie würzt scharf. Louis, der Pedant, erwärmt die Bihunsuppe vorschriftsgemäß langsam, würzt wenig und guckt mehrmals täglich Wetterbericht. Flora fährt ständig auf der Überholspur und findet Nachhause-Kommen schrecklich. Eigene Kinder wollte sie nie, nicht eingesperrt und nicht auf die klassische Frauenrolle festgelegt sein. Jetzt sorgt sie doch für welche. Sie protestiert dagegen, der Patchworkfamilie das Abendbrot pünktlich auf den Tisch zu stellen. Aber sie tut es, obwohl keiner es von ihr verlangt. Sie ist keine Revolutionärin. Sie gibt nur dem „aber” die Stimme, das auf jedes „schön und gut” folgt. David und Muriel, 16jährig, im Strudel der Pubertät, beschließen ein Buch über Flora zu schreiben.
In ihrem neuen Roman knüpft Gabriele Wohmann an ihre vertrauten Sujets an: Die Irritationen des bürgerlichen Alltags, der Blick auf das Private, die Konzentration auf das Innenleben der Figuren. Sogar die Bihunsuppe und ein gelegentlicher Bezug auf den Denker Lichtenberg sind aus früheren Erzählungen hinübergerettet. Eine Pubertätsgeschichte war auch Wohmanns jüngster Roman „Das Hallenbad” schon. Nun versetzt sich die 70jährige Autorin wiederum in das Denken und Fühlen 16jähriger, schildert aus deren Perspektive eine bürgerlich aufgeklärte Familie, die scheinbar ganz der Norm entspricht: Mann, Frau, Mädchen, Junge. Im steten Wechsel reiht sie die tagebuchartigen Aufzeichnungen der beiden Jugendlichen aneinander: Ein Kapitel schreibt David, eines Muriel, dann wieder David – undsoweiter.
Der bürgerliche Alltag ist brüchig, die Normfamilie ist keine. Flora ist die Stiefmutter von David, seit ein paar Jahren die Lebensgefährtin seines Vaters Louis. Muriel, Davids Cousine, wohnt zeitweise bei den dreien, weil ihre Eltern ständig auf Reisen sind. Versehentlich kam Flora so doch zu Verhältnissen, die sie nie angestrebt hat. Sie scheint sich hineingefunden zu haben. Oder nicht? Zum roten Faden des Buches wird der Verdacht, dass Flora einen Liebhaber hat.
„Pass ein bisschen auf sie auf”, sagen Muriels Eltern, wenn sie ihre Tochter zu den Verwandten schicken. Sie können nur Flora mit dem „sie” gemeint haben, befindet Muriel. In ihrem Buch schreiben die Jugendlichen über Unabhängigkeit, Liebe und Selbstwerdung. „Mein Liebhaber müsste todernst aussehen, bei der Liebe, wie jemand mit Schmerzen”, sagt Muriel. Liebe ist absolut, es ist fast schon zuviel, den Menschen überhaupt zu kennen, den man lieben könnte, befinden sie. Da ist ja was dran. Flora ist die Folie, in der sie ihre pubertären Themen spiegeln. Flora, die erwachsen ist und doch nicht. Die sich mit Louis arrangiert hat, auch wenn er ein so anderes Temperament besitzt: „Bis ins Kleinste passt keiner zu keinem.” Den Jugendlichen erklärt Flora, warum die Erwachsenen der Unbedingtheit der Liebe ausweichen: „Das Selbst, David, dein berühmtes Selbst, es wehrt sich gegen die Vereinnahmung. Vereinnahmung bis hin zur Auslöschung.”
Mitunter trifft Wohmann den Ton der Jugendlichen überzeugend. Etwa, wenn diese mit gnadenlosem Blick die Erwachsenen ihrer Verstellungen überführen, zum Beispiel im gönnerhaft kumpelhaften Umgang mit Putzfrauen. Ein kluges Buch, über das man nachdenken und reden kann, das den Fokus auf die Lügen und Kompromisse des Alltags richtet. Trotzdem bleibt ein Ungenügen. Ein bisschen langatmig wirkt der gleichmäßige Wechsel der Kapitel zwischen David und Muriel. Und gelegentlich erscheinen sie gar zu altersweise: „In diesen seltsamen schönen schwierigen Augenblicken im Exil bei ihr, der Ungeschützten, Ungetarnten, würde sie allerdings nicht kritisch und nicht ironisch sein”, sagt David über Muriel, als er sie sich in einem introvertierten Augenblick vorstellt. Redet so ein 16jähriger? Oder doch eher eine 70jährige renommierte Schriftstellerin? Vielleicht liegt es auch an dieser Abgeklärtheit der Jugendlichen, dass der Roman einen seltsam teilnahmslos lässt, dass er einen beschäftigen, aber nicht bewegen kann.
FRIEDERIKE HERRMANN
GABRIELE WOHMANN: Schön und gut. Roman. Piper Verlag, München 2002. 222 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

In seiner weitgehend nacherzählenden Rezension zeigt sich Alexander Bormann recht angetan von Gabriele Wohmanns Roman um eine außergewöhnliche Familie. Interessant findet Bormann die Erzählweise des Romans: Kurz vor dem Abitur fassen die beiden "Kinder" David und Muriel, die mit im Hause aufwächst, weil ihre Ethnologen-Eltern andauernd unterwegs sind, den Plan, jedes für sich ein Buch über das faszinierende Familienoberhaupt Flora, der Wohmann laut Bormann "spendabel viele eigene Züge geliehen hat", zu schreiben. So stammt abwechselnd je ein Kapitel des Romans von David und Muriel, die sich gegenseitig Einsicht in das Geschrieben gewähren, berichtet Bormann. "Zart und hübsch genau" zeigt Wohmann nach Ansicht des Rezensenten, wie sich David und Muriel dagegen wehren, "pubertär" zu sein, und wie sie sich schließlich näherkommen, während der Familiensegen schief hängt, weil Louis, Floras Mann, Flora verdächtigt, fremdzugehen. Am Schluss kommt dann aber doch noch alles in Ordnung, verrät Bormann, Davids und Muriel s Buch über Flora bleibt unvollendet. Wohmanns Erzählthese, dass es den Gegensatz von Kunst und Leben nicht gibt, kann Bormann nach der Lektüre ihres neuen Romans nur zustimmen: Denn: "Das unverstellte Leben ist am gründlichsten verstellt."

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